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Die Farbkugel auch Farbenkugel Farbenglobus englisch colour sphere ist ein dreidimensionales Farbsystem das eine umfassende Ubersicht uber die Gesamtheit der Farbtone bietet und bestimmte Aspekte uber deren Ordnung und Beziehungen verdeutlicht Sie prazisiert elementare Grundlagen aber sie kann die vieldimensionalen Moglichkeiten und den Reichtum der Farbenwelt nur unvollstandig erfassen 1 Die Farbkugel ist eine von vielen Moglichkeiten die Farbtone in einem dreidimensionalen Farbsystem anzuordnen Andere Formen sind zum Beispiel Ellipsoide Halbkugeln Kegel Pyramiden Tetraeder Wurfel Zylinder oder vollig freie Formen 2 Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Vorteile 3 Nachteile 4 Entwicklung der Farbkugeln 4 1 Farbkugel von Aron Sigfrid Forsius 4 2 Farbkugel von Philipp Otto Runge 4 3 Farbkugel von Wilhelm Wundt 4 4 Farbkugel von Johannes Itten 4 5 Moderne Varianten 5 Literatur 6 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenIm Wesentlichen sind alle Farbkugeln gleich aufgebaut Auf dem Aquator liegen die reinen Farben farbintensivst gesattigt reinbunt ungetrubt Optimalfarben reine bunte Farben spektralrein Vollfarben Wie bei einem Farbkreis liegen ahnliche Farben in sich zurucklaufend nebeneinander Hier unterscheiden sich die diversen Farbkugeln indem die Anzahl und die Auswahl der Farben auf dem Aquator variieren Auf dem Nordpol liegt Weiss und auf dem Sudpol Schwarz Man bezeichnet die beiden Farben als reine Nichtfarben reine unbunte Farben Entlang der Erdachse zwischen Schwarz und Weiss spannt sich die Grauachse Unbuntarten Gerade unbunte Grauachse Hier befinden sich alle Grauabstufungen die unbunten Farben achromatisch Nichtfarben Im Kugelmittelpunkt liegt das mittlere neutrale Grau Auf der Aussenhaut der nordlichen Halbkugel liegen die hellklaren Farben verweisslicht weiss aufgehellt weiss getrubt Das sind Mischungen einer reinen Farbe mit Weiss z B Hellgrun Rosa Auf der Aussenhaut der sudlichen Halbkugel liegen die dunkelklaren Farben schwarz abgedunkelt schwarz getrubt verschwarzlicht z B Dunkelgrun Dunkelrot Im Kugelinneren liegen die getrubten Farben gebrochen grau getrubt unrein ungesattigt z B Altrosa Braun Olivgrun 3 4 Alle Farben der Farbkugel Aussenhaut Aquator und Inneres ausser den unbunten Farben der Grauachse nennt man bunte Farben Buntfarben chromatische Farben Die Komplementarfarben Erganzungsfarben Gegenfarben Kompensationsfarben liegen diametral gegenuber Im engeren Sinne liegen sie im Farbkreis auf dem Aquator gegenuber Im weiteren Sinne liegen Komplementarfarben auf der gesamten Kugeloberflache diametral gegenuber z B Dunkelgrun und Rosa Schwarz und Weiss Insgesamt verdeutlicht die Farbkugel die drei Farbmerkmale Bestimmungsgrosse Dimension Eigenschaft Kennzeichen Komponente Kriterium Parameter Variable Farbton Helligkeit und Sattigung Entlang einer waagerechten Kreislinie andert sich der Farbton Dieser folgt entsprechend den Farbtonen auf der Aquatorlinie Farben gleichen Farbtons befinden sich auf den senkrechten Halbkreisen die zwischen den Meridianen Langengraden liegen Nach oben werden die Farben heller nach unten dunkler Grob vereinfacht konnte man sagen dass Farben gleicher Helligkeit auf waagerechten Kreisen in Hohe der Breitenkreise liegen Da aber die reinen Farben auf dem Aquator nicht gleich hell sind differiert die Helligkeit auf diesen Kreisen Von aussen nach innen in Richtung Grauachse nimmt die Sattigung ab bzw die Trubung nimmt zu Farben gleicher Sattigung liegen auf der Oberflache senkrechter Zylinder parallel zur mittleren Grauachse Vorteile BearbeitenDie Farbkugel besitzt eine allseitig symmetrische einfache Form Die Beschreibung der Farbkugel ist eindeutig da man die Begriffe der Erdkugel aus der Geografie ubernehmen kann Die Farbkugel veranschaulicht besonders ubersichtlich die komplementaren Farbgesetze Die Komplementarfarben im weiteren Sinne liegen auf der Kugeloberflache diametral gegenuber 5 Farbtone und Intensitaten sind korrekt verteilt An der Farbkugel lassen sich die Farbbegriffe Grundkategorien bunte reine hellklare dunkelklare getrubte und unbunte Farben 6 besonders ubersichtlich unterscheiden Nachteile BearbeitenDie Helligkeiten sind nicht korrekt verteilt 7 Die reinen Farben auf dem Aquator sind unterschiedlich hell und mussten entsprechend auf einer gewellten Linie bzw auf unterschiedlichen Breitengraden liegen Der Nachteil dieser Anordnung bestunde allerdings darin dass nun die Komplementarfarben nicht mehr genau gegenuber lagen Die empfindungsgemasse Gleichabstandigkeit ist nicht erfullt da zwischen Gelb und Weiss weniger gleichabstandige Farben liegen als zwischen Violett und Weiss Allgemein bestehen bei der Farbkugel die gleichen Probleme wie bei jedem anderen Farbsystem auch Je nachdem ob sie unter asthetischen kunstlerischen physikalischen physiologischen psychologischen oder technischen Aspekten erstellt wurden ergeben sich Unterschiede Eine allgemeingultige Farbkugel die allen Anforderungen gerecht wird gibt es nicht nbsp Farbkugel nach Aron Sigfrid Forsius von 1611 8 nbsp Philipp Otto Runges Farbkugel von 1810 nbsp Farbkugel nach Wilhelm Wundt von 1874Entwicklung der Farbkugeln BearbeitenSeit der Antike unternehmen Menschen zahllose Versuche die Vielfalt der Farben in den Griff zu bekommen und sie auf dem Wege eines Farbsystems verstandlich zu machen Farbkugel von Aron Sigfrid Forsius Bearbeiten Die erste nachweisbare Farbkugel stammt von dem finnischen Astronomen und Priester Aron Sigfrid Forsius oder Siegfried Aronsen Forsius gestorben 1637 Er veroffentlichte 1611 ein Manuskript 9 das erst im vorigen Jahrhundert in der koniglichen Bibliothek in Stockholm wiederentdeckt und 1969 vorgestellt wurde Obwohl Forsius Zeichnung zweidimensional ist ist Narciso Silvestrini sicher dass sein System kugelformig gemeint war 10 Forsius ging von Schwarz und Weiss als Primarfarben aus in denen alle anderen Farben ihren Ursprung haben Zwischen diese Farben setzte er Rot Gelb Grun und Blau zusammen mit Grau als wichtigste Farben in die mittlere Ebene Weitere Farben erganzten die Kugel zum Weiss und Schwarz hin Abgesehen von den Problemen mit der Perspektive hat Forsius die Grundlage fur die modernen dreidimensionalen Farbsysteme geschaffen 11 Farbkugel von Philipp Otto Runge Bearbeiten Wahrend das Modell von Forsius kaum Beachtung fand ist die Farbkugel 1810 veroffentlicht des norddeutschen Malers Philipp Otto Runge 1777 1810 eines der einflussreichsten raumlichen Modelle 12 Im Grunde war Runges Farbkugel genauso aufgebaut wie die von Forsius Nur die Deutungen waren anders An den Polen befanden sich Weiss und Schwarz Fur Runge waren es keine Farben sondern Symboltrager Das Licht stand fur das Gute und die Finsternis fur das Bose Weiterhin nahm Runge an dass es nur drei Farben gabe die drei bei ihm als Maler subtraktiven Primarfarben Grundfarben Gelb Rot und Blau Fur Runge waren sie das einfache Symbol der Dreifaltigkeit Gottes 13 Mit den entsprechenden Mischungen zu Sekundar und Tertiarfarben erhielt Runge einen zwolfteiligen Farbkreis auf dem Aquator Auf der Kugeloberflache lagen diametral gegenuber die Komplementarfarben die sich im Kugelmittelpunkt in einem neutralen mittleren Grau auflosten 14 Runge wahlte die Kugelform weil seiner Ansicht nach die zentrale Bedeutung des mittleren Graus hier am deutlichsten wurde Ausserdem war fur den Mystiker Runge die vollkommene Form der Kugel ein Symbol des Lebens 15 Ob sich Runge in seiner Farbkugel auf Farbempfindungen Licht oder Korperfarben beziehen wollte ist unklar 16 Farbkugel von Wilhelm Wundt Bearbeiten Der deutsche Physiologe und Psychologe Wilhelm Wundt 1832 1920 veroffentlichte 1874 seine Farbkugel 17 Wie bei Forsius und Runge standen Weiss und Schwarz an den Polen und Grau im Kugelmittelpunkt Auf dem Aquator lagen acht Farben Gelb Rot Purpur Magenta Violett Blau Blaugrun Grun und Gelbgrun Wundt entwickelte sein Farbsystem um vor allem die Prozesse der Wahrnehmung und Empfindung besser zu verstehen Er wahlte die Kugelform weil sie das gesamte in sich geschlossene System der Lichtempfindungen am anschaulichsten zum Ausdruck bringt Allerdings merkte Wundt an dass er ebenso gut ein anderes raumliches Gebilde hatte wahlen konnen Tatsachlich stellte Wundt 1893 eine kegelformige Anordnung vor 18 nbsp Moderne Farbkugel von 2008Farbkugel von Johannes Itten Bearbeiten Der Schweizer Maler und Kunsttheoretiker Johannes Itten 1888 1967 entwarf eine Farbkugel die genauso wie die von Runge aufgebaut war 19 Als Maler bezieht sich Ittens Kugel auf Korperfarben Malfarben Die religios mystische Interpretationen Runges liess Itten ausser Acht Fur ihn war es wichtig dass die Kugel die Farbenvielfalt aufzeigt und dass sie grundsatzliche Beziehungen wie die Komplementargesetze oder die Beziehungen zu Schwarz und Weiss verdeutlicht 20 21 Moderne Varianten Bearbeiten Moderne Farbkugeln gliedern sich haufig nicht mehr in einfarbige Segmente sondern weisen kontinuierlich sich verandernde Farbtone auf Die Wahl der Farben orientiert sich zum Beispiel an dem RGB System Literatur BearbeitenKarl Schawelka Farbe Warum wir sie sehen wie wir sie sehen 1 Auflage Verlag der Bauhaus Universitat Weimar 2007 ISBN 978 3 86068 314 9 Narciso Silvestrini Ernst Peter Fischer Farbsysteme in Kunst und Wissenschaft Hrsg Klaus Stromer 1 Auflage DuMont Buchverlag Koln 1998 ISBN 3 7701 4397 3 Friederike Wiegand Die Kunst des Sehens Ein Leitfaden zur Bildbetrachtung 2 Auflage Daedalus Verlag Joachim Herbst Munster 2019 ISBN 978 3 89126 283 2 Einzelnachweise Bearbeiten Johannes Itten Kunst der Farbe Subjektives Erleben und objektives Erkennen als Wege zur Kunst 4 Auflage Otto Maier Verlag Ravensburg 1961 ISBN 3 473 61550 1 S 114 und 117 Narciso Silvestrini Ernst Peter Fischer Farbsysteme in Kunst und Wissenschaft Hrsg Klaus Stromer 1 Auflage DuMont Buchverlag Koln 1998 ISBN 3 7701 4397 3 S 21 184 Jorg Michael Matthaei Grundfragen des Grafik Design 1 Auflage Heinz Moos Verlag Munchen 1975 ISBN 3 7879 0081 0 S 136 Friederike Wiegand Die Kunst des Sehens Ein Leitfaden zur Bildbetrachtung 2 Auflage Daedalus Verlag Joachim Herbst Munster 2019 ISBN 978 3 89126 283 2 S 142 Johannes Itten Kunst der Farbe Subjektives Erleben und objektives Erkennen als Wege zur Kunst 4 Auflage Otto Maier Verlag Ravensburg 1961 ISBN 3 473 61550 1 S 114 Jorg Michael Matthaei Grundfragen des Grafik Design 1 Auflage Heinz Moos Verlag Munchen 1975 ISBN 3 7879 0081 0 S 136 Jorg Michael Matthaei Grundfragen des Grafik Design 1 Auflage Heinz Moos Verlag Munchen 1975 ISBN 3 7879 0081 0 S 135 Narciso Silvestrini Ernst Peter Fischer Farbsysteme in Kunst und Wissenschaft Hrsg Klaus Stromer 1 Auflage DuMont Buchverlag Koln 1998 ISBN 3 7701 4397 3 S 22 und 23 Aron Sigfrid Forsius colorsystem abgerufen am 21 Oktober 2019 deutsch Narciso Silvestrini Ernst Peter Fischer Farbsysteme in Kunst und Wissenschaft Hrsg Klaus Stromer 1 Auflage DuMont Buchverlag Koln 1998 ISBN 3 7701 4397 3 S 22 Narciso Silvestrini Ernst Peter Fischer Farbsysteme in Kunst und Wissenschaft Hrsg Klaus Stromer 1 Auflage DuMont Buchverlag Koln 1998 ISBN 3 7701 4397 3 S 21 23 Karl Schawelka Farbe Warum wir sie sehen wie wir sie sehen 1 Auflage Verlag der Bauhaus Universitat Weimar 2007 ISBN 978 3 86068 314 9 S 149 Narciso Silvestrini Ernst Peter Fischer Farbsysteme in Kunst und Wissenschaft Hrsg Klaus Stromer 1 Auflage DuMont Buchverlag Koln 1998 ISBN 3 7701 4397 3 S 56 Norbert Welsch Claus Chr Liebmann Farben Natur Technik Kunst Springer Verlag 2018 ISBN 978 3 662 56625 1 S 121 Narciso Silvestrini Ernst Peter Fischer Farbsysteme in Kunst und Wissenschaft Hrsg Klaus Stromer 1 Auflage DuMont Buchverlag Koln 1998 ISBN 3 7701 4397 3 S 58 Karl Schawelka Farbe Warum wir sie sehen wie wir sie sehen 1 Auflage Verlag der Bauhaus Universitat Weimar 2007 ISBN 978 3 86068 314 9 S 150 Wilhelm Wundt colorsystem abgerufen am 21 Oktober 2019 deutsch Narciso Silvestrini Ernst Peter Fischer Farbsysteme in Kunst und Wissenschaft Hrsg Klaus Stromer 1 Auflage DuMont Buchverlag Koln 1998 ISBN 3 7701 4397 3 S 85 Farbstudien und Farbmischungen in Kunst Schulerlexikon Lernhelfer Abgerufen am 21 Oktober 2019 Johannes Itten Kunst der Farbe Subjektives Erleben und objektives Erkennen als Wege zur Kunst 4 Auflage Otto Maier Verlag Ravensburg 1961 ISBN 3 473 61550 1 S 114 Farbkreis nach Itten 23 Februar 2017 abgerufen am 21 Oktober 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Farbkugel amp oldid 231420080