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Gerhard Freitag 13 Marz 1913 in Magdeburg 10 Oktober 1995 war ein deutscher SS Hauptsturmfuhrer der im Zweiten Weltkrieg 1941 dem Einsatzkommando 2 der Einsatzgruppe A in Riga Lettland und 1943 dem Sonderkommando 10 a der Einsatzgruppe D in der Ukraine angehorte In der Nachkriegszeit wirkte er als Regierungskriminaloberrat und Leiter des Referats Personenfeststellung im Bundeskriminalamt BKA Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Zeit des Nationalsozialismus 1 2 Nachkriegszeit 2 Literatur 3 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFreitag wurde als Sohn eines Polizeioberrentmeisters in Magdeburg geboren Nach dem Abitur 1931 absolvierte er ab dem 1 April 1931 eine Lehre bei der Deutschen Bank und Disconto Gesellschaft in Magdeburg die er im Herbst 1933 abschloss Danach wurde er dort als Bankangestellter weiterbeschaftigt 1 Zeit des Nationalsozialismus Bearbeiten Im Alter von zwanzig Jahren trat Freitag am 5 November 1933 der SA bei am 1 Januar 1935 dem Deutschen Luftsportverband DLV einer Vorlauferorganisation des nationalsozialistischen Fliegerkorps NSFK und zum 1 April 1937 meldete er sich beim SS Motorsturm in Hannover Am 29 November 1937 beantragte er die Aufnahme in die NSDAP und wurde ruckwirkend zum 1 Mai desselben Jahres aufgenommen Mitgliedsnummer 5 540 710 2 3 1937 erfolgte der Berufswechsel Freitags vom Bankangestellten zum Kriminalbeamten Er trat zunachst zum 1 Februar 1937 in den Dienst der staatlichen Polizeiverwaltung Hannover ein und wurde zum 1 Juni 1937 von der Kriminalpolizeileitstelle Halle Saale als Kriminalkommissaranwarter eingestellt Vom 12 Oktober 1938 bis zum 30 Juni 1939 durchlief er den 13 Kriminalkommissar Anwarterlehrgang an der Fuhrerschule der Sicherheitspolizei und des SD in Berlin Charlottenburg wurde am 15 Juli 1939 in Magdeburg zum Kriminalkommissar auf Probe bestellt und am 15 Januar 1940 zum Kriminalkommissar ernannt 1 Freitag wurde im Marz 1939 mit der Mitgliedsnummer 337 662 in die Allgemeine SS aufgenommen und am 1 Juli 1939 zum SS Untersturmfuhrer ernannt 1940 wurde er fur die Laufbahn des leitenden Dienstes innerhalb der Sicherheitspolizei und des SD ausgewahlt in deren Rahmen er ein Studium der Rechtswissenschaften aufnahm Im Februar 1941 erfolgte die Ernennung zum SS Obersturmfuhrer Von Mai bis September amtierte er als Vorzimmeradjutant von Rudolf Batz dem Fuhrer des im Baltikum agierenden Einsatzkommandos 2 der Einsatzgruppe A die im August 1941 zu den ersten Einheiten gehorte die nicht nur Manner sondern auch Frauen und Kinder massenhaft erschossen 1 Zeugenaussagen bestatigen seine Anwesenheit bei den unter Leitung von Batz stattfindenden dienstlichen Zusammenkunften bei denen die Einteilung zu den Erschiessungsaktionen vorgenommen wurden und zwei oder dreimal auch die Rede auf die Zahl der bisher erschossenen Juden kam 4 Anschliessend konnte Freitag bis Oktober 1942 seine universitare Ausbildung fortsetzen wurde jedoch nicht im leitenden Dienst weiterbeschaftigt sondern im November 1942 zur Kriminalpolizei Wilhelmshaven versetzt ehe von dieser Dienststelle aus von Mai 1943 bis Kriegsende weitere Stationen seines auswartigen Einsatzes erfolgten 1 Zunachst wurde er von Mai bis Oktober 1943 zu dem von SS Obersturmbannfuhrer Kurt Christmann befehligten Einsatzkommando 10a der Einsatzgruppe D nach Mosyr und nach dessen Auflosung zum Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD BdS der Ukraine in Rowno abgeordnet Seinen eigenen Angaben zufolge will er dort mit der Bandenbekampfung sowie der Bearbeitung von Kriegswirtschaftsdelikten beauftragt worden sein 1 Eigenen Angaben zufolge wurde Freitag Anfang Januar 1944 zum BdS nach Belgrad versetzt 1 Am 6 November 1944 wurde Freitag schliesslich zum BdS nach Oslo abgeordnet Hier war er in der Abteilung IV Gestapo fur die Arbeitsbereiche Militarische Organisation und Heimatfront sowie Illegale Flugblatter und Propaganda zustandig und wurde am 30 Januar 1945 zum SS Hauptsturmfuhrer befordert 1 Nachkriegszeit Bearbeiten Bei Kriegsende kam Freitag in norwegische Haft aus der er im Dezember 1946 der britischen Besatzungsmacht ubergeben und nach Deutschland abgeschoben wurde Hier wurde er von den Alliierten an unterschiedlichen Orten interniert und am 11 November 1948 aus der Haft entlassen 1 Bis 1951 schlug er sich als Bauhilfsarbeiter durch oder war arbeitslos Erst als seine zunachst gescheiterten Bemuhungen um eine Entnazifizierung Erfolg hatten die Berufungskammer verwarf am 28 Februar 1951 eine am 24 Februar 1950 durch die 2 Kammer der Zentralspruchkammer Hessen Sud ergangene Einstufung in die Kategorie II als NS Belasteter gelang ihm am 2 Mai 1951 die Anstellung bei der Suddeutschen Bank AG Mainz Wahrend dieser Tatigkeit als Bankangestellter machte er Ende 1953 seine Versorgungsanspruche als Beamter im Sinne der 131er Regelungen geltend Auf dem abgegebenen Melde und Personalbogen verschwieg er seine Tatigkeit im SS Einsatzkommando und betonte stattdessen Ich war niemals Angehoriger der Gestapo 1 Im Februar 1957 beschied ihm der Prasident des Niedersachsischen Verwaltungsbezirks Oldenburg Robert Dannemann positiv dass er als sogenannter bodenstandiger Beamter zu bewerten sei da er seine Beamtenrechte nicht aufgrund von engen Verbindungen zum Nationalsozialismus erworben habe 1 Am 15 April 1957 fuhrte seine schon im November 1956 beim Bundeskriminalamt eingereichte Bewerbung zum Erfolg Freitag wurde fur die Dauer der Probezeit als Angestellter vom BKA eingestellt Ausdrucklich befurwortet wurde Freitags Einstellung durch den Personalchef des BKA Eduard Michael der 1941 selbst an der Deportation von 40 000 Juden aus dem Ghetto Tschenstochau beteiligt gewesen war In einem an das Bundesministerium des Innern gerichteten von BKA Prasident Reinhard Dullien unterzeichneten und Michael als Berichterstatter uber das Fortkommen Freitags erstellten Schreiben vom Dezember 1957 wurde zu dessen Eignung als BKA Beamter ausgefuhrt dass seine Ubernahme in ein festes Beamtenverhaltnis eine wertvolle planmassige Bereicherung des Bundeskriminalamtes darstellen wurde 1 Freitag wurde in der Abteilung Nachrichtensammlung beschaftigt ehe er 1970 zum Sachgebietsleiter Hilfsreferent und Referent fur Personenfeststellung in den Erkennungsdienst wechselte 1 Aufgrund seiner jugendlichen Erscheinung wurde er von Kollegen als Kommissar Bubchen bezeichnet 1 Ab Mitte der 1960er Jahre wurden jedoch gegen ihn Disziplinarverfahren und staatsanwaltschaftliche Ermittlungen eingeleitet die zu seiner zeitweiligen Suspendierung vom Dienst sowie Beforderungssperren fuhrten Zunachst war Freitag ab 1960 in mehreren Prozessen gegen Tater von SS Einsatzgruppen als Zeuge vernommen worden in deren Folge der Leitende Oberstaatsanwalt beim Landgericht Hamburg am 14 Februar 1964 vermerkte dass Freitag selbst moglicherweise als Beschuldigter in Betracht komme 1 Im Zuge der Vorbereitungen eines formlichen Disziplinarverfahrens wurde er von Oktober 1965 bis Januar 1966 vom Dienst suspendiert ehe am 18 Januar 1966 das Bundesinnenministerium ein vier Jahre wahrendes Disziplinarverfahren eroffnete bei dem ihm zur Last gelegt wurde 1 als Angehoriger des Einsatzkommandos 2 im Jahre 1941 im Raum Riga an der Vorbereitung und Durchfuhrung der Vernichtung der judischen Bevolkerung beteiligt gewesen zu sein und 2 bei seiner richterlichen Vernehmung am 27 Marz 1962 als Zeuge der Wahrheit zuwider behauptet zu haben dass ihm von den Judenvernichtungen damals nichts bestimmtes bekannt geworden sei 1 Zu dem Vorhalt dass er bei seiner Einstellung seine Zugehorigkeit zum SS Einsatzkommando nicht angegeben habe erklarte er Bei meinem Eintritt in das Bundeskriminalamt musste ich annehmen dass mein sicherheitspolizeilicher Einsatz bekannt war Ich selbst war den leitenden Beamten ebenfalls kein Unbekannter 1 Das Disziplinarverfahren wurde am 6 April 1970 eingestellt da sich die disziplinarischen Vorermittlungen aus dem Jahre 1966 nach denen zwar durchaus angenommen werden konne dass Freitag aufgrund der Befehlslage selbst an einer Erschiessungsaktion teilgenommen hat nicht beweisen liessen 1 Die zuruckgestellten Beforderungen wurden nun in rascher Folge nachgeholt 1971 wurde Freitag zum Kriminalrat 1972 zum Oberkriminalrat befordert da wie die Amtsleitung des BKA 1972 argumentierte auch das beim Landgericht Hamburg anhangige Ermittlungsverfahren voraussichtlich zum Jahresende mangels Beweises eingestellt werden wird und eventuell noch bestehende Zweifel nicht zu Lasten des Beamten gehen durften 1 Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wurden in der Tat wegen Mangels an Beweisen eingestellt obwohl die Staatsanwaltschaft genugend Anhaltspunkte fur den Verdacht feststellte dass alle Angehorigen der Einsatzgruppe A die sich im Juli August 1941 in Riga aufhielten in strafrechtlich relevanter Weise an den geschilderten Erschiessungsaktionen beteiligt waren 1 Am 31 Marz 1973 erreichte Freitag gegen den nie Anklage erhoben wurde seine Altersgrenze und trat als Oberkriminalrat a D in den Ruhestand Literatur BearbeitenImanuel Baumann Herbert Reinke Andrej Stephan Patrick Wagner Schatten der Vergangenheit Das BKA und seine Grundungsgeneration in der fruhen Bundesrepublik Polizei Forschung Sonderband Hrsg vom Bundeskriminalamt Kriminalistisches Institut Luchterhand Koln 2011 ISBN 978 3 472 08067 1 Download als PDF Memento vom 2 Februar 2012 im Internet Archive Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Dieter Schenk Auf dem rechten Auge blind Die braunen Wurzeln des BKA Kiepenheuer amp Witsch Koln 2001 ISBN 3 462 03034 5 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m n o p q r s Imanuel Baumann Herbert Reinke Andrej Stephan Patrick Wagner Schatten der Vergangenheit Das BKA und seine Grundungsgeneration in der fruhen Bundesrepublik Hrsg Kriminalistisches Institut des Bundeskriminalamtes Polizei Forschung Sonderband Luchterhand Koln 2012 ISBN 978 3 472 08067 1 S 140 154 bka de PDF 5 5 MB abgerufen am 12 September 2021 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 9511504 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Dieter Schenk Auf dem rechten Auge blind Die braunen Wurzeln des BKA Kiepenheuer amp Witsch Koln 2001 S 77 Normdaten Person Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 3 November 2017 PersonendatenNAME Freitag GerhardKURZBESCHREIBUNG deutscher Kriminalbeamter und SS HauptsturmfuhrerGEBURTSDATUM 13 Marz 1913GEBURTSORT MagdeburgSTERBEDATUM 10 Oktober 1995 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gerhard Freitag amp oldid 234290539