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Friedrich Richard Kornelius Reinitzer 25 Februar 1857 in Prag 16 Februar 1927 in Graz war ein osterreichischer Botaniker Chemiker und Entdecker der Flussigkristalle Friedrich Reinitzer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ehrung und Kritik 4 Schriften 5 Literatur 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenReinitzer wurde 1857 als Sohn eines Weinbauers in Prag geboren Von 1867 bis 1873 besuchte er die Realschule in Prag An der chemisch technischen Fachschule der Technischen Hochschule Prag und an der Deutschen Universitat Prag begann er 1873 sein Studium 1877 schloss er das Studium ab und wurde daraufhin Assistent fur allgemeine und analytische Chemie In den Jahren 1882 bis 1888 war er Assistent fur Botanik am Pflanzenphysiologischen Institut der Deutschen Universitat Prag 1883 wurde er an der Deutschen Technischen Hochschule Prag fur Warenkunde und technische Mikroskopie habilitiert 1888 wurde Reinitzer dort zum ausserordentlichen Professor fur Botanik Warenkunde und technische Mikroskopie ernannt 1891 wurde er ausserordentlicher Professor fur Agrikulturchemie an der Deutschen Technischen Hochschule Prag 1895 siedelte er nach Graz um wo er an der dortigen Technischen Hochschule zunachst zum ausserordentlichen Professor und ab 1902 zum Ordinarius fur Botanik organische Rohstofflehre und technische Mikroskopie ernannt wurde 1 Der Chemiker Benjamin Reinitzer 1855 1928 und der Bildhauer und Ziseleur Alois Reinitzer 1865 1917 waren Bruder von Friedrich Reinitzer Sigrid Reinitzer und Heimo Reinitzer waren seine Enkel Werk Bearbeiten nbsp Die Strukturformel von CholesterylbenzoatDie bedeutendste Leistung Reinitzers war die Entdeckung der flussigkristallinen Phase 1888 experimentierte Reinitzer mit Ester Derivaten des Cholesterins Das Cholesterin gewann er durch Extraktion aus Karotten Mit den Derivaten erhoffte er sich Informationen uber die Struktur des Cholesterins zu bekommen Zuvor konnten bereits einige Wissenschaftler eine deutliche Farbanderung beim Schmelzen verschiedener Cholesterin Derivate beobachten Eine der von Reinitzer synthetisierten Verbindungen war das Cholesterylbenzoat der Benzoesaureester des Cholesterins dessen molare Masse er eigentlich bestimmen wollte 2 Auch am Cholesterylbenzoat konnte Reinitzer eine Farberscheinung im Bereich des Schmelzpunktes feststellen Neu war jedoch dass diese Substanz zwar bei 145 C ihren Schmelzpunkt hat aber die Schmelze eine relativ viskose und vor allem trube Flussigkeit darstellte Durch weiteres Erhitzen bei 178 5 C wurde aus der truben Flussigkeit eine klare Der Vorgang war beim Abkuhlen reversibel und reproduzierbar Auch weitere Aufreinigungsprozesse anderten nichts am Verhalten der Substanz Solche vermeintlichen Schmelzintervalle sind ublicherweise bei verunreinigten Verbindungen zu beobachten Reinsubstanzen haben dagegen einen scharfen Schmelzpunkt Reinitzer wusste dieses Phanomen nicht weiter zu deuten und zog den Prager Kristallografen Viktor Leopold Zepharovic zu Rate Auch der fand keine Erklarung fur dieses Phanomen und empfahl Reinitzer dass sich dieser an Otto Lehmann in Aachen wenden solle 3 Am 14 Marz 1888 schrieb Reinitzer an Lehmann der damals Privatdozent an der Kgl Technischen Hochschule Aachen war Es folgte darauf ein Briefwechsel und der Austausch von Proben Cholesterylbenzoat und Cholesterylacetat Lehmann stellte bei der Untersuchung der so genannten Reinitzerschen Praparate fest dass sie ebenso wie das von ihm untersuchte Silberiodid zwischen der flussigen und festen Phase eine dritte Phase aufweisen Diese Phase zeigt beispielsweise eine sonst nur bei Feststoffen zu beobachtende Doppelbrechung Der Briefwechsel zwischen Lehmann und Reinitzer endete am 24 April 1888 und viele Fragen blieben unbeantwortet Reinitzer prasentierte am 3 Mai 1888 bei einer Tagung der Chemischen Gesellschaft zu Wien die Ergebnisse unter Nennung der Beitrage von Lehmann und von Zepharovic 4 Reinitzer entdeckte an den Cholesterinestern drei wichtige Charakteristika fur cholesterische Flussigkristalle Das Vorhandensein von zwei Schmelzpunkten Schmelzpunkt und Klarpunkt Die Reflexion von zirkular polarisiertem Licht Die Fahigkeit die Richtung polarisierten Lichtes zu drehenAuch wenn das Jahr 1888 als Geburtsstunde der Flussigkristallforschung gilt 5 blieben die fliessenden Kristalle der Ausdruck wurde spater von Otto Lehmann gepragt nahezu 80 Jahre lang ein Phanomen ohne grossere praktische Anwendung Erst zu Beginn der 1970er Jahre konnte mit den elektrooptischen Anzeigen auf Basis von Flussigkristallen LCDs eine erste Anwendung in Armbanduhren Taschenrechner und ahnlichem gefunden werden Bis zur breiten Anwendung in flachen Fernsehern sollten weitere 35 Jahre vergehen 6 Ehrung und Kritik Bearbeiten1889 wurde in Graz der Reinitzerwerg nach ihm benannt Reinitzer war Grundungsmitglied der Grazer Ortsgruppe der Gesellschaft fur Rassenhygiene Eine vom Grazer Gemeinderat eingesetzte Historikerkommission beurteilte das 2017 als eine Strassenbenennung mit Diskussionsbedarf 7 Schriften BearbeitenUber die physiologische Bedeutung der Transpiration von Pflanzen In Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Band 83 Wien 1881 S 22 36 zobodat at PDF Analyse eines vegetabilen Fettes In Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien 1882 Uber die Bestandteile der Blatter von Fraxinus Excelsior In Monatshefte fur Chemie 3 1882 Uber Hydrocarotin und Carotin In Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Wien 1886 Beitrage zur Kenntnis des Cholesterins In Monatshefte fur Chemie 9 1888 Ueber die wahre Natur des Gummifermentes In Zeitschrift fur physiologische Chemie 14 5 1890 S 453 470 Strassburg 1890 Der Gerbstoffbegriff und seine Beziehungen zur Pflanzenchemie In Lotos Band 11 1891 Ueber das zellwandlosende Enzym der Gerste In Hoppe Seyler s Zeitschrift fur physiologische Chemie 23 2 Strassburg 1897 S 175 208 Uber Pilze als Ammen und Ernahrer fur hohere Pflanzen In Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins fur Steiermark Graz 1907 Zur Geschichte der flussigen Kristalle In Annalen der Physik Band 27 Folge 4 Leipzig 1908 Uber die Enzyme des Akaziengummis und einiger anderer Gummiarten In Hoppe Seyler s Zeitschrift fur physiologische Chemie Band 61 4 5 Strassburg 1909 S 352 394 Uber die Atmung der Pflanzen Inaugurationsrede Graz 1909 Erwiderung betreffend die Enzyme des Akaziengummis In Hoppe Seyler s Zeitschrift fur physiologische Chemie Band 64 2 Strassburg 1910 S 164 168 Beitrag zur Kenntnis des Baues der Flachs und Hanffaser In Archiv fur Chemie und Mikroskopie Wien 1911 Ueber die Lupulinbestimmung im Hopfen In Berichte der Osterr Gesellschaft zur Forderg d chem Ind 1889 Vorkommen und Gewinnung der Kautschukmilch In Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins fur Steiermark Band 53 Graz 1912 S 247 259 zobodat at PDF Die Harze als pflanzliche Abfallstoffe In Mitteilungen des naturwissenschaftlichen Vereins fur Steiermark Graz 1914 Untersuchungen uber Siambenzoe In Archiv der Pharmazie Band 252 Berlin 1914 S 8 21 zobodat at PDF Dextrinfabrikation In Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften Stuttgart 1919 Untersuchungen uber das Olivenharz In Sitzungsberichte der Akademie der Wissenschaften Band 133 Wien 1926 S 87 94 zobodat at PDF Die Gewinnung der Benzoe und des Benzoevorharzes In Archiv der Pharmazie Band 264 Leipzig 1926 Literatur BearbeitenK Mecenovic Reinitzer Friedrich Richard Kornelius In Osterreichisches Biographisches Lexikon 1815 1950 OBL Band 9 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 1988 ISBN 3 7001 1483 4 S 51 Otto Lehmann Uber fliessende Krystalle In Zeitschrift fur Physikalische Chemie 4U Nr 1 1889 S 462 472 doi 10 1515 zpch 1889 0434 R J Atkin Timothy J Sluckin Iain W Stewart Reflections on the life and work of Frank Matthews Leslie In Journal of Non Newtonian Fluid Mechanics Band 119 Nr 1 3 ISSN 0377 0257 S 7 23 doi 10 1016 j jnnfm 2004 03 011 Wolfgang Haase Crystals that flow Classic papers from the history of liquid crystals In Journal of Applied Crystallography Band 38 Nr 3 2005 ISSN 0021 8898 S 579 579 doi 10 1107 S002188980501246X Buchrezension freier Volltext Einzelnachweise Bearbeiten P Laggner Friedrich Reinitzer 1857 1927 vom Entdecker der Flussigkristalle zum Kampfer gegen den Cognac Wahn In Karl Acham Hrsg Naturwissenschaften Medizin und Technik aus Graz Bohlau Verlag Wien 2007 ISBN 978 3 205 77485 3 S 319 326 O Lehmann Flussige Kristalle und Kolloide In Kolloid Zeitschrift Band 15 Nr 2 1914 ISSN 0368 6590 S 65 75 doi 10 1007 BF01430610 Friedrich Reinitzer Memento vom 22 Februar 2008 im Internet Archive Universitat Hamburg abgerufen am 14 Februar 2008 F Reinitzer Beitrage zur Kenntniss des Cholesterins In Monatshefte fur Chemie Band 9 1888 S 421 441 doi 10 1007 BF01516710 Funktionsmaterialien Memento vom 1 Oktober 2011 im Internet Archive abgerufen am 14 Februar 2008 Deutscher Zukunftspreis 2003 Leichter heller schneller Flussigkristalle fur Fernsehbildschirme Memento vom 29 Juni 2013 im Internet Archive Endbericht der ExpertInnenkommission fur Strassennamen Graz Memento des Originals vom 17 Oktober 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www graz at Graz 2017 S 11 Normdaten Person GND 117522058 lobid OGND AKS VIAF 40158064 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reinitzer FriedrichALTERNATIVNAMEN Reinitzer Friedrich Richard Kornelius vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Botaniker und Chemiker Entdecker des flussigkristallinen ZustandesGEBURTSDATUM 25 Februar 1857GEBURTSORT PragSTERBEDATUM 16 Februar 1927STERBEORT Graz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Reinitzer amp oldid 238347161