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Das Gigruderboot kurz die Gig ist ein deutscher Ruderbootstyp fur das Wanderrudern und die Ruderausbildung Durch den Deutschen Ruderverband DRV wurden seit Beginn des 20 Jahrhunderts funf verschiedene Untertypen definiert die bis heute weit verbreitet sind und eine grosse Bedeutung im deutschen Rudersport haben Ausserhalb Deutschlands haben Gigruderboote keine Verbreitung gefunden Gigruderboot Vierer mit Steuermann aus Holz in Plankenbauweise Typ B bei der Ruderausbildung im Dusseldorfer HafenGig Boote auf der Werra vorn ein Gig Vierer Typ C Sperrholz in nicht klassischer Besetzung hinten ein Gig Einer Typ B Klinker Im Vergleich zu Rennruderbooten zeichnen sich Gigruderboote durch eine erhohte Lagestabilitat und Robustheit aus sie sind gleichzeitig aber auch schwerer und langsamer Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Abgrenzung von Rennruderbooten 1 2 Aussenhaut und Fertigungsmaterialien 1 3 Abmessungen und Bootsgewicht 2 Geschichtliche Entwicklung 3 Nutzung 3 1 Wanderrudern 3 2 Anfangerausbildung 3 3 Rennrudern 4 Weitere Varianten 5 Sprache 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Gigruderboot Vierer mit Steuermann aus Holz in Plankenbauweise Typ B in Leipzig 1953In Gigruderbooten sitzen die Ruderer wie im Rudersport typisch hintereinander mit dem Blick entgegen der Fahrtrichtung Typischerweise werden sie als Einer Zweier Dreier Vierer oder Achter gebaut seltener auch als Funfer oder Sechser Meist ist auch ein Steuermannsplatz vorhanden Gigs haben ebenso wie Rennruderboote Ausleger mit Dollen in die zur Nutzung Skulls oder Riemen eingelegt werden Auch das Stemmbrett und der Rollsitz unterscheiden sich kaum von Rennruderbooten Abgrenzung von Rennruderbooten Bearbeiten Ruderboote fur den Rennrudersport sind darauf ausgelegt hohe Bootsgeschwindigkeiten zu ermoglichen Als Konsequenz sind sie mit verschiedenen Nachteilen behaftet durch die schlechte Lagestabilitat um die Langsachse sind sie schwierig zu rudern insbesondere von Anfangern durch ihr geringes Gewicht die Konstruktionsweise und die verbauten Fertigungsmaterialien sind sie nicht robust gegen Stosse durch ihre schmale Form bieten sie keinen Stauraum In allen Teilen der Welt existieren daher verschiedene Ruderbootstypen die diese Nachteile auf Kosten der Bootsgeschwindigkeit vermeiden In Deutschland hat der DRV funf Gigboottypen A bis E definiert wobei die Parameter Mindestgewicht Breite an der Konstruktionswasserlinie und Bauweise der Bootshaut entscheidend sind Von Rennruderbooten die lediglich durch ein Mindestgewicht reglementiert sind unterscheiden sich Gigruderboote auch ausserlich sehr deutlich Gigruderboote haben typischerweise keine geschlossenen Luftkasten ausserhalb des Mannschaftsraumes Das Boot kann daher beim Wanderrudern uber die gesamte Lange beladen werden Fur spezielle Zwecke bei hohem Wellengang konnen auch Gigruderboote mit geschlossenen Luftkasten ausgerustet werden Das Dollbord ist bei Gigruderbooten erheblich massiver ausgepragt als bei Rennruderbooten Es verlauft uber die gesamte Lange des Bootes Die Dolle ist dennoch nicht direkt auf dem Dollbord montiert sondern auf Auslegern Gigruderboote haben einen uber die gesamte Bootslange aussen laufenden Kiel aus Holz der haufig mit einer Metallkante versehen ist Bei Rennruderbooten wird der Kiel innerhalb der Bootshaut verbaut oder seit einiger Zeit vollstandig weggelassen so dass er von aussen nicht sichtbar ist Anders als Rennruderboote haben Gigs auch keine Finne Das Steuerruder ist am Heck des Gigruderbootes angebaut und jederzeit sichtbar Rennruderboote haben dagegen ein Steuer vollstandig unterhalb der Wasseroberflache Aussenhaut und Fertigungsmaterialien Bearbeiten Gigruderboote wurden zunachst weitestgehend aus Holz gebaut und der Bootsrumpf durch 12 oder 14 geklinkerte Holzplanken gebildet Typen A und B Dabei wurde vor allem Zedern und Mahagoniholz genutzt Auch wenn heute kaum neue Plankenruderboote gebaut werden sind noch viele dieser Boote im Bestand der Vereine vorhanden und damit im Betrieb Zu Beginn wurde auf Betreiben des DRV die C Gig eingefuhrt nunmehr mit glatter Aussenhaut Dazu konnen ebenfalls holzerne Werkstoffe verwendet werden meist Zeder oder dunnes Sperrholz oder kunststoffbasierte Materialien genutzt werden CFK GFK Die Bootshaut wird dadurch erheblich robuster als bei geklinkerten Ruderbooten und gleichzeitig kann das Ruderboot leichter gebaut werden D und E Gigs haben ebenfalls eine glatte Aussenhaut aus Holz oder Kunststoff Der Innenausbau der Gigruderboote wird bis heute haufig aus Holz gebaut Dazu werden oftmals Fichten Eschen oder Buchenholz genutzt Typ BootshautA Holz geklinkert aus 12 oder 14 PlankenBC Holz oder Kunststoff glatte SchaleDEAbmessungen und Bootsgewicht Bearbeiten Da die Gigruderboote vom Deutschen Ruderverband mit dem Ziel der Vereinheitlichung des Bootsparkes in Deutschland konzipiert wurden existierte lange ein umfangreiches Reglement in den Ruderwettkampf Regeln Die Gigs waren deshalb deutlich starker beschrankt als die im Spitzensport verwendeten Rennruderboote fur die lediglich ein Mindestgewicht zur Vermeidung eines Wettrustens und zur Sicherheit existiert Die Regeln fur die Gigruderboote sind in der folgenden Tabelle aufgelistet wobei heute nur noch die Werte fur den Zweier den Vierer und dem Achter vom C Typ vorgeschrieben sind in der nachfolgenden Tabelle durch Fettschrift hervorgehoben 1 In allen anderen Typen werden keine Regatten mehr gerudert Die einstmals vorgeschriebenen Werte haben aber de facto weiterhin den Rang einer Norm und werden von Werften weiter genutzt Eine Ausnahme stellt das Mindestgewicht dar das durch die Nutzung moderner Fertigungswerkstoffe heute leicht verringert werden kann Fur den C Typ wird das vorgeschriebene Mindestgewicht gelegentlich an den technologischen Fortschritt angepasst Die Gig Typen A bis D sind relativ stromlinienformig gebaut so dass das Mass der Mindestbreite nur an einer Stelle knapp vor der Mitte des Bootsrumpfes erreicht wird Zum Bug und zum Heck lauft das Boot zunehmend schmal zu Zur Bestimmung der besten Laufform wurden regelmassig Schlepptests vom DRV durchgefuhrt Die E Gig soll dagegen aus Grunden der Einfachheit eine konstante Breite im Bereich des Mannschaftsraumes aufweisen was sich nachteilig auf das Laufverhalten auswirkt Typ Lange uber alles Hochstmass Breite uber alles Mindestmass Breite an der KWL Mindestmass Tiefe Mindestmass MindestgewichtEinerA 6 50 m 60 cm 54 cm 26 cm 30 kgB nicht bekanntC 7 00 m 54 cm 48 cm 22 cm 24 kgD 6 50 m 60 cm 52 cm 26 cm 24 kgE nicht bekanntZweier mit Stm A 8 25 m 90 cm 75 cm 33 cm 85 kgB 8 50 m 78 cm 65 cm 32 cm 75 kgC 8 50 m a 78 cm a 65 cm a 32 cm 60 kg aD 8 25 m 90 cm 75 cm 33 cm 65 kgE nicht bekanntVierer mit Stm A 10 50 m 100 cm 76 cm 34 cm 110 kgB 11 00 m 78 cm 65 cm 33 cm 100 kgC 11 00 m a 78 cm a 65 cm a 33 cm 75 kg aD 10 50 m 100 cm 76 cm 34 cm 90 kgE 11 00 m 90 cm 70 cm 34 cm lt 90 kgAchter mit Stm A nicht bekanntB 17 50 m 85 cm 70 cm 32 cm 185 kgC 17 50 m a 85 cm a 70 cm a 32 cm 150 kg aD nicht bekanntE nicht bekannta Nach Ruderwettkampf Regeln RWR des Deutschen Ruderverbandes vom 11 August 2020 1 Geschichtliche Entwicklung Bearbeiten nbsp Gig Ruderboote nach der Ausfahrt aus der Schleusenkammer Main 1964Die Entwicklung der Gigruderboote wurde ab ca 1908 von Oskar Ruperti der spater auch DRV Vorsitzender wurde vorangetrieben Nur wenige Jahre zuvor hatten in Deutschland die ersten Ruderbootswerften die Arbeit aufgenommen so dass Ruderboote nicht mehr aus England importiert werden mussten Nach der Grundung der Technischen Kommission im DRV spater Technischer Ausschuss TA im Jahre 1910 wurde im darauf folgenden Jahr die A Gig als fur das Wanderrudern und die Ausbildung geeignetes Ruderboot spezifiziert Das Boot geriet 1 Meter breit was fur den Einsatz in Wettkampfen als zu trage empfunden wurde Die Aussenhaut entsprach mit der Plankenbauweise dem damaligen technischen Stand der Dinge Bereits 1919 wurden B Gigs erstmals von den Bootswerften Perdess und Deutsch gebaut Die Gesamtbreite lag mit 78 cm erheblich unter der der A Gigs Der TA legte allerdings erst im Jahr 1936 die detaillierten Normen zur Lange Breite Konstruktionswasserlinie Tiefe und Gewicht der Boote fest um eine weitere Vereinheitlichung zu erreichen Die C und D Gigs wurden nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt Bootshullen konnten nun auch aus leichtem formverleimtem Sperrholz ohne die Plankenbauweise hergestellt werden was einen erheblichen Gewichts und Reibungsvorteil versprach Die C Gig stellt daher bezuglich seiner Abmessungen das Pendant zur B Gig dar allerdings mit glatter Aussenhaut Die D Gig orientiert sich an den Abmessungen der A Gig ebenfalls aber mit glatter Aussenhaut Der Typ der E Gig wurde zwischen 1987 und 1993 entwickelt Er wurde als Kompromiss zwischen dem C und D Typ erdacht um beim Wanderrudern mehr Gepack als in der C Gig mitnehmen zu konnen ohne die Tragheit der D Gig in Kauf nehmen zu mussen Anders als bei den anderen Gig Typen sollte die Bordwand im Mannschaftsraum durchgangig dieselbe Breite haben 90 cm um beispielsweise Ausleger und Stemmbretter austauschbar gestalten zu konnen Weil das allerdings zu ausserst schlechten Laufeigenschaften im Wasser fuhrt wird die konstante Breite nicht von allen als E Gig bezeichneten Ruderbooten aufgewiesen Die E Gig ist heute ein reines Wanderruderboot Nutzung BearbeitenWanderrudern Bearbeiten nbsp Pause auf einer Rudertour im Elbe Havel DreieckBeim Wanderrudern in Deutschland sind die Gigruderbootstypen die mit Abstand am haufigsten genutzten Ruderboote Die Boote konnen auf speziellen Ruderbootsanhangern zum Startort einer Tour gebracht werden um dann auf fremden Gewassern genutzt zu werden Fur den Transport werden die Ausleger und einige Komponenten des Innenausbaus vom Ruderboot entfernt Bei einer sogenannten Gepacktour kann jegliches Gepack im Gigruderboot verstaut werden welches dadurch etwas tiefer als gewohnlich ins Wasser eintaucht In Pausen und nachts werden Gigruderboote haufig einfach auf einer Wiese oder auch einem asphaltierten Platz auf dem Kiel abgelegt was mit Rennruderbooten nicht moglich ist Auch das beim Wanderrudern haufige Passieren von Schleusen ist nur mit Gigs nicht aber mit Rennbooten moglich Anfangerausbildung Bearbeiten Rennruderboote sind durch ihren langen schmalen und glatten Bootsrumpf ausserst lageinstabil Insbesondere Anfanger haben damit grosse Schwierigkeiten und werden deshalb in vielen Vereinen zunachst im Gig Doppelvierer mit Steuermann ausgebildet Das Boot ist relativ lagestabil verzeiht Ruderfehler und als Mannschaftsboot mit Steuermannsplatz ist es sehr gut fur die ersten Rudereinheiten geeignet Der Steuermann und Ausbilder kann dabei gut die Ruderbewegung anleiten und kontrollieren Rennrudern Bearbeiten nbsp Abrudern 1966 Vereinsregatta Eschweger Ruderverein Links ein Gig Typ B Klinker rechts ein Gig Typ C Sperrholz Ursprunglich nicht fur den Rennrudersport gebaut werden Gigs doch seit langem fur die Teilnahme an Ruderregatten genutzt Heute spielt dabei nur noch der C Typ eine Rolle weshalb er als einziger noch in den Ruderwettkampf Regeln RWR des DRV reglementiert ist Ruderrennen fur Gigboote werden vom Regattaveranstalter ausdrucklich als solche ausgeschrieben so dass alle am Rennen teilnehmenden Mannschaften den gleichen Bootstyp nutzen Bei den meisten breitensportlich angehauchten Ruderregatten sowie im Schulrudern Jugend trainiert fur Olympia Hochschulrudern und Mastersrudern sind haufig Gigrennen im Programm Im Spitzensport dagegen sind Gigs nicht zu finden dort werden sie auch nicht im Training genutzt Weitere Varianten BearbeitenNeben den herkommlichen Gigruderbooten sind vom DRV auch sogenannte Renngigs und Seegigs auch Inrigger genannt konzipiert worden die allerdings eine erheblich geringere Bedeutung haben Renngigs ahneln ausserlich in vielerlei Hinsicht den Rennruderbooten Sie sind fast genauso schmal mit verschlossenen Luftkasten an Bug und Heck ausgestattet und haben kein durchlaufendes Dollbord Der Aussenkiel von den Gigruderbooten ist allerdings auch an den Renngigs zu finden Seegigs dagegen sind Ruderboote die in Grenzen seetauglich sind und vor allem in Danemark sehr beliebt sind Sie sind ca 1 m breit und werden ohne Ausleger gebaut so dass die Dolle direkt auf dem Dollbord befestigt wird Die Ruderer sitzen in der Seegig seitlich zueinander versetzt damit der Dollenabstand beim Riemenrudern einen korrekten Wert annehmen kann Die vom DRV ehemals spezifizierten Abmessungen fur Renn und Seegigs konnen der folgenden Tabelle entnommen werden Heute sind die Werte nirgendwo mehr reglementiert allerdings haben sie de facto weiterhin den Status einer Norm Einzig das vorgeschriebene Mindestgewicht wird heute nicht mehr eingehalten da es durch die Nutzung moderner Fertigungswerkstoffe sehr einfach deutlich unterboten werden kann Typ Lange uber alles Hochstmass Breite uber alles Mindestmass Breite an der KWL Mindestmass Tiefe Mindestmass MindestgewichtRenngigEiner 7 50 m 35 cm 15 cm 20 kgVierer mit Stm 12 50 m 60 cm 56 cm 21 cm 80 kgAchter mit Stm 17 50 m 70 cm 66 cm 22 cm 120 kgSeegig InriggerZweier mit Stm 8 50 m 100 cm 75 cm 35 cm 60 kgVierer mit Stm 10 50 m 105 cm 80 cm 38 cm 90 kgSprache BearbeitenDas Wort Gig ist der Seemannssprache entliehen wo leichte Beiboote fur den Kapitan als Gig bezeichnet werden Typischerweise wird das Wort mit femininem Genus verwendet die Gig seltener auch mit neutralem Genus das Gig 2 Literatur BearbeitenWolfgang Fritsch Handbuch fur den Rudersport 4 uberarbeitete Auflage Meyer amp Meyer Verlag Aachen 2006 ISBN 978 3 89899 111 7 S 26 29 Weblinks Bearbeitenwww rudern de Bootsarten und Bootsgattungen www rudern de Bootstechnik im Deutschen Ruderverband www gigboote de ein Webangebot der Bootswerft Baumgarten Bootsbau Einzelnachweise Bearbeiten a b Ruderwettkampf Regeln RWR des Deutschen Ruderverbandes gultig ab 11 August 2020 Deutscher Ruderverband 11 August 2020 S 8 abgerufen am 25 September 2020 Duden Gig die oder das Duden abgerufen am 17 April 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gigruderboot amp oldid 237679454