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Georgine Gerhard 18 August 1886 in Basel 21 Dezember 1971 ebenda war eine Schweizer Lehrerin Frauenrechtlerin und Grunderin der Basler Sektion des Schweizerischen Hilfswerks fur Emigrantenkinder BHEK Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrung 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Ehemalige Tochterschule Basel heute Gymnasium Leonhard Vordergrund Skulptur Ritter Georg 1922 1923 von Carl Burckhardt Georgine Gerhard war eine Tochter des Emil Gerhard 1852 1932 und der Georgine geborene Funkner 1861 1931 Sie wuchs im Basler Gellertquartier als drittes von funf Kindern auf Ihr Vater war Prokurist in der Bandfabrik der Gebruder Sarasin Ihre Eltern stammten aus badischen Lehrerfamilien und waren 1882 nach Basel gezogen Nach dem Besuch der Freien Evangelischen Schule und der Tochterschule studierte sie am Lehrerinnenseminar das sie 1906 abschloss Nach einem England und Frankreichaufenthalt unterrichtete sie ab 1909 an der Tochterschule Basel Eine zunehmende Schwerhorigkeit zwang sie 1919 die Lehrtatigkeit aufzugeben und das dortige Amt der Schulsekretarin und Berufsberaterin zu ubernehmen das sie bis zu ihrer Pensionierung 1942 ausubte Die Erfahrungen mit der britischen Frauenstimmrechtsbewegung der Suffragetten veranlasste sie im Jahr 1916 an der Grundung der Vereinigung fur Frauenstimmrecht Basel und Umgebung teilzunehmen als deren Prasidentin sie von 1917 bis 1922 und von 1935 bis 1941 amtierte Sie hatte enge Kontakte zu den fuhrenden ersten Frauenrechtlerinnen in der Schweiz wie Rosa Gottisheim und Emma Graf 1918 1928 war sie im Zentralvorstand des Schweizerischen Verbands fur Frauenstimmrecht SVF und als dessen Delegierte im International Woman Suffrage Alliance IWSA 1920 1933 fuhrte sie das Sekretariat des Schweizerischen Lehrerinnenvereins und wirkte in der Redaktion des Jahrbuchs der Schweizerfrauen mit In den 1930er Jahren war sie Prasidentin der Basler Ortsgruppe des Schweizer Zweigs der Internationalen Frauenliga fur Frieden und Freiheit IFFF Sie vertrat ein vom religiosen Sozialismus und vom Quakertum angeregtes Christentum der Tat und setzte sich fur eine internationale Losung des Fluchtlingsproblems und fur eine liberale Asylpolitik ein In der Zwischenkriegszeit beschaftigte sie sich als Mitglied der Kommission fur Familienzulagen des Bundes Schweizerischer Frauenvereine BSF und der Familienschutzkommission der Schweizerischen Gemeinnutzigen Gesellschaft mit Familienpolitik und forderte Lohngleichheit und die Einfuhrung von Familienzulagen nbsp Familiengrab auf dem Wolfgottesacker in Basel 1933 war sie Grundungsmitglied des Comite d aide aux enfants des emigres allemands Schweizersektion und 1934 grundete sie die Basler Hilfe fur Emigrantenkinder BHEK ab 1935 Schweizer Hilfswerk fur Emigrantenkinder SHEK Das Hilfswerk des SHEK wo sie als Prasidentin der Basler Sektion mit Nettie Sutro Katzenstein im Vorstand sass unterstutzte Kinder von nach Frankreich ausgewanderten deutschen Eltern und fuhrte 1934 1939 fur rund 5 000 judische Kinder zwei bis dreimonatige Aufenthalte in der Schweiz durch 1 Die Frauen des SHEK betreuten diese Kinder im Sinn karitativer Hilfe und mutterlicher Liebe sie kummerten sich nicht um politische Programme sondern arbeiteten mit allen Hilfswilligen zusammen und sorgten fur geeignete Erholungs und Ferienplatze fur ihre Schutzlinge 2 Gerhard nutzte ihr internationales Netzwerk mit Frauen aus Quakerkreisen und wurde auch beim Bundesrat bei Delegierten des Volkerbundes oder beim Chef der eidgenossischen Fremdenpolizei Heinrich Rothmund vorstellig um sich fur die Fluchtlinge und besonders die Fluchtlingskinder einzusetzen Im November 1938 gelang es ihr und Nettie Sutro Katzenstein eine Ausnahmebewilligung zur Einreise von 300 judischen Kindern aus Frankfurt Konstanz und anderen sudbadischen Gemeinden zu erhalten 300 Kinder Aktion Weil der Zweite Weltkrieg ausbrach konnten die Kinder nicht wie geplant sechs Monate sondern sechs Jahre in der Schweiz bleiben was fur sie lebensrettend war 3 Im Fruhjahr 1940 trat das SHEK der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft fur kriegsgeschadigte Kinder SAK ab 1942 Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes bei Sie war bis 1945 in der Fluchtlingsbetreuung aktiv 1940 1954 war sie Vizeprasidentin der Arbeitsgemeinschaft Frau und Demokratie und ab 1947 Mitglied der Studienkommission fur Frauenfragen der UNO Zwischen 1939 und 1948 wurden vom SHEK rund 5000 zum grossten Teil illegal eingereiste judische Fluchtlingskinder betreut Das SHEK fuhrte eigene Heime und schuf 1944 eine Zentrale Heimkommission die von Gerhard prasidiert wurde Gegen Kriegsende versuchte sie fur alle Fluchtlingskinder ein neues Ziel oder Heimatland zu finden Sie blieb bis zu ihrem Tode in regem Kontakt mit ihren ehemaligen Fluchtlingskindern war Mitgrunderin des uberkonfessionellen Schweizer Kinderdorfs Kiriat Yearim in Jerusalem und besuchte ihre ehemaligen Schutzlinge 1948 in Israel und 1964 in den Vereinigten Staaten 4 Georgine Gerhard fand ihre letzte Ruhestatte auf dem Wolfgottesacker in Basel Ehrung Bearbeiten1961 wurde sie fur ihren Einsatz in der Fluchtlingshilfe von der Universitat Basel mit dem Ehrendoktor der Medizin ausgezeichnet Werke BearbeitenDie Lehrerinnenverhaltnisse in der Schweiz Basel Basler Druck und Verlagsanstalt 1928 Die wirtschaftliche Versorgung der Familie Basel Basler Druck u Verlagsanstalt 1929 mit Rosa Gottisheim 40 Jahre Schweizerischer Lehrerinnenverein Zurich Verlag E Eichenberger 1933 Fluchtlingsschicksale Heimatlos von Land zu Land Bern Leipzig Verlag Haupt 1937 Schweizer Realbogen 79 Literatur BearbeitenSara Kadosh Jewish Refugee Children in Switzerland 1939 1950 In Remembering for the Future The Holocaust in an Age of Genocide edited by Elisabeth Maxwell and John K Roth London 2001 Salome Lienert Wir wollen helfen da wo Not ist Das Schweizer Hilfswerk fur Emigrantenkinder 1933 1947 Zurich Chronos Verlag 2013 ISBN 978 3 0340 1157 0 Regula Ludi Georgine Gerhard In Historisches Lexikon der Schweiz Serge Nessi Die Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes 1942 1945 und die Rolle des Arztes Hugo Oltramare Vorwort von Cornelio Sommaruga Wien Leipzig Karolinger Verlag 2013 ISBN 978 3 85418 147 7 Originalausgabe franzosisch Editions Slatkine Geneve 2011 ISBN 978 2 8321 0458 3 P M Dr h c Georgine Gerhard zum 75 Geburtstag In Schweizerische Lehrerinnen Zeitung 65 1960 1961 Nr 12 20 Sept 1961 S 298 E Periodica Hans Hermann Seiffert Meine geliebten Kinder Die Briefe der Konstanzer Judin Hella Schwarzhaupt aus der Internierung in Gurs und Recebedou an ihre Kinder Konstanz Hartung Gorre Verlag 2013 ISBN 3866284861 Die beiden jungeren Kinder der Familie Schwarzhaupt konnten dank der 300 Kinder Aktion uberleben Antonia Schmidlin Eine andere Schweiz Helferinnen Kriegskinder und humanitare Politik 1933 1942 Zurich Chronos Verlag 1999 ISBN 3 905313 04 9 Dissertation Netti Sutro Katzenstein Jugend auf der Flucht 1933 1948 15 Jahre im Spiegel des Schweizer Hilfwerks fur Emigrantenkinder Mit einem Vorwort von Albert Schweitzer Zurich Europa Verlag 1952 Aurel Waeber Georgine Gerhard 1886 1977 Fluchtlingshilfe Frauenbewegung Sozialpolitik Eine Basler Biographie Lizentiatsarbeit Universitat Basel 2004 Aurel Waeber Georgine Gerhard und ihre Arbeit Eine Basler Biographie In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde 106 2006 S 199 204 E Periodica Aurel Waeber Georgine Gerhard Kampferin fur Gerechtigkeit In Helena Kanyar Becker Hrsg Vergessene Frauen Humanitare Kinderhilfe und offizielle Fluchtlingspolitik 1917 1948 Basel Schwabe Verlag 2010 ISBN 3 7965 2695 0 Weblinks BearbeitenSammlung zu Georgine Gerhard in der Universitatsbibliothek Basel Publikationen von und uber Georgine Gerhard im Katalog Helveticat der Schweizerischen Nationalbibliothek Literatur von und uber Georgine Gerhard im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek SWR2 Die 300 Kinder Aktion der SchweizEinzelnachweise Bearbeiten Unabhangige Expertenkommission Schweiz UEK Zweiter Weltkrieg Die Schweiz und die Fluchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus Zurich 2001 S 85 Urs Knoblauch Die Schweiz als Huterin der humanitaren Tradition Zur Ausstellung Humanitare Schweiz 1933 1945 Kinder auf der Flucht an der Universitat Bern 2004 Antonia Schmidlin Eine Baslerin rettet 300 judische Kinder Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 25 Juli 2019 abgerufen am 25 Juli 2019 Aurel Waeber Georgine Gerhard Kampferin fur Gerechtigkeit In Helena Kanyar Becker Hrsg Vergessene Frauen Humanitare Kinderhilfe und offizielle Fluchtlingspolitik 1917 1948 Schwabe Verlag Basel 2010 ISBN 3 7965 2695 0Normdaten Person GND 1020102802 lobid OGND AKS VIAF 232375634 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gerhard GeorgineKURZBESCHREIBUNG Schweizer PadagoginGEBURTSDATUM 18 August 1886GEBURTSORT BaselSTERBEDATUM 21 Dezember 1971STERBEORT Basel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georgine Gerhard amp oldid 232127883