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Die planetarische Zirkulation oder auch allgemeine planetare oder globale Zirkulation englisch atmospheric circulation general circulation global circulation ist eine Sammelbezeichnung fur atmospharische Zirkulationssysteme die grosse Teile des Erdballs umfassen und durch ihre Wechselwirkung die Wetterdynamik der Erdatmosphare bestimmen Es handelt sich also insbesondere um eine grossskalige Modellvorstellung der atmospharischen Zirkulation da das idealisierte Bild eines umfassenden Gesamtverstandnisses durch den Stand der meteorologischen Forschung derzeit und auch in absehbarer Zukunft nicht erfullt werden kann In der Praxis des Begriffs der planetarischen Zirkulation ist es daher treffender von einer modellhaften Annaherung an die reale Atmospharendynamik zu sprechen Dies gilt insbesondere fur Prozesse der mittleren und hoheren Erdatmosphare Wechselwirkungen der einzelnen Zirkulationssysteme untereinander Wechselwirkung der Atmosphare mit Bereichen anderer Erdspharen wie den Ozeanen die zeitliche Variabilitat der planetarischen Zirkulation im Bereich des Jahresganges bis zu Zeitskalen einer Klimaveranderung und den Einfluss kleinskaliger Systeme welche in den Modellvorstellungen der planetarischen Zirkulation nicht oder kaum berucksichtigt werden Vereinfachtes Schema der globalen Windzirkulation in etwa wahrend der Zeiten der Tagundnachtgleiche Fehlerwarnung an den Polen dreht der Lufttransport nicht ostwarts sondern westwarts Inhaltsverzeichnis 1 Wissenschaftliche Entwicklung 2 Grobe Vereinfachung 3 Gemassigte Vereinfachung 3 1 Die Innertropische Konvergenzzone 3 2 Die Hadley Zellen Passatzonen 3 3 Die Polarzelle Polare Ostwinde 3 4 Die instabile Ferrel Zelle Westwinddrift 3 5 Die Polarfront 3 6 Die Rossbreiten 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseWissenschaftliche Entwicklung BearbeitenDie altere Theorie der allgemeinen Zirkulation der Atmosphare wurde von A Woeikow 1874 entwickelt Die neuere Theorie der planetarischen Zirkulation wurde von Hermann Flohn und Sverre Petterssen Anfang der 1950er Jahre entwickelt Das Verdienst die mannigfaltigen z T auch heute noch widerspruchlichen Einzelergebnisse zahlreicher Meteorologen aus allen Teilen der Welt zu einer Synthese von betrachtlicher klimageographischer Tragweite und in didaktisch aufbereitete Modellvorstellungen gebracht zu haben gebuhrt zweifellos Hermann Flohn Joachim Bluthgen Wolfgang Weischet Allgemeine Klimageographie 1980 S 15Grobe Vereinfachung Bearbeiten Aus der Erwarmung der Luft uber dem Aquator a resultieren durch Einwirkung der Corioliskraft b je drei schlauchformige Luftzirkulationszellen pro Hemisphare c d 1 Hadley Zellen und Passatwinde Wesentliche Energiequelle fur die zu beschreibenden Bewegungen ist die Sonne die den aquatornahen Regionen der Erde viel Energie pro Flache zufuhrt den polaren Regionen wenig siehe Sonneneinstrahlung Globalstrahlung Die warme Luft an den Tropen steigt auf am Boden bildet sich ein Tief die aquatoriale Tiefdruckrinne in grosser Hohe ein Hoch Die kalte Luft an den Polen setzt sich uber der Erdoberflache ab So entsteht dort das Polarhoch und in grosserer Hohe ein Tiefdruckgebiet Das Temperaturgefalle zwischen Tropen und Polarregionen bedeutet daher grundsatzlich ein Luftdruckgefalle siehe Luftdruck Druckgradientkraft Am Aquator steigt erwarmte Luft auf In Bodennahe stromt kaltere Luft in Richtung Aquator nach Bild a Wegen der Erddrehung und der daraus resultierenden Corioliskraft werden Bewegungen auf der Nordhalbkugel nach rechts abgelenkt auf der Sudhalbkugel nach links und eine aquatorwarts stromende Luftmasse wird dadurch auf der Nordhalbkugel zum Nordostwind auf der Sudhalbkugel zum Sudostwind Bild b In der Hohe kommt es zu Ausgleichsstromungen Luftmassen die uber dem Aquator aufgestiegen sind stromen in der Hohe wieder polwarts Am Pol in der Hohe eintreffende Luftmassen sinken dort ab Bilder a und b Gemassigte Vereinfachung BearbeitenLuftmassen die in der Hohe vom Aquator polwarts wegstromen sinken wegen der polwartigen Flachenkonvergenz der Erde grosstenteils spatestens uber rund 30 Breite ab Luftmassen die vom Pol aquatorwarts wegstromen erwarmen sich und steigen ab rund 60 Breite in die Hohe Bild c Zwischen diesen beiden Systemen jeder Hemisphare passt jeweils ein drittes gegenlaufiges hinein Sowohl auf der Nord als auch auf der Sudhalbkugel finden sich dementsprechend drei bodennahe Windsysteme Passate in niederen Breiten als Nordostpassat auf der Nordhalbkugel als Sudostpassat auf der Sudhalbkugel Hadley Zellen Bild d Westwinde in der Hohe uber den gemassigten oder mittleren Breiten da polwarts stromende Luftmassen wegen der Corioliskraft westliche Winde ergeben auch Ferrel Zelle oder Westwinddrift Polare Ostwinde in den Polarzellen Die Innertropische Konvergenzzone Bearbeiten Hauptartikel Innertropische Konvergenzzone Die Innertropische Konvergenzzone Abk in dt Lit ITC engl ITCZ fur Intertropical Convergence Zone ist die den Erdball umfassende Tiefdruckrinne in der Aquatorialzone bzw in den inneren Tropen in der die Passatwinde zusammenstromen konvergieren Da die ITC von der Sonneneinstrahlung abhangt verlagert sie sich im Jahreslauf dem Zenitstand der Sonne folgend wegen der ungleichen Verteilung von Landmassen und Meeresflachen jedoch nicht symmetrisch zum Aquator Im Atlantik und Pazifik bewegt sich die ITC ungefahr von 13 N im Nordsommer nach 3 N im Nordwinter Nur im Indischen Ozean liegt die ITC im Nordwinter auf der Sudhalbkugel bei etwa 10 S Im April wandert sie uber den Aquator nordwarts und geht zum Sommer hin im sudasiatischen Monsuntief auf Wenn sich die ITC auf der Nordhalbkugel befindet uberquert der Sud Ost Passat den geografischen Aquator und wird dabei durch die sich andernde Corioliskraft in einen bodennahen Sudwestwind umgelenkt Weiter haben auch langfristig periodisch wiederkehrende Phanomene wie El Nino Einfluss auf die Lage der ITC und damit auch auf die Lage der anderen Zonen Innerhalb der ITC werden die Passatwinde aufgehoben da die bisher horizontale Luftbewegung in eine vertikale ubergeht Dies bedeutet einerseits Flautenhaufigkeit das Gebiet ist eine Kalmenzone auch Aquatorialer Kalmengurtel genannt Das schnelle Aufsteigen feuchtwarmer Luftmassen fuhrt ziemlich oft zu Gewittern Die Hadley Zellen Passatzonen Bearbeiten Hauptartikel Hadley Zelle Diese Zellen liegen beiderseits der ITCZ ITC Zone Hadley Zellen sind sehr stabil die daraus resultierenden Passatwinde wehen daher ganzjahrig sehr zuverlassig und wurden fruher zur schnellen Uberquerung des Ozeans genutzt Die Zirkulation innerhalb der Zelle vervollstandigt sich durch Ruckstromung von Luftmassen in grosser Hohe den Antipassat Gegenpassat Da ein polwarts stromender Wind stets in Richtung der Erdrotation also in Richtung Osten abgelenkt wird ist der nordliche Antipassat ein Sudwestwind der sudliche ein Nordwestwind Die ITCZ ist von subtropischen Hochdruckgurteln umgeben die dadurch entstehen dass Luftmassen zum Absinken gezwungen werden weil sie unter der polwarts tiefer gelegenen Tropopause keinen Platz mehr finden Anzumerken ist hierbei dass das Konzept der Hadley Zelle ein Modell zur Erklarung von Wirkungszusammenhangen in der planetarischen Zirkulation ist Faktisch konnen nicht alle der in der ITCZ extrem schnell aufsteigenden Luftmassen uber die Passatwinde ausgeglichen werden Lokal fallen Luftpakete deshalb sogar innerhalb der ITCZ ab Ware die Rotationsgeschwindigkeit der Erde um ihre Drehachse wesentlich langsamer so ware die Corioliskraft geringer und die Hadley Zellen wurden sich vom Aquator bis zu den Polen erstrecken wenn nicht ausserdem uber den Polen zu wenig Platz fur die viele in der ITCZ aufgestiegene Luft ware Die tatsachliche Rotationsgeschwindigkeit der Erde bewirkt aber die Ausbildung zweier weiterer meridionaler Zirkulationszellen Die Polarzelle Polare Ostwinde Bearbeiten Polare Ostwinde die den Polarkreis erreichen sind so weit erwarmt dass sie aufsteigen Auch die Polarzelle besteht in einem Kreislauf mit entsprechender Gegenstromung in der Hohe Als polare Hochdruckkappe ist sie ausser am Rand sehr stabil Die instabile Ferrel Zelle Westwinddrift Bearbeiten Zwischen den beiden gleichlaufigen Systemen Hadley und Polarzelle jeder Halbkugel passt je ein drittes gegenlaufiges nicht unahnlich dem Ineinandergreifen von Zahnradern Dort wird in Bodennahe Luft polwarts verlagert woraus unter Einwirkung der Jetstreams westliche Winde entstehen Die Zone heisst daher auch Westwindzone oder Westwinddrift der gemassigten Breiten Sie ist die instabilste weil auf rund 60 bis 70 geographischer Breite die feuchtwarmen Westwinde auf kalte polare Ostwinde treffen die Polarfront bildet sich Die Ferrel Zelle nach William Ferrel ist die Zelle grosster Sonnen Energieunterschiede und damit verbunden auch Temperaturunterschiede In ihr befinden sich ca 38 des gesamten Energieunterschieds zwischen Innerentropen und den Polen Die aquatorseitige Grenze liegt bei rund 35 Breite Die Polarfront Bearbeiten Hauptartikel Polarfront Das Geschehen an der Front fuhrt zur Bildung von Tiefdruckgebieten die dann in den Westwinddrift wandern und relativ gut voraussagbares Schlechtwetter mit sich bringen Vor allem das standige Maandrieren der Front die standig 4 6 Wellen enthalt siehe Rossby Wellen macht die Ferrel Zelle so instabil Das Entstehen von Tiefdruckgebieten wird Zyklogenese genannt Die Rossbreiten Bearbeiten Hauptartikel Rossbreiten Wenn bei rund 30 Breite Luftmassen absinken erwarmen sie sich und aufgrund der erhohten Aufnahmefahigkeit an Wasserdampf sinkt die relative Luftfeuchtigkeit es entsteht ein Hochdruckgebiet das im Innern wenig Luftbewegung erzeugt Diese Breiten werden deshalb seit den ersten Atlantikuberquerungen Rossbreiten genannt da wegen des geringen Windes Segelschiffe in Flauten liegen blieben und die mitgefuhrten Pferde Rosser starben oder geschlachtet werden mussten wenn auf den Schiffen das Trinkwasser und die Lebensmittelvorrate knapp wurden Eventuell ist dies nur eine Legende es veranschaulicht aber das Problem fur die Segelschifffahrt Da die in der Segelschifffahrt bevorzugt genutzten Passatwinde Sudostwinde oder Nordostwinde sind mussten die Rossbreiten manchmal durchquert werden um fur die Ruckfahrt die Westwinddrift 1 nutzen zu konnen Da Landmassen die Luftstromungen starker bremsen als Wasserflachen sind die planetaren Winde auf der Sudhalbkugel entsprechend ausgepragter Insbesondere die Brullenden Vierziger die Westwinde um den 40 Breitengrad Sud sind als Beispiel fur sehr starke Westwinde uber den Ozeanen der Sudhalbkugel zu nennen Siehe auch BearbeitenMadden Julian Oszillation Monsun Subtropenfront Walker Zirkulation Winde und Windsysteme Wind und LuftdruckgurtelLiteratur BearbeitenDavid A Randall General Circulation Model Development Past Present and Future Past Present and Future International Geophysics 2000 ISBN 0 12 578010 9 Joachim Bluthgen Wolfgang Weischet Allgemeine Klimageographie 3 Auflage de Gruyter Berlin New York 1980 ISBN 3 11 006561 4 Hermann Flohn Studien zur allgemeinen Zirkulation der Atmosphare Ber Dt Wetterdienst US Zone 18 Bad Kissingen 1950 DNB 451302087 Hermann Flohn Climate and Weather World Univ Library McGraw Hill New York 1969 Sv Petterssen Some aspects of the general circulation of the atmosphere Cent Proc Roy Meteor Soc 1950 S 120 155 E Palmen C W Newton Atmospheric Circulation System London New York 1969 Richard Scherhag Wilhelm Lauer Klimatologie Das Geographische Seminar Verlag Holler und Zwick Braunschweig 1985 ISBN 3 89057 284 7 Weblinks BearbeitenArtikel uber das planetarische Windsystem Passat Fohn und MeeresstromungenEinzelnachweise Bearbeiten https de wiktionary org wiki Drift Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Planetarische Zirkulation amp oldid 227904602