www.wikidata.de-de.nina.az
Die Fussenicher Madonna auch Schnutgen Madonna ist eine gotische Madonnenstatue aus Nussbaumholz die von Alexander Schnutgen fur die Achskapelle Dreikonigenkapelle des Kolner Doms gestiftet wurde Nach Arnold Wolff ist sie die fruheste Madonnenfigur im Kolner Dom 1 alternative Datierungen ordnen sie etwas spater als die Mailander Madonna ein die von 1280 1290 stammt Fussenicher Madonna oder Schnutgen Madonna im Kolner Dom Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Standort 3 Beschreibung 4 Datierung 5 Restaurierungsgeschichte und Bewertung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenDer Sammler Alexander Schnutgen der die Statue um 1889 90 an den Kolner Dom stiftete berichtete 1908 in der Zeitschrift fur christliche Kunst sie sei ihm etwa 25 Jahre zuvor also um 1883 aus Fussenich bei Duren geschickt worden Der Kunsthistoriker Heinrich Appel schloss in seinem Aufsatz von 1963 daraus dass sie aus der dortigen ehemaligen Klosterkirche St Nikolaus stammen durfte 2 Zuverlassige Angaben zur Herkunft fehlen eine Fertigung in Koln ist wahrscheinlich 1 Standort Bearbeiten nbsp Standort in der neugotisch ausgestatteten DreikonigenkapelleDie Fussenicher Madonna hat ihren Platz im Altaraufbau der Dreikonigenkapelle des Doms Diese beherbergte bis 1889 90 in einem barocken Mausoleum den Dreikonigenschrein Im Zuge der Entbarockisierung bzw Regotisierung im 19 Jahrhundert wurden das Mausoleum und die Barockausstattung der Kapelle entfernt und im Zuge einer bemerkenswert rigorosen Stilbereinigung 2 durch eine neugotische Ausstattung von Friedrich Stummel ersetzt Alexander Schnutgen Mitglied des Domkapitels und Vorstandsmitglied des Christlichen Kunstvereins der Erzdiozese Koln war seit 1888 an den Vorgangen um die Umgestaltung der Achskapelle beteiligt und stiftete in diesem Zusammenhang die Madonnenstatue und zwei weitere Statuetten von Konigen bzw Weisen 3 Wahrend des Zweiten Weltkriegs waren die Skulpturen des Altars im Bunker unter dem Nordturm untergebracht wodurch sie von einem Bombenangriff verschont blieben bei dem der Altar stark beschadigt wurde Nach dem Krieg platzierte man die Statue zunachst auf einfachen Holzkisten im Altar bis der Schrein 1951 durch Bildhauer Karl Heinz Muller und Restaurator Roland Gassert wiederhergestellt wurde 4 Beschreibung Bearbeiten nbsp Detail der SkulpturDie Statue ist laut Schnutgen 93 cm hoch 41 cm breit und 37 cm tief und aus Nussbaumholz gefertigt Eine Nachmessung 1963 durch Appel ergab 96 5 cm Hohe 39 Breite und 35 cm Tiefe Die Marienfigur hat welliges Haar uber dem sie einen hellen Kopfschleier tragt der bis auf den Rucken herabfallt Bekleidet ist sie mit einem ursprunglich reich ornamentierten Untergewand uber Schultern Oberarmen und uber Schoss und Beinen liegt ein in flachiger Goldfassung gehaltener Mantel in breiten Falten Mantel und Halsausschnitt des Untergewandes sind am Rand Verbramung mit Schmucksteinen Cabochons verziert In der rechten Hand halt Maria einen Apfel mit der linken stutzt sie das auf ihrem linken Knie frei stehende zierliche Jesuskind Dieses hat welliges Haar ist in eine lange vergoldete Tunika gewandet und halt eine Weltkugel in der linken Hand Mit der rechten fuhrt es einen Segensgestus aus Maria sitzt auf einem thronartigen Gestuhl von Schnutgen als Sedile bezeichnet Ihr linker Fuss in roten Schuhen stutzt sich auf ein kleines drachenartiges Tier Die Komposition Maria als neue Eva mit Apfel besiegt das Bose bzw die Erbsunde in Form einer Schlange ist ein typisches Motiv des mittelalterlichen Marienkults 5 Die Holzfigur ist an der Ruckseite stark ausgehohlt 2 Datierung BearbeitenAlexander Schnutgen verglich die Plastik aufgrund ihrer Gestaltung und Proportionen zwar durchaus mit franzosischen Pendants um 1300 schatzte die Entstehungszeit aber dennoch auf die Mitte des 14 Jahrhunderts die fruhe Kolner Schule Paul Clemen schloss sich in seinem Inventar von 1937 dieser Einschatzung an und ordnet sie an den Beginn der grossen Reihe der Kolner Sitzmadonnen ein 6 Heinrich Appel beschaftigte sich 1963 mit einer weiteren Einschatzung des Kunsthistorikers Richard Hamann der die Plastik in eine Reihe von so genannten Linksmadonnen innerhalb der rheinischen Sitzmadonnen einordnete Diese sind durch einen speziellen Faltenwurf des Gewands gekennzeichnet Appel widersprach dem als nicht uberzeugend 2 und schloss sich mit einer Fruhdatierung Herbert Rode an der im Kolner Domblatt 1952 uber eine Restaurierung der Madonna berichtet hatte Nach Abwagung aller Beobachtungen datierte Appel die Skulptur auf etwa 1310 Im Katalog der grossen Ausstellung Rhein und Maas des Schnutgen Museums von 1973 datierte Anton Legner ohne weitere Begrundung aber mit Bezug auf Appel auf 1270 1280 7 Auch Dombaumeister Arnold Wolff ordnete sie 1986 mit Hinweis auf den verbreiteten rhein maaslandischen Typus Neue Eva sehr fruh auf das dritte Viertel des 13 Jahrhunderts ein Die Kunsthistorikerin Ulrike Bergmann schliesslich fasste 1989 den Forschungsstand zu Kolner Bildschnitzerwerkstatten vom 11 bis zum ausgehenden 14 Jahrhundert zusammen und gruppiert um 1310 eine Anzahl von Skulpturen die sich zwischen franzosischer Innovation und Kolner Tradition bewegen Die Fussenicher Madonna gehore demnach in die Teilgruppe der in der kolnischen Tradition verhafteten Objekte 8 Restaurierungsgeschichte und Bewertung Bearbeiten nbsp Aktueller Zustand der farbigen Fassung des ObergewandsDer Kunsthistoriker Appel beschaftigte sich in seinem Aufsatz von 1963 ausfuhrlich mit der Restaurierungsgeschichte wobei er die von Schnutgen erhaltenen Fotos des Zustands um 1908 mit dem fotografisch dokumentierten Zustand nach der neugotischen Veranderung vor 1892 durch Wilhelm Mengelberg der auch den Altar gestaltet hatte vergleicht Einschneidende Massnahmen der fragwurdigen und eigenwilligen Restaurierungsmassnahmen hatten der Madonna historische Glaubwurdigkeit genommen und offenbar dafur gesorgt dass sie in der Forschung nicht weiter berucksichtigt worden sei Konkret sei Augenstellung und Gesichtsausdruck vollig verandert worden die Musterung des Untergewandes geschwacht und teils vollig ubermalt worden ausserdem die Oberflache der sonstigen Gewander stark geglattet und mit womoglich mit eigenen plastischen Formen erganzt worden Bei der Restaurierung von Altar und Madonna 1951 durch Roland Gassert habe dieser versucht sich wieder den alteren Fassungen anzunahern 2 In einer Gesamtbewertung der Arbeiten von Stummel und Mengelberg an der Achskapelle kam der Kunsthistoriker Rolf Lauer 1993 zum Schluss die Figuren des Altars seien stilrein gotisch der Aufbau jedoch vollig unmittelalterlich Neues und Altes seien jedoch den Anforderungen des Ortes perfekt angepasst und bildeten eine untrennbare und durch die Farbfassungen bewirkte optische Einheit Schnutgens Vorstellungen seien in keinem anderen Kunstwerk des 19 Jahrhunderts in so kongenialer Weise verwirklicht worden wie in Mengelbergs Dreikonigenaltar 3 Literatur BearbeitenAlexander Schnutgen Sitzende hochgotische Holzmadonna in der Dreikonigenkapelle des Kolner Domes in Zeitschrift fur christliche Kunst Nr 12 1908 DigitalisatHeidelberger historische Bestande Heinrich Appel Die Fussenicher Madonna in der Achsenkapelle des Kolner Domes in Joseph Hoster Kolner Domblatt Jahrbuch des Zentral Dombau Vereins 21 22 Folge 1963 S 127 136Weblinks BearbeitenHistorische Aufnahmen beim Rheinischen BildarchivEinzelnachweise Bearbeiten a b Arnold Wolff Der gotische Dom in Koln Vista Point Verlag Koln 1986 ISBN 978 3 88973 060 2 S 56 57 a b c d e Heinrich Appel Die Fussenicher Madonna in der Achsenkapelle des Kolner Domes in Joseph Hoster Kolner Domblatt Jahrbuch des Zentral Dombau Vereins 21 22 Folge 1963 S 127 136 a b Rolf Lauer Alexander Schnutgen und der Kolner Dom in Hiltrud Westermann Angerhausen Alexander Schnutgen Colligite fragmenta ne pereant Gedenkschrift des Kolner Schnutgen Museums zum 150 Geburtstag seines Grunders Schnutgen Museum Koln 1993 S 144 147 Arnold Wolff 20 Dombaubericht von September 1977 bis September 1978 in Kolner Domblatt Jahrbuch des Zentral Dombau Vereins 43 Folge 1978 S 94 97 Gen 3 15 EU Paul Clemen Hrsg Der Dom zu Koln Dusseldorf Schwann 1937 Die Kunstdenkmaler der Rheinprovinz Band 6 Teil III S 246 Anton Legner Rhein und Maas Kunst und Kultur 800 1400 Schnutgen Museum Koln 1972 S 447 Ulrike Bergmann Kolner Bildschnitzerwerkstatten vom 11 bis zum ausgehenden 14 Jahrhundert in Die Holzskulpturen des Mittelalters 1000 1400 Schnutgen Museum Koln 1989 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fussenicher Madonna amp oldid 220517569