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Auguste Fickert 25 Mai 1855 in Wien 9 Juni 1910 in Maria Enzersdorf war eine osterreichische Frauenrechtlerin Sozialreformerin und Journalistin Auguste Fickert 1905 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Ausbildung 2 Auguste Fickert als Lehrerin 3 Auguste Fickert als Frauenrechtlerin 4 Grundung des Allgemeinen osterreichischen Frauenvereins 5 Ehrungen 6 Rezeption 7 Journalistische Arbeiten 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAuguste Fickert auch bekannt als Gusti war die Tochter von Wilhelm Fickert und seiner Ehefrau Louise Fickert Ihr Vater arbeitete in einer Druckerei als Faktor kam aus Norddeutschland und war Protestant Ihre Mutter geborene Luhde war Hausfrau stammte aus einer kleinburgerlichen Wiener Vorstadtfamilie und war katholisch 1 Auguste Fickert wurde katholisch getauft doch trat sie 1883 1884 aus der katholischen Kirche aus 2 Kindheit und Ausbildung Bearbeiten Auguste Fickert wuchs mit ihrer Schwester Marianne und ihren zwei Brudern Emil und Willy auf Zwei von ihnen agierten spater in ihren Projekten Marianne Fickert als aktives Mitglied des Allgemeinen osterreichischen Frauenvereins und ihr jungerer Bruder Emil Fickert nach Augustes Tod in fuhrender Position der Zeitschrift Neues Frauenleben wie auch des Genossenschaftsheimes Heimhof 3 Fickert besuchte die Volksschule in Wien ab 1869 70 wurde sie im Kloster Englische Fraulein in Burghausen Bayern unterrichtet 3 Durch diese Klostererziehung wurde der Autorin Dora Leon zufolge ihr weiteres Leben stark beeinflusst Sie erwarb Eigenschaften die besonders in ihrem spateren Leben zur Geltung kamen Strenge gegen sich selbst Milde und einfuhlendes Verstandnis fur den Nebenmenschen ein fanatisches Bedurfnis nach sittlicher Reinheit und das grubelnde Eindringen in schwierige Fragen bis zur letzten Schlussfolgerung 4 Anschliessend 1872 besuchte Fickert die Lehrerinnenbildungsanstalt St Anna in Wien 3 welche damals noch die einzige Weiterbildungsmoglichkeit fur Madchen war 1 Hier lernte sie Ida Baumann kennen die bis zu ihrem Tode eine enge Freundin war Am 9 Juli 1876 wurde ihr das Zeugnis der Reife mit Auszeichnung ausgestellt 5 Auguste Fickert als Lehrerin BearbeitenFickert traumte von einer Schauspielkarriere dennoch blieb sie bis zu ihrem Tod im Lehrberuf tatig Im Schuljahr 1876 77 begann sie an einer Volksschule in Wien zu unterrichten Nach dem fruhen Tod ihres Vaters 1881 kam Fickert mit ihrem schmalen Gehalt nicht nur fur sich selbst sondern auch fur ihre erkrankte Mutter und die Geschwister auf Nach fast 23 Jahren 1899 wechselte sie zur Volksschule Grunentorgasse 6 Neben ihrem Brotberuf wirkte Fickert unerschopflich in zahlreichen Vereins und Versammlungstatigkeiten Dem Verein der Lehrerinnen und Erzieherinnen Osterreichs schloss sie sich 1882 an Im Rahmen dessen wurden Diskussionsabende und Versammlungen organisiert die Missstande der Schulpolitik ansprachen So beteiligte sich Fickert unter anderen an der Debatte um die Diskriminierung der Lehrerinnen gegenuber ihren mannlichen Kollegen Diese beruhte auf der politischen Machtlosigkeit der Frauen 7 Spater wurde diese Resolution zum Ausgangspunkt von Fickerts politischer Aktivitat Ein weiteres schulpolitisches Thema dem sich Fickert widmete war das Verhaltnis der Schule und der Kirche Sie trat fur die strikte Trennung von der Schule und Kirche ein und sprach fur eine inkonfessionelle Schule in der die Glaubensbekenntnisse gleichberechtigt nebeneinander Platz hatten und in der die Kirche nur berechtigt war die Religionslehrer zu stellen 8 Solche und andere Meinungsausserungen fuhrten zu mehreren Disziplinarverfahren der Schulbehorde gegen Fickert Letztlich endete das Verfahren mit einer Gehaltskurzung Fickerts 9 Fickerts endgultige Politisierung erfolgte als das niederosterreichische Landesparlament im Oktober 1888 beschloss den steuerzahlenden Frauen das Wahlrecht zum Landesparlament wieder zu entziehen 1 Sie nahm am Protest des Vereins der Lehrerinnen und Erzieherinnen Osterreichs teil und sammelte mit ihren Gleichgesinnten Unterschriften dagegen Ab diesem Zeitpunkt wurde sie zu einer der Vorkampferinnen fur ein allgemeines gleiches und direktes Wahlrecht fur Manner ebenso wie fur Frauen Fickert blieb politisch aktiv trat aber selbst nie einer politischen Partei bei 10 Neben dem Verein der Lehrerinnen und Erzieherinnen Osterreichs nahm Auguste Fickert tatigen Anteil am Zentralverein der Wiener Lehrerschaft ab 1898 und am Arbeiterinnen Bildungsverein ab 1900 Daneben schrieb sie fur in und auslandische Zeitschriften Artikel uber Frauenfragen Auguste Fickert als Frauenrechtlerin BearbeitenFickert zahlt zu den Pionierinnen der Frauenbewegung in Osterreich Sie war die Reprasentantin des radikalen Flugels der burgerlichen Frauenbewegung 10 Ihre Fursorge galt nicht nur den Akademikerinnen sondern sie engagierte sich auch fur die einfachsten Arbeiterinnen wie etwa die Hausgehilfinnen Neben dem Frauenstimmrecht setzte sie sich fur die Reform des Ehe und Familienrechtes und die Zulassung der Frauen zum Hochschulstudium ein Sie forderte soziale Rechte fur alle Frauen unabhangig davon ob sie erwerbstatig waren oder nicht Weiter bekampfte sie die Prostitution und jede Art der Frauendiskriminierung Klaus und Wischermann beschreiben Fickerts Haltung zur Gleichstellung der Geschlechter die diese als grundverschieden ansahen so Da Frauen und Manner zwei gegensatzliche Geschlechtscharaktere bildeten und deshalb der Beitrag beider gebraucht wurde um eine neue Gesellschaft zu gestalten konne eine grundgelegene Erneuerung nur erreicht werden wenn die Frauen sozial okonomisch politisch und rechtlich den Mannern gleichgestellt waren 11 Grundung des Allgemeinen osterreichischen Frauenvereins BearbeitenAuguste Fickert grundete gemeinsam mit Rosa Mayreder und Marie Lang 1893 den Allgemeinen osterreichischen Frauenverein AOFV Zunachst wurde der Antrag auf Grundung des Vereins abgelehnt da in den Vereinsstatuten als Ziel das Eintreten fur die staatsburgerlichen Rechte von Frauen angegeben war 11 Da zu dieser Zeit die Mitgliedschaft in politischen Vereinen fur Frauen verboten war wurde erst nach der Streichung jeglicher politischer Tendenzen die Grundung genehmigt Am 28 Janner 1893 fand die konstituierende Versammlung des Vereins im Sitzungssaal des alten Wiener Rathauses statt 12 Der Verein war das zentrale Lebenswerk Auguste Fickerts in dem sie zeitlebens engagiert war Mit grosser Energie ubernahm Fickert 1897 die Prasidentschaft und gestaltete den AOFV ganz nach ihren Vorstellungen Sie rekrutierte junge erwerbstatige und von ihr hingerissene Frauen die wichtige Positionen in der Vereinsleitung erhielten Die Zahl der Vereinsmitglieder schwankte zwischen 200 und 300 12 Ziel des Vereines war es Frauen in diversen Anliegen zur Seite zu stehen 1895 richtete Fickert die erste Rechtsschutzstelle fur Frauen in Osterreich ein 13 Durch die Institution sollte Frauen bei allen aus den sozialen geschaftlichen ehelichen und ausserehelichen Verhaltnissen hervorgehenden Streitigkeiten durch Rath und Tat Hilfe geboten werden so Flich 12 Ausserdem schuf Fickert die Organisation der Staatsbeamtinnen die zur Verbesserung der schlechten wirtschaftlichen und sozialen Verhaltnisse dieser Berufsgruppe dienen sollte 10 Zusammen mit Mayreder und Lang grundete Fickert die Monatsschrift Dokumente der Frauen nach deren Einstellung gab sie die Zeitschrift Neues Frauenleben heraus 13 nbsp Gedenktafel an Auguste Fickert Heimhof Ihr letztes grosses Lebenswerk war die Errichtung eines Genossenschaftshauses in dem alleinstehende Frauen preiswerte Zimmer und Verpflegung bekamen Der Heimhof war das erste Einkuchenhaus dieser Art Es bestand aus eigenen Gemachern fur die Frauen einer gemeinsamen Zentralkuche und einer Bibliothek 14 Fickert erlebte die Vollendung ihres Werkes nicht mehr Im Oktober 1911 wurde der Heimhof eroffnet 14 Die 55 jahrige Auguste Fickert starb am 9 Juni 1910 im Sanatorium Wallischhof in Maria Enzersdorf 15 Ehrungen BearbeitenDer Bildhauer Franz Seifert schuf 1929 ein Denkmal fur die Frauenrechtlerin Dieses steht heute im Turkenschanzpark in Wahring und beinhaltet die Inschrift Voll Mut und Tatkraft hat sie ihr Leben hohen Idealen dargebracht 13 nbsp Skulptur von Franz Seifert im TurkenschanzparkNach Auguste Fickert ist seit 1926 die Fickertgasse in Dobling benannt 13 Das Ehrengrab Auguste Fickerts befindet sich im Friedhof Neustift am Walde Rezeption BearbeitenAuguste Fickert war zu ihrer Lebenszeit eine sehr bekannte Person Durch ihren Kampf gegen Missstande in der Gesellschaft gewann sie viele Freundinnen und Mitstreiterinnen doch auch viele Feinde So waren die Meinungen uber Fickert bestritten Sie wurde einmal als ausserordentlich mutig und zielstrebig beschrieben doch dann wieder als unachtsam oder sogar unmoralisch Einig sind sich beide Meinungsvertreter dass Auguste Fickert eine eigene Individualitat hatte mit ihren grossen Vorzugen und kleinen Schwachen 10 Hacker schreibt Mit Auguste stirbt eine Fuhrerin als Begriff und Idee noch umstritten mit ihr stirbt eine politisch und privat kontroverse Akteurin eine Autokratin vielleicht eine Figur der Macht sicherlich eine Vielgeliebte nicht zuletzt 16 Uber diese grosse Frau sprechen auch die Schlussverse eines Gedichtes An Auguste Fickert das von unbekannter Seite verfasst und veroffentlicht wurde Ich weiss es wohl der Freunde leises Weinen Der Vogel Sang der Sonne warmes Scheinen Bringt Dir ins Grab kein neues Seinverlangen Doch wenn ein hilflos Weib daruberschritte Der Boden bebt von Unrechts schwerem Tritte Du fuhlst s zu fruh bist Du von uns gegange 17 Journalistische Arbeiten Bearbeiten nbsp Ehrengrab auf dem Neustifter FriedhofDas Recht der Frau Organ fur moderne Frauenbewegungen Auguste Fickert arbeitete als Redakteurin fur das Beiblatt Das Recht der Frau Organ fur moderne Frauenbewegungen in der Volksstimme von 1893 bis 1896 Ab 1896 erschienen dann nur noch schmale Kolumnen von ihr im Hauptteil des Blattes 11 Die FrauenbewegungIn der Berliner Zeitschrift Die Frauenbewegung veroffentlichte Fickert kurzzeitig Vereinsnachrichten 11 Dokumente der FrauenAls Organ des Vereines erschienen 1899 die Dokumente der Frauen Zusammen mit Mayreder und Lang grundete Fickert die demokratisch fortschrittliche Monatsschrift doch kam es nach kurzer Zeit zu Unstimmigkeiten zwischen den Herausgeberinnen Infolgedessen wurde die Zeitschrift eingestellt und Lang verliess den AOFV Das neue FrauenlebenAb 1902 gab Fickert die Vereinszeitschrift Das neue Frauenleben heraus Sie gestaltete die Zeitschrift ganz nach ihren Vorstellungen und verfasste auch selbst Artikel Literatur BearbeitenElisabeth Klaus Ulla Wischermann Journalistinnen Eine Geschichte in Biographien und Texten 1848 1990 LIT Verlag Wien 2013 ISBN 978 3643504166 Renate Fllich Der Fall Auguste Fickert eine Lehrerin Macht Schlagzeilen In Wiener Geschichtsblatter 45 1 1990 S 1 24 Hanna Hacker Wer gewinnt Wer verliert Wer tritt aus dem Schatten Machtkampfe und Beziehungsstrukturen nach dem Tod der grossen Feministin Auguste Fickert 1910 In L Homme 7 1 1996 S 97 106 ISBN 978 3205994923 Dora Leon Auguste Fickert In Frauenbilder aus Osterreich eine Sammlung von zwolf Essays Obelisk Verlag Wien 1955 S 51 65 Hanna Hacker Fickert Auguste 1855 1910 In Francisca de Haan u a A biographical dictionary of women s movements and feminisms Central Eastern and South Eastern Europe 19th and 20th Centuries CEU press Budapest 2006 S 131 134 ISBN 978 9637326394 Karola Auering Sehr geehrtes Fraulein Die Briefe der Stefanie Kummer 1868 1942 an Auguste Fickert 1855 1910 von ca 1891 1907 Diplomarbeit Universitat Wien 1994 Margarete Fichna Fickert Auguste In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 135 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Auguste Fickert Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Auguste Fickert im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Heimhof In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg Auguste Fickert In dasrotewien at Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie SPO Wien Hrsg Auguste Fickert in der Datenbank Frauen in Bewegung 1848 1938 der Osterreichischen Nationalbibliothek Eintrag zu Auguste Fickert im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Einzelnachweise Bearbeiten a b c Klaus Wischermann 2013 S 109 Flich 1990 S 10 a b c Hacker 2006 S 131 Leon 1995 S 54 Flich 1990 S 1 Flich 1990 S 21 Flich 1990 S 2 Flich 1990 S 4 Demokratiezentrum Wien o J S o S a b c d ARIADNE Projekt o J S o S a b c d Klaus Wischermann 2013 S 110 a b c Flich 1990 S 3 a b c d Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie o J S o S a b Auering 1994 S 61 Hacker 1996 S 97 Hacker 1996 S 98 Leon 1995 S 63Normdaten Person GND 140279652 lobid OGND AKS LCCN n2002126064 VIAF 103813238 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Fickert AugusteKURZBESCHREIBUNG osterreichische Frauenrechtlerin Sozialreformerin und JournalistinGEBURTSDATUM 25 Mai 1855GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 9 Juni 1910STERBEORT Maria Enzersdorf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Auguste Fickert amp oldid 234711729