www.wikidata.de-de.nina.az
Die Geschichte des Akkordeonbaus in Klingenthal einer Kleinstadt im Musikwinkel des sachsischen Vogtlandkreises baut auf vorangegangenen Instrumentenbautraditionen auf Die Tradition des Klingenthaler Musikinstrumentenbaues reicht bis in die Mitte des 17 Jahrhunderts zuruck als bohmische Exulanten die im Zuge der Gegenreformation aus den Habsburger Gebieten zuwanderten hier den Geigenbau einfuhrten Ab Anfang des 19 Jahrhunderts hielt der Harmonikabau in Klingenthal Einzug Dadurch veranderte sich die okonomische Struktur der Stadt zusehends Der traditionelle Orchesterinstrumentenbau wurde weitgehend verdrangt da viele Handwerker in den Harmonikabau wechselten Klingenthal entwickelte sich schnell zum grossten deutschen Harmonikazentrum und teilte sich mit Trossingen den deutschen Exportmarkt Bis ins 20 Jahrhundert war der Harmonikabau in Klingenthal dominierend Im Jahr 2004 produzierte die Firma Lieblingslied Records mit der Firma Kodex Media mit dem Regisseur George Lindt den Film Das Akkordeon Die Geschichte und den Bau des Akkordeons der auch als DVD erschien In dem Film wird die weltweite Geschichte des Instrumentes verfolgt und im Anschluss der komplette handwerkliche Bau eines Instrumentes dargestellt Inhaltsverzeichnis 1 Schwarzmeisel und Langhammer 2 Der Boom 3 Die Fertigung von Akkordeons 4 Bekannte Unternehmen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 WeblinksSchwarzmeisel und Langhammer BearbeitenBereits im Jahr 1823 erhielt der Klingenthaler Geigenbaumeister und Musikalienhandler Johann Georg Meisel auch Schwarzmeisel genannt von der Braunschweiger Messe eine der ersten Mundharmonikas Damals war der Geigenbau in Klingenthal noch dominierend doch auch der Holz und Metallblasinstrumentenbau hatte schon Einzug gehalten Meisel war als Handler weit in der Welt herumgekommen und hatte wohl dadurch einen Blick fur Neuerungen Er war einer der ersten der uber die damals gebauten Modelle nach Stainer und Hopf den italienischen Geigenmodellen den Durchbruch im Klingenthaler Raum ermoglichte Meisel war allerdings kein Fachmann in Sachen Metall das er aber benotigte um die Tonzungen zu fertigen Da er sichergehen wollte dass nur er das Instrument baute wandte er sich nicht an die heimischen Metallblasinstrumentenbauer sondern an den im bohmischen Graslitz wohnenden Gelbgiesser Johann Langhammer mit dem er befreundet war Er bat ihn die Tonzungen und Platten zu fertigen Die Kanzellenholzer wollte er als Geigenbauer selbst fertigen Langhammer befasste sich allerdings nur sporadisch mit der Mundharmonika da es fur ihn Spielerei war So blieben Holzer und Platten jahrelang liegen bis der sechzehnjahrige Sohn Langhammers die Instrumente fertigstellte Die Arbeit war erfolgreich worauf Meisel Holzer in grosseren Mengen lieferte und die entsprechenden Mundharmoniken bestellte Meisel ubernahm den alleinigen Vertrieb mit seinem Sohn Christian Wilhelm Seit 1827 fertigte Langhammer Mundharmonikas in grosseren Mengen Aufgrund der Vollstandigkeit der Geschaftsbucher Meisels seit 1789 lasst sich die Herstellung der Mundharmonikas gut zuruckverfolgen Die Transporte der Holzer bzw der fertigen Mundharmonikas liefen immer unter grosser Geheimhaltung 1834 lieferte Langhammer in einem Zeitraum von funf Monaten 46 Dutzend Instrumente darunter zehn Dutzend 24 tonige Das entspricht einer Jahresproduktion von ca 100 Dutzend Mundharmonikas Die Gemeinschaftsproduktion von Meisel und Langhammer kam zum Erliegen als Sachsen 1833 an das preussische Zollgebiet angebunden wurde Langhammer fertige nun fur sich allein und Meisel bezog Mundharmonikas von mittlerweile entstandenen Klingenthaler Unternehmen Er fertigte erst wieder Mitte des 19 Jahrhunderts Handharmonikas Der Boom BearbeitenTrotz der Geheimhaltung Meisels hielt 1829 die Mundharmonika Einzug in Klingenthal Der Holzblasinstrumentenbauer Johann Wilhelm Rudolph Glier 1793 1873 erhielt in diesem Jahr vom Physikalischen Verein in Frankfurt am Main eine Mundharmonika zum Geschenk und baute kurz darauf die Instrumente nach Dies war der Beginn des Harmonikabaus in Klingenthal Glier vertrieb seine Instrumente bis nach Sankt Petersburg wo er bereits vorher einen Zweigbetrieb fur Holzblasinstrumente besass Kurz darauf begannen sich andere Mundharmonikaunternehmen von Glier abzuspalten Seine Sohne machten sich selbstandig andere Handler holten sich Glier Arbeiter und fingen mit der Produktion von Mundharmonikas an Mindestens 50 Betriebe gab es bereits zu dieser Zeit in Klingenthal Nach kurzer Zeit war die Mundharmonika der Hauptartikel der Klingenthaler Produktion geworden und binnen 10 Jahren war die Stadt zum grossten deutschen Harmonikazentrum geworden Die Fertigung von Akkordeons BearbeitenIm Jahr 1852 brachte der Tischler Adolph Herold Instrumente des Magdeburger Unternehmens Friedrich Gessner welches seit 1845 Akkordeons baute mit nach Klingenthal und baute sie in der Werkstatte seines Vaters nach In einem Artikel des Vogtlandischen Anzeigers vom 19 Juli 1860 heisst es uber Klingenthal dass jahrlich hier und in der Umgebung 250 000 Dutzend Mundharmonikas verfertigt werden und als Durchschnittspreis fur das Dutzend 1 Thlr angesehen sei Viele Mundharmonikaerzeuger aus dem Ort wurden dadurch angeregt ebenfalls Handharmonikas zu bauen Bereits 1862 gab es in Klingenthal und Umgebung 20 Fabriken mit 334 Arbeitern Die Jahresproduktion belief sich damals auf 214 500 Stuck siehe Vogtlandischer Anzeiger vom 19 Juli 1860 Derartige Stuckzahlen wurden spater nicht einmal von der Fa Hohner erreicht Einen wesentlichen Beitrag zur maschinellen Fertigung leistete der Schlosser Julius Berthold ab 1870 Er erfand und baute Maschinen welche die Produktion von Stimmplatten und Akkordeons vereinfachten Darunter waren Stanzen und Frasen fur Stimmzungen Pressen fur die Balgfertigung Holzbearbeitungsmaschinen Schneidemaschinen und viele weitere 120 Stuck Stimmplattenfrasmaschinen wurden in ganz Europa verkauft Klingenthal wurde in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts zu einem Weltzentrum der Harmonikaproduktion Die alteren Zweige des Musikinstrumentengewerbes wurden dadurch weitgehend verdrangt Bekannte Unternehmen BearbeitenBekannte Akkordeonhersteller waren damals C A Seydel J C Herold Fritz Rockstroh amp Sohn Firotti G A Dorfel Dorfel Steinfelser amp Co F A Bohm Otto Weidrich Karl Eschbach Ernst Leiterd F A Rauner A G Robert Muhlmann Gebruder Gundel Gebruder Ludwig seit 1844 C W Meisel senior Schwarzmeisel bis in die 1950er Jahre Einige Unternehmen schlossen sich nach dem Ersten Weltkrieg zu Aktiengesellschaften zusammen mit dem Ziel der Produktionsrationalisierung der Erwirtschaftung hoherer Gewinne und um dem Konkurrenzdruck besser standhalten zu konnen Einige der Betriebe wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zum VEB Klingenthaler Harmonikawerke Markenname Weltmeister zusammengeschlossen Das Unternehmen sollte jedoch laut eigener Aussage im Herbst 2014 Klingenthal verlassen und nach Markneukirchen umziehen Fur Klingenthal ware damit die Geschichte des Akkordeonbaus im industriellen Stil zu Ende gegangen Doch noch findet die Produktion am Ort in der Markneukirchner Strasse in Klingenthal statt Heutige Hersteller Weltmeister Akkordeon Manufaktur GmbH ca 60 Beschaftigte Herstellung von Piano und Knopfakkordeons Kinderakkordeons Orchesterakkordeons Harmonikas und Solisteninstrumenten sowie Folklore Instrumenten Harmonikabau Udo Schneeberg Zwota Familienunternehmen Herstellung aller Arten von Harmonikas und Kinderakkordeons Reparatur aller Handzuginstrumente Bandoneonbau Uwe Hartenhauer Klingenthal Neubau von Bandoneons Reparatur aller Handzuginstrumente Bandonion amp Conzertinafabrik Klingenthal GmbH Neubau von BandonionsSiehe auch BearbeitenGeschichte des AkkordeonsLiteratur BearbeitenWir Verlag Walter Weller Hrsg Klingenthal Wir Verlag Walter Weller Aalen 1991 ISBN 3 924492 59 X Kurt Erich Dorfel Geschichte der Orte des Amtsbezirks Klingenthal Verlag Gustav Bergmann Klingenthal 1930 Arthur Muller Blicke in die Vergangenheit Klingenthals Im Kommissionsverlag von Bruckner amp Niemann Leipzig 1897 Martin Haffner MH Hohner Seydel Kostler Koch und die vielen And ren noch Deutsches Harmonikamuseum Trossingen Christian Friedrich Buschmann Matth Hohner Verlag 1938 100 Jahre Sachsische Harmonikaindustrie Sonderausgabe der Klingenthaler Zeitung und Tageblatt 3 bis 11 August 1929 Louis Bein Die Industrie des sachsischen Vogtlandes Verlag Duncker amp Humblot Leipzig 1884 August Roth Geschichte der Harmonika Volksinstrumente Essen 200 Jahre C W Meisel senior Schwarzmeisel Klingenthaler Zeitung Oktober 1935 Karlfritz Will Die Klingenthaler Harmonikaindustrie aus Mei Klengetholer Hamit 1927 Adolf Fuchs Was blieb uns eigentlich von der sudetendeutschen Musikindustrie erhalten erschienen im Graslitzer Heimatbrief Waiblingen 1952 Kurt Kauert Der Musikwinkel und die Harmonika ISBN 3 931770 28 1 Weblinks BearbeitenGeschichte des Akkordeons Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte des Akkordeonbaus in Klingenthal amp oldid 217580643