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Ewald Ovir 6 Februar 1873 in Jaggowall estnisch Jagala Kirchgemeinde Alt Jegelecht Joelahtme bei Reval Gouvernement Estland 20 Oktober 1896 in Akeri am Mount Meru Tansania bisweilen auch Gerald Ovir geschrieben war ein evangelischer Missionar Er gilt als christlicher Martyrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Jugend und Ausbildung 1 2 Missionsarbeit 1 3 Gewaltsamer Tod 2 Nachwirkungen 3 Gedenktag 4 Quellen 5 Literatur 6 WeblinksLeben BearbeitenJugend und Ausbildung Bearbeiten Ewald Ovir wurde als funftes von sieben Kindern des Landwirts und Gutsverwalters Karl Ovir geboren der von Nord Livland aus nach Jegelecht gezogen war Von 1883 bis 1890 besuchte Ewald Ovir das Gouvernements Gymnasium in Reval Er galt als fleissiger besonnener und gewissenhafter Schuler Die finanziellen Probleme der Tod seiner Mutter und damit verbunden die Trennung von seiner Familie wirkten sich negativ auf seinen psychischen und korperlichen Gesundheitszustand aus So musste er vom elften Lebensjahr an in verschiedenen deutsch baltischen Haushalten Revals mithelfen spater als Hauslehrer Einer seiner Arzte brachte ihn in dieser Zeit in Kontakt zur ausseren Mission So trat er am 30 November 1891 in das Seminar des Leipziger Missionswerks ein Am 28 Marz 1895 bestand er die Abgangsprufung Am 2 Juni wurde er schliesslich ordiniert Am 5 Juni desselben Jahres wurden Ewald Ovir und Karl Segebrock zum Kilimandscharo im damaligen Deutsch Ostafrika entsandt das seit etwa 4 Jahren deutsche Kolonie war Ihr Schiff fuhr vom Hamburger Hafen aus ab Am 10 August erreichte Ovir Mombasa Noch im August fuhrte Ovir eine Erkundungsmission zum Berg Meru durch Der ortliche Mangi Matunda nahm ihn freundlich auf Dies gab zu der Hoffnung Anlass dass dort keine Ubergriffe durch die einheimische Bevolkerung zu befurchten seien Missionsarbeit Bearbeiten Am 21 September 1895 langte Ovir in Madschame heute Machame an wo er mit dem Missionar Muller zusammenarbeitete Am Kilimandscharo existierten schon seit einigen Jahren einige Stationen der Leipziger Mission Die dort stationierten Missionare halfen Ovir und Segebrock in ihre Aufgaben hineinzuwachsen So mussten sie die einheimische Sprache lernen Die wissenschaftliche Erforschung der ortlichen Bevolkerung war zu diesem Zeitpunkt noch nicht sehr fortgeschritten Ewald Ovir der als hochbegabt galt konnte wesentlich dazu beitragen Der standige Kontakt mit der lokalen Bevolkerung Schulern die in der Missionsstation auch bekostigt wurden und Arbeitern der Station verbesserte die Kenntnisse der Missionare Nach kurzer Zeit konnten sie mit dem Religionsunterricht beginnen Ferner wurden sie mit allen Arbeiten betraut die in Haus und Garten zu verrichten waren Als eine weitere Station am Kilimandscharo errichtet wurde mussten sie bei allen Bauarbeiten mithelfen Nach einem Jahr erlaubte das Missionskollegium Ovir und Segebrock ihre Arbeit nach Westen auszudehnen Am 13 Oktober 1896 reisten sie mit einigen einheimischen Christen und 70 Lasttragern in die Gegend des Berges Meru die drei Tagereisen entfernt lag Hier wollten sie eine neue Missionsstation in Usangi im nordlichen Pare Gebirge errichten die erste in dieser Region Grund fur den Befehl war die gestiegene Wahrscheinlichkeit dass die Vater der Kongregation vom Heiligen Geist eine romisch katholische Station im selben Gebiet errichten konnten Dieser Grundung wollte man zuvorkommen Einige Lastentrager erreichten einige Tage spater zuerst das Ziel und konnten bei ihrer Ruckkehr zu den Missionaren berichten dass sie von Matunda freundlich aufgenommen worden waren Die Missionare und die wenigen verbliebenen christlichen Begleiter fuhlten sich infolgedessen sicher als sie am 15 Oktober die vorgesehene Position der zu errichtenden Missionsstation erreichten Hinzu kam dass wenig spater eine 30 Mann starke Askari Schutztruppe auf einem Rekognoszierungszug unter Fuhrung von Hauptmann Kurt Johannes des fur den ortlichen Bezirk zustandigen Stationschefs von Moshi eintraf und in der Nahe ein Militarlager aufschlug Johannes warnte die Missionare allerdings vor aufstandischen Arusha und Meru Kriegern Bei den Arusha handelt es sich um ein weiter sudlich siedelndes Volk der Massai nach denen heute die Region Arusha benannt ist Johannes hatte im Jahre 1895 einen Uberraschungsangriff auf die Arusha verubt Gewaltsamer Tod Bearbeiten Einige einheimische Krieger die nicht Matunda unterstanden uberfielen bei einem ebenfalls uberraschenden Vergeltungsschlag gegen den Hauptmann in der Nacht zum 20 Oktober 1896 sowohl das Lager der Soldaten als auch das der Missionare um ein weiteres Vordringen von Europaern zu verhindern Da das Militarlager umzingelt war konnten die Soldaten den Missionaren nicht helfen Die einheimischen Krieger umstellten das ungeschutzte Zelt von Ovir und Karl Segebrock und toteten sie nach einem nur kurzen Kampf mit zahlreichen Speeren wahrend Johannes mit dem Leben davonkam Ovir soll zuvor den Angreifern zugerufen haben Ich sterbe aber ich danke euch Auch drei der einheimischen christlichen Begleiter starben bei dem Angriff wahrend zwei gefangen genommen wurden Der Angriff der Aruscha konnte schliesslich abgewehrt werden Drei der Begleiter konnten entkommen und uber den Angriff und Ovirs letzte Worte berichten die auch von den in der Nahe befindlichen einheimischen Soldaten bezeugt wurden Einer der christlichen Begleiter sagte wenig spater dem Missionar Muller gegenuber aus die Verletzungen der Missionare seien so zahlreich gewesen wie wenn du einem ein Fischernetz uberwirfst und jede Masche mit dem Speer zeichnest Nachwirkungen BearbeitenDie Missionare wurden von den Soldaten am Ort ihres Todes nahe Akeri begraben Als Hauptmann Johannes die deutsche Verwaltung in Moshi erreichte wurde eine Strafexpedition unter Leutnant Moritz Merker geplant Dieser zog mit 100 Askari vom Volk der Chagga in die Region des Uberfalls und begann am 31 Oktober den Vergeltungsschlag Nach dreiwochigen Kampfen die mehreren hundert Einheimischen das Leben kosteten mussten die Meru ihre Gewehre abgeben und eine grosse Menge Elfenbein als Tribut zahlen Ihre Hauser und Nahrungsreserven wurden zerstort Johannes erlangte auf diese Weise die Kontrolle uber die Region es kam aber noch uber Jahre hinweg zu bewaffneten Auseinandersetzungen In Deutschland gefahrdete der todliche Angriff auf Ovir und Segebrock die finanzielle Unterstutzung der Leipziger Mission in Deutsch Ostafrika Die Missionsleitung reagierte darauf indem sie die beiden getoteten Missionare zu Martyrern stilisierte was durch Ovirs letzte uberlieferte Worte vereinfacht wurde um ihre Unterstutzer enger an sich zu binden Am 10 November 1896 wurde in der Leipziger Nikolaikirche eine Gedachtnispredigt fur Ovir und Segebrock anlasslich der Jahresfeier des dortigen Missionszweigvereins gehalten Darin wurde die Situation der Mission mit der eines siegreichen Feldherrn verglichen der durch den Tod seiner Soldaten zu weiterem Kampf angestachelt wurde anstatt diesen aufzugeben Das Motiv dass das Blut der Missionare zu weiterer Missionsarbeit verpflichten wurde wurde in vielen Veroffentlichungen zum Tod Ovirs und Segebrocks aufrechterhalten auch noch in spaterer Zeit Im Jahre 1900 druckte Carl Paul ein spaterer Direktor der Missionsgesellschaft die Hoffnung aus dass andere an die Stelle der gefallenen Missionare treten wurden und dass der Ort ihres Todes geweihter Boden sei Er hoffte auf die Errichtung einer Kapelle an dieser Stelle als Zeichen des letztendlichen Sieges des Christentums 1902 hatte sich die Leipziger Mission im Meru Gebiet durchgesetzt Das Martyrergrab wurde ausgebaut instand gehalten oft fotografiert und so in Deutschland bekannt gemacht um Unterstutzung fur die Mission zu erreichen Auch fur die entstehende Chaggakirche wurde es zum wichtigen Symbol Der so gepflegte Martyrerkult um Ovir und Segebrock motivierte auch andere fur die Leipziger Mission zu missionieren beispielsweise Hugo Stelzner der bekannte ein Buch uber die beiden Missionare habe ihn in den Missionsdienst gefuhrt Am Montag dem 19 Oktober 1936 um 19 Uhr fand in der Rigaer St Petri Kirche ein Gedenkgottesdienst fur Ewald Ovir und Karl Segebrock statt Darin wurde auch die von J C Schwenn in Riga angefertigte Glocke eingeweiht die fur die Kapelle in Akeri welche sich in der Nahe des Grabes der beiden Missionare befand bestimmt war Diese und eine weitere Glocke die nach Indien gebracht werden sollte stellten das Geschenk der deutschsprachigen evangelisch lutherischen Gemeinden Lettlands fur die 100 Jahr Feier der Leipziger Mission dar Trotz der gewaltsamen Kolonisation die damals mit der Mission verknupft wurde existieren heute zahlreiche christliche Gemeinden zwischen Kilimandscharo und Meru Neben dem Grab Ovirs und Segebrocks befindet sich heute die Kirche des Dorfes Gedenktag Bearbeiten20 Oktober im Evangelischen Namenkalender Der Gedenktag wurde zunachst inoffiziell von Jorg Erb fur sein Buch Die Wolke der Zeugen Kassel 1951 1963 Bd 4 Kalender auf S 508 520 eingefuhrt Die Evangelische Kirche in Deutschland ubernahm im Jahre 1969 diesen Gedenktag in den damals eingefuhrten Evangelischen Namenkalender seitdem hat dieser evangelische Gedenktag offiziellen Charakter Quellen BearbeitenEwald Ovir auf der Website des Leipziger Missionswerkes Ewald Ovir im Okumenischen Heiligenlexikon Ewald Ovir im Okumenischen Namenkalender Aufnahme des Grabes mit Bildbeschreibung Manuskript zu einer Rundfunksendung uber Ewald Ovir und Karl Segebrock Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Informationsseite uber Nordtansania Thorsten Altena Ein Hauflein Christen mitten in der Heidenwelt des dunklen Erdteils Zum Selbst und Fremdverstandnis protestantischer Missionare im kolonialen Afrika 1884 1918 Internationale Hochschulschriften Bd 395 Waxmann Verlag Munster 2003 ISBN 3 8309 1199 8 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Frieder Schulz und Gerhard Schwinge Herausgeber Synaxis Beitrage zur Liturgik Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1997 ISBN 3 525 60398 3 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Baltisches Martyrertum am Meru Berge in der Rigaschen Rundschau Nr 242 19 Oktober 1936 online Literatur BearbeitenKarl von Schwartz Karl Segebrock und Ewald Ovir Verlag Ev luth Mission 1897 Emil Muller Aus der Tiefe in die Hoh 20 Okt 1896 1936 Segebrock u Ovir unsere Blutzeugen am Meru Verl d Ev luth Mission Leipzig 1936 DNB 575573686Weblinks BearbeitenArtikel Aafriklased raiusid eesti misjonari Oviri tukkideks mit Portratfoto auf Ekspress ee estnisch Normdaten Person GND 106817899X lobid OGND AKS VIAF 314890371 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ovir EwaldALTERNATIVNAMEN Ovir GeraldKURZBESCHREIBUNG deutsch baltischer Missionar und evangelischer MartyrerGEBURTSDATUM 6 Februar 1873GEBURTSORT Jagala Alt JegelechtSTERBEDATUM 20 Oktober 1896STERBEORT Akeri am Mount Meru Tansania Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ewald Ovir amp oldid 226752320