www.wikidata.de-de.nina.az
Die Fridolinsvita ist eine Lebensbeschreibung uber den irischen Glaubensboten Fridolin von Sackingen die im 10 Jahrhundert von einem Monch namens Balther im Kloster Sackingen niedergeschrieben wurde Wappen des Kantons Glarus mit dem hl FridolinInhaltsverzeichnis 1 Grundlage 2 Uberlieferungen 2 1 Balther von Sackingen 2 2 Petrus Damiani 3 Inhalt 4 Verbleib 5 Abschriften 6 Literatur 7 Anmerkung 8 EinzelnachweiseGrundlage BearbeitenAls Grundlage fur die Arbeit Balthers soll dem Autor eine Handschrift mit der Lebensbeschreibung des heiligen Fridolins gedient haben welche er auf seiner Wanderschaft durch Frankreich im ebenfalls von Fridolin gegrundeten Kloster Helera heute Ediger Eller an der Mosel entdeckt hatte Eine derartige Lebensbeschreibung soll auch in Sackingen existiert haben jedoch zur Zeit der Ungarneinfalle verloren gegangen sein Da Balther der Uberlieferung nach keine Moglichkeit zur Abschrift hatte soll Balther diese auswendig gelernt und spater in Sackingen neu verfasst haben Uberlieferungen BearbeitenHinweise auf Fridolin gibt es neben der Vita von Balther noch im Sermo des Petrus Damiani Balther von Sackingen Bearbeiten Die Legende vom Heiligen Fridolin wurde aufgezeichnet von einem Horigen des Klosters Sackingen Balther der sie seinem einstigen Lehrer Notker wohl Physikus 975 in St Gallen widmete An der Geschichtlichkeit dieses Balther lasst sich heute wohl nicht mehr zweifeln als Zeit der Abfassung kame etwa die 2 Halfte des 10 Jahrhunderts in Betracht 1 Der geschichtliche Wert der von Balther hinterlassenen Fridolinsvita wurde von der Badischen Historischen Kommission in Frage gestellt nbsp Die Weihe des Hilarius von Poitiers Handschrift des 14 Jahrhunderts Balther beruft sich zwar auf Quellen und zwar auf fur den ersteren grosseren Teil der Legende auf eine Vita die er auf seinen Wanderungen im Kloster Helera gefunden habe fur den zweiten mit Wundern gefullten Teil auf die Lokaltradition von Sackingen Jene Vita habe uber einen hl Fridold gehandelt dessen Identitat mit Fridolin aber dadurch sichergestellt sei dass ihm die Grundung von Helera und Sackingen zugeschrieben werde Auch Sackingen habe fruher eine solche Vita des hl Fridolin und des hl Hilarius besessen beide seine aber bei einem Hunneneinfall Anm 1 zugrunde gegangen Joseph Sauer Die Anfange des Christentums und der Kirche in Baden Badische Historische Kommission 1911 S 33 Balther erklart dass er die Handschrift in Helera aber nicht geliehen bekam auch kann er in Helera weder Pergament noch Tinte finden So lernt er den Text auswendig und schreibt ihn zu Hause wenn nicht wortlich so doch sinngetreu nur in bauerlicher Ausdrucksweise nieder Die Kritik der Historischen Kommission am Wahrheitsgehalt bezieht sich insbesondere auf die Bezugnahme auf den ersten Frankenkonig Chlodwig I denn dabei musse Fridolins Wirksamkeit in Poitiers schon um noch zeitlichen Raum fur die spateren Geschehnisse zu bekommen vor das Jahr 507 gesetzt werden also in eine Zeit da Poitiers noch westgotisch und arianisch eine weitergehende Einflussnahme Chlodwigs auf die dortigen Verhaltnisse also ausgeschlossen war Noch unverstandlicher ist aber Chlodwigs Verfugung uber die noch unbekannte Rheininsel Alamanniens Hier hatte der Frankenkonig ohne Einschrankung uber ein Gebiet disponiert das burgundischer wenn nicht ostgotischer Besitz war einen Akt also vorgenommen der unfehlbar zu ernsten Konflikten mit seinen Nachbarn wenn nicht gar mit seinem machtigen Schwager Theoderich hatte fuhren mussen Sauer 33 Man erkenne das Bestreben fur das alte Alamannenkloster einen moglichst fruhen und machtigen Ahnherren nachzuweisen Das Kloster Sackingen wird 878 zum erstenmal erwahnt in einer Urkunde Karls III und zwar als konigliches Kloster Es lag nahe diesen Charakter auf eine konigliche Stiftung zuruckzufuhren und sie moglichst weit zuruckzudatieren Dass seine Grundung jedenfalls uber die Karolingerzeit hinabreicht wohl noch ins 7 Jahrhundert ergibt sich wie Schulte in seiner kritischen Untersuchung hervorgehoben hat aus seinem geschlossenen nirgends von den Besitzungen des aus der ersten Halfte des 7 Jahrhunderts stammenden St Galler Kloster durchsetzten Besitzstand Nur auf die Zeit Chlodwigs I durfen wir nicht zuruckgehen 2 Damit ist aber auch die Grunderrolle Fridolins in Frage gestellt zumal seine Verehrung verhaltnismassig spat einsetzt vor dem 9 Jahrhundert haben wir keinerlei Bezeugung Er gehort also schon nicht mehr zu jener Gruppe merowingischer Heiligen Martin Hilarius Remigius Germanus u a deren Kult den altesten Vorstoss des Christentums ins heidnische Deutschland markiert Aber auch Sackingen hat ihm in der Fruhzeit nicht den absoluten Kult angedeihen lassen dessen sich sonst die Grunder der Urkloster erfreuen wie St Gallus Trudpert u a Die Hauptverehrung in Sackingen gilt dem hl Hilarius und dem hl Kreuz erst im hohen Mittelalter etwa vom 13 Jahrhundert ab erscheint Fridolin dem Heiligen von Poitiers gleichgeordnet wie im Siegel der Stadt Sackingen Jetzt war Fridolin volkstumlich geworden und zahlreiche Kirchen in Sudbaden im Breisgau und vor allem im Kanton Glarus erhalten ihn als Patronus in erster Linie allerdings an Orten in den Sackingen begutert war 3 Petrus Damiani Bearbeiten Die Fridolinsuberlieferung in Helera mit der Tradition von Poitiers die spatestens im 6 Jahrhundert entstanden ist zeigt ein weiterer Benutzer derselben im 11 Jahrhundert Petrus Damiani der um 1060 in Poitiers eine Predigt uber die Translation der Reliquien des hl Hilarius hielt Er erzahlt darin in summarischer Form die Wirksamkeit des hl Fredelinus des Abtes des Hilariuskloster in Poitiers die ihm dort gewordenen Visionen und seine schliessliche Berufung nach der Insel Gallinaria Sauer 34 Die Kommission betont dass man kaum auf zwei verschiedene Personlichkeiten schliessen durfe zumal als Damiani ausdrucklich versichert nicht einer schriftlichen in Poitiers fehlenden Quelle sondern der dortigen mundlichen Tradition gefolgt zu sein Die Kommission kam zum Schluss Schalen wir den historischen Kern aus der legendarischen Uberwucherung heraus so haben wir in Fridolin jedenfalls eine geschichtlich gesicherte Personlichkeit einen der irischen Missionare vor uns der sich die Forderung und Ausbreitung des Hilariuskultes zur besonderen Aufgabe gemacht haben muss und sicherlich noch in merowingischer Zeit Ob Fridolin ihn den Hilariuskult nach Sackingen gebracht hat steht dahin die Tradition die ihm die von Poitiers zuschreibt kann es als moglich erscheinen lassen Aber ebenso leicht moglich ist es dass man dem als Hauptforderer des Hilariuskultes bekannten Abt in Poitiers die Grundung in Sackingen zuschrieb etwa nachdem man Reliquien von ihm erhalten hatte J Sauer Die Anfange des Christentums und der Kirche in Baden Badische Historische Kommission 1911 S 35 Denn ausser Reliquien des hl Hilarius hatte es das Kloster Sackingen auch eine Partikel vom hl Kreuz offenbar von der grossen Reliquie die 569 nach Poitiers gekommen war 4 Die moderne Kenntnis der Chronologie der Merowingerkonige lasst den Schluss zu dass es fruhstens unter Chlothar II 584 629 zu einer Begunstigung Sackingens oder dessen Stiftung als konigliches Kloster gekommen sein kann Inhalt BearbeitenDie Fridolinsvita von Balther beabsichtigt nicht die historische Fixierung des Fridolinslebens sondern stellt nach Oeschger vielmehr eine Schilderung eines heiligmassigen Vorbilds im Sinne der Erbauung und des Exempels dar 5 Verbleib BearbeitenDas Original der Fridolinsvita ist nicht mehr vorhanden Dennoch wurden bereits im fruhen Mittelalter Abschriften davon angefertigt von denen sich sieben Exemplare bis heute erhalten haben Abschriften BearbeitenDie alteste dieser Abschriften ist unter dem Karlsruher Codex HS 429 bekannt Auch im Zurcher Stadtarchiv befindet sich heute eine Abschrift die in Auszugen von der Fridolinsvita herleitet und wohl in der Zeit zwischen dem 11 oder 12 Jahrhundert angefertigt wurde 6 Eine deutsche Abschrift angefertigt von Johannes Gerster 1431 32 541 Seiten einem Burger in Sackingen befindet sich in der Stiftsbibliothek St Gallen des Klosters St Gallen Codex 598 Noch vor den Drucken der Fridolinsvita in lateinischer Sprache gegen Ende des 15 Jahrhunderts wurden 1480 auf Basis der deutschen Ubersetzung des Johannes Gerster Drucke vom Ulmer Drucker Johann Zainer angefertigt von denen sich drei Exemplare in Karlsruhe St Gallen und in der Stadtbibliothek Bern erhalten haben 7 Literatur BearbeitenJohannes Duft und Walter Berschin Balther von Sackingen Thorbecke Sigmaringen 1994 ISBN 3 7995 4237 X Berthe Widmer Historischer Kommentar zur Fridolinsvita in Jahrbuch des historischen Vereins des Kantons Glarus Bd 65 1974 S 100 191 Bernhard Oeschger Geschichte des Stifts und der Stadt Sackingen Herausgeber Dr Hugo Ott Konrad Theiss Verlag Stuttgart und Aalen 1978 ISBN 3 8062 0191 9 Joseph Sauer Die Anfange des Christentums und der Kirche in Baden In Neujahrsblatter der Badischen Historischen Kommission Neue Folge 14 Carl Winters Universitatsbuchhandlung Stuttgart 1911 Anmerkung Bearbeiten Nach heutiger Sicht ist die Bezeichnung Hunnen nicht korrekt denn deren Reich brach bereits 453 nach dem Tod von Attila auseinander Die Alamannia war 451 Opfer des hunnischen Raubzuges 451 nach Gallien geworden sodass sich die kollektive Erinnerung mit dem Namen verband Dieser Feldzug fand jedoch schon 150 Jahre vor Beginn der iroschottischen Mission statt Im Falle des von Balther erwahnten Hunneneinfalls wird es sich um eine Zerstorung durch die Ungarn im 917 oder 926 gehandelt haben Einzelnachweise Bearbeiten Joseph Sauer Die Anfange des Christentums und der Kirche in Baden In Neujahrsblatter der Badischen Historischen Kommission Neue Folge 14 Carl Winters Universitatsbuchhandlung Stuttgart 1911 S 32 Als Quellen angegeben Vita Baltheri in Mon Germ Script rer Meroving III 352 ss Der Sermo des Petrus Damiani uber den hl Fredelinus bei Migne tom 144 Sauer 127 Joseph Sauer Die Anfange des Christentums und der Kirche in Baden Stuttgart 1911 S 34 ff Bezug auf A Schulte in Jahrb f Schweiz Gesch XVIII 1893 134 ff Sauer 127 Joseph Sauer Die Anfange des Christentums und der Kirche in Baden Stuttgart 1911 S 36 Joseph Sauer Die Anfange des Christentums und der Kirche in Baden Stuttgart 1911 S 35 Bernhard Oeschger Geschichte des Stifts und der Stadt Sackingen S 16 Sign AG 19 Bernhard Oeschger Geschichte des Stifts und der Stadt Sackingen S 16 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fridolinsvita amp oldid 210843361