www.wikidata.de-de.nina.az
Das Schweizer Hilfswerk fur Emigrantenkinder SHEK war ein 1933 in Zurich gegrundetes politisch und religios neutrales Hilfswerk zur Unterstutzung von Fluchtlingskindern das bis 1947 bestand Das relativ kleine Hilfswerk spielte eine zentrale Rolle in der Fluchtlingshilfe Inhaltsverzeichnis 1 Organisation und Zusammenarbeit 2 Kinderzuge in die Schweiz 1934 1939 2 1 300 Kinder Aktion 3 Kinderbetreuung in der Schweiz 1940 1947 4 Neutralitat und Politik 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseOrganisation und Zusammenarbeit BearbeitenDas SHEK entstand aus der Schweizersektion des in Paris tatigen Comite d aide aux enfants des emigres allemands die in Paris ein Kinderheim unterstutzte Es wurde im Oktober 1933 von Nettie Sutro Katzenstein gegrundet und bis zur Auflosung im 1947 geleitet 1935 loste sich das SHEK vom Pariser Comite und wurde die Dachorganisation eines eigenstandigen Schweizer Hilfswerks mit lokalen Sektionen wie die bereits 1934 von Georgine Gerhard gegrundete Basler Hilfe fur Emigrantenkinder BHEK In der Zwischenkriegszeit wurden mehrere humanitare Hilfswerke von engagierten Frauen gegrundet Mit der 1932 gegrundeten Arbeiterkinderhilfe der Schweiz unter der Leitung von Regina Kagi Fuchsmann bestand eine enge Zusammenarbeit Als das SHEK anfing Kinderzuge fur die Emigrantenkinder aus Paris zu organisieren suchte Kagi Fuchsmann die notwendigen Ferienplatze in Ferienheimen und fur die jungeren Kinder bei Pflegefamilien in der Schweiz Das SHEK trat als eines von 14 Hilfswerken 1937 der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft fur Spanienkinder SAS bei beschrankte sich aber auf finanzielle Beitrage Die Ausweitung des Kriegselendes Spanien Finnland Polen und die Zunahme der Fluchtlingsstrome fuhrte im Fruhjahr 1940 zum Zusammenschluss von 17 konfessionell und politisch unterschiedlich ausgerichteten Hilfswerken inklusive der SAS unter der Dachorganisation Schweizerische Arbeitsgemeinschaft fur kriegsgeschadigte Kinder SAK 1942 wurde aus dem SAK die Kinderhilfe des Schweizerischen Roten Kreuzes die von 1944 bis 1948 finanziell von der Schweizer Spende unterstutzt wurde einer offentlichen Sammlung des Schweizer Volkes mit dem Ziel in achtzehn kriegsgeschadigten Landern in Europa Humanitare Hilfe und Wiederaufbauhilfe zu leisten Als Mitglied der 1944 eingesetzten Sachverstandigenkommission fur Fluchtlingsfragen des EJPD leistete Sutro mit dem SHEK einen grossen Beitrag zur Kooperation zwischen den einzelnen Hilfswerken Kinderzuge in die Schweiz 1934 1939 BearbeitenDas SHEK holte Kinder von nach Frankreich ausgewanderten deutschen Eltern mit Kinderzugen von Frankreich in die Schweiz und organisierte 1934 1939 fur rund 5000 judische Kinder zwei bis dreimonatige Aufenthalte in der Schweiz 1 Der erste Kinderzug fuhr am 14 April 1934 1934 kamen 122 im Folgejahr bereits 543 Kinder Bis Kriegsanfang 1939 konnte das SHEK fur 4892 Emigrantenkinder wovon 2574 aus Deutschland und 2318 aus Russland Ferienaufenthalte von 6 bis 12 Wochen in der Schweiz vermitteln Fur die Organisation der Kinderzuge des SHEK war das Vorstandsmitglied des Basler SHEK Mathilde Paravicini 1934 1939 verantwortlich Sie arbeitete mit Georgine Gerhard der Grunderin des Basler SHEK zusammen 300 Kinder Aktion Bearbeiten Im November 1938 gelang es Georgine Gerhard und Nettie Sutro eine Ausnahmebewilligung zur Einreise von 300 judischen Kindern aus Frankfurt Main sowie Konstanz und anderen sudbadischen Gemeinden zu erhalten 300 Kinder Aktion Weil der Zweite Weltkrieg ausbrach konnten die Kinder nicht wie geplant sechs Monate sondern sechs Jahre in der Schweiz bleiben was fur sie lebensrettend war Kinderbetreuung in der Schweiz 1940 1947 BearbeitenNach dem Beitritt zum SAK im Januar 1940 konzentrierte sich das SHEK auf die Betreuung der Fluchtlingskinder in der Schweiz und uberliess die Tatigkeiten ausserhalb der Schweiz darunter auch die Kinderzuge dem SAK Das SHEK ubernahm zwischen 1939 und 1948 die Verantwortung fur die Betreuung der rund 5000 zum grossten Teil illegal eingereisten meist judischen Fluchtlingskinder in der Schweiz Dank seiner Vernetzung mit anderen Fluchtlingsverbanden und mit der SRK Kinderhilfe ab 1942 und dank seiner proklamierten Neutralitat ubertrug der Bundesrat dem SHEK am 1 Dezember 1942 die Verantwortung fur die alleinstehenden Fluchtlingskinder bis zu 16 Jahren Es wurde von der Polizeiabteilung des EJPD beauftragt Patenfamilien fur die in Schweizer Lagern internierten Fluchtlingskinder zu suchen der sogenannten Lagerbefreiung der Schulkinder aus den Auffanglagern Die Freiwilligen des SHEK brachten die Kinder in die Pflegefamilien oder in Kinderheime und betreuten sie wahrend der ganzen Zeit ihres Aufenthaltes in der Schweiz Wenn immer moglich versuchte man judische Kinder bei judischen Pflegefamilien unterzubringen Fur die Jugendlichen versuchte man eine solide Ausbildung und Berufslehre zu sichern um sie fur die Heimkehr nach dem Kriege auszurusten Das SHEK fuhrte eigene Heime und schuf 1944 eine Zentrale Heimkommission die von Georgine Gerhard prasidiert wurde Nach Kriegsende versuchte man fur die Kinder lebende Angehorige oder ein neues Ziel oder Heimatland zu finden Freiwillige des SHEK reisten mit den Kindern in die Ziellander um sich zu versichern dass sie gut untergebracht waren Sie blieben auch spater mit den Kindern in Briefkontakt und machten Besuchsreisen in deren Heimatlander Bei der Auflosung des SHEK Ende 1947 befanden sich noch 601 Schutzlinge in seiner Obhut Sutro fuhrte mit einem kleinen Team noch bis Ende 1948 die Geschafte des SHEK weiter und ordnete als Historikerin das gesamte Archiv von 1933 bis 1947 Mitarbeiterinnen des SHEK grundeten 1951 das uberkonfessionelle Kinderdorf Kirjath Jearim fur Benachteiligte in Palastina Neutralitat und Politik BearbeitenDie offiziell unpolitische Haltung im Sinne des Neutralitatsgrundsatzes des Roten Kreuzes sicherte dem SHEK sowohl das Wohlwollen der Behorden wie bei der 300 Kinder Aktion als auch Spenden aus allen politischen Lagern der Schweizer Bevolkerung SHEK Frauen unternahmen zahlreiche politische Vorstosse um das Los der Fluchtlinge zu verbessern Insbesondere Georgine Gerhard nutzte ihr internationales Netzwerk mit Frauen aus Quakerkreisen und wurde auch beim Bundesrat bei Delegierten des Volkerbundes oder beim Chef der eidgenossischen Fremdenpolizei Heinrich Rothmund vorstellig um sich fur die Fluchtlinge und besonders die Fluchtlingskinder einzusetzenObwohl das neutrale SHEK allen Kindern ohne konfessionelle soziale und politische Unterschiede helfen wollte waren von den 1934 1939 in die Schweiz aufgenommenen Kinder uber achtzig Prozent judische Kinder weil die Emigration aus Deutschland nach Frankreich zum grossten Teil aus judischen Fluchtlingen bestand Die Frauen des SHEK betreuten diese Kinder im Sinn karitativer Hilfe und mutterlicher Liebe Sie kummerten sich nicht um politische Programme sondern arbeiteten mit allen Hilfswilligen zusammen und sorgten fur geeignete Erholungs und Ferienplatze fur ihre Schutzlinge 2 In ihrem 1952 erschienenen Buch Jugend auf der Flucht 1933 1948 hielt Nettie Sutro ihre Erinnerungen als Mitbegrunderin und Leiterin des SHEK fest die dann auch in den Ludwig Bericht von 1957 einflossen 3 Literatur BearbeitenNettie Sutro Katzenstein Jugend auf der Flucht 1933 1948 15 Jahre im Spiegel des Schweizer Hilfswerks fur Emigrantenkinder Mit einem Vorwort von Albert Schweitzer Europa Verlag Zurich 1952 Carl Ludwig Die Fluchtlingspolitik der Schweiz seit 1933 bis zur Gegenwart Bericht an den Bundesrat von 1957 Liselotte Hilb Ein Leben fur Fluchtlingskinder Erinnerungen an Dr Nettie Sutro Neue Zurcher Zeitung vom 1 November 1989 Antonia Schmidlin Eine andere Schweiz Helferinnen Kriegskinder und humanitare Politik 1933 1942 Chronos Verlag Zurich 1999 ISBN 3 905313 04 9 Sara Kadosh Jewish Refugee Children in Switzerland 1939 1950 In Elisabeth Maxwell und John K Roth Hrsg Remembering for the Future The Holocaust in an Age of Genocide London 2001 Ildiko Kovacs Schweizer Hilfswerk fur Emigrantenkinder Nettie Sutro Burgersfrau Historikerin und Fluchthelferin In Helena Kanyar Becker Hrsg Vergessene Frauen Humanitare Kinderhilfe und offizielle Fluchtlingspolitik 1917 1948 Schwabe Verlag Basel 2010 ISBN 3 7965 2695 0 Hans Hermann Seiffert Meine geliebten Kinder Die Briefe der Konstanzer Judin Hella Schwarzhaupt aus der Internierung in Gurs und Recebedou an ihre Kinder Hartung Gorre Verlag Konstanz 2013 ISBN 3 86628 486 1 Die beiden jungeren Kinder der Familie Schwarzhaupt konnten dank der 300 Kinder Aktion uberleben Salome Lienert Wir wollen helfen da wo Not ist Das Schweizer Hilfswerk fur Emigrantenkinder 1933 1947 Chronos Verlag Zurich 2013 ISBN 978 3 0340 1157 0 RezensionWeblinks BearbeitenBericht von H Cramer an die Schweizer Botschaft in Washington vom 1 Juni 1946 Bericht uber die schweizerische Hilfstatigkeit zugunsten kriegsgeschadigter Kinder 1939 1946 Stand 1 Juni 1946 in der Datenbank Dodis der Diplomatischen Dokumente der Schweiz Ludwig Bericht von 1957 Online 420 Seiten Schweizer Hilfswerk fur Emigrantenkinder in der Archivdatenbank des Schweizerischen Bundesarchivs Schweizer Hilfswerke zur Zeit des Nationalsozialismus p 61 75 PDF Datei 2 15 MB SWR2 Stolpersteine Die 300 Kinder Aktion der SchweizEinzelnachweise Bearbeiten Unabhangige Expertenkommission Schweiz UEK Zweiter Weltkrieg Die Schweiz und die Fluchtlinge zur Zeit des Nationalsozialismus Zurich 2001 S 85 Urs Knoblauch Die Schweiz als Huterin der humanitaren Tradition Zur Ausstellung Humanitare Schweiz 1933 1945 Kinder auf der Flucht an der Universitat Bern 2004 Ildiko Kovacs Netti Sutro Burgersfrau Historikerin und Fluchthelferin In Ildiko Kovacs Nettie Sutro Schweizer Hilfswerk fur Emigrantenkinder In Helena Kanyar Becker Hrsg Vergessene Frauen Humanitare Kinderhilfe und offizielle Fluchtlingspolitik 1917 1948 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schweizer Hilfswerk fur Emigrantenkinder amp oldid 220147032