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Die Fundstelle Kamegg ist eine ausgegrabene Wohnstatte aus der Altsteinzeit in der Katastralgemeinde Kamegg der Gemeinde Gars am Kamp in Niederosterreich Neben der mittelalterlichen Ruine Kamegg die als Burg zum Schloss Rosenburg im Kamptal gehorte sind vor allem mehrere bedeutende urgeschichtliche Fundplatze und diesbezugliche Ausgrabungen bekannt Einen Grossteil der Wohn und Siedlungsplatze entdeckte der Heimatforscher Karl Docekal Seine wichtigsten Entdeckungen waren wohl eine jungpalaolithische Wohnstatte und eine Kreisgrabenanlage der Bemaltkeramischen Kultur die er bereits vor dem Einsetzen der Luftbildarchaologie lokalisieren konnte Es gibt von ihm nur wenige Veroffentlichungen Fundberichte aus Osterreich Die Fundmaterialien werden im Hobarthmuseum der Stadt Horn verwahrt Inhaltsverzeichnis 1 Jungpalaolithische Station 1 1 Topographie und Geologie 1 2 Forschungsgeschichte 1 3 Stratigraphie 1 4 Archaologische Funde und Befunde 1 4 1 Fauna und Flora 1 4 2 Steingerate 1 4 3 Knochen und Geweihgerate 1 4 4 Schmuck und Kunstobjekte 1 5 Archaologische Datierung 1 6 Interpretation 1 6 1 Befunde 1 6 2 Die Problematik der typologischen kulturellen Einordnung 1 6 3 Die Funktion der Fundstelle 2 LiteraturJungpalaolithische Station BearbeitenTopographie und Geologie Bearbeiten Die jungpalaolithische Fundstelle von Kamegg liegt im niederosterreichischen Waldviertel unterhalb einer Talverengung am ostlichen Ufer des Kamp An dieser Stelle trifft ein von Osten kommendes kleines Nebental auf das Tal des Kamp der hier nachdem er auf einer kurzen Strecke in West Ost Richtung floss wieder in die seinen Unterlauf bestimmende Nord Sud Richtung umknickt Der heute nur wenig Wasser fuhrende Bach der von Osten kommend unterhalb der Fundstelle vorbeifliesst und sogleich in den Kamp mundet hatte wahrend des Pleistozans Schotter herangefuhrt und demnach zumindest zeitweise eine wesentlich starkere Wasserfuhrung Die Fundstelle selbst ist durch einen Ziegeleibetrieb stark verandert zudem griffen alte Ackerterrassen in das Gelande ein Nur wenig oberhalb dieser jungpalaolithischen Station befindet sich ebenfalls am ostlichen Kampufer eine bedeutende mesolithische Fundstelle Das Gebiet um den Ort Kamegg war auch in anderen urzeitlichen Perioden Jungsteinzeit fruhe Bronzezeit spate Eisenzeit immer wieder besiedelt Forschungsgeschichte Bearbeiten Bereits vor dem Ersten Weltkrieg wurden von einem Landarzt aus Gars a Kamp erste Funde getatigt Nachdem dann aber erst spat Josef Hobarth damals von seinem Postdienst fur die Tatigkeit am Museum in Horn freigestellt diese Funde bekannt geworden waren wurde auch Josef Bayer auf diese Fundstelle aufmerksam Am 18 April 1931 an einem Samstagmorgen begann er eine Grabung die jedoch bereits am Sonntagnachmittag nach etwa zwolf Stunden Dauer wieder eingestellt wurde Die genauen Grunde hierfur sind unbekannt Bayer wandte sich einer anderen Fundstelle zu obwohl die Arbeiten einen reichen Fundertrag brachten J Hobarth der die Fundstelle weiterhin beobachten wollte wurde mit einem Grabungsverbot belegt So konnte Hobarth erst nach dem Tod Bayers die Fundstelle wieder beobachten die zwischenzeitlich jedoch weitgehend durch die Ziegelei zerstort worden war die auch Anlass zu ihrer Entdeckung gegeben hatte Nachdem zunachst nur kurze Fundmeldungen publiziert worden waren gab Richard Pittioni 1934 eine erste kurze Darstellung In den 1950er Jahren erschien zunachst ein kurzer Bericht von Alois Gulder wenig spater nach Hobarths Tod eine von Friedrich Brandtner 1952 erarbeitete monographische Darstellung zu der auch das geologische Profil neu aufgenommen worden war Nachdem Pittioni und Gulder vor allem auf die noch anzusprechenden Verbindungen des Materials mit magdalenienzeitlichen bzw spaten jungpalaolithischen Fundstellen verwiesen hatten setzte sich mit der Arbeit Friedrich Brandtners eine Datierung ins Gravettien durch 1984 wurde durch Anta Montet White eine Probegrabung durchgefuhrt wobei die Kulturschicht auf einer kleinen Flache freigelegt werden konnte und durch Bohrungen festgestellt wurde dass grossere Teile der Station wider Erwarten doch noch erhalten sind 1991 wurde durch Hazards die Geostratigraphie erneut untersucht Die Ergebnisse dieser beiden jungsten Untersuchungen sind bislang unpubliziert gewinnen aber durch einen neuen Ansatz der sich moglicherweise durch die Grabungen der letzten Jahre in Grubgraben ergibt an Bedeutung Veranlasst durch einige allerdings unsichere 14C Daten spricht Montet White hier nun von einem sogenannten Epigravettien und fuhrt in diesem Zusammenhang auch Kamegg an Damit ware eine Datierung parallel zum Solutreen also in die Zeit des Eishochststandes gegeben Das Areal der Fundstelle wurde mittlerweile unter Denkmalschutz gestellt damit wurden weitere Grabungen vor der beabsichtigten Bebauung zumindest rechtlich sichergestellt Stratigraphie Bearbeiten Die Fundschicht von Kamegg lag etwas mehr als einen Meter unter der rezenten Oberflache Nachdem zunachst auch von Brandtner eine stratigraphische Einordnung in das Wurm III vorgenommen wurde wurde nach der geologischen Aufnahme der Umgebung der Fundstelle 1951 eine Datierung in das Wurm II gegeben Oberhalb der Fundstelle wurde in einer Terrassenkante eine Bodenbildung erfasst die wenig oberhalb der Fundschicht vorhanden gewesen sein musste und durch Erosion und die Anlage von Ackerterrassen abgetragen wurde Diese Einordnungen erscheinen jedoch reichlich unsicher zumal in einem Lossprofil grundsatzlich mit der Moglichkeit einer Erosionsdiskordanz gerechnet werden sollte und die Parallelisierungen der verschiedenen Bodenbildungen bis heute Probleme bereiten Als gesichert gelten kann somit bislang eigentlich lediglich die Unmoglichkeit einer Datierung in das Spatglazial da nach Begehung des Platzes immerhin noch etwa ein Meter Loss angeweht wurde und wahrend einer warmeren Periode eine Bodenbildung stattfand Es steht zu erwarten dass durch die neuen Untersuchungen bessere Ergebnisse erzielt werden konnen Interessant erscheint dabei auch die Verbindung mit einem Lossprofil am Gegenhang also am westlichen Ufer des Kamp wo in den letzten Jahren eine Kreisgrabenanlage der mittelneolithischen Lengyelkultur untersucht werden konnte Dessen Graben stort eine Bodenbildung die derjenigen entspricht die oberhalb der Fundstelle festgestellt werden konnte Hier konnte aus dem Loss unterhalb der Bodenbildung ein C14 Alter von ca 34 000 Jahren gewonnen werden Die Fundschicht scheint noch in primarer Lage befindlich Obwohl die Schichten im Liegenden Solifluktionserscheinungen aufweisen und eine klare Befundbeobachtung fehlt kann durch eine Beobachtung dies zumindest als wahrscheinlich gelten In der Hauptfundschicht zogen Losslinsen an einen hier befindlichen Stein heran In einem verlagerten Horizont erscheint dies in dieser Form unmoglich Allerdings ist dies meines Erachtens als Hinweis auf eine lange Bildungsdauer zu verstehen Das Fundmaterial gilt als einheitlich da die Beobachtungen Bayers und Hobarths jeweils nur von einer Hauptfundschicht ausgehen Auch die erneuten Grabungen von Montet White erbrachten nur einen einzelnen Fundhorizont Zwei Punkte relativieren diese Auffassung und rucken eine mehrfache Begehung der Station in den Rahmen des Moglichen ja des Wahrscheinlichen Schon Hobarth hatte beobachtet dass sich die Fundschicht stellenweise in zwei bis drei Straten gliedern lasst Bayer bestatigt dies mit der Beobachtung dass neben der noch zu besprechenden Steinsetzung die Fundschicht sich in drei jeweils etwa 15 Millimeter starke durch Lossanlagerungen von 10 bis 15 Millimeter voneinander getrennte Fundschichten auffachert Er mass dem allerdings keine Bedeutung zu da er dies als einen Vorgang eines kurzen Zeitintervalls jedenfalls innerhalb weniger Tage ansah Die Nachuntersuchung durch Brandtner wahrend der 1950er Jahre hatte jedoch die Reste einer zweiten circa 30 cm hoher gelegene Kulturschicht festgestellt Da sie sich jedoch mit Ausnahme angebrannter Knochenfragmente als fundleer erwies spielte sie in der Diskussion keine weitere Rolle Angesichts der Beobachtungsumstande der Fundstelle darf aber auch eine Vermischung des Fundmaterials unterschiedlich zu datierender Begehungen nicht ausgeschlossen werden aus dem Fundmaterial ergeben sich darauf zwar keine zwingenden Hinweise allerdings bieten die Inventarzusammensetzung und seine Datierung durchaus einige Probleme auf die spater noch eingegangen werden soll Archaologische Funde und Befunde Bearbeiten Das Fundmaterial der alten Grabung von Kamegg befindet sich heute im Hobarth Museum der Stadt Horn Fauna und Flora Bearbeiten Die Bestimmung der zum Teil angebrannten Knochen erwies sich durch die schlechte nur sehr kleinteilige Erhaltung und Versinterung als ausserst schwierig Nachgewiesen sind in Kamegg Pferd Equus germanicus Rentier Rangifer tarandus Steppenbison Bison priscus Nashorn Rhinocerus antiquitatis Hase Lepus und Schneehuhn Lagopus Bedeutend sind vor allem die Funde von Pferd und Ren wobei sich letzteres als weniger bedeutend erweist wofur klimatische Grunde bzw deren weiter nordlich gelegener Lebensraum angefuhrt werden Bei den noch zu besprechenden Knochengeraten allerdings dominiert das Ren Botanische Reste wurden nicht beobachtet Die beabsichtigte Holzkohlenuntersuchung konnte nicht durchgefuhrt werden da die Proben verschollen sind Auch menschliche Uberreste oder Begrabnisstatten wurden nicht gefunden Steingerate Bearbeiten Die Fundstelle von Kamegg weist ein relativ zahlreiches Artefaktinventar auf Die von Brandtner gegebene Typologie der Silexartefakte soll hier im Einzelnen nicht wiedergegeben werden Zum einen erscheint sie heute antiquiert da weder die Moglichkeit von Umarbeitungen noch Gebrauchsspurenanalysen gebuhrend berucksichtigt sind zum anderen war sie ohnehin umstritten Es handelt sich um eine ausgepragte Klingenindustrie mit einem hohen Anteil unretuschierter Klingen die eine grosse Variationsbreite z T auch mit Spitzen aufweisen Moglicherweise handelt es sich hierbei ebenso wie bei den unretuschierten Abschlagen um Halbfabrikate Weiterhin treten Bohrer Schaber und Kratzer auf Die Kratzer wurden teilweise als aurignacoid bezeichnet eindeutige Kielkratzer fehlen jedoch im Inventar Die im Material vorhandenen Chatelperron und Gravettespitzen sind in ihrer Ansprache umstritten Erstere durften auf ihrer geringen Grosse wohl richtiger als konvexe Ruckenspitze zu bezeichnen sein Letzteren kann nur eine einzige Spitze sicher zugewiesen werden zumeist handelt es sich um ruckenretuschierte Klingen ohne ausgepragte Spitze die von Brandtner als Gravette Klingen bezeichnet werden Bemerkenswert erscheinen weiterhin verschiedene Kerbspitzen die jedoch nur teilweise auch als Kostenki Kerbspitzen angesprochen werden konnten wie sie im ostlichen Mitteleuropa auch anderenorts auftreten Vergleichsbeispiele finden sich vor allem in der Hamburger Kultur allerdings sind ahnliche Kerbspitzen im Gravettien auch anderenortens nicht vollig unbekannt und konnten auch als Abfalle aus der Produktion von Ruckenmessern verstanden werden Schliesslich sind noch die Dreikantspitzen zu nennen zu denen Brandtner keine Vergleiche benennen konnte Auffallend ist der mit 35 Prozent hohe Anteil von Kleinstgeraten eine Erscheinung die neben einigen der angesprochenen Formen ebenfalls ins Spatpalaolithikum weisen konnte Die Retuschen sind sehr fein und steil ausgefuhrt Die in Kamegg nachgewiesenen Rohmaterialien stammen in erster Linie aus einem Einzugsbereich mit einem Radius von ca 15 km wobei keine Richtung besonders bevorzugt erscheint Wichtig mogen die tertiaren Schotter auf der Hochterrasse bei Krems sein wo Quarz Quarzit rote braune graue Radiolarite alpinen Ursprungs vorkommen Daneben kommt ein Teil des Rohmaterials wie dies auch an anderen niederosterreichischen Fundstellen der Fall ist aus dem mahrischen Raum bzw aus dem Oderbecken Knochen und Geweihgerate Bearbeiten In der Knochenindustrie ist eine Spezialisierung auf Rentierknochen festzustellen Daneben spielt dessen Geweih eine besondere Rolle Die Zerlegung erfolgte mittels der Spantechnik die vor allem im spaten Jungpalaolithikum nachweisbar ist Bemerkenswert ist der Fund einer Nahnadel die bei einer Datierung in das obere Gravettien als eine der altesten zu gelten hatte Ansonsten sind Nahnadeln ab dem oberen Solutreen vor allem aber seit dem mittleren Magdalenien nachgewiesen Weiterhin treten an Knochengeraten vor allem Spitzen auf darunter solche mit einseitig abgeschragter Basis Derartige Spitzen treten im gesamten Jungpalaolithikum auf ergeben somit keinen weiteren chronologischen Anhaltspunkt allerdings haben sie ihre Hauptverbreitung wahrend des Magdalenien Schmuck und Kunstobjekte Bearbeiten Neben den Geraten liegen einige weitere Fundstucke vor die wohl als Schmuck oder Kunst zu verstehen sind Zu nennen sind hier ein spindelformiger Anhanger von einer Grosse von 11 6 cm und Resten roter Bemalung auf die ehemals wohl vorhandene Durchbohrung ist abgebrochen Der Anhanger besteht wahrscheinlich aus Amphibolit der abgeschliffen wurde Weiterhin liegt ein dickplattiges Schieferstuck vor das parallele Gravierungen aufweisen soll sowie ein Batzen gebrannten Tones Auch einem Bernstein der heute allerdings zerfallen ist sowie den Muscheln kann symbolische Bedeutung zugeschrieben werden Die Herkunft der Muscheln ist auf dem Balkan genauer im pannonischen Becken zu suchen Ansonsten sind die Farbstoffe Ocker Rotel und Graphit nachgewiesen Wenngleich ihnen sicherlich teilweise auch eine praktische Funktion zugebilligt werden kann so ist doch auch hier eine symbolhafte Bedeutung im Rahmen des Moglichen Archaologische Datierung Bearbeiten Bei der Vorstellung der Funde wurde bereits mehrfach auf Parallelen des spaten Jungpalaolithikums verwiesen Es waren dies die Spantechnik Kerbspitzen konvexe Ruckenspitzen sowie die Nahnadel Funde also die auch in Magdalenienstationen durchaus haufig vertreten sind Dies war dann auch neben der damals gultigen geochronologischen Einordnung in das Wurm III fur Gulder Anlass Kamegg als magdalenienzeitlich zu bezeichnen Auch Pittioni hatte eine ahnliche Einordnung vorgenommen er sprach von einem eigenen Typus mit Verbindungen zur Hamburger Kultur Die veranderte geochronologische Einordnung sowie das Auftreten von Chatelperron und Gravette Spitzen veranlasste Brandtner zu einer Einordnung in das Gravettien Dem sind mehrere Autoren gefolgt Kamegg wurde einer mahrischen Gruppe des Gravettien bzw einer entwickelten Phase des Gravettien zugeschrieben Die angefuhrten Gerateformen konnen dem nicht widersprechen da sie alle gelegentlich schon vor dem Magdalenien auftreten Vergleichsmoglichkeiten und Ahnlichkeiten sind in anderen Gravettien Stationen durchaus vorhanden verwiesen wird auf Willendorf II 9 Moravany V VII und Doln Vestonice weshalb auch eine Nahe zum Pavlovien postuliert wurde Fur eine Einordnung in das Pavolvien fehlt jedoch eine sichere Grundlage Weder sind eine entsprechende Kunstproduktion noch die typischen gezahnten Ruckenmesser noch eine grosse Bedeutung des Mammuts festzustellen So wurde die Einordnung in ein spates Gravettien auch als very shaky sehr wankend beurteilt Prufer hielt 1959 aufgrund der Kombination alter Elemente wie den Chatelperronspitzen und den aurignacoiden Kratzer mit jungen Elementen wie der Knochenindustrie und der Spantechnik lediglich eine Bestimmung als amorphous Upper Palaeolithic blade industry fur gesichert Verwiesen sei hier auch auf das Datum um 34 000 aus dem Loss unterhalb der Bodenbildung an der gegenuberliegenden Kreisgrabenanlage Damit kann aber lediglich ein terminus post quem gegeben sein das fur die Datierung der Fundschicht kaum eine Aussage hat zumal an der Kreisgrabenanlage eine tieferliegende Bodenbildung nicht erfasst werden konnte und hier vielleicht auch ausfallt Die Probe scheint jedenfalls alter als die Funde zu sein Interpretation Bearbeiten Befunde Bearbeiten Angesichts der nur kurzen Dauer der systematischen Untersuchung kann es nicht verwundern dass keine ordentlichen Befunde beobachtet worden sind Plane der Fundstelle liegen nicht vor An Strukturbeobachtungen liegt lediglich der Hinweis auf eine fundreiche Stelle mit grossen Steinplatten vor Die Situation wurde lediglich mit einem Foto dokumentiert das Fundmaterial lasst sich heute nicht mehr zuordnen doch sollen hier Silexgerat eine Knochennadel und einige gelochte Schmuckschnecken gelegen haben Die Interpretation dieser Stelle konnte auf eine Herdstelle mit Unterlage und Sitzsteinen hinauslaufen Westlich davon wurde die erwahnte Auffacherung der Fundschicht in drei Straten beobachtet Die Problematik der typologischen kulturellen Einordnung Bearbeiten Die besondere Problematik der Fundstelle Kamegg liegt in der Diskrepanz zwischen archaologischer und geochronologischer Datierung Der Datierung des Fundinventars die eigentlich eher in das Magdalenien weist steht eine Bodenbildung sowie eine machtige Lossaufwehung im Hangenden gegenuber Die spater von Brandtner vorgenommene Datierung ins Gravettien ist demzufolge lediglich als Verlegenheitslosung zu verstehen die durch den Mangel genugender charakteristischer Stucke allerdings durchaus diskutabel ist Mit der neuen Arbeit zur Station Grubgraben zeichnet sich nun vielleicht ein Losungsansatz ab Nach 14 C Daten durfte diese Fundstelle zeitlich dem westeuropaischen Solutreen entsprechen und somit zwischen Gravettien und Magdalenien zu stellen sein Grubgraben ware damit eine der ersten Fundstellen Mitteleuropas die in die Zeit des Eishochststandes zwischen 20 000 und 18 000 vor heute einzuordnen waren Diese Datierung ist jedoch nur mit Vorbehalt zu nehmen da der Verdacht der Probenverunreinigung durch die an der Fundstelle angebauten tief wurzelnden Weinstocke naheliegt Das Artefaktmaterial umfasst neben alten fast aurignacoiden Formen auch junges Material und ahnelt dadurch in gewisser Weise Kamegg das Montet White nun auch als eine moglicherweise entsprechend zu datierende weitere Station heranzieht Allerdings lassen sich sowohl im Artefaktbestand wie in der geostratigraphischen Situation gewisse Unterschiede zwischen Kamegg und Grubgraben aufzeigen die eine Parallelisierung allerdings auch nicht sicher ausschliessen konnen Nach dem bislang bekannten kennt das Inventar von Grubgraben weder Kielspitzen noch Nahnadeln andererseits sind von Kamegg zwar zahlreiche Kleingerate bekannt doch fehlen geometrische mikrolithische Formen Die geostratigraphische Situation betreffend bleibt festzustellen dass die Fundschicht von Kamegg innerhalb einer Lossbildung liegt wahrend sie in Grubgraben in einer oder doch zumindest unmittelbar unterhalb einer Bodenbildung liegt Dies widerspricht wohl einer direkten Gleichzeitigkeit mochte man nicht eine Erosionsdiskordanz zur Erklarung heranziehen Eine entsprechende Datierung Kameggs in die Zeit des Kaltemaximums zwischen etwa 10 000 und 18 000 vor heute kann mangels weiterer Fundstellen dieser Zeitstellung und mangels 14C Daten derzeit also nicht bestatigt werden Die Funktion der Fundstelle Bearbeiten Forschungsgeschichtlich interessant erscheint der Versuch von Brandtner mangels von Befunden und eines klar einzuordnenden Typenspektrums neue Fragestellungen zu entwickeln die er selbst aber nicht wieder aufgegriffen hat So ruckte damals das Verhalten der Jagergruppe von Kamegg in den Vordergrund Uber die Herkunft der Rohmaterialien zog er Ruckschlusse auf ihren Aktionsbereich der demnach den Raum zwischen Wiener Becken und Mahren umfasst haben muss Brandtner sah dabei die Moglichkeit gegeben dass in der Station von Spitz Miesslingtal eine zu dem Hauptlager von Kamegg gehorende Jagdstation erfasst wurde Der Vergleich soll hier nicht diskutiert werden da schon die Parallelisierung unsicher bleiben muss Als jahreszeitliche Datierung von Kamegg gab Brandtner den Sommer an ohne dies jedoch zu begrunden Entscheidend scheint dabei jedoch die dominierende Pferdejagd zu sein So ergibt sich das Bild eines Sommeraufenthalts im Raum Mahren Niederosterreich und eines Winteraufenthaltes im sudostlichen Wiener Becken Der Aktionsbereich hatte somit eine Ausdehnung von fast 300 Kilometern Literatur BearbeitenJosef Bayer Eine Station des Eiszeitjagers im Miesslingtal bei Spitz a d Donau In Eiszeit 4 1927 S 91 94 Hermann Maurer Zur Lateneforschung im niederosterreichischen Manhartsberggebiet Mannus 41 1975 S 341ff Friedrich Berg Spathallstattische Siedlungsfunde aus Kamegg im Kamptal NO In Festschrift fur Richard Pittioni zum siebzigsten Geburtstag Archaeologica Austriaca Beih 13 Deuticke Wien 1976 S 546 566 Friedrich Berg Alois Gulder Vorlaufiger Bericht uber eine niederosterreichische Mesolithstation aus Kamegg im Kamptal In Archaeologica Austriaca Deuticke Wien 1956 19 20 S 49 62 Friedrich Brandtner Uber die relative Chronologie des jungeren Pleistozans Niederosterreichs In Archaeologica Austriaca Deuticke Wien 1950 5 S 101 113 Friedrich Brandtner Kamegg eine Freilandstation des spateren Palaolithikums in Niederosterreich In Mitt Prahist Komm 1954 55 7 S 3 93 Alberto Broglio Georges Laplace Etudes de typologie analytique des complexes leptolithiques de l Europe centrale I Les complexes aurignacoides de la Basse Autriche In Riv Sc Preist 21 1966 S 61 121 Michael Doneus Die Keramik der mittelneolithischen Kreisgrabenanlage von Kamegg Niederosterreich Ein Beitrag zur Chronologie der Stufe MOG I der Lengyel Kultur 1967 In Mitteilungen der Prahistorischen Kommission Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch historische Klasse Akademie Der Wissenschaften Wien 46 2001 ISBN 3700130155 Fritz Felgenhauer Miesslingtal bei Spitz a d Donau N O In Archaeologica Austriaca 1950 5 S 35 62 Alois Gulder Die Palaolithstation von Kamegg im Kamptal N O In Archaeologica Austriaca 1952 10 S 16 27 Hermann Maurer Ein bemaltkeramisches Idolfragment aus Kamegg p B Horn Das Waldviertel 27 38 1978 S 97 100 Hermann Maurer Neolithische Kultobjekte aus dem niederosterreichischen Waldviertel Ein Beitrag zur jungsteinzeitlichen Geistesgeschichte Mannus Bibliothek 19 1982 Hermann Maurer Martin Obenaus Ein mittelneolithischer Idoltorso von Kamegg VB Horn Fundberichte aus Osterreich 32 1994 S 439f Hermann Maurer Archaologische Zeugnisse religioser Vorstellungen und Praktiken der fruhen und mittleren Jungsteinzeit in Niederosterreich In Friedrich Berg Hermann Maurer Idole Kunst und Kult im Waldviertel vor 7000 Jahren Hobarthmuseum Horn 1998 S 23 138 Bohuslav Klima Zur Problematik des Aurignacien und Gravettien in Mittel Europa In Archaeologica Austriaca Deuticke Wien 1959 26 S 35 51 Janusz K Kozlowski The Gravettian in Central and Eastern Europe In Advances in World Arch 1986 5 S 131 200 Anta Montet White Hrsg The Epigravettien site of Grubgraben Lower Austria The 1986 and 1987 excavations In ERAUL Liege 40 1990 Marcel Otte Le Gravettien en Europe centrale Liege 1979 Adolf Papp Die Schmuckschnecken aus Kamegg N O In Archaeologica Austriaca Deuticke Wien 1952 10 S 28 33 Richard Pittioni Urgeschichte des osterreichischen Raumes Wien 1954 O Prufer The Upper Palaeolithic Cultures of the Lower Austrian Loess In Quartaer 10 11 1958 59 S 79 114 Josef Szombathy Der menschliche Unterkiefer aus dem Miesslingtal bei Spitz N O In Archaeologica Austriaca Deuticke Wien 1950 5 S 1 5 Gerhard Trnka Studien zu mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen In Mitt Prahist Komm Osterr Akad Wiss Wien 26 1991 Gerhard Trnka Vorlaufige Ausgrabungsergebnisse der Kreisgrabenanlage von Kamegg Niederosterreich In Archaeologica Austriaca Deuticke Wien 1989 70 S 87 103 48 61023 15 657267 Koordinaten 48 36 36 8 N 15 39 26 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fundstelle Kamegg amp oldid 233429948