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Der literaturwissenschaftliche Begriff Genieasthetik beschreibt eine bestimmte kulturhistorisch verortbare Haltung zum literarischen und kunstlerischen Diskurs rund um die Begriffe Autorschaft bzw Kunstlertum Genieasthetische Beschreibungen betrachten den schaffenden Autor oder Kunstler als selbstandiges uber sein Werk herrschendes Subjekt Sie waren besonders in der literarischen Epoche des Sturm und Drang auch Geniezeit oder Genieperiode ca 1767 1785 popular in der der Begriff des Originalgenies als Paradigma des urtumlich und unabhangig schopferischen Menschen aufkam Als Originalgenie galt ein Schriftsteller oder Kunstler der sich unabhangig von kulturellen Traditionen in direkter und subjektiver Weise auf die Natur bezog und diese nachformte als Prototyp dieses Modells von Kunstlerschaft galt der damals wiederentdeckte William Shakespeare obwohl dieser seine Stoffe vornehmlich aus der Historie bezog Die Genieasthetik ist als Gegenbewegung zur barocken und klassizistischen Regelpoetik zu denken die Regeln und praktische Hinweisen zur Verfertigung von Kunst sowie feste uberzeitliche Massstabe zur Beurteilung kunstlerischer Werke lieferte In den 1770er Jahren war die Regelpoetik etwa in Gestalt von Johann Christoph Gottscheds Versuch einer critischen Dichtkunst vor die Deutschen 1730 einflussreich Der genieasthetische Diskurs des Sturm und Drangs wirkte sich besonders auf die literarische Romantik und Moderne aus genieasthetische Vorstellungen sind aber auch noch in der heutigen Zeit zu finden obwohl der heute gebrauchliche Ausdruck Genie mit der Genieasthetik zwar verwandt aber nicht synonym zu verwenden ist Als Gegenbewegung zum Barock steht die Genieasthetik in gesamtkulturellem Zusammenhang zur Vorklassik die sich in der Musik ab etwa 1780 zur Wiener Klassik und in der Literatur um 1800 zur Weimarer Klassik weiterentwickelte Literatur BearbeitenGunter Peters Der zerrissene Engel Genieasthetik und literarische Selbstdarstellung im achtzehnten Jahrhundert Metzler Stuttgart 1982 ISBN 3 476 00501 1 Jochen Schmidt Die Geschichte des Genie Gedankens in der deutschen Literatur Philosophie und Politik 1750 1945 Winter Heidelberg 2004 ISBN 3 8253 1700 5 Christina Juliane Fleck Genie und Wahrheit Tectum Verl Marburg 2006 ISBN 978 3 8288 9075 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Genieasthetik amp oldid 194361555