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Frances Theresa Densmore 21 Mai 1867 in Red Wing Minnesota 5 Juni 1957 ebenda war eine amerikanische Musikethnologin und Ethnologin die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Kultur der nordamerikanischen Indianer geleistet hat Frances Densmore Fotograf und Datum unbekannt Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBereits in ihrer Kindheit erwachte Densmores Interesse an indianischer Musik In einem autobiographischen Manuskript schrieb sie Das Haus meiner Kindheit lag nahe beim Ufer des Mississippi Gegenuber der Stadt auf einer Insel befand sich ein Lager von Sioux Indianern und nachts wenn sie tanzten konnten wir den Klang der Trommel horen und sahen das Flackern ihrer Lagerfeuer In der Abenddammerung lauschte ich diesen Klangen nachdem ich zu Bett gebracht worden war So schlief ich ein mit meinem Kopf voller Phantasien uber die interessanten Leute jenseits des Mississippi 1 Als Kind musikalisch gebildeter Eltern lernte sie bereits fruh Klavier und Harmonielehre Von 1884 bis 1886 studierte sie Musik am Oberlin Konservatorium in Ohio Nachdem sie einige Zeit als Musiklehrerin und Kirchenorganistin in St Paul und Red Wing tatig war begann sie 1888 an der Harvard Universitat in Boston Klavier bei Karl Baermann und Kontrapunkt bei John Knowles Paine zu studieren Wahrend ihres Aufenthalts in Boston erfuhr sie von den Feldforschungsarbeiten von Alice Cunningham Fletcher 1838 bis 1923 welche diese seit 1880 bei den Omaha Indianern durchfuhrte um die Musik und die Brauche dieses Stammes zu erforschen Fletchers 1893 erschienenes Buch A Study of Omaha Indian Music wurde zu einer starken Inspiration fur Densmores eigene Feldforschungstatigkeit 1893 begann Densmore unter Anleitung von Fletcher eine zehnjahrige Vorbereitungsphase fur ihre spateren Forschungen Wahrend dieser Zeit gab sie weiter Musikunterricht und hielt Vortrage uber musikwissenschaftliche Themen ab 1895 auch zu indianischer Musik Die Weltausstellung Saint Louis World s Fair auch Louisiana Purchase Exposition genannt die 1904 in St Louis stattfand bot ihr die Gelegenheit die Musik der in einem philippinischen Reservat versammelten philippinischen Ethnien kennenzulernen Darunter waren Gruppen der Igorot und Aeta von der Insel Luzon deren Musik bis dahin wenig bekannt war Densmores Interesse galt entsprechend der damaligen Zeitstromung der Suche nach den Ursprungen der Musik Die Aeta schatzte sie als eine der primitivsten Stamme der Inseln ein und ordnete sie und die anderen Gruppen in die ersten vier so bezeichneten musikalischen Entwicklungsstufen ein Diese biologistisch evolutionare heute als rassistisch abgelehnte Einschatzung die Densmore aufgrund ihrer praktisch gewonnenen Erkenntnisse ausserte bildete ebenso wie die theoretischen Uberlegungen anderer Forscher die Rechtfertigung fur die Kolonisierung durch die Vereinigten Staaten 2 Im Jahre 1905 unternahm sie eine erste Forschungsreise in das Chippewa Reservat von Grand Portage Dort transkribierte sie Lieder nach Gehor Bereits 1904 war sie dem beruhmten Apache Hauptling Geronimo auf der Weltausstellung begegnet und hatte Lieder die er dort sang nach Gehor transkribiert 3 1907 zeichnete sie erstmals indianische Lieder mit Hilfe eines geliehenen Phonographen auf Nachdem sie die Ergebnisse dieser ersten Feldstudien dem Leiter des Bureau of American Ethnology BAE an der Smithsonian Institution prasentierte erhielt sie finanzielle Unterstutzung von Seiten des BAE die ihr den Kauf eines Phonographen ermoglichte Damit begann eine Zusammenarbeit zwischen dem BAE und Densmore die 50 Jahre bis zu ihrem Tode dauern sollte Densmore blieb unverheiratet und widmete ihr ganzes Leben der Erforschung der Indianerkulturen Nordamerikas Werk Bearbeiten nbsp Densmore bei der Aufnahme mit Blackfoot Mountain Chief 1916In den folgenden Jahren und Jahrzehnten unternahm sie seit 1912 stets in Begleitung ihrer Schwester Margaret nahezu 80 Forschungsreisen in Indianerreservate verschiedener Stamme Mit Hilfe von Dolmetschern zeichnete sie zahllose Erzahlungen uber das traditionelle Stammesleben der verschiedenen Indianervolker auf und mit ihrem Phonographen nahm sie insgesamt ca 2500 Lieder der Indianer auf Zu den von ihr besuchten Stammen gehorten die Chippewa Sioux Northern Ute Mandan Hidatsa Tule Papago Pawnee Menominee Yuma Yaqui Cheyenne Arapaho Nootka Quileute Choctaw Seminole und Zuni Sie fuhrte ihre Feldforschungstatigkeit bis kurz vor ihrem Tod im Alter von 90 Jahren fort 4 Die Ergebnisse ihrer Arbeiten wurden Gegenstand zahlreicher Veroffentlichungen mehr als 30 davon in Buchform einige dieser Bucher erschienen als sogenannte Bulletins des Bureau of American Ethnology Densmore ging davon aus dass zur Bewahrung der Lieder der Indianer mehr gehort als den Phonographen aufzuziehen 5 Aus diesem Grunde sammelte sie alle Informationen die erforderlich waren die Musik der Indianer in ihrem jeweiligen kulturellen Kontext zu verstehen Zudem fotografierte sie nicht nur ihre indianischen Informanten sondern auch zahlreiche zeremonielle und Alltagsgegenstande Aus diesem Grund enthalten ihre Studien zahlreiche ethnographische Einzelheiten uber das Alltagsleben kulturell bedeutsame Gegenstande Brauche und religiose Zeremonien sowie uber die verwendeten Musikinstrumente die Biographien der Sanger und die Anwendung der Musik Sehr wichtig waren ihr die Texte der Lieder Breiten Raum nahmen auch ihre Untersuchungen zum Zusammenhang zwischen Musik und Medizin bei den Indianern ein und generell auch die Heilkunst der amerikanischen Ureinwohner inklusive ihrer Heilkrauterkunde Densmore empfand stets grossten Respekt vor der Kultur die Gegenstand ihrer Untersuchungen waren So gelang es ihr das Vertrauen der Indianer zu gewinnen die ihr gegenuber oft Wissen das als heilig und geheim galt preisgaben So erklarte der hochbetagte Lakota Hauptling Siya ka vom Standing Rock Reservat nachdem er ihr seine Traumvisionen erzahlt und die dazugehorigen Lieder gesungen hatte zutiefst geruhrt dass er Densmore damit seinen am besten gehuteten Besitz ubergeben habe 6 In einer Vorlesung uber den Sonnentanz bei den Sioux die sie im April 1913 vor der Anthropological Society of Washington hielt berichtete Frances Densmore uber die anfangliche Zuruckhaltung eines anderen alten Lakota Ituŋ kasaŋ lu ta Red Weasel Er kam sehr widerwillig Er war 43 Meilen mit einem Fuhrwerk gereist und als er eintraf nahm er den Tabak den ich ihm anbot an Er sagte dass es nicht sein Wunsch gewesen sei zu kommen und dass er mir uberhaupt nichts erzahlen wolle Er sagte dass ihm das Wissen uber den Sonnentanz sehr heilig sei und dass er beabsichtige dass es mit ihm sturbe 7 Doch sie errang auch das Vertrauen dieses Mannes und erhielt von ihm ausserordentlich wertvolle Informationen uber den Sonnentanz In den 1940er Jahren begann Frances Densmore damit das von ihr aufgezeichnete Tonmaterial neu zu ordnen 1948 wurde damit begonnen die Aufnahmen auf Schallplatten zu uberspielen und zwischen 1951 und 1953 veroffentlichte die Library of Congress Washington D C sieben Schallplatten mit Liedern verschiedener Indianervolker in einer von Densmore selbst getroffenen Auswahl Ihre Tonaufzeichnungen werden heute im American Folklife Center der Library of Congress aufbewahrt Einige ihrer Bucher erlebten mehrere Neuauflagen insbesondere ihre Werke uber die Musik und die Brauche der Chippewa und ihr Werk Teton Sioux Music das die Ergebnisse ihrer dreijahrigen Zusammenarbeit 1911 1913 mit Lakota des Standing Rock Rersvats und Dakota des Sisseton Reservats enthalt Teton Sioux Music erstmals 1918 erschienen gilt als eines der bedeutendsten ethnographischen Werke die jemals uber die Sioux publiziert wurden Raymond DeMallie Herausgeber von Bd 13 des Handbook of North American Indians 8 Neben ihrer kulturhistorischen Bedeutung geben ihre Werke heute lebenden Indianern die Moglichkeit beinahe verlorengegangene Traditionen und Brauche fortzusetzen bzw neu zu beleben Der Lakota Musiker Earl Bullhead sagte in einem Radiointerview die Aufzeichnungen von Densmore gleichen einer Saat und diese Saat geht jetzt in vielen Leuten meines Alters und alteren Leuten auf 9 Schriften BearbeitenTeton Sioux Music Washington 1918 bei Internet Archive deutsch Die Lieder der alten Lakota Leben und Kultur der Teton Sioux Palisander Chemnitz 2012 ISBN 978 3 938305 20 1 The American Indians and Their Music New York 1926 Yuman and Yaqui Music Washington 1932 Nootka and Quileute Music Washington 1939 Forgotten Books 2017 Music of Acoma Isleta Cochiti and Zuni Pueblos Washington 1957Literatur BearbeitenFrank Elstner Ich horte eine indianische Trommel Die Ethnologin Frances Densmore als Bewahrerin indianischen Kulturgutes Essay Palisander Verlag Chemnitz 2015 ISBN 9783957840202 ePub ISBN 9783957840219 MobiPocket Uta Gacs Aisha Khan Jerrie McIntyre und Ruth Weinberg Hrsg Women Anthropologists A Biographical Dictionary Greenwood Press New York 1988 S 51 57 Charles Hofmann Hrsg Frances Densmore and American Indian music a memorial volume 1968 Digitalisat Weblinks BearbeitenFeature uber Frances Densmore im Minnesota Public RadioEinzelnachweise Bearbeiten Frances Densmore I Heard an Indian Drum Undatiertes funfseitiges autobiographisches Manuskript Frances Densmore Papers National Anthropological Archives Suitland MD Krystyn R Moon The Quest for Music s Origin at the St Louis World s Fair Frances Densmore and the Racialization of Music In American Music Bd 28 Nr 2 Sommer 2010 S 191 210 hier S 199 202 David Swenson Speed Variations in the Frances Densmore Recordings Memento vom 5 Februar 2016 im Internet Archive makochevision com glenngouldproject blogspot com Memento vom 26 Marz 2012 im Internet Archive Vorlage Webarchiv Wartung Linktext fehlt Linktext fehlt Hofmann C Frances Densmore and American Indian Music A Memorial Volume Contribution from the Museum of the American Indian Heye Foundation New York 1968 Densmore F Teton Sioux Music Washington 1918 S 188 Frances Densmore Papers National Anthropological Archives http www amazon de Teton Sioux Culture Frances Densmore dp 080326593X Minnesota Public Radio 1994 http americanradioworks publicradio org features densmore docs radiodoc1 shtml Normdaten Person GND 142663433 lobid OGND AKS LCCN n79065042 VIAF 14878861 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Densmore FrancesALTERNATIVNAMEN Densmore Frances Theresa vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG US amerikanische MusikethnologinGEBURTSDATUM 21 Mai 1867GEBURTSORT Red Wing MinnesotaSTERBEDATUM 5 Juni 1957STERBEORT Red Wing Minnesota Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Frances Densmore amp oldid 229689277