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Das Fullnerwerk war ein ursprunglich auf Papiermaschinen spezialisiertes Maschinenbau Werk in Warmbrunn und dem unmittelbar benachbarten Herischdorf in Niederschlesien Herischdorf wurde am 1 Oktober 1941 in die 1925 in Bad Warmbrunn umbenannte Nachbarstadt eingemeindet und 1975 wurde Bad Warmbrunn nach Jelenia Gora ehem deutsch Hirschberg eingemeindet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Grundungsjahre 1854 1889 1 2 Expansion zur Weltfirma 1889 1920 1 3 Krisenjahre und Besitzwechsel 1920 1939 1 4 Kriegsjahre 1939 1945 1 5 Nachkriegszeit Ende und Neuanfang 1945 heute 2 Literatur 3 Weblinks 4 Anmerkungen 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGrundungsjahre 1854 1889 Bearbeiten 1854 kaufte Heinrich Fullner aus Breslau einen holzernen Schuppen in Warmbrunn und richtete darin eine Werkstatt zur Reparatur von Papiermaschinenanlagen ein wofur bei den zahlreichen Papierfabriken im Raum Hirschberg grosser Bedarf herrschte Schnell wachsende Nachfrage machte schon bald eine Werkserweiterung notwendig und dazu kaufte Fullner vom Kaufmann J G Enge dessen Glasschleiferei im nahen Herischdorf auf der anderen sudlichen Seite des Flusses Zacken polnisch Kamienna und unmittelbar am westlichen Ufer des Heidewassers polnisch Wrzosowka a 1 Der Firmensitz blieb in Warmbrunn die eigentliche Produktionsstatte war nun aber in Herischdorf Die dort installierten Drehmaschinen wurden von der Wasserkraft des Heidewassers angetrieben Im Untergeschoss der Werkstatt wurde eine kleine Metallgiesserei eingerichtet wo Maschinenteile fur Papieranlagen hergestellt wurden und als sich diese als zu klein erwies entstand eine bedeutend grossere metallurgische Abteilung auf dem Werksgelande Als Dienstleister fur die Papierhersteller der Gegend erwarb sich Fullner erhebliches Fachwissen was er ab 1864 zum Bau selbstkonstruierter Papiermaschinen nutzte Expansion zur Weltfirma 1889 1920 Bearbeiten Heinrich Fullners altester Sohn Alwin der als des Vaters Nachfolger vorgesehen war starb bereits 1867 Der zweite Sohn Eugen 14 Februar 1853 in Breslau 24 Mai 1925 in Herischdorf der eigentlich hatte Pfarrer werden wollen trat daraufhin 1869 in den Betrieb ein studierte nach seiner Lehrzeit am Technikum in Eckernforde und kam 1877 in die Fabrik zuruck 1884 wurde er Mitinhaber der Firma und nach dem Tod seines Vaters am 7 Dezember 1889 war er bis 1920 alleiniger Eigentumer der Firma a 2 Unter Eugen Fullners Leitung begann eine eindrucksvolle Expansion des Betriebs wobei nicht nur die Fertigungsstatten erweitert sondern auch ein Gaswerk zur Beleuchtung des Betriebsgelande und eine Wasserturbine fur den mechanischen Betrieb errichtet wurden Im Jahre 1894 betrug der Jahresumsatz bei 150 Mitarbeitern bereits 1 3 Million Mark Gebaut und exportiert in nahezu alle papiererzeugende Lander der Welt wurden samtliche Maschinen und vollstandige Einrichtungen fur Papier Karton Pappe Zellstoff und Holzstoff Fabriken 1 Im Laufe der folgenden 20 Jahre erfolgte u a der Bau weiterer Werkshallen eines Verwaltungsgebaudes eines Kesselhauses mit zwei Doppelkesseln einer Dampfmaschinenanlage einer Elektrozentrale und einer Modelltischlerei Die grossten in dieser Zeit von Fullner gebauten Papiermaschinen waren bis zu 100 m lag und bis zu 1000 Tonnen schwer hatten ein 5 m breites Sieb und konnten bis zu 100 Tonnen Papier pro Tag herstellen 2 1908 arbeiteten etwa 600 Personen im Werk und 1913 beschaftigte das Werk rund 800 Personen und hatte einen Jahresumsatz von 6 Million Mark Das Fullnerwerk war zu einem der grossten und renommiertesten Papiermaschinenhersteller der Welt geworden Seine Maschinen standen in Norwegen Schweden Danemark Russland einschliesslich Finnland und Polen Belgien den Niederlanden Osterreich Ungarn Rumanien Griechenland Frankreich Grossbritannien Italien Brasilien Argentinien Uruguay Chile Venezuela Kanada Japan und China Mit erheblichem Aufwand baute Fullner auch Maschinen zur Beschickung grosser Industrieausstellungen wie z B der Berliner Gewerbeausstellung 1879 der Sachsisch Thuringischen Industrie und Gewerbeausstellung 1897 in Leipzig der Weltausstellung Paris 1900 und der Weltausstellung Turin 1911 Krisenjahre und Besitzwechsel 1920 1939 Bearbeiten Als er 1920 erkrankte verkaufte Eugen Fullner der keine Kinder hatte das Werk an die Linke Hofmann Werke AG aus Breslau die den Werksausbau weiter vorantrieb Eine 1915 erbaute Lagerhalle wurde auf eine Lange von 100 m vergrossert und als Grossdreherei und Walzen und Zylinderschleiferei eingerichtet Am Bahnhof Warmbrunn wurde eine Lager und Ladehalle mit Gleisanschluss und 8 t Kran errichtet 1929 waren rund 1100 Arbeiter und Angestellte im Fullnerwerk beschaftigt aber die Weltwirtschaftskrise zwang in den Folgejahren zu drastischen Entlassungen bis auf nur noch ein Viertel dieser Zahl 1932 schied das Werk aus dem Verband der inzwischen als Linke Hofmann Busch LHB firmierenden Aktiengesellschaft aus und wurde zunachst als Fullnerwerk GmbH weitergefuhrt a 3 die mit der ebenfalls Anlagen fur die Papier und Zelluloseherstellung produzierenden Maschinenfabrik AG vorm Wagner amp Co in Kothen eine Interessengemeinschaft einging sodass die Fabrikanlagen von beiden Partnern genutzt werden konnten Bei der 1934 erfolgten Zergliederung der LHB in Teilunternehmungen wurde das Fullnerwerk an die seit 1932 massgeblich im Besitz von Otto Dorries a 4 befindliche Maschinenfabrik AG vormals Wagner amp Co verkauft die ihren Firmensitz daraufhin im Februar 1935 nach Warmbrunn Herischdorf verlegte a 5 Die Nachfrage im In und Ausland stieg wieder an und damit wurde auch wieder eine Betriebserweiterung moglich und notwendig Von der in Liquidation befindlichen Eisen und Emaillierwerke AG in Sprottau wurde deren Giesserei in Kotzenau die ehemalige Marienhutte gekauft und sofort in Betrieb genommen 3 Kriegsjahre 1939 1945 Bearbeiten Infolge der Eingliederung weiterer von ihm vor allem im Zuge der sogenannten Arisierung erworbenen Werke erwarb Dorries die Mehrheit an der Maschinenfabrik AG vormals Wagner amp Co die daraufhin am 25 Januar 1939 in Maschinenfabriken Wagner Dorries AG umbenannt wurde Am 1 Juli 1942 erfolgte eine erneute Umbenennung in nunmehr Dorries Fullner Maschinenfabriken AG Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde die Fabrikation ab 1940 weitgehend auf kriegswichtige Guter insbesondere Granathulsen und ab 1941 auch die 15 cm schwere Feldhaubitze 18 umgestellt 4 und dabei wurden ab 1942 auch hunderte von meist judischen aus Polen Ungarn Belgien den Niederlanden Griechenland und der Tschechoslowakei stammenden Zwangsarbeitern aus dem KZ Gross Rosen eingesetzt die anfangs in einem Arbeitslager bei Hirschberg dann ab Mai 1944 in einem unmittelbar neben dem Werksgelande eingerichteten Aussenlager in Bad Warmbrunn bis zu 800 Insassen untergebracht waren Mehrere hundert von ihnen starben wahrend einer Typhus Epidemie im Lager 5 Nachkriegszeit Ende und Neuanfang 1945 heute Bearbeiten nbsp PMPoland ehem FullnerwerkBei der Besetzung von Bad Warmbrunn durch die Rote Armee im April 1945 wurde die gesamte Betriebsstatte von der sowjetischen Armee beschlagnahmt und bereits im Juni 1945 begann die Demontage und der Abtransport der Maschinen Geratschaften Werkzeuge und vorhandenen Rohstoffe in die Sowjetunion Nachdem polnische Behorden aufgrund der Entscheidungen der Potsdamer Konferenz die Verwaltung Schlesiens und damit auch die leeren Fabrikhallen ubernommen hatten ging man mit Hilfe von noch vorhandenen Konstruktionszeichnungen fur Papiermaschinen daran das Werk neu aufzubauen nunmehr als staatseigene Fabryka Maszyn Papierniczych FAMPA Im Herbst 1948 wurde der Betrieb wieder teilweise aufgenommen wobei eine Anzahl der noch verbliebenen deutschen Mitarbeiter einen Teil des Kernpersonals bildeten und 1949 waren bereits wieder 755 Menschen im Werk beschaftigt 4 Anfangs basierte die Herstellung der Maschine noch auf der Tradition der deutschen Vorkriegsfertigungen dann ab 1964 aber auf einem Lizenzabkommen mit dem amerikanischen Marktfuhrer Beloit Corp 1990 nach dem Ende der sozialistischen Herrschaft in Polen wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umfirmiert und Beloit erwarb 1991 die Mehrheit ihrer Anteile Das in Beloit Poland SA umbenannte Werk erwarb sich einen guten Ruf als Hersteller von Maschinen zur Produktion von Tissue Papier Als die Beloit Corp im Jahre 2000 in Konkurs ging gelang es einer Gruppe von polnischen und amerikanischen Managern die Fabrik zu ubernehmen und sie als PMPoland weiterzufuhren 6 Die Firma spezialisiert auf die Lieferung und Modernisierung von Maschinen zur Papierherstellung und anderer Ausstattung fur die Papierindustrie betreibt heute Niederlassungen in Polen den USA Deutschland Tschechien und China Literatur BearbeitenUllrich Junker Fullnerwerk in Bad Warmbrunn Bodnegg Marz 2012 Raimund Wolfert Duplikate im Drachenstil Norwegische Holzbaukunst im Dreieck Oslo Potsdam und Bad Warmbrunn Cieplice Dezember 2008 Weblinks BearbeitenWiezniowie z Bad Warmbrunn im Riesengebirge polnisch Anmerkungen Bearbeiten Enge betrieb auch bereits seit 1853 in Petersdorf eine Fabrik zur Herstellung von Papier aus Stroh Junker S 11 Der leitende Ingenieur Anton Schlossbauer heiratete im Oktober 1887 Valeska Marie Anna Hedwig Fullner und wurde damit Eugen Fullners Schwager Junker S 12 1923 wurde die 1725 gegrundete Aktiengesellschaft Lauchhammer in die Linke Hofmann Werke AG eingegliedert die dabei zur Linke Hofmann Lauchhammer Aktiengesellschaft L H L umfirmierte bereits 1926 wurden die Lauchhammerwerke wieder ausgegliedert und 1928 erfolgte der Zusammenschluss von Linke Hofmann mit der Waggon und Maschinenfabrik Aktien Gesellschaft vorm Busch in Bautzen zu Linke Hofmann Busch LHB Otto Dorries geb am 17 Januar 1896 in Holzminden war Vorsitzender des Vorstandes und Betriebsfuhrer der Maschinenfabrik F H Banning amp Seybold Maschinenbau Gesellschaft m b H AG in Duren und Geschaftsfuhrer der Erkensator GmbH in Duren Daneben war er Leiter der Fachuntergruppe Papierherstellungsmaschinen in der Wirtschaftsgruppe Maschinenbau in Berlin Erich Stockhorst Funftausend Kopfe Wer war was im Dritten Reich Blick Bild Verlag 1967 Ihr Betriebsgelande in Kothen wurde an die Junkers Motorenbau GmbH verkauft die dort im April 1935 ihr Motorenbau Zweigwerk Kothen MZK in Betrieb nahm Einzelnachweise Bearbeiten Junker S 12 Junker S 16 Marienhutte Kotzenau bei Luben Bilder Geschichten Dokumente a b Junker S 18 Raimund Wolfert Duplikate im Drachenstil PMPoland S A Producent Maszyn Papierniczych Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fullnerwerk amp oldid 218405611