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Der Gesindezwangsdienst auch Gesindezwang Zwangsgesindedienst oder Gesindedienstpflicht genannt war eine besondere Form von Dienstverpflichtung Sie ist als Ausdruck feudaler Abhangigkeit zu verstehen 1 Sie wurde spater durch die Gesindeordnungen geregelt 2 Diese Dienstpflicht zwang alle abhangigen Bauern als Untertanen ihre Kinder mit dem 14 Lebensjahr zuerst dem Guts oder Grundherrn als Gesinde anzubieten Erst nach dem Ableisten dieses Dienstes konnten sie auch andernorts Arbeiten annehmen Die Jugendlichen hatten sich jahrlich jeweils zu zwei Terminen auf dem Gutshof zu stellen 1 Fur ihre Arbeit im Haus des Grundherrn in dessen Viehwirtschaft oder auf dessen Ackern erhielten sie nur einen geringen Lohn 3 Der Zwangscharakter solcher Dienstverpflichtung ergibt sich moglicherweise aus der Notsituation kriegerischer Verteidigungsmassnahmen wie sie aus der ursprunglichen Wortbedeutung des Gesindes als Kriegsvolk hervorgeht 4 Verbreitung BearbeitenIn Holstein und Pommern gab es den Gesindezwang schon vor dem Dreissigjahrigen Krieg und in Mecklenburg wurde er im Jahr 1645 indirekt eingefuhrt indem den Bauernkindern das Fortziehen gesetzlich verboten wurde 5 Er wurde auch in Preussen und Sachsen angewandt 1 Rechtliche Besonderheiten BearbeitenWahrend in den ostelbischen Gebieten der Zwangsdienst unter die Pflichten der Leibeigenschaft fiel wurde er z B in Sachsen unter Kurfurst August I 1533 1583 zuerst nur fur die Untertanen von kurfurstlichen Kammergutern zugelassen Nach dem Dreissigjahrigen Krieg 1618 1648 stand er jedoch allen Grundherren zu soweit sie die Gerichtsbarkeit besassen um die durch den Krieg verwusteten Gutshofe rascher aufzubauen und wieder zu bewirtschaften Mit dem Zwangsdienst war die Gefahr von Missbrauch verbunden insbesondere durch das Zuchtigungsrecht und die mit dem Zwangscharakter gegebene starke Reglementierung des Lebens der Untertanen Dies fuhrte immer wieder zu Bauernunruhen wie z B 1654 61 im schonburgischen Gebiet 1 Auf dem Lande spielte der Gesindezwangsdienst eine die traditionellen Familienstrukturen desorganisierende Rolle 6 Die Gesindeordnungen wurden erst 1918 in Osterreich und 1925 in der Schweiz aufgehoben 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Genealogische Begriffe a b Gesinde In Der Grosse Brockhaus Kompaktausgabe in 26 Banden 18 Auflage F A Brockhaus Wiesbaden 1983 ISBN 3 7653 0353 4 Band 8 S 166 Friedrich Wilhelm Henning Landwirtschaft und landliche Gesellschaft in Deutschland Bd 2 1750 bis 1976 Schoningh Paderborn 1978 ISBN 3 506 99186 8 S 47 Gunther Drosdowski Etymologie Herkunftsworterbuch der deutschen Sprache Die Geschichte der deutschen Worter und der Fremdworter von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart Dudenverlag Band 7 2 Auflage Mannheim 1997 ISBN 3 411 20907 0 a Wb Lemma Gesinde und Gesindel S 237 s a die ahnliche Bedeutung von Pobel und Volk b Wb Lemma Volk S 793 Agrargeschichte In Jahresberichte fur deutsche Geschichte Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften abgerufen am 18 November 2014 Klaus Dorner Burger und Irre Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie 1969 Fischer Taschenbuch Bucher des Wissens Frankfurt M 1975 ISBN 3 436 02101 6 S 192 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesindezwangsdienst amp oldid 228117276