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Das Falcidische Gesetz Lex Falcidia de Legatis war ein romisches Gesetz aus dem Jahre 41 v Chr 1 das auf Antrag des Volkstribuns Publius Falcidius durch ein Plebiszit zustande gekommen war Es war ein Schutzgesetz des Erben und regelte die Hohe seines Mindesterbteils Das Gesetz ordnete an dass niemand uber mehr als drei Viertel seines Vermogens mittels Vermachtnissen verfugen durfte Dem Erben sollte wenigstens ein von einem Legat befreites Viertel des Nachlasses verbleiben Dem Bericht des Gaius nach 2 wollte das Gesetz der Ausschlagung von belasteten Erbschaften durch faktisch enterbte Erben vorbeugen Bis zum Erlass der Falcidia hatten es vorangegangene gesetzliche Regelungen etwa die lex Cincia die lex Furia testamentaria oder die lex Voconia nicht vermocht ihren Zweck luxusorientierte Lebensweisen einzudammen zu erfullen Mit juristischen Finessen waren sie im Kern ausgehohlt worden und fanden zudem keine Anerkennung in der Breite 3 Ein Recht auf die Quart hatte jeder Erbe sowohl der testamentarisch als auch der gesetzlich bedachte Da ab der Kaiserzeit auch der ubergangene Erbe geschutzt werden sollte wurde parallel ein Noterberecht querela inofficiosi testamenti vergleichbar dem Pflichtteilsrecht entwickelt das dem unberucksichtigten Erben wenigstens ein Viertel des Erbes sicherte 4 Waren mehrere Miterben vorhanden so musste fur jeden nach Abzug der Vermachtnisse mindestens ein Viertel seines Erbteils verbleiben Dem Abzug der Quart waren alle Rechtsgeschafte von Todes wegen unterworfen so Vermachtnisse Stiftungen und Schenkungen auf den Todesfall Nicht darunter fielen Schenkungen unter Lebenden Hinsichtlich der Berechnung der Quart war Folgendes zu beachten um zu bestimmen ob die Erbschaft durch Vermachtnisse soweit uberlastet ist dass der Abzug der Quart stattfinden musse ist die Grosse der Erbschaft wie sie zur Zeit des Todes des Erblassers sich darstellt in Betracht zu ziehen die Quart ist vom reinen Vermogen des Erblassers also nach Abzug der Schulden zu berechnen der Erbe braucht sich in seine Quart nur das anrechnen zu lassen was er als Erbe nicht auch was er als Vermachtnisnehmer aus dem Nachlass erhalt Das Recht des Abzugs erlosch wenn der Erblasser ihre Auszahlung ausdrucklich untersagte oder wenn der Erbe darauf verzichtete Auf Vermachtnisse zugunsten wohltatiger Stiftungen und beim Soldatentestament 5 kam das Gesetz nicht zur Anwendung Hier wurde dem Erblasser eine grossere Testierfreiheit gewahrt Das Falcidische Gesetz fand Eingang in das spatantike Corpus iuris civilis des ostromischen Kaisers Justinian Seitdem war der Erbe berechtigt von jedem Vermachtnisnehmer eine Aufstockung des Pflichtteils zu verlangen Beschwerungen des Mindesterbteils waren unwirksam so dass ein unbeschwertes Viertel sichergestellt war Dieses legatfreie Viertel wurde im mittelalterlichen Pflichteilsrecht falzidische Quart Quarta Falcidia genannt Das Rechtsinstitut der falzidischen Quart war dem preussischen Landrecht dem osterreichischen und dem sachsischen Zivilgesetzbuch sowie dem franzosischen Recht unbekannt Nur das Zurcher Privatrechtliche Gesetzbuch PBG aus dem Jahre 1855 von Johann Caspar Bluntschli hatte daran festgehalten In das Burgerliche Gesetzbuch wurde es ausdrucklich nicht ubernommen Literatur BearbeitenAnnemarie Dilger Die Anwendung der Lex Falcidia in Wurttemberg In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Romanistische Abteilung Band 99 1982 S 332 342 doi 10 7767 zrgra 1982 99 1 332 Michael Henning Die lex Falcidia und das Erbrecht des BGB Eine kritische Wurdigung der Entscheidung des historischen Gesetzgebers das Rechtsinstitut der falcidischen Quart aufzugeben Schriften zur Rechtsgeschichte 78 Duncker amp Humblot Berlin 1999 ISBN 3 428 09520 0 Zugleich Koln Universitat Dissertation 1997 Buchbesprechung Gerhard Otte in Archiv fur die civilistische Praxis Bd 202 Nr 4 5 2002 S 885 887 JSTOR 40995816 Heinrich Honsell Romisches Recht 5 erganzte Auflage Springer Berlin u a 2001 ISBN 3 540 42455 5 S 197 198 Herwig Stiegler Dietmar Schanbacher Ratio legis Falcidiae In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Romanistische Abteilung Band 115 Heft 1 1998 S 580 584 Carl Ed Otto Bruno Schilling Carl Friedrich Ferdinand Sintenis Hrsg Das Corpus Iuris Civilis in s Deutsche ubersetzt von einem Vereine Rechtsgelehrter Band 3 Focke Leipzig 1831 Digitalisat Fritz Schwarz Die Rechtswirkungen der Lex Falcidia In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Romanistische Abteilung Band 63 1943 S 314 367 doi 10 7767 zrgra 1943 63 1 314 Andreas Wacke Die Rechtswirkungen der lex Falcidia In Dieter Medicus Hans Hermann Seiler Hrsg Studien im romischen Recht gewidmet Max Kaser zum 65 Geburtstag Hamburger Rechtsstudien 65 ISSN 0072 9590 Duncker amp Humblot Berlin 1973 S 209 251 Bernhard Windscheid Lehrbuch des Pandektenrechts Band 3 6 verbesserte und vermehrte Auflage Rutten amp Loening Frankfurt am Main 1887 S 370 ff Weblinks BearbeitenKatrin vom Felde Uber die Testierfreiheit in der Vorbereitung des BGB 2000 Gerhard Ruby Freiteil Gegenteil von Pflichtteil Christliche Impulse im Erbrecht 15 Oktober 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Ulrich Manthe Das senatus consultum Pegasianum Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen Neue Folge 12 Duncker amp Humblot Berlin 1989 ISBN 3 428 06637 5 S 16 hier FN 11 Zugleich Freiburg Breisgau Universitat Habilitationsschrift 1985 Gaius 2 227 Heinrich Honsell Romisches Recht 5 erganzte Auflage Springer Berlin u a 2001 ISBN 3 540 42455 5 S 197 198 Uwe Wesel Geschichte des Rechts Von den Fruhformen bis zur Gegenwart 2 uberarbeitete und erweiterte Auflage C H Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 47543 4 S 204 206 205 Jakob Fortunat Stagl Das testamentum militare in seiner Eigenschaft als ius singulare In Revista de estudios historico juridicos Nr 36 2014 ISSN 0716 5455 S 129 157 doi 10 4067 S0716 54552014000100004 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Falcidisches Gesetz amp oldid 228942407