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Geoffroy Tory 1480 in Bourges 1533 in Paris war ein franzosischer Buchdrucker und Gelehrter 1530 ernannte ihn Franz I zum Buchdrucker des Konigs Imprimeur du Roi Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen 3 Champfleury 3 1 Allgemeines 3 2 Inhalt 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGeoffroy Tory wurde 1480 in dem Vorort Saint Prive von Bourges geboren und studierte an der Philosophischen Fakultat von Bourges Die Stadt Bourges galt als Zentrum der humanistischen Kultur Von 1505 bis 1506 unternahm Tory seine erste Reise nach Italien und studierte an der Sapienza Universitat von Rom sowie an der Universitat Bologna Zudem studierte er bei Philippe Beroalde und Jean Baptiste le Pitoyable Johannes Baptista Pius stellte Kontakt zu italienischen Humanisten her und beendete mit dieser Reise sein Studium Das Studium mit einer kulturellen Reise nach Italien zu beenden galt als Tradition im 16 Jahrhundert Wahrend dieser ersten Italienreise studierte auch Erasmus von Rotterdam an der Universitat von Bologna Seinen Aufenthalt in Bologna beendete Tory aufgrund des Todes seines Professors Philippe Beroalde im Jahr 1505 Um 1506 1507 kehrte Tory nach Paris zuruck lehrte am College du Plessis am College de Coqueret und spater unterrichtete er Philosophie am College de Bourgogne 1513 und lebte in den darauffolgenden Jahren in Paris 1512 heiratete er Perrette le Hulin und seine Tochter Agnes wurde geboren 1515 unterbrach er seine Arbeit an der Universitat um erneut nach Italien zu reisen Diese zweite Italienreise war jedoch keine kulturelle Reise sondern sie gab Tory die Moglichkeit seine Kenntnisse zu erweitern und die Basis fur seine spatere Aktivitat im Buchdruck und in der Buchkunst zu schaffen Nach seiner Ruckkehr 1518 verliess er die Universitat grundete Rue Saint Jacques ein Atelier fur Holzschnitt und eroffnete eine Buchhandlung nahe der Pont Neuf in Paris Im Jahr 1529 veroffentlichte er sein Werk Champfleury in welchem er die Buchstaben des Alphabets mit den Proportionen des menschlichen Korpers in Verbindung brachte und neue typographische Druckbuchstaben entwickelte Akzente Apostroph Cedille Claude Garamond lernte bei ihm das Handwerk des Schriftschneidens 1 Geoffroy Tory starb 1533 in Paris Veroffentlichungen BearbeitenAls Drucker 1508 La Cosmographie de Pomponius Mela 1509 Eneas Sylvius 1510 Carmen 1512 De re aedificatoria von Leon Battista AlbertiZudem brachte er auch historische Werke lateinische Grammatiken und die Institutiones oratorie von Quintilian heraus Weiterhin unterhielt Tory Kontakt zu den wichtigsten Buchdruckern in Paris und arbeitete als Korrektor bei Gilles de Gourmont bei dem auch erste Textveroffentlichungen erschienen Eine enge Beziehung hegte er vor allem zu Henri Estienne und Josse Bade seit dem Druck der Cosmographia und der Elegien von 1510 Vor der Veroffentlichung seines Buches Champfleury 1529 druckte er schon andere Bucher in Zusammenarbeit mit Simon de Colines Als Autor 1513 Prosopopeia Neminis 1539 Aediloquium seu disticha partibus aedium urbanarum et rusticarum suis quaque adscribenda 1529 Champ Fleury Auquel est contenu l art et science de la deue et vraie proportion des lettres Attiques lettres Antiques au Romaines nbsp Buchstabe A aus Champ fleury 1529Champfleury BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Das Werk Champfleury erschien 1529 in Paris auf Franzosisch und ist eine Abhandlung uber Fragen des Buchdruckes und der franzosischen Sprache Auf der Titelseite heisst es CHAMPFLEURY auquel est contenu l art et science de la deue et vraye proportion des lettres attiques qu on dit autrement lettres antiques et vulgairement lettre romaines proportionnees selon le corps et visage humain Blumengarten in dem die Kunst und Wissenschaft enthalten ist von der richtigen und wahren Proportion der attischen auch antik und fur gewohnlich romisch genannten Lettern nach dem Mass des menschlichen Korpers und Gesichte 2 Sinnbildlich steht le Champ Fleury das bluhende Feld fur das Paradies den Ort wo die Gotter der Liebe regieren Gleichzeitig erinnert das Werk an Antoine Verards Le Jardin de Plaisance et fleur Rhetorique 1501 Die Werke von Tory und Verard unterscheiden sich zwar inhaltlich jedoch benutzen beide das Bild eines Blumenfeldes um zu zeigen dass jeder diese Blumen pflucken kann Bezogen auf Champfleury bezeichnet Geoffroy Tory mit dem bluhenden Feld die franzosische Sprache welche die Fahigkeit besitzt sich zu entfalten und weiterzuentwickeln Tory beabsichtigte mit seinem Werk die lateinischen Lettern fur den Buchdruck einzurichten und die gotische Fraktur durch den Antiquadruck abzulosen Diese Betrachtungen verdeutlicht er durch geometrische Zeichnungen welche auf den Proportionen des menschlichen Korpers beruhen Bereits die italienischen Humanisten Leon Battista Alberti und Albrecht Durer sowie Leonardo da Vinci und Luca Pacioli De divina proportione entwickelten solche gedanklichen wie zeichnerischen Konstruktionen Vor allem bei Albrecht Durer zeigt sich die Einheit von Architektur und Geometrie in dem er seine Zeichnungen konstruiert und somit die Geometrie als Sprache ansieht Torys Werk Champfleury ist ein wertvolles Zeugnis der Fruhrenaissance in Frankreich Der vorherrschende Humanismus in dieser Zeit hatte das Bestreben die lateinischen Buchstaben einzufuhren und im Menschen das Mass aller Dinge zu sehen Diese Betrachtungsweise spiegelt sich auch in den Lettern von Tory wider Zudem lassen sich in seinem Werk sowohl antike als auch italienische Einflusse finden Antike Einflusse in Torys Uberlegungen stehen in Zusammenhang mit dem Canon de Polyclete von Vitruv eine Abhandlung zur Architektur in welcher er einen jungen Mann darstellt der weder gross noch klein oder weder dick noch dunn ist und das Bild eines wohlgeformten Menschen schafft Dieser zeichnet sich durch seine Anpassungsfahigkeit und Biegsamkeit aus Italienische Einflusse werden durch die Erwahnung von Luca Pacioli Leon Battista Alberti und Ludovico Vicentino deutlich Ludovico Vicentino gilt als beruhmtester Meister der Schrift seiner Zeit und ist als Drucker bekannt Neben der Entwicklung der Lettern fugt Tory Erklarungen der Buchstaben hinzu und erlautert nach Art der mittelalterlich scholastischen Exegese ihre wirkliche allegorische moralische und theologische Bedeutung Champfleury soll jedoch nicht nur drucktechnische Anweisungen liefern Tory liebt seine Muttersprache une des plus gracieuses de toutes les langues humaines eine der anmutigsten aller menschlichen Sprachen 2 und verteidigt sie gegen die lateinische Verfremdung indem er den korrekten Gebrauch des Franzosischen fordert Diese Ermahnung greift auch du Bellay in seiner Deffence et illustration de la langue francoyse 1549 wieder auf Tory verspottet wie spater Rabelais in der Gestalt des ecolier limousin des Studenten aus Limoges im Pantagruel die Vorliebe der Franzosen ihre Sprache zu latinisieren Unter anderem war es Torys Ziel die Entwicklung von unterschiedlich grossen antiken Lettern moglich zu machen z B um sie fur Simse eines Triumphbogens zu benutzen und er befasste sich mit der Geschichte der dialektalen Geografie sowie der Chronologie gewisser phonetischer Veranderungen in Frankreich Des Weiteren gibt Geoffroy Tory in seinem Werk Anregungen zur Spezifizierung der franzosischen Orthographie beispielsweise durch die Einfuhrung von Akzenten Apostroph und Cedille Dies begrundet er vor allem damit dass die franzosische Sprache keine orthographischen Zeichen besitzt und somit die Sprache keine Regeln hat wie es sie im Hebraischen Griechischen und Lateinischen gibt 3 1531 fuhrt Tory die Cedille ein und perfektioniert in der vierten Ausgabe von L Adolescence Clementine von Clement Marot das System der Hilfszeichen welches Apostrophe einschliesst Auch in dem Werk Deffence et illustration de la langue francoyse von Joachim du Bellay lassen sich identische Ideen zur Orthographie erkennen Inhalt Bearbeiten Geoffroy Tory unterteilt sein Werk in drei Bucher und einen Anhang Im ersten Buch spricht Tory von dem Wunsch seine Landsleute mit den antiken Lettern vertraut zu machen Unter diesem Gesichtspunkt denkt er nicht nur uber eine Bildung als moralische Verpflichtung gegenuber den zukunftigen Generationen nach sondern fragt sich zudem ob Champfleury auf Latein oder Franzosisch geschrieben werden sollte Weiterhin fuhrt Tory im ersten Buch die Notwendigkeit grammatischer Regeln an und gibt am Ende seiner Uberlegungen einen Entwurf uber die Geschichte der Schrift Tory beschaftigt sich im zweiten Buch mit der Entwicklung von Theorien uber das Alphabet Dabei gibt es fur seine Uberlegungen zwei Ansatze einerseits entwickelt er ein System zur Konstruktion von Buchstaben nach den Proportionen des menschlichen Korpers und andererseits bezieht er dieses gleichzeitig auf einen mythologischen Inhalt Die Buchstaben konstruiert Geoffroy Tory geometrisch und gibt ihnen eine symbolische Interpretation Der Anfangspunkt seiner Konstruktion der romischen Grossbuchstaben sind dabei die Buchstaben I und O Der Buchstabe I steht fur eine Gerade der Buchstabe O fur einen Kreis Diese bilden die Basis fur andere Buchstaben welche sich mit Hilfe von Geraden und Kreissegmenten konstruieren lassen Das Bezugssystem fur die Lettern ist ein Quadrat in welches die Buchstaben geschrieben werden und welches in kleinste Einheiten unterteilt ist Horizontale und vertikale Linien sowie Diagonalen und der Kreis im Innern des Quadrates sind weitere Elemente der Konstruktion Die Beziehung der Buchstaben zu den Proportionen des menschlichen Korpers stellt Geoffroy Tory mit Hilfe der Messung von I und O her Die Messungen der Schrift anhand der Proportionen des Korpers wendet er auf einen mythologischen Inhalt an Apollo und seine Musen bilden dabei das grundlegende Schema fur die Betrachtungen Im dritten Buch von Champfleury zitiert Tory Erkenntnisse romischer Grammatiker vor allem Priscian welche sich mit den Buchstaben und ihrer Benutzung auseinandersetzten Es erfolgen jedoch auch eigene personliche linguistische Betrachtungen von Tory welche sich auf die franzosischen Dialekte und ihre phonetischen Besonderheiten beziehen e final s final Zusatzlich kommentiert und interpretiert er die verschiedenen Aussprachemoglichkeiten des Lateinischen in den verschiedenen Landern Der Anhang von Champfleury setzt sich mit den Hauptschriften wie zum Beispiel dem Hebraischen dem Griechischen dem Lateinischen oder dem Franzosischen auseinander und liefert hierzu Erklarungen Weiterhin fugt er seinen Zeichnungen bestimmte Nummern des Alphabets hinzu und klassifiziert die verschiedenen Schriftarten hierbei nennt er die Lettre de Forme Lettre Bastarde Lettres Tourneures und die Lettres Fantasique Lettres Fleuries Die Lettre de Forme und Lettre Bastarde bezeichnet Tory als gotische Schriftarten welche er durch den Antiquadruck abloste Literatur BearbeitenGeofroy Tory Champ fleury Ou l art et science de la proportion des lettres Slatkine Reprints Genf 1973 Geofroy Tory Champ fleury Art et science de la vraie proportion des lettres Fac simile de l ed de 1529 Bibliotheque de l Image Paris 1998 ISBN 978 2 909808 58 1 Auguste Bernard Geofroy Tory peintre et graveur premier imprimeur royal reformateur de l orthographe et de la typographie sous Francois Ier 1857 2 Auflage de Graaf Nieuwkoop 1963 Walter Jens Hrsg Kindlers Neues Literatur Lexikon Band 16 Munchen 1991 Buchbinden Geschichtliches In Meyers Konversations Lexikon 1885 1892 3 Band S 546 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Geoffroy Tory im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek geofroy tory free fr Champ fleury Alphabet LiteraturEinzelnachweise Bearbeiten Stefan Waidmann Schrift und Typografie Sulgen CH 1999 S 9 a b Walter Jens Hrsg Kindlers Neues Literatur Lexikon Band 16 Munchen 1991 S 727 Geoffroy Tory Champfleury Ou l art et science de la proportion des Lettres Genf 1973 Normdaten Person GND 122453948 lobid OGND AKS LCCN n82272955 VIAF 41850416 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tory GeoffroyKURZBESCHREIBUNG franzosischer Buchdrucker Gelehrter Dichter und UbersetzerGEBURTSDATUM 1480GEBURTSORT BourgesSTERBEDATUM 1533STERBEORT Paris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geoffroy Tory amp oldid 225756163