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Die Etablierung der Tuchindustrie in Forst Lausitz begann Anfang des 19 Jahrhunderts Die Moglichkeiten der Rohstoffgewinnung in der Region in und um Cottbus boten dazu ideale Voraussetzungen Bereits im Mittelalter waren die Herstellung von Flachs und Wolle Bestandteil des alltaglichen Lebens Die Fusionierung von unterschiedlichen Handwerken fur die Herstellung von Tuchern sowie der Ausbau einer Infrastruktur fuhrten zur Erweiterung der Textilfabriken und zur Erhohung der Produktion Inhaltsverzeichnis 1 Die Anfange 2 Die Tuchfabriken Auswahl 2 1 Tuchfabrik Cattien 2 2 Tuchfabrik C A Groeschke 2 3 Tuchfabrik Oswald Hansel 2 4 Die Tuchfabrik C H Purschel 2 5 Tuchfabrik Wilhelm Sauer 2 6 Tuchfabrik Schneider amp Duch 3 Geschichte 3 1 Die Zeit nach 1945 3 2 Die Entwicklung seit 1990 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDie Anfange BearbeitenNachdem der Kaufmann Jeschke im Jahre 1821 die erste Spinnerei in Forst Lausitz mit 165 Arbeitern eroffnet hatte entwickelte sich die Textilindustrie so rasant dass die Stadt bald den Beinamen Das deutsche Manchester erhielt Insbesondere die im Jahre 1844 von Gottlieb Hennig in seiner Fabrik eingefuhrte Dampfmaschine trug zu dieser Entwicklung bei So wurden 1885 bereits 56 Tuchfabriken mehr als 100 Pachtbetriebe und 32 Spinnereien und Appreturen in Forst gezahlt Insgesamt waren knapp 7 000 Arbeiter in der Textilbranche beschaftigt Kaum zehn Jahre spater war die Zahl der Fabriken die mit der Textilherstellung befasst waren auf 200 angestiegen Die im Jahre 1893 in Betrieb genommene Forster Stadteisenbahn trug ihren Teil zur raschen Verbreitung der Forster Tuche bei Auf Grund der Wasser und Stromversorgung befand sich der Grossteil der Tuchfabriken beidseitig des Muhlgraben einen von der Lausitzer Neisse abzweigenden Kanal welcher durch das Stadtgebiet fliesst Die Tuchfabriken Auswahl BearbeitenTuchfabrik Cattien Bearbeiten Hauptartikel Tuchfabrik Cattien nbsp Ehemalige Cattien Tuchfabrik heute Sitz der KreisverwaltungDie Fabrik wurde Ende des 19 Jahrhunderts als Tuchfabrik des Unternehmers Cattien errichtet Unweit dieses Gebaudes am Rand des Alten Stadtparkes befindet sich die Villa des Unternehmens beide Gebaude stehen unter Denkmalschutz Die ehemalige Fabrik wurde von Ende der 1990er Jahre bis 2000 zum Verwaltungssitz des Landkreises Spree Neisse umgebaut Die Villa war nach dem Zweiten Weltkrieg Sitz der Kommandantur der sowjetischen Militarverwaltung und verfiel spater Sie wird seit 2018 restauriert Tuchfabrik C A Groeschke Bearbeiten Eine der Tuchfabriken gehorte dem Tuchmachermeister Carl August Groeschke Dieser fuhrte 1840 die Produktion von gemusterten Stoffen ein die unter dem Namen Buckskin engl Bockfell gefuhrt wurden Wurde Groeschke anfangs als Pfuscher oder Storer betitelt und sogar aus der Tuchmacherinnung ausgeschlossen erkannte die aufstrebende Forster Textilbranche jedoch schnell dass die Fabrikation von Buckskin bedeutend preiswerter war als der Kauf von Importen aus England Tuchfabrik Oswald Hansel Bearbeiten nbsp Ehemaliges Hansel Fabrikgebaude in Forst 2021Die Tuchfabrik von Oswald Hansel konzentrierte sich auf Einlagenstoffe fur Bekleidung und gehorte damit zeitweise zu den Marktfuhrern in Deutschland Oswald Hansel entwickelte ein Verfahren um Rosshaare zu einem fur die Weberei geeigneten Faden zu verzwirnen 1 Nach dem Zweiten Weltkrieg bestand die Firma Hansel Textil in Westdeutschland noch bis 2015 wahrend der Stammsitz im Ostteil in die VEB Tuchfabriken Forst aufgegangen ist Die Tuchfabrik C H Purschel Bearbeiten nbsp Gebaude der ehemaligen Tuchfabrik C H PurschelDa die von Hugo Purschel 1878 gegrundete Tuchfabrik im Stadtzentrum von Forst gegen Ende des Ersten Weltkrieges an ihre Kapazitatsgrenzen gelangte entschloss sich sein Sohn Carl Heinrich Purschel die Fabrik zu erweitern Er erwarb ein Grundstuck im Norden der Stadt das am Muhlgraben der Lebensader der Forster Textilindustrie lag und errichtete 1924 einen neuen Fabrikkomplex Bereits in den Jahren 1929 und 1934 wurden jedoch weitere Ausbauten notwendig Neben den einzelnen Gebauden verfugte das Gelande wie viele andere Tuchfabriken der Stadt auch uber einen eigenen Gleisanschluss zur Stadtbahn Tuchfabrik Wilhelm Sauer Bearbeiten nbsp Gebaude der ehemaligen Tuchfabrik Sauer inkl WohnhausDie 1889 gegrundete Tuchfabrik Wilhelm Sauer Vorlaufer der Firma Sauer Textile mit Sitz in Deutschland und Italien befand sich in der Parkstrasse Ecke Heinrich Werner Strasse Auf Grund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten musste das mittlerweile vom Sohn des Firmengrunders Philipp Sauer gefuhrte Unternehmen in den 1940er Jahren schliessen Nach dem Zweiten Weltkrieg floh die Familie mit etlichen Maschinen in den Westteil Berlins Tuchfabrik Schneider amp Duch Bearbeiten Hauptartikel Tuchfabrik Schneider amp Duch Das Fabrikgebaude wurde in den Jahren 1922 und 1923 durch das Bauunternehmen von August Riemeyer fur die Firma Schneider amp Duch errichtet Die Buroraume wurden 1926 umgebaut Nach der Einstellung des Betriebs wurde die ehemalige Spinnerei im Erdgeschoss erst von einer Waffelfabrik spater als Getreidespeicher und heute von einem Schrotthandler genutzt Geschichte BearbeitenDie Zeit nach 1945 Bearbeiten Wahrend die Forster Textilindustrie auch nach Ende des Ersten Weltkrieges ihren Erfolg weiter ausbauen konnte hinterliess der Zweite Weltkrieg deutliche Spuren Insbesondere in der Schlussphase stand Forst unter Beschuss was dazu fuhrte dass die Betriebe ihre Arbeit einstellen mussten Die Stadt war 1945 zu etwa 85 Prozent zerstort Zahlreiche Industrieanlagen wiesen enorme Schaden auf Im Gegensatz zu diesen uberstand Purschels Tuchfabrik die Kriegseinwirkungen nahezu unbeschadet Nach dem Krieg im Jahre 1946 wurden die Textilfabrikanten enteignet so auch die Familie Purschel Die Fabrik von Carl Heinrich Purschel wurde schliesslich in Volkseigentum umgewandelt und firmierte zunachst unter dem Namen VEB Modetuch Forst Im Jahre 1964 wurden samtliche Forster Textilbetriebe zum VEB Tuchfabriken Forst zusammengelegt Mit ungefahr 3 000 Arbeitern in der Textilbranche war Forst auch in der DDR der wichtigste Textilstandort Bedeutung hatte er vor allem fur die Beschaffung von Devisen So wurden die Tuche aus den Forster Textilbetrieben unter anderem an Firmen wie C amp A in die BRD exportiert Die Entwicklung seit 1990 Bearbeiten Bis 1990 wurden in den verschiedenen Produktionsstatten der Forster Tuchfabriken Flachengewebe hergestellt Mit dem Ende der DDR standen jedoch auch die Tuchfabriken vor dem Aus Der Versuch den Betrieb als Forster Webwaren GmbH zu privatisieren scheiterte schliesslich Nachdem die Maschinen abgeschaltet und die Sale ausgeraumt waren gab man die Fabriken dem Verfall preis Im Jahre 2014 wurden durch zwei Start up Unternehmer aus Leipzig die Likor und Spirituosenfabrik Forst gegrundet Als Produktionsstatte wahlten die Grunder das Gelande der ehemaligen Purschel Tuchfabrik aus 2019 wurde das Unternehmen liquidiert Literatur BearbeitenGunter Bayerl Hrsg Technisch historische Spaziergange in Cottbus und dem Land zwischen Elster Spree und Neisse Niederlausitz Edition Cottbus 1995 ISBN 3 89325 402 1 Fritz Schmidt Die Entwicklung der Cottbuser Tuchindustrie 1928 Nachdruck Regia Verlag Cottbus 2012 ISBN 978 3 937899 73 2 Einzelnachweise Bearbeiten Bodo Baumert Mit Rosshaar auf den Weltmarkt In Lausitzer Rundschau 12 April 2019 abgerufen am 19 Oktober 2020 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geschichte der Tuchindustrie in Forst Lausitz amp oldid 237700395