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Der Evangelische Zentralfriedhof in Regensburg wurde am 2 November 1898 eingeweiht und verbindet auf besondere Weise romantische Vorstellungen vom Begrabnisort als einem melancholischen Garten mit der Gestaltung als einem Monumentalfriedhof durch eine pompose Mausoleumsanlage 1 Der Friedhof gehort zum Dekanatsbezirk Regensburg und liegt sudlich des Hauptbahnhofs und der dort verlaufenden Ost West Bahnstrecken Der Friedhof liegt in Hanglage sudlich der Altstadt von Regensburg zwischen der Friedensstrasse 12 im Norden und der Bischof Konrad Strasse im Suden Trager des Friedhofs ist die Evangelisch Lutherische Gesamtkirchengemeinde Regensburg Evangelischer Zentralfriedhof Nordportal Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bauplanung 2 Bau des Dornberg Mausoleums 2 1 Baulicher Abschluss nach Suden durch das Dornberg Mausoleum 2 2 Innenausbau 3 Begrabnisse 4 Anmerkungen 5 Einzelnachweise 6 WeblinksGeschichte BearbeitenDer Friedhof erstreckt sich in Hanglage am Nordhang des Hohenruckens der fruher den Flurnamen auf dem Galgenberg fuhrte hat aber keinen Bezug zu der ehemaligen mittelalterlichen Hinrichtungsstatte auf dem Galgenberghugel Schon vor dem Baubeginn des Friedhofs erinnerte auf dem Galgenberg nichts mehr an die ehemalige Galgenstatte ausser die Namen des Hugels und der dort noch heute verlaufenden Galgenbergstrasse Schon 1829 war auf dem Galgenberghugel der erste Bierkeller mit Bierausschank errichtet worden dem dann bis 1884 weitere 17 Kellergaststatten folgten So entstand dort schnell ein beliebtes stadtnahes Ausflugsziel Der neue Zentralfriedhof entstand am Ende des 19 Jahrhunderts deutlich westlich entfernt von der Galgenbergstrasse am Nordhang des Galgenbergs Der Friedhof war von der Altstadt aus fusslaufig erreichbar wobei aber die zwischen 1888 und 1892 entstandenen Gleisanlagen ostlich vom Hauptbahnhof uberwunden werden mussten was heute uber die sog Galgenbergbrucke erfolgt 2 Der neue Zentralfriedhof war Nachfolger von zwei alteren protestantischen Friedhofen beide nahe der Stadtmauer gelegen die dann im gesamten Stadtbereich nach 1860 abgebrochen wurde protestantischer Lazarusfriedhof im Stadtpark Regensburg entstanden im Verlauf der Reformation ab 1527 bestand bis 1920 Petersfriedhof entstanden zeitlich vor der mittelalterlichen Stadtmauer auf dem Platz ostlich vor dem Peterstor Dort war beim Peterskirchlein auch ein kleiner katholischer Friedhof entstanden der beim Bau des Bahnhofs um 1890 erheblich verkleinert werden musste Auch fur den protestantischen Petersfriedhof war bereits damals absehbar dass er der geplanten Erschliessung des Bahnhofs mit Anschluss an die nach 1810 neu entstandene Maximilianstrasse auf Dauer weichen musste Tatsachlich geschah das aber erst 1932 Bauplanung Bearbeiten Zur Bauplanung grundete die evangelische Gesamtkirchengemeinde eine Kommission der Julius Poverlein und Christian Zinstag als Architekten und Conrad Mayer als Gestalter der gartnerischen Anlagen angehorten Die Kommission liess ein geologisches Gutachten zum Gelande erstellen und unternahm 1895 eine Informationsreise nach Frankfurt wo der Hauptfriedhof und der Friedhof im Ortsteil Sachsenhausen zu Vorbildern erklart wurden Beim Neubau des Friedhofs in Regensburg mussten zusatzlich Auflagen der Stadt berucksichtigt werden denn ein Teil des Friedhofs sollte als Gemeindefriedhof dem stadtischen Bestattungsamt unterstellt werden um dort auch konfessionslose Burger Fundleichen und die zahlreichen Ehepaare mit ungleichem Bekenntnis begraben zu konnen die sonst wie es traditionell ublich war auf den jeweiligen konfessionellen Friedhofen getrennt bestattet wurden 3 1 nbsp Kruzifix am zweiten heutigen StandortSchon bald nach Baubeginn stiess die gartnerische Gestaltung im erhohten Sudbereich des Gelandes auf unerwartete Schwierigkeiten Anders als nach dem geologischen Gutachten zu erwarten war fanden sich dort im Boden Felsenlagen und Steingeroll Es wurde eine Neuprojektierung des ursprunglich als reiner Parkfriedhof geplanten Friedhofs notig Man gab die ursprunglich geplante konsequente Nord Sud Ausrichtung durch Einschube von Wegekreuzen auf und entschied sich fur eine terrassierte Anlage mit zwei etwa gleich grossen Arealen Der untere Bereich wurde landschaftsgartnerisch gestaltet und der obere Bereich erfuhr im Laufe der spateren Bebauung eine Binnengliederung durch bauliche Elemente Auf dem Plateau zwischen den beiden Friedhofsteilen wurden 1898 am ostlichen Randbereich die Leichenhalle und das Bethaus im Stil der Neorenaissance erbaut Der Zugang zum Friedhof erfolgt von Norden her uber ein von German Bestelmeyer entworfenes klassizistisches dreibogiges Portal wo die Besucher mit der Inschrift Deine Toten werden leben Jesaja 26 19 uber dem Mittelbogen begrusst wurden Am 2 Nov 1898 wurde der Friedhof feierlich eingeweiht und Mitte Juli 1899 wurde auf dem sudlichsten Rondell ein ca 10 m hohes Kruzifix aufgestellt das vom Bildhauer Anton Hess mit einem Korpus von 2 40 m geschaffen wurde Das Kruzifix wurde eindrucksvoll auf einem Nummulitenkalkstein sogenannter Enzenauer Marmor platziert und passte sich dem Park Charakter des Friedhofs so gut an dass die Regensburger Burger den neu entstandenen Friedhof von Anfang an lobten und als einen Ort bezeichneten wo die Toten bei Waldesrauschen und Vogelsang ruhen konnten und wo auch die Uberlebenden zuversichtlicher an den Grabern ihrer Liebsten sich erheben konnen 1 Anm 1 Heute steht auf dem sudlichsten Rondell ein machtiger Schalenbrunnen aus blauem Kosseine Granit fur dessen Anlieferung aus Wunsiedel ein eigener Tieflader Guterwagen gebaut werden musste Der Schalenbrunnen wurde 1898 in Vorbereitung des geplanten Baus des Dornbergmausoleums auf dem sudlichen Hohenrucken des Friedhofs auf Wunsch des Architekten German Bestelmeyer dort platziert Bestelmeyer hatte die Absicht die geplante monumentale Kuppel des Mausoleums den von Norden herankommenden Besuchern von diesem Vorplatz aus optisch zu erschliessen Das Kruzifix wurde trotz heftiger Einspruche von Burgern weiter nordlich neu aufgestellt Bau des Dornberg Mausoleums BearbeitenBaulicher Abschluss nach Suden durch das Dornberg Mausoleum Bearbeiten nbsp Marmorbrunnen vor Mausoleum nbsp Dornberg MausoleumAn der Wende zum 20 Jahrhundert wurde der Friedhof von Besuchern als ein melancholischer Garten empfunden und von der Bevolkerung gern besucht Jedoch fehlte dem Friedhof im Suden noch ein passender Abschluss des nach Suden hin ansteigenden Gelandes Da ergab es sich 1897 nach dem Tod von Ernst Friedrich Wilhelm von Dornberg dem Grunder der Graflich von Dornbergschen Waisenfondstiftung dass die Stiftung fur ihren verstorbenen Grunder den Bau eines Mausoleums als Grabstatte beschloss Der Verstorbene hatte sein ganzes Vermogen von 18 Millionen Gulden der Stiftung uberlassen und die Stiftung konnte den Architekten German Bestelmeyer mit Planung und Bau des Mausoleums beauftragen Nach der Besichtigung des Bauplatzes am sudlichen Ende des nach Suden hin ansteigenden Gelandes setzte sich Bestelmeyer nachdrucklich dafur ein das nordlich unterhalb des geplanten Mausoleums gelegene Rondell auf dem bereits das Kruzifix platziert worden war mit in das Bauvorhaben einzubeziehen Dort sollte statt des hohen Kruzifixes ein grosser runder flacher Marmorbrunnen platziert werden der die Blicke der von nordlich unten herankommenden Besucher uber den flachen Brunnen hin zur geplanten monumentalen Kuppel des Mausoleums am oberen sudlichen Ende des Friedhofs fuhren sollte Bei den Besuchern sollten sich unterstutzt von einer weitlaufigen Freitreppe und flankiert von zwei steinernen Lowen Assoziationen an die Pyramiden und an antike Mausoleen der Kaiser einstellen Der Bau selbst war ein quadratischer Zentralbau aus Kelheimer Marmor an drei Seiten umschlossen von einem Arkadengang von dem aus 14 Gruftarkaden fur Mitglieder der Familie Dornberg erreicht werden konnten Der Zentralbau aus Kelheimer Kalkstein mit uberhohter quadratischer Cella tragt als vertikales Zwischenglied einen Tambour mit zwolf Rundbogenfenstern und darauf eine steilbogige Steinkuppel byzantinischer Art gekront von einem vergoldeten Kreuz auf einer Weltkugel Das gesamte Bauwerk ist mit Muschelkalk verkleidet Das Portal ist mit romanisierenden Ornamenten geschmuckt und tragt das Wappen der Familie Dornberg Innenausbau Bearbeiten Der Innenraum mit Flachkuppel wurde im Jugendstil mit hochwertigen Materialien ausgeschmuckt Die Bemalungen und Mosaiken stammen vom Munchener Maler und Mosaikbauer Wilhelm Koppen Die Munchener Bildhauer Hermann Hahn und Georg Albertshofer schufen die Figuren der Caritas die Buste des Grafen Dornberg und die Ampel Abgeschlossen wurden Bau und Innenausstattung dieses fur Regensburg bedeutenden Zeugnisses des Jugendstils 1912 bzw 1914 1 3 Begrabnisse BearbeitenDas erste Begrabnis auf dem Gelande des Friedhofs erfolgte fur Luise Hirschmann die Ehefrau des Steinmetzmeisters Gottfried Hirschmann der an der Gestaltung der Friedhofsanlagen mitgewirkt hatte Dann erfolgten auch Uberfuhrungen der sterblichen Uberreste von Angehorigen der Familie Dornberg die vom Lazarusfriedhof im Stadtpark in das Mausoleum uberfuhrt wurden weil die Friedhofe im Stadtpark aufgelost werden sollten Aus dem gleichen Grund wurden auch die Verstorbenen der FamilieThon Dittmer der 1843 verstorbene Stifter der Von Mullerschen Tochterschule Georg Friedrich von Muller der Botaniker Naturforscher und Direktor der Regensburgische Botanische Gesellschaft August Emanuel Furnrohr 1861 und der Komponist Rudolf Eisenmann vom Petersfriedhof auf den neuen Friedhof uberfuhrt 1923 wurde begraben Ernst von Fromm jun der leitende Ingenieur der Maxhutte Sulzbach Rosenberg und Sohn von Ernst Fromm sen dem Mitgrunder und spateren Leiter der ehemaligen Eisenwerksgesellschaft in der Stadt Maxhutte Haidhof 1943 wurde auf dem neuen Friedhof begraben der langjahrige und verdienstvolle Leiter des Regensburger Stadtbauamtes Adolf Schmetzer der an der Planung des Friedhofs beteiligt war 3 Anmerkungen Bearbeiten Die Jahresangaben zur Aufstellung des Kruzifixes sind zweifelhaft weil die zweite Quelle besagt dass bereits im Jahr 1898 auf dem sudlichsten Rondell der Marmorbrunnen platziert wurde Dann ware 1899 das Jahr in dem das Kruzifix auf das nordlichste Rondell verlagert wurde Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Bettina Bauer Spandl Regensburg Zentralfriedhof In H P Hubner K Raschzok Hrsg Evangelische Friedhofe in Bayern Franz Schiermmeier Verlag Munchen 2021 ISBN 978 3 948974 04 6 S 494 499 Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 587 796 799 ff a b c Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 804 f f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelischer Zentralfriedhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 49 008501 12 095727 Koordinaten 49 0 30 6 N 12 5 44 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelischer Zentralfriedhof Regensburg amp oldid 231046322