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Gerhard Nebel 26 September 1903 in Dessau 23 September 1974 in Stuttgart war ein deutscher Schriftsteller Altphilologe Essayist und konservativer Kulturkritiker Inhaltsverzeichnis 1 Jugend Lehrertatigkeit und erstes Buch 2 Kriegsjahre und Veroffentlichungen 3 Nachkriegsjahre Charakter und reges literarisches Schaffen 4 Gerhard Nebel und Ernst Junger 5 Gerhard Nebel und sein Bezug zur Antike 6 Das Werk Nebels aus heutiger Sicht 7 Werke 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseJugend Lehrertatigkeit und erstes Buch BearbeitenNach dem Tod seiner Eltern zog Gerhard Nebel zu seinem alteren Bruder nach Koblenz und legte dort 1922 das Abitur ab zeitweilig war er ein Klassenkamerad von Joseph Breitbach 1 mit dem es 1953 allerdings zu juristischen Auseinandersetzungen kam 2 Er wollte Studienrat werden und studierte von 1923 bis 1927 unter anderem bei Martin Heidegger und Karl Jaspers in Freiburg Marburg und Heidelberg die Facher Philosophie und Altphilologie Nach seiner Promotion Plotins Kategorien der intelligiblen Welt bei Ernst Hoffmann 1927 in Heidelberg und den beiden Staatsexamen trat er im Ruhrgebiet in den Schuldienst wurde aber nach einiger Zeit wegen sozialistischer Agitation vom Schuldienst suspendiert Er war Mitglied in der Kolner Sozialistischen Arbeiterpartei Auch eine erneute Unterrichtstatigkeit 1933 am Regino Gymnasium in Prum Eifel endete nach einem Jahr mit einer Suspendierung Nebel reiste nach Agypten war dort als Hauslehrer tatig wurde Studienrat in Koln ca 1937 Gymnasiallehrer in Opladen 3 und unternahm 1938 1939 eine Ostafrika Reise Dortige Erlebnisse verarbeitete er neben essayistischen Betrachtungen zu Ernst Junger in seinem ersten Buch Feuer und Wasser 1939 Kriegsjahre und Veroffentlichungen BearbeitenNach seiner Einberufung zur Luftwaffe kam Nebel 1941 als Dolmetscher nach Paris wo er in der Georgs Runde mit Ernst Junger zusammentraf Er wurde wegen eines Aufsatzes in dem er die Kampfflugzeuge mit Insekten verglich denunziert und als Bausoldat auf die Kanalinsel Alderney strafversetzt Nach Kriegsende veroffentlichte er drei Kriegstagebucher wofur er 1950 den Kunstpreis der Stadt Wuppertal erhielt wo er zehn Jahre lang lebte 4 sowie die Essaybande Von den Elementen und Tyrannis und Freiheit in denen er sich mit seinem eigenen Verhalten und dem der Deutschen wahrend der NS Zeit auseinandersetzte Nachkriegsjahre Charakter und reges literarisches Schaffen BearbeitenNebel musste 1955 aus gesundheitlichen Grunden den Schuldienst verlassen und lebte bis zu seinem Tod als freier Schriftsteller in Suddeutschland Er war befreundet mit Ernst Junger Carl Schmitt und Erhart Kastner und fuhrte einen intensiven Briefwechsel mit zahlreichen Personlichkeiten zum Beispiel mit Friedrich Georg Junger und Werner Helwig 5 Er reiste viel und schrieb Reisebucher sowie Beitrage fur die FAZ Neue Deutsche Hefte Scheidewege sowie fur Merian und Christ und Welt Sein letztes Buch Hamann erschien 1973 Nebel war ein schwieriger Mensch Fur Heinrich Boll der ihn vertretungsweise als Deutschlehrer erlebte war Nebel eine Mischung aus hochster Sensibilitat mit einer gewissen Rauhbeinigkeit etwas Poltrig Liebenswurdig Barenhaftes 6 Nebel wechselte mehrmals seine Uberzeugungen er war Sozialdemokrat spater Marxist Nihilist Atheist Reaktionar und schliesslich nach dem Zweiten Weltkrieg ein Gottsucher und ein sehr eigensinniger Konservativer Er war aufbrausend konnte polemisch und unsachlich sein manchmal beleidigend und war in all seinen Uberzeugungen stets ein eifernder Fundamentalist weswegen er sich mit fast allen Leuten uberwarf 7 Gerhard Nebel und Ernst Junger BearbeitenDie Lekture der Bucher Ernst Jungers beeinflusste Nebel sehr durch ihn fuhlte er sich zum Schreiben berufen und er widmete ihm auch seine ersten Schriften In Abenteuer des Geistes 1949 interpretierte er sein Werk Er korrespondierte intensiv mit Junger und es entstand ein reger geistiger Austausch der eine jahe Unterbrechung erfuhr als Nebel Jungers Buch Heliopolis 1949 kritisierte Erst 1960 versohnten sich die beiden wieder 8 Nach Meinung des Literaturkritikers Sebastian Kleinschmidt ist Jungers 2003 veroffentlichter Briefwechsel mit Nebel im Vergleich zu den zahlreichen ubrigen Korrespondenzen die Junger fuhrte der gehaltvollste 9 Gerhard Nebel und sein Bezug zur Antike BearbeitenAls Altphilologe beschaftigte sich Nebel intensiv mit der griechischen Geistesgeschichte Er bediente sich bei seiner Neuinterpretation der griechischen Kultur keiner wissenschaftlichen Methoden sondern setzte darauf ein Werk nachzuerleben um es zu verstehen Seine Einsichten und seine daraus entwickelte Philosophie publizierte er in vielen Essay Veroffentlichungen zum Beispiel in Pindar und die Delphik 1961 In seinen letzten Lebensjahren versuchte er Mythos Tragodie und Philosophie der Antike auf der Grundlage des protestantisch christlichen Glaubens zu deuten In seinem Buch Weltangst und Gotterzorn 1951 behauptete er Christlicher Glaube und hellenische Tragik sind identisch 10 Das Werk Nebels aus heutiger Sicht BearbeitenGerhard Nebel war bereits in Vergessenheit geraten als zwischen 2001 und 2004 mehrere Neuerscheinungen auf ihn aufmerksam machten eine Essaysammlung eine Biographie eine Autobiographie und vor allem sein Briefwechsel mit Ernst Junger der ausfuhrlich von allen uberregionalen Zeitungen besprochen wurde Junger hatte ihm am 17 Dezember 1947 geschrieben Ihre Prosa hat etwas Sicheres und Tragendes auch etwas Robustes das die Literaten recht unbehaglich anmuten mag Man merkt es tritt ein freier Geist in die Arena 11 Diesen freien Geist zeigte Nebel auch in seinen Reisebuchern die sehr eigenwillig lebendig intelligent aber heute befremdend konservativ wirken so lobte er in Portugiesische Tage die damalige Regierung des Diktators Antonio de Oliveira Salazar Die von Gerald Zschorsch zusammengestellten Essaysammlung zeigt Nebel als einen unabhangigen Beobachter und Einzelganger seiner Zeit Nebel sieht zusammengefasst die Menschen als notwendig Scheiternde Werke BearbeitenPlotins Kategorien der intelligiblen Welt Tubingen 1929 Feuer und Wasser Hamburg 1939 Vom Geist der Savanne Hamburg 1941 Von den Elementen Essays Marees Wuppertal 1947 Tyrannis und Freiheit Drei Eulen Dusseldorf 1947 Bei den nordlichen Hesperiden Tagebuch aus dem Jahre 1942 Marees Wuppertal 1948 Ernst Junger und das Schicksal des Menschen Marees Wuppertal 1948 Ernst Junger Abenteuer des Geistes Marees Wuppertal 1949 Auf ausonischer Erde Italienisches Tagebuch 1943 44 Marees Wuppertal 1949 Unter Partisanen und Kreuzfahrern Klett Stuttgart 1950 Weltangst und Gotterzorn Eine Deutung der griechischen Tragodie Klett Stuttgart 1951 Die Reise nach Tuggurt Klett Stuttgart 1952 Das Ereignis des Schonen Klett Stuttgart 1953 Phaakische Inseln Eine Reise zum kanarischen Archipel Klett Cotta Stuttgart 1954 3 Auflage 1987 ISBN 3 608 95495 3 Feuer und Wasser Ostafrikanische Bilder und Erinnerungen Stuttgart 1955 Die Not der Gotter Welt und Mythos der Germanen Hoffmann und Campe Hamburg 1957 An den Saulen des Herakles Andalusische und marokkanische Begegnungen Klett Hamburg 1957 Homer Klett Stuttgart 1959 Pindar und die Delphik Klett Stuttgart 1961 Orte und Feste Zwischen Elm und Esterel Hoffmann und Campe Hamburg 1962 Hinter dem Walde 16 Lektionen fur Zeitgenossen Hoffmann und Campe Hamburg 1964 Zeit und Zeiten Klett Stuttgart 1965 Portugiesische Tage Hoffmann und Campe Hamburg 1966 Die Geburt der Philosophie Klett Stuttgart 1967 Meergeborenes Land Griechische Reisen Hoffmann und Campe Hamburg 1968 Sokrates Klett Stuttgart 1969 Sprung von des Tigers Rucken Klett Stuttgart 1970 Hamann Klett Stuttgart 1973 ISBN 3 12 906060 X Schmerz des Vermissens Essays Ausgewahlt von Gerald Zschorsch Mit einem Nachwort von Sebastian Kleinschmidt Klett Cotta Stuttgart 2000 ISBN 3 608 93458 8 Alles Gefuhl ist leiblich Ein Stuck Autobiographie Herausgegeben von Nicolai Riedel Mit einem Essay von Martin Mosebach Deutsche Schillergesellschaft Marbach 2003 ISBN 3 933679 91 5 Ernst Junger Gerhard Nebel Briefe 1938 1974 hrsg Ulrich Froschle und Michael Neumann Klett Cotta Stuttgart 2003 ISBN 3 608 93626 2 Zwischen den Fronten Kriegstagebucher 1942 1945 Herausgeber Michael Zeller wjs Berlin 2010 ISBN 978 3 937989 69 3 Literatur BearbeitenFranz Lennartz Gerhard Nebel In Deutsche Schriftsteller des 20 Jahrhunderts im Spiegel der Kritik Band 2 Kroner Stuttgart 1984 ISBN 3 520 82101 X S 1273 1276 Lutz Hagestedt Januskopf Bezauberer und Epigone Der Essayist Gerhard Nebel in einer Auswahl seiner Essays In literaturkritik de Nr 1 Januar 2001 Erik Lehnert Gerhard Nebel In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 22 Bautz Nordhausen 2003 ISBN 3 88309 133 2 Sp 887 890 Hans Dieter Haller Gerhard Nebel 1903 bis 1974 in Pegasus auf dem Land Schriftsteller in Hohenlohe Baier Crailsheim 2006 S 94 99 ISBN 978 3 929233 62 9 Francois Poncet Hrsg Gerhard Nebel Ein gewaltiger Verhohner des Zeitgeistes Fink Munchen 2013 ISBN 978 3 7705 5287 0 Mathias Schafmeister Ich lehne es ab seine Untaten auf mich zu nehmen Selbstdeutung und Vergangenheitsbewaltigung des intellektuellen Mitlaufers Gerhard Nebel 1933 1951 Campus Frankfurt 2020 ISBN 978 3 593 51224 2 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Gerhard Nebel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Gerhard Nebel bei Perlentaucher Stadt Wuppertal Kulturpreis mit FotografieEinzelnachweise Bearbeiten Joseph Breitbach Koblenz in Ders Feuilletons Hrsg von Wolfgang Mettmann Pfullingen 1978 S 199 216 hier S 204 Nebel hatte Breitbach in einem Artikel als Renegat bezeichnet wogegen dieser gerichtlich vorging Wolfgang Mettmann Alexandra Plettenberg Hrsg Joseph Breitbach Jean Schlumberger Man hatte es von allen Dachern rufen sollen Briefwechsel 1940 1968 Berlin 22018 S 329 330 Gerhard Nebel Orte und Feste 23 Gerhard Nebel Orte und Feste 24 Nachlass im Deutschen Literaturarchiv Marbach Memento vom 9 Oktober 2007 im Internet Archive Gunther Nickel Stratege im Hintergrund Ernst Jungers Briefwechsel mit Gerhard Nebel In literaturkritik de Nr 11 November 2003 Rolf Vollmann Bei den Kafern beginnt die Metaphysik Ernst Junger wieder gelesen zum Briefwechsel mit Gerhard Nebel In DIE ZEIT vom 27 November 2003 Ulrich Froschle und Michael Neumann Hrg Ernst Junger Gerhard Nebel Briefe 1938 1974 Klett Cotta Stuttgart 2003 ISBN 3 608 93626 2 Sebastian Kleinschmidt in einer Buchrezension des Briefwechsel Bandes In Suddeutsche Zeitung vom 30 Marz 2004 Weltangst und Gotterzorn Stuttgart 1951 S 6 Zitiert aus Ernst Junger Gerhard Nebel Briefe 1938 1974 Klett Cotta Stuttgart 2003 ISBN 3 608 93626 2Normdaten Person GND 116902051 lobid OGND AKS LCCN n86833358 VIAF 7514347 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Nebel GerhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Schriftsteller Essayist und KulturkritikerGEBURTSDATUM 26 September 1903GEBURTSORT DessauSTERBEDATUM 23 September 1974STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard Nebel amp oldid 237204051