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Unter Pilotton Multiplexverfahren 1 Pilottonverfahren 2 FM Stereofonie 3 oder schlicht FM Stereo versteht man das analoge Ubertragungsverfahren fur stereophone Signale zur Ubertragung uber frequenzmodulierte Sender wie sie im UKW Band Radio zum Einsatz kommen Das Verfahren ist in der ITU Empfehlung BS 450 englisch Transmission standards for FM sound broadcasting at VHF festgelegt 4 Die Stereotonubertragung bei analogem terrestrischen Fernsehen bei Zweikanalton und bei AM Stereo unterscheidet sich von dem hier erlauterten Verfahren fur UKW Rundfunk Schema des Spektrums eines FM Stereo Multiplexsignals vor der Modulation auf den Trager Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 2 Der Pilotton 3 Der Stereodecoder 3 1 Funktion des Stereodecoders 3 2 Mono Empfanger 4 Geschichte 4 1 Einfuhrung des Standards 4 2 Geschichte der Implementierung 5 Literatur und Weblinks 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseAllgemeines Bearbeiten nbsp Spektrum eines deutschen UKW Stereosenders mit RDS grob in der linken Halfte ist das Multiplex signal zu erkennen rechts der Mitte das RDS SignalEine der Hauptforderungen fur das FM Stereo System ist die volle Kompatibilitat mit der Monotechnik Monogerate sollen auch bei Stereosendungen ein adaquates Monosignal wiedergeben konnen Stereogerate sollen auch beim Empfang von Monosendungen das Monosignal gleichmassig auf ihren beiden Ausgangskanalen ausgeben Deshalb scheidet die naheliegendste Moglichkeit fur jeden Tonkanal einfach einen eigenen Trager also quasi einen eigenen Sender zu verwenden aus Stattdessen wird das Pilotton Multiplexverfahren FM MPX verwendet Dabei besteht das MPX Basisbandsignal vor der FM Modulation bzw nach der FM Demodulation aus drei Teilen Anm 1 im Folgenden Multiplexsignal genannt Dem Mittensignal also dem Summensignal aus linkem und rechtem Kanal L R in Basisbandlage d h in einem Empfanger bereits fertig demoduliert Dem Seitensignal also dem Differenzsignal aus linkem und rechtem Kanal L R in Bandpasslage umgesetzt nach dem Verfahren der Amplitudenmodulation mit unterdrucktem Trager DSB SC auf einer Frequenz von 38 kHz Einem 19 kHz Signal dem sogenannten Pilotton Er dient den Empfangern zur Erkennung einer Stereosendung und zur Demodulation des Seitensignals und wird spater durch einen Kerbfilter entfernt Manche Gerate bieten diesen Filter zusatzlich ausdrucklich als sog MPX Filter zuwahlbar an Dieses Multiplexsignal als Summe der drei Teile wird direkt mittels Frequenzmodulation im UKW Band ubertragen Der Pilotton Bearbeiten nbsp Schematisches Spektrum eines FM Stereo Multiplex signals Bereich bis 53 kHz mit Erweiterung um RDSDer Pilotton mit 19 kHz also der halben Frequenz des unterdruckten 38 kHz Tragers ermoglicht es dem Empfanger den 38 kHz Trager phasengenau wiederherzustellen Aufgrund der Bandbegrenzung des zu ubertragenden Audiosignals auf etwa 15 kHz belegt das Summensignal den Spektralbereich bis ebendort wahrend das umgesetzte Differenzsignal den Spektralbereich von 23 53 kHz belegt Die entstehende Lucke zwischen 15 und 23 kHz bietet bequem Platz fur den Pilotton Siehe hierzu die Abbildung mit dem schematisch dargestellten Spektrum beachte den spektralen Abstand des 19 kHz Pilottons zu anderen Nutzsignalen und vergleiche mit dem Abstand den ein 38 kHz Signal hatte So ist es ausreichend hochstens 10 des gesamten Modulationshubes des UKW Senders fur den Pilotton vorzusehen bei direkter Ubertragung des Tragers mit 38 kHz ware ein viel starkeres Tragersignal erforderlich Dieses Verfahren erhoht zwar den Aufwand fur die Kodierung und Dekodierung verbessert aber den Signal Rauschabstand des NF Signals So erreicht ein monaural empfangener Stereo Sender fast die gleiche Signalqualitat wie ein gleich starker reiner Mono Sender Der Stereodecoder Bearbeiten nbsp Professio neller Stereo decoder fur Messzwecke von Rohde amp Schwarz Ende der 1970er nbsp Baugruppe Stereodecoder mit vier Transistoren Telefunken 1971 Die Baugruppe im Stereoempfanger die aus dem demodulierten Multiplexsignal wieder das Stereosignal als linker und rechter Kanal zur Verfugung stellt wird Stereodecoder genannt Der Stereodecoder verdoppelt die Frequenz des Pilottons und regeneriert so den Trager Mit dessen Hilfe gewinnt er aus dem Multiplexsignal das Seitensignal indem das im Bild grunlich dargestellte Seitensignal in Bandpasslage demoduliert wird so dass es ebenfalls als Basisbandsignal zur Verfugung steht Fur eine gute Stereo Trennung muss ein moglichst geringer Phasenfehler zwischen dem Pilotton und dem 38 kHz Trager im Decoder eingehalten werden Die weitere Signalverarbeitung im Stereodecoder erfolgt analog zur Dekodierung von MS Stereofonie Mit Hilfe von Summierschaltungen werden nach der Gewinnung des Mittensignals L R und des Seitensignals L R die Signale fur den linken und rechten Kanal gebildet L R L R 2 L L R L R 2 RDer Stereodecoder muss den Pilotton aus den beiden NF Kanalen entfernen da dieser knapp unterhalb der Horgrenze liegt Weiterhin muss er abhangig von der Empfangsqualitat die Stereodecodierung zu bzw abschalten um bei schlechten Empfangsbedingungen ein ubermassiges Rauschen der Stereosignale zu vermeiden Schlussendlich haben die meisten Stereodecoder die Moglichkeit dem Radiohorer mit einer Signallampe den aktiven Stereobetrieb anzuzeigen Funktion des Stereodecoders Bearbeiten nbsp Block schaltbild Stereo decoder TDA7040 Philips Semiconductors 1986 Die Stereodekodierung wird heutzutage Stand 2009 mittels koharenter Demodulation des Seitensignals und je nach Kanal einer Addition bzw Subtraktion des Mittensignals und des Seitensignals erreicht Da hierbei die Phasenlage des regenerierten Tragers stabil und exakt sein muss wird eine Phasenregelschleife PLL eingesetzt die die mit einem VCO erzeugte lokale Tragerfrequenz halbiert und standig in Frequenz und Phasenlage auf den Pilotton ausregelt Die Demodulation erfolgt dann zum Beispiel mit einem Ringmischer der aus Trager und Seitenbandern das Seitensignal L R erzeugt Nachfolgend muss dieses mit dem richtigen Pegel und jeweils unterschiedlichem Vorzeichen zum Mittensignal L R addiert werden um mit geringem Ubersprechen die beiden Stereokanale zu gewinnen Ein anderes Verfahren nutzt Schalt Demodulatoren Der Decoder erzeugt hierbei aus dem regenerierten Trager ein 38 kHz Schaltsignal das das Multiplexsignal ohne den Pilotton uber Analogschalter im Takt der regenerierten Tragerfrequenz auf zwei getrennte Tiefpasse mit je 15 kHz Grenzfrequenz leitet Am Ausgang der beiden Tiefpasse erhalt man dann jeweils direkt den linken bzw rechten Audiokanal Um den Pilotton zu entfernen wird das Multiplexsignal vorher durch ein 19 kHz Notchfilter gefuhrt Diese Schalter Stereodecoder kommen ohne Additions bzw Subtraktionsstufen und Mischstufen zur Gewinnung des Seitensignals in seiner Basisbandlage sowie ohne Kondensatoren und Induktivitaten aus und konnen daher vollstandig als integrierter Schaltkreis IC realisiert werden Das Verfahren lasst sich auch auf digitaler Ebene implementieren und ermoglicht so die voll digitale Signalverarbeitung mittels Signalprozessoren Mono Empfanger Bearbeiten Ein Mono Empfanger gibt einfach das Multiplexsignal wieder Das Seitensignal ist hierbei aufgrund seiner hohen Frequenz in der Bandpasslage ab 23 kHz unhorbar und auch der Pilotton wird von den meisten Menschen wegen der Frequenz nahe der Horschwelle und seinem geringen Schalldruckpegel nicht wahrgenommen Lediglich das ja bereits in Basisbandlage vorliegende Mittensignal wird als Monosignal wahrgenommen Geschichte BearbeitenEinfuhrung des Standards Bearbeiten In Deutschland hatte sich bereits die Reichs Rundfunk Gesellschaft RRG versuchsweise mit der Produktion von Stereosendungen befasst In Fortsetzung dieser Tradition nahm der Sender Freies Berlin in der Mitte der 1950er Jahre dieses Thema wieder in Angriff und strahlte ab dem 26 Dezember 1958 versuchsweise Stereosendungen aus Bei den ersten Versuchen wurden die fur die beiden Lautsprecher des Rundfunkhorers bestimmten Modulationen noch uber zwei getrennte UKW Sender ausgestrahlt und mit zwei normalen Empfangsgeraten empfangen Die Versuche fanden grosses Interesse bei den Berliner Horern Man war sich aber von vorneherein daruber klar dass endgultig nur ein Verfahren in Frage kam bei welchem ein einziger UKW Kanal benutzt wird dessen Tragerfrequenz doppelt moduliert wird Fur diese Doppelmodulation gab es eine Reihe von Vorschlagen amerikanischer und europaischer Fachleute Gegen Ende der 1950er Jahre setzten verstarkt Bemuhungen ein in Europa einheitliche Normen fur die Ausstrahlung stereophoner Sendungen zu schaffen Die Technische Kommission der Europaischen Rundfunkunion EBU grundete eine Arbeitsgruppe die unter Beteiligung von Experten des Rundfunks der Postverwaltungen und der Industriefirmen aus einer Reihe europaischer Lander die technischen Fragen der Rundfunk Stereophonie theoretisch und experimentell studierte und die verschiedenen vorgeschlagenen Verfahren auf ihre Eignung prufte Es ging dabei vor allem um zwei Probleme Erstens um die Vermeidung des Ubersprechens das heisst die moglichst gering zu haltende gegenseitige Beeinflussung der beiden Modulationskanale und zweitens um die Mono Kompatibilitat In der Bundesrepublik wurden die zur Losung dieser Probleme erforderlichen Untersuchungen vom Institut fur Rundfunktechnik IRT in Zusammenarbeit mit den Rundfunkanstalten der Bundespost und der Industrie durchgefuhrt Als bestes Verfahren erwies sich bis heute das von den US amerikanischen Firmen General Electric und Zenith Electronics Corporation entwickelte in diesem Artikel oben beschriebene Pilotton Multiplexverfahren Massgeblich daran beteiligt war der ungarischstammige Ingenieur Antal Csicsatka 5 6 1962 wurde es von der EBU als Norm empfohlen und in den meisten Landern Westeuropas eingefuhrt Erste Stereo Sendungen strahlten die ARD und der Rundfunk der DDR ab 1963 aus Geschichte der Implementierung Bearbeiten nbsp Fruher voll transistor isierter Stereo decoder der Fa PGH Tonfunk Ermsleben Harz etwa 1968Erste Stereodecoder arbeiten mit diskreten Bauteilen wie Spulen Schwingkreisen und Transistoren kurze Zeit waren sogar rohrenbestuckte Stereodecoder erhaltlich In den ersten Stereodecodern wird der Pilotton herausgefiltert frequenzverdoppelt und damit das Differenzsignal demoduliert Das demodulierte Differenzsignal wird nun in je einer Matrixschaltung pro Kanal zum Summensignal ohne Invertierung bzw mit Invertierung addiert Subtraktion In West Deutschland wurden ab ca 1964 bei hochwertigen FM Empfangern bereits volltransistorisierte Stereodecoder eingesetzt und konnten bei alteren schon dafur vorgesehenen Geraten nachgerustet werden In der DDR wurde der erste volltransistorisierte Stereodecoder fur Rundfunkempfanger im Jahre 1965 bei der PGH Tonfunk Ermsleben Harz produziert Er wurde in Zusammenarbeit mit dem VEB Zentrallaboratorium fur Rundfunk und Fernsehempfangstechnik ZRF Dresden entwickelt und bis 1969 hergestellt Modernere Stereodecoder synthetisieren den 38 kHz Trager mit einer PLL Regelschleife PLL Decoder wodurch sich niederfrequentes Rauschen wesentlich verringert Das demodulierte Differenzsignal wird auch hier in je einer Matrixschaltung pro Kanal zum Summensignal ohne Invertierung bzw mit Invertierung addiert Integrierte Stereodecoder kommen ohne jegliche Spulen aus und wurden in speziellen integrierten Schaltkreisen z B die Typen LM1310 National MC1310 Motorola SN76114 TI TDA7040 Philips 1986 TCA4500 Motorola 1976 und A290 RFT zusammengefasst Es sind nur wenige externe Widerstande und Kondensatoren erforderlich Literatur und Weblinks BearbeitenDetlef Mietke Informations und Kommunikationstechnik Stereorundfunk 3 Recommendation ITU R BS 450 3 Transmission standards for FM sound broadcasting at VHF 1982 1995 2001 abgerufen am 17 August 2023Karl Gerhard Haas 60 Jahre UKW Stereo in Deutschland Raumklang im Schneckentempo In Heise Online 29 Juli 2023 abgerufen am 18 August 2021 Anmerkungen Bearbeiten Frequenzbereiche fur andere Dienste wie z B Radio Data System RDS sind in dieser Darstellung nicht berucksichtigt Einzelnachweise Bearbeiten Christiane Klaus Messungen an FM Sendern fur Abnahme Inbetriebnahme oder Wartung Applikationsschrift Rohde amp Schwarz S 6 Kap 2 1 Das Multiplexsignal MPX Signal abgerufen am 1 Dezember 2018 Otger Neufang Hrsg Lexikon der Elektronik Springer Verlag 12 Marz 2013 S 381 abgerufen am 2 Dezember 2018 a b Detlef Mietke Informations und Kommunikationstechnik Stereorundfunk 2002 2018 abgerufen am 28 November 2018 BS 450 Transmission standards for FM sound broadcasting at VHF Internationale Fernmeldeunion abgerufen am 9 Februar 2013 https www nytimes com 1964 02 29 archives ge stereofm system patented hungarian engineer who fled in 1956 is html https hungarianfreepress com 2019 08 24 antal csicsatka developer of fm stereo standard Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pilotton Multiplexverfahren amp oldid 238782932