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Der Flimser Bergsturz fand vor 9480 bis 9430 Jahren kalibriert statt Er ist mit einem Volumen zwischen 9 km und 12 km das grosste alpine Bergsturzereignis rund 300 mal grosser als der Bergsturz von Goldau und rund 1200 mal grosser als der Bergsturz von Elm und weltweit einer der grossten derzeit bekannten Bergsturze uberhaupt Zum Vergleich Das Wasservolumen des Vierwaldstattersees betragt 11 9 km Auf dem Ubergang der Gleitflache im Norden zur Schuttmasse im Suden liegt der Ferienort Flims Nordlich von Flims ragen Felswande bis 350 Meter hoch und im Suden liegt eine dicht bewaldete unubersichtliche Hugellandschaft mit Seen und einer wilden Schlucht der Ruinaulta Der Bergsturz ist fur Reisende durch Wald verborgen weil der Schuttkegel landwirtschaftlich uninteressant ist blieb er ein ausgedehntes Waldgebiet Der Wald ist fur das Vorderrheintal Namensgeber Das romanische Surselva bedeutet ob dem Wald Der Rhein fliesst durch die Ruinaulta Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Datierung 3 Ursachen 4 Auswirkungen 5 Besichtigung Information und Forschung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBeschreibung Bearbeiten nbsp Bergsturzgebiet Richtung Norden mit der Ruina dellas Foppas links der Ruin Aulta rechts und dem alles uberdeckenden Uaul Grond nbsp Im Vordergrund die Ruin Aulta weiter entfernt Las Ruinas sut CrestaultaDie Anrissstelle liegt auf etwa 2700 m u M Flims liegt auf rund 1100 m und das zugeschuttete glaziale Trogtal auf etwa 600 m Die Sturzmasse bestand aus Kalken des Mesozoikums die 300 bis 500 Meter machtig waren und auf einer Gleitbahn von 20 bis 25 abrutschten Der Talgrund durfte um 1500 Meter breit gewesen sein Die Trummer turmen sich bis zu 750 Meter daruber auf und bedecken eine Flache von gut 52 km Der grosste Teil der Sturzmasse wurde vollig zertrummert obwohl das ursprungliche Gefuge mit der Schichtung teilweise noch erhalten blieb Auf der waldigen Oberflache liegen unzahlige riesige Kalkblocke Durch den Bergsturz wurde der Vorderrhein gestaut Es entstand so ein grosser Stausee der Ilanzersee der jedoch durch die Ruinaulta schon langst abgeflossen ist Offensichtlich ist der Rhein jedoch noch nicht auf dem ursprunglichen Talboden angelangt Eine vorsichtige Abschatzung der bei dem Bergsturz umgesetzten Energie kam unter Ansatz eines umgelagerten Gesteinsvolumens von 8 km einer Gesteinsdichte von 2200 kg m und einer gemittelten vertikalen Verlagerung der Sturzmasse uber 1100 Hohenmeter zu einem Wert von 1 9 1017 Joule 190 Petajoule Datierung Bearbeiten1997 fand eine erste Datierung nach der C 14 Methode von Holzern aus der Rabiusaschlucht statt 2005 wurde dieses Alter mit der Methode der kosmogenen Strahlung bestatigt und diese Daten in einer weiteren Arbeit prazisiert Es wurden Seesedimente auf dem Sturz datiert und auch Holz in der Sturzmasse gefunden Es ergab sich ein kalibriertes Alter von rund 9500 Jahren Arbeiten an Sedimenten im Dachlisee 1137 m bei Obersaxen konnten keine eindeutige Datierung ergeben Auf der Bergsturzmasse wurde entgegen fruheren Annahmen keine Einwirkung von Gletschern gefunden Der nahe gelegene Taminser Bergsturz Volumen nicht bekannt muss nach den Datierungen zu einem ahnlichen Zeitpunkt 1000 Jahre wie der Flimser Bergsturz erfolgt sein Es wird angenommen dass er bereits vor dem Flimser Bergsturz abgegangen ist und das Rheintal mit einem Staudamm blockiert hat Ursachen BearbeitenIm Maximalstadium durfte der Vorderrheingletscher bei einer Breite deutlich uber 5 km weit uber 1500 Meter stark gewesen sein Eis fliesst und will sich ausdehnen Es entsteht ein gewaltiger Druck nicht nur nach unten sondern auch an die Bergflanken Dieser Druck kann den Fels zusammen mit dem im Eis mitgefuhrten Schutt abhobeln und Schichtpakete verschieben So entstehen Scherzonen wodurch Schichtpakete gelockert und bruchig werden In diese Scherzonen hinein floss Wasser Nachdem die Gletscher sich zuruckgezogen hatten wirkte der Permafrost noch nach und schwand mehrere Jahrhunderte spater Die verspatete Auslosung des Bergsturzes konnte auf das Auftauen von Permafrost zuruckzufuhren sein da wahrend der Eiszeit in den Alpen Frosttiefen von mehreren hundert Metern nachgewiesen sind Auswirkungen Bearbeiten nbsp Rheinschlucht Ruinaulta mit der RhB und Fussgangerbrucke zwischen der Isla Bella links und der Chli Isla im Zentrum Die Isla Casti rechts ist nur von Conn aus zu Fuss erreichbar nbsp Kieswerk bei VersamFernwirkungen des Flimser Bergsturzes reichen bis in den Bodensee wo Sedimentanomalien gefunden wurden Im Domleschg bis Thusis finden sich Kiessedimente die nach derzeitigem Kenntnisstand vom Flimser Bergsturz mobilisiert und bis in das Hinterrheintal geflossen sind Auch die Churer Tomahugel werden mit dem Flimser Sturz ursachlich verbunden Infolge des Bergsturzes entstanden mehrere Bergsturzstauseen der Ilanzersee der Versamer See der See von Mulin der Laaxersee der Lag Segnas und der Lag di Plaun Der grosste war der Ilanzersee Die Bergsturzmasse unterschreitet nur an wenigen Stellen das Niveau von 1000 m u M Vermutlich gilt dasselbe auch fur den Bereich der heutigen Ruinaulta Uberlaufe sind nirgends feststellbar Aber der Spiegel des Ilanzersees scheint nie das Maximalniveau von 936 m uberschritten zu haben jedenfalls weist nichts darauf hin Nach dem Bergsturz betrug die Fullzeit des Ilanzersees mehrere Jahre worauf wohl bald ein Dammbruch erfolgte Der See entleerte sich jedoch nicht vollstandig sondern blieb auf dem Niveau von 820 bis 840 m Hohe wenigstens 1000 bis 2000 Jahre bestehen Dies ist durch Seesedimente belegt Der Ilanzersee durfte ein ursprungliches Volumen von uber 3 km aufgewiesen haben der Restsee in 820 m Hohe noch von 1 5 km Die Sturzmasse ist in vielen Bereichen stark verdichtet was hohe Standfestigkeit bewirkt die Rutschmasse ist aber dennoch kein Festgestein Die Schuttmasse wird bei Versam in einem Kieswerk abgebaut Besichtigung Information und Forschung Bearbeiten nbsp Aussichtsplattform Il spir bei FlimsEinen sehr guten Uberblick uber das ganze Bergsturzgebiet bietet der Weiler Dutjen oberhalb Valendas die schmale Fahrstrasse ist vor einigen Jahren erneuert worden auch Fussweg ca eine Stunde ab Valendas Die Zufahrt uber Riein ist bewilligungspflichtig Durch eine Bergwanderung auf den Cassonsgrat entweder von Osten uber den Flimserstein von Suden ab der Bergbahnstation Naraus oder von Westen uber die Segneshutte ist die Abrisskante des Bergsturzes erreichbar Mit nur wenigen Tunnels fahren die Rhatische Bahn und der Glacier Express durch die Ruinaulta Drei Haltestellen liegen direkt am Vorderrhein in der Schlucht Trin Bahnhof Versam Safien und Valendas Sagogn Mit dem Auto ist die Schlucht nur punktuell erreichbar es gibt kaum Parkplatze Der Weg des Vorderrheins durch die Rheinschlucht kann auf etwa zwei Dritteln der Strecke erwandert werden Ein durchgehender Fussweg besteht nicht ist aber in Planung Einige Punkte der Schlucht sind ausser fur Bergsteiger unzuganglich In Conn das im Flimser Grosswald und somit auf dem eigentlichen Schuttkegel liegt schwebt die spektakulare Aussichtsplattform Il spir uber der Steilwand Conn ist zu Fuss oder mit dem Mountainbike von Flims oder Laax aus zu erreichen Im Wald begegnet man dem Conn Bachli einem historischen Bewasserungskanal ahnlich der Walliser Suonen der die Wiese Conn im sonst wasserlosen Grosswald mit Wasser zur Bewirtschaftung versorgt In Versam liegen zwei Aussichtspunkte bei Aleschg und Islabord im Bereich des Bergsturzes weitere Ausblicke sind moglich von der Strasse nach Bonaduz Zwischen Laax und Sagogn unterhalb Sogn Giacun Sut ist ein Ausblick auch auf den tief in die Bergsturzmasse eingegrabenen Ual da Mulin moglich Fur Konner im Wildwasser ist die Durchfahrt auf dem Vorderrhein moglich Verschiedene Anbieter bieten Schlauchbootfahrten durch die Schlucht an Im Jahr 2016 wurde die Vereinigung Flimser Bergsturz gegrundet und von der Gemeinde Flims mit einem Beitrag unterstutzt 1 Literatur BearbeitenAlbert Heim Der alte Bergsturz von Flims In 18 Jahrbuch des Schweizer Alpenklub 1882 1883 S 295 309 Albert Heim Bergsturzgebiete der Schweiz Profile Kartenmaterial Kunstanstalt J C Muller Abt Kartogr Hofer Zurich 191x Nebis G Hartung Das alte Bergsturzgebiet von Flims In Zeitschrift der Gesellschaft fur Erdkunde 19 Berlin 1884 Julius Weber Klubfuhrer Geologische Wanderungen durch die Schweiz II 1913 S 162 173 G Deplazes F S Anselmetti I Hajdas Lake sediments deposited on the Flims rockslide mass the key to date the largest mass movement in the Alps In Terra Nova 19 2007 S 252 258 Gaudenz Deplazes Seesedimente auf der Flimser Bergsturzmasse ein neuer Ansatz zur Datierung der grossten Massenbewegung der Alpen 9490 9460 cal y BP Flims Laax Graubunden Diplomarbeit ETH Zurich 2005 OCLC 637581438 Emil Kirchen Wenn der Berg sturzt das Bergsturzgebiet zwischen Chur und Ilanz Terra Grischuna Verlag Chur 1993 ISBN 3 7298 1087 1 Y P Bonanomi u a Zur Hydrogeologie des Bergsturzgebietes im Raum Flims Geologische Berichte Nr 17 Landeshydrologie und geologie Bern 1994 DNB 951031724 Carl Bieler Als der Berg runterkam In Migros Magazin 2006 S Ivy Ochs A v Poschinger H A Synal M Maisch Constraining the temporal distribution of giant landslides in the Alps through cosmogenic nuclides The Flimser Bergsturz In Geophysical research Abstracts 7 2005 A v Poschinger U Haas Der Bergsturz von Flims doch ein warmzeitliches Ereignis In Bull Angew Geologie 2 1 1997 S 35 46 A v Poschinger Der Flimser Bergsturz als Staudamm In Bull Angew Geologie 10 1 2005 S 33 47 A v Poschinger Weitere Erkenntnisse und weitere Fragen zum Flimser Bergsturz In Bull Angew Geologie 11 2 2006 S 35 43 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Flimser Bergsturz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetauftritt der Vereinigung Flimser Bergsturz Andreas von Poschinger Ulrich Haas Der Flimser Bergsturz doch ein warmzeitliches Ereignis Regiun ch Flimser BergsturzEinzelnachweise Bearbeiten Verwaltungsrechnung der Gemeinde Flims 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Flimser Bergsturz amp oldid 237438477