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Eine genetische Klimaklassifikation ist die Gliederung der Erde in Regionen mit vergleichbaren Klimaverhaltnissen indem grossraumige Klimafaktoren etwa Sonneneinstrahlung Winde Luftmassen und Wetterfronten verwendet werden Somit steht die Entstehung Genese des Klimas im Mittelpunkt und die einzelnen Klimaregionen werden qualitativ aus der Lage im irdischen Klimasystem abgeleitet Im Gegensatz dazu werden die einzelnen Klimaregionen fur die effektive Klimaklassifikation aus lokalen Klimaelementen und deren Wirkungen z B typische Vegetation abgeleitet Moderne Integrative Klimaklassifikationen vereinen beide Methoden Raume gleicher Klimate werden nach der Festlegung der weltumspannenden Klimazonen zum Beispiel nach der Kontinentalitat bzw Maritimitat eines Teilraumes weiter untergliedert Zentrale Grundlagen der genetischen Klimaklassifikationen ist die Energiebilanz der Erde basierend auf ein und ausgestrahlter Energie und die darauf beruhende allgemeine globalen Luftzirkulation Genetische Modelle werden verwendet um das Klima fur Orte zu bestimmen fur die keine oder nur unzureichende Messdaten vorliegen 1 Durch ihre Einfachheit sind sie geeignet die grundlegenden atmospharischen und klimatischen Vorgange im globalen Massstab besser zu verstehen Fur kleinraumige Klimaanalysen sind sie nicht geeignet 2 Dies liegt vor allem an den kaum zu definierenden Grenzen der Zirkulationssysteme Sie unterliegen haufig Storungen und Verschiebungen und sind schwierig zu messen Demzufolge ist es nicht moglich allein mit einem genetischen Ansatz eine Klimakarte der Erde zu erzeugen die den Wirkungen des Klimas auf der Erde gerecht wurde 3 Trotz dieser Einschrankungen soll nicht der Eindruck entstehen genetische Ansatze seien weniger sinnvoll als effektive Dazu fuhrte Hermann Flohn aus Eine Beschreibung und Definition effektiver Klimazonen sei sie noch so zweckmassig ist von diesem Gesichtspunkt her unvollstandig und fur den nachdenklichen Studenten unbefriedigend wenn sie nicht die physikalischen Ursachenzusammenhange in Rechnung stellt 4 Die erste komplette genetische Klassifikation schuf der russische Klimatologe Alisov 1936 und leitete damit eine lange Tradition russischer Studien zur geozonalen Einteilung der Erde ein 5 Inhaltsverzeichnis 1 Genetische Klassifikation nach Flohn Neef und Kupfer 2 Genetisch dynamische Klassifikation nach Terjung und Louie 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGenetische Klassifikation nach Flohn Neef und Kupfer Bearbeiten nbsp Klimarube nach Flohn nbsp Auf einer modifizierten Grundlage von Flohn schuf E Kupfer 1954 diese Karte der Klimagebiete der Erde 1 Polares Klima 2 Subpolares Klima 3 Klimate der planetarischen Frontalzonen See und Landklimate Sommerfeuchte Ostkusten 4 Subtropische Klimate Massiger Winterregen Geringer Fruhlingsregen 5 Passatklimate Feuchte Ostkusten Trockene Westkusten und Binnenlander 6 Innertropische Klimate Dauernd feucht immergrune Urwalder Periodisch feucht Zenitalregen Hermann Flohn der in den 1950ern wohl die bekannteste genetische Klimaklassifikation entwickelte unterscheidet hierzu vier zonal globale Zirkulationssysteme Die aquatoriale Westwindzone mit den innertropischen Konvergenzen die subtropische Trocken oder Passatzone die aussertropische Westwindzone sowie die die hochpolare Ostwindzone Neef sprach dabei von den stetigen Klimazonen da die Zirkulation im Jahreslauf kaum Anderungen unterliegt Des Weiteren unterscheidet Flohn noch drei bedingt zonale Ubergangsklimate die durch die jahreszeitliche Verschiebung der globalen Zirkulationssysteme zustande kommen Das Randtropenklima mit sommerlichem Zenitalregen und winterlichem Passat die subtropische Winterregenzone mit winterlichen Westwinden und sommerlichem Subtropenhoch Mittelmeer die subpolare Zone mit winterlichem polaren Ostwind und sommerlichem WestwindNeef nannte diese Klimaregionen alternierend da ein haufiger Wechsel von z B Windrichtungen oder Druckgebieten vorkommt Die dieser genetischen Klimaklassifikation zu Grunde liegende Annahme ist dass je nach Lage eines Ortes innerhalb dieser vier globalen Windsysteme das lokale Klima primar von diesen Windsystemen beeinflusst sein musste Es wird also angenommen dass das Klima eines Ortes vorherrschend durch das System der globalen Windzirkulation mit all seinen Implikationen generiert wird Einen hohen Bekanntheitsgrad geniesst auch die von Flohn in Zusammenhang mit der genetischen Klimaklassifikation entworfene Klimarube die ausgehend von einem hypothetischen Idealkontinent die Klimazonen der Erde in idealisierter Weise veranschaulicht Es wird dabei angenommen dass die Landmassen nicht in Gestalt der normalen Kontinente erscheinen sondern eine zusammenhangende Flache bilden die entlang jedes Breitenkreises genau diejenige Ausdehnung hat die dem jeweiligen Landanteil auf diesem Breitenkreis entspricht Man erhalt auf diese Weise einen hypothetischen Kontinent der wie eine auf dem Kopf stehende Birne oder Rube aussieht Daher der Name Klimarube Auf der Klimarube werden dann die Klimazonen abgetragen die sich sichtbar eng an die Gurtel der globalen Windsysteme anlehnen Eine Klimakarte hingegen hat Flohn nicht entworfen Auf der Grundlage seiner Arbeit fussen die Karten von Ernst Neef und E Kupfer Neef schuf seine Karte speziell fur den Erdkunde Unterricht an Schulen und hat daher aus didaktischen Grunden auf eine ruhige Linienfuhrung geachtet und bewusst auf die Darstellung etlicher Abweichungen verzichtet 2 Wahrend Neef ebenfalls sieben zonale Systeme verwendet erweiterte Kupfer das Modell auf zehn Zonen Genetisch dynamische Klassifikation nach Terjung und Louie BearbeitenEine weitere grundlegendere Art der Klassifikation ist die genetisch dynamische Klimaklassifikation die die Energiebilanz Strahlungsbilanz als Grundlage der Zonierung nimmt Diese Einteilung wurde zwar durch W H Terjung und S F S Louie erst 1972 vorgenommen kann aber als Einfuhrung zur genetischen Klassifikation gesehen werden welche auf der allgemeinen Zirkulation der Atmosphare und den damit verbundenen Windgurteln basiert womit die genetisch dynamische an einer tieferen Stufe der Beschreibung ansetzt Dabei werden aufgrund der unterschiedlichen Bilanz fur verschiedenen Erdbereiche die nicht nur auf der Nettoein und Ausstrahlung sondern auch auf dem Warmehaushalt Thermische Energie Verdampfungsenthalpie Warmeabgabe der Ozeane etc im Jahreslauf basieren sechs Gruppen wie folgt ausgegliedert A Klimate der Tropen maximale Energieaufnahme bei geringer Schwankung und hohen absoluten Werten B Klimate der Subtropen hohe Energieaufnahme bei mittleren Schwankungen C Klimate der mittleren Breiten kontinentaler Pragung grosse Energieeinnahme bei grossen Schwankungen D Klimate der mittleren Tropen mittlere Aufnahme bei sehr geringen Schwankungen E Klimate der Mittelbreiten mit maritimer Pragung mittlere Ein und Aufnahme bei mittleren Schwankungen meist durch den Energietransport mit Zyklonen G Klimate der Polargebiete minimale Energiemengen bei grossem Schwankungsbetrag Aus den einzelnen Komponenten der Energieaufnahme lang und kurzwellige Strahlung und abgabe Transport von Wasserdampf mit darin enthaltener Verdampfungsenthalpie vertikaler und horizontaler Fluss thermischer Energie an der Oberflache resultieren insgesamt 62 Klimate 6 Literatur BearbeitenH Flohn Witterung und Klima in Mitteleuropa 2 Auflage Forschungen zur Deutschen Landeskunde 78 S Hirzel Verlag Stuttgart 1954 H Flohn Zur Frage der Einteilung der Klimazonen in Erdkunde Band 11 Heft 3 Dummler Bonn 1957 pdf S 161 175 W H Terjung S S F Louie Energy input output climates of the world In Archiv Met Geophys Biokl B 20 1972 S 127 66 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Klimaklassifikation nach Flohn Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten dwd de Klimaklassifikation genetische Eintrag im Wetter und Klimalexikon des deutschen Wetterdienstes abgerufen am 7 Januar 2022 a b Sascha Leufke Autor Michael Hemmer Gabriele Schrufer Jan Christoph Schubert Hrsg Klimazonen im Geographieunterricht Fachliche Vorstellungen und Schulervorstellungen im Vergleich in Munsteraner Arbeiten zur Geographiedidaktik Band 02 2011 PDF S 21 23 Heinz Nolzen Hrsg Handbuch des Geographieunterrichts Band 12 I Geozonen Aulis Verlag Deubner amp Co KG Koln 1995 ISBN 3 7614 1618 0 S 18 H Flohn Zur Frage der Einteilung der Klimazonen S 161 Elgene Owen Box World Bioclimatic Zonation In Elgene Owen Box Hrsg Vegetation Structure and Function at Multiple Spatial Temporal and Conceptual Scales Springer International Publishing Schweiz 2016 ISBN 978 3 319 21451 1 S 7 Werner H Terjung Stella S F Louie Energy Input Output Climates of the World A Preliminary Attemp Los Angeles 1971 PDF abgerufen am 3 Juli 2022 S 9 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Genetische Klimaklassifikation amp oldid 235962360