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Das Allgemeine Frauenwahlrecht wurde in Osterreich am 12 November 1918 zeitgleich mit der Grundung der Republik nach dem Ende der Habsburgermonarchie und des Ersten Weltkrieges eingefuhrt Nachdem die Revolution von 1848 1849 im Kaisertum Osterreich errungene Wahlrechte fur Manner und Frauen an okonomische Faktoren band wurde seit dem Februarpatent 1861 der Kreis der wahlberechtigten Manner bis zum Allgemeinen Mannerwahlrecht 1907 schrittweise erweitert was mit einer deutlichen Einschrankung der politischen Teilhabe von Frauen verbunden war Insbesondere vom passiven Wahlrecht waren Frauen bis 1918 explizit ausgeschlossen 1 2 Frauen in Wien wahlen bei der Konstituierenden Nationalversammlung im Februar 1919Frauenwahlrechtsbewegungen BearbeitenFrauenorganisationen existierten im deutschsprachigen Teil der Habsburgermonarchie seit der Revolution 1848 1849 und fokussierten sich vor allem auf eine Verbesserung der Bildungs und Arbeitschancen fur Frauen sowie Arbeiterinnenrechte Adelige Mannliche konnten in der Monarchie fur weibliche Familienangehorige wahlen Beguterte Frauen Steuerzahlerinnen und Frauen in gehobenen Berufen waren ab 1848 selbst wahlberechtigt Das trug mit dazu bei dass konsequente Forderungen nach einem allgemeinen Frauenwahlrecht erst gegen Ende des 19 Jahrhunderts aufkamen 1 3 Die Frauenwahlrechtsbewegung in Osterreich war zunachst aufgrund verschiedener Ansatze nicht geeint Die zwei Hauptgruppen waren die Sozialdemokratinnen und der burgerlich radikale Allgemeine Osterreichische Frauenverein gegrundet im Jahr 1893 von Auguste Fickert Beide hatten enge Beziehungen zu politischen Parteien Die Sozialdemokratische Partei war die erste Partei die ein universelles Wahlrecht fur Frauen und Manner in ihr Parteiprogramm mit aufnahm wobei die Einfuhrung des Mannerwahlrechts als wichtiger angesehen wurde und das Frauenwahlrecht oft in Verhandlungen kompromittiert wurde Adelheid Popp war eine fuhrende Kraft der sozialdemokratischen Frauenbewegung Am 1 Oktober 1893 organisierte sie eine Demonstration fur das Frauenwahlrecht in Wien 1 1902 grundete Marianne Hainisch den Bund Osterreichischer Frauenvereine als Dachverband um die osterreichische Frauenbewegung starker national und international zu vernetzen Mehr als die Sozialdemokratinnen und der Allgemeine Osterreichische Frauenverein die beide vorsichtiger in ihren Forderungen nach dem Frauenwahlrecht waren oder sich mehr auf andere Themen fokussierten hatte der Bund Osterreichischer Frauenvereine eine starke Position zum Frauenwahlrecht Weil das Vereinsgesetz von 1867 die Grundung eigener politischer Vereine verbot grundete Ernestine von Furth 1905 innerhalb der Strukturen des Bundes Osterreichischer Frauenvereine ein Frauenstimmrechtskomitee Der Versuch dieses Komitee in einen Verein umzuwandeln scheiterte 1907 in mehreren Instanzen 1 4 5 nbsp Plakat von Marianne Saxl Deutsch fur den Wiener Frauentag 1912In den 1910er gab es einen immer starkeren Aktivismus fur das Frauenwahlrecht Das Frauenstimmrechtskomitee innerhalb des Bundes Osterreichischer Frauenvereine veroffentlichte ab 1911 die Zeitschrift fur Frauen Stimmrecht und das Komitee fand Ableger in verschiedenen osterreichischen Stadten Inspiriert von einer Rede der deutschen Sozialistin Clara Zetkin rund um die Einfuhrung eines Internationalen Frauentags organisierten Adelheid Popp und andere Sozialdemokratinnen in Wien am 19 Marz 1911 eine Demonstration fur das Frauenwahlrecht Laut der Arbeiter Zeitung nahmen rund 20 000 Frauen und auch Manner an der Demonstration teil Schilder wie Heraus das Frauenwahlrecht oder Hoch das Frauenwahlrecht wurden gezeigt Die Demonstration fand von da an jahrlich statt auch wahrend des Ersten Weltkrieges 4 Bereits 1913 hatte sich der Verein der erwerbenden Frauen Meran konstituiert der sich ebenfalls fur das Frauenwahlrecht einsetzte 6 Einfuhrung des Frauenwahlrechts BearbeitenNoch wahrend des Krieges in einer Parlamentssitzung am 30 Mai 1917 forderte der Sozialdemokrat Karl Seitz das Frauenwahlrecht Im Oktober 1918 setzten burgerliche und sozialdemokratische Frauenorganisationen gemeinsam eine Petition an die Nationalversammlung auf 5 Am 12 November 1918 dem Tag der Ausrufung der Republik wurde das Gesetz fur Staats und Regierungsform erlassen Artikel 9 des Gesetzes legte fest dass das Wahlrecht fur nationale Wahlen universal und unabhangig vom Geschlecht sei Sozialdemokrat Karl Renner schrieb den Entwurf fur das Gesetz und erklarte spater er habe dabei versucht das Frauenwahlrecht als selbstverstandlich darzustellen ohne viele Diskussionen zu dem Thema zu fuhren 7 Bei der Konstituierenden Nationalversammlung im Februar 1919 konnten Frauen erstmals an nationalen Wahlen in Osterreich teilnehmen Anna Boschek Emmy Freundlich Adelheid Popp Gabriele Proft Therese Schlesinger Amalie Seidel und Maria Tusch alle SPO sowie Hildegard Burjan Christlichsoziale Partei waren die ersten Frauen die ins Parlament gewahlt wurden 8 Alle Sozialdemokraten waren fur die Einfuhrung des Gesetzes die Christlichsoziale Partei und die Deutschnationalen waren ursprunglich dagegen die Christlichsoziale Partei wurde aber schlussendlich uberzeugt Die Christlichsozialen forderten das Frauenwahlrecht nur in Kombination mit einer Wahlpflicht einzufuhren da sie furchteten ihre eigene weibliche Wahlerbasis weniger stark mobilisieren zu konnen als die Sozialdemokraten Wahlpflicht konnte schlussendlich auf Bundeslandebene eingefuhrt werden was in Tirol und Vorarlberg geschah 7 8 Bis 1930 mussten Frauen und Manner mit verschiedenfarbigen Wahlkuverts wahlen um politische Praferenzen nach Geschlecht besser untersuchen zu konnen Das war fur die etablierten politischen Parteien wichtig da sie nicht wussten wie die Einfuhrung des Frauenwahlrechts die politische Landschaft verandern wurde 7 8 Sexarbeiterinnen wurden aufgrund moralischer Bedenken bis 1923 vom Wahlrecht ausgeschlossen 7 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Maenner und Frauenwahlrecht Demokratiezentrum Wien In www demokratiezentrum org Abgerufen am 3 Februar 2021 Frauenwahlrecht Demokratiezentrum Wien In www demokratiezentrum org Abgerufen am 3 Februar 2021 Jad Adams Women and the Vote A World History Oxford University Press Oxford 2014 ISBN 978 0 19 870684 7 Seite 285 a b Heraus das Frauenwahlrecht In www onb ac at Abgerufen am 4 Februar 2021 a b Frauenwahlrecht In www geschichtewiki wien gv at Abgerufen am 4 Februar 2021 deutsch Sie Anrede Bericht uber die Konstituierung des Verein der erwerbenden Frauen In Meraner Zeitung 5 Marz 1913 a b c d Frauenwahlrecht Demokratiezentrum Wien In www demokratiezentrum org Abgerufen am 4 Februar 2021 a b c Frauen als Wahlerinnen und Politikerinnen in Osterreich 1918 1919 In www onb ac at Abgerufen am 4 Februar 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frauenwahlrecht in Osterreich amp oldid 238509663