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Ethogramm auch Verhaltensinventar Aktionskatalog Aktionssystem ist ein Fachbegriff der Verhaltensbiologie Das Wort ist abgeleitet von griechisch ἔ8os ethos Gewohnheit Sitte Brauch und gramma gramma Geschriebenes Ein Ethogramm ist eine moglichst genaue und detaillierte Bestandsaufnahme aller bei der betreffenden Art vorkommenden Verhaltensweisen hierdurch die Grundlage jeder wissenschaftlichen Erforschung des Verhaltens 1 und insbesondere eine unabdingbare Voraussetzung fur das Anfertigen eines schriftlichen oder graphischen Verhaltensprotokolls der Individuen dieser Art Das Erstellen von Ethogrammen kann als Ethometrie bezeichnet werden Inhaltsverzeichnis 1 Das Erstellen von Ethogrammen 2 Das Erstellen von Verhaltensprotokollen 3 Beispiele fur Verhaltenskategorien eines Ethogramms 4 Literatur 5 Weblinks 6 BelegeDas Erstellen von Ethogrammen BearbeitenEin Ethogramm ist eine genaue Beschreibung des Verhaltens und dient dazu die Morphologie des Verhaltens 2 aufzuklaren Beim Aufzeichnen eines Ethogramms mussen daher alle wesentlichen Verhaltensweisen einer Tierart exakt definiert und gegeneinander abgegrenzt werden so dass unterschiedliche Beobachter bei gleichzeitiger Protokollierung des Verhaltens eines bestimmten Individuums zu gleichen Ergebnissen kommen konnen Ausserdem ist grundsatzlich darauf zu achten dass jede Interpretation von Verhaltensweisen unterbleibt Das Ethogramm ist gleichsam die beschreibende Basis auf der die Deutung des beobachtbaren Verhaltens spater aufgebaut wird Das Erstellen von Ethogrammen hat seine Wurzeln in der Tierpsychologie und der klassischen vergleichenden Verhaltensforschung Ethologie der 1920er und 1930er Jahre und gilt noch immer als eine wichtige Methode der Verhaltensbiologie Die Methode wurde entwickelt als die Verhaltensforscher vom anekdotischen Beschreiben individueller Tiere abruckten um stattdessen die angeborenen Grundlagen des Verhaltens der gesamten Art zu analysieren Dieser Forschungsansatz stosst allerdings dort an seine Grenzen wo es um das Registrieren nicht stereotyper Verhaltensweisen um die Zuordnung von Intentionsbewegungen sowie um Variationen zwischen einzelnen Individuen geht Zudem ist es in der Praxis kaum moglich Verhaltensweisen gegeneinander abzugrenzen ohne dass in diese Definitionen bereits ein Vorwissen um die Funktion des Verhaltens eingeht das heisst dessen Interpretation Das Erstellen von Verhaltensprotokollen BearbeitenJe nach Fragestellung und Protokollmethode unterscheidet man zwischen kurzen Ereigniselementen und langer dauernden Zeitelementen Ereigniselemente werden sinnvollerweise gezahlt so dass ihre Haufigkeit oder Rate Anzahl pro Zeitspanne bestimmt werden kann Bei Zeitelementen ist es sinnvoll ihre Dauer zu messen oder den Anteil der Zeit in der das Verhalten ausgefuhrt wird Zeit Budget Ferner muss festgelegt werden wie detailliert die Erhebung sein soll Genugt es zum Beispiel bei einer Hausmaus sich selbst putzen zu registrieren oder soll weitergehend zwischen mit den Vorderpfoten das Gesicht waschen im Ohr pulen mit den Hinterfussen am Bauch kratzen usw unterschieden werden Auch muss festgelegt werden in welchem zeitlichen Abstand die Notierung der Verhaltensweisen erfolgen soll Ublich sind bei Nagetieren 1 5 oder 10 Sekunden Intervalle bei weniger agilen Tierarten konnen hingegen grossere Intervalle angemessen sein Zweckmassig ist schliesslich ein Kurzel fur jedes Verhaltenselement festzulegen so dass ein schnelles Notieren beim Beobachten der Verhaltensweise gewahrleistet ist Anhand der erhobenen Verhaltensprotokolle von mehreren Testtieren der gleichen Art kann u a die mittlere Auftretenshaufigkeit einer bestimmten Verhaltensweise und die Dauer einer bestimmten Aktivitat statistisch ermittelt werden Auch quantitative Aussagen zur Wahrscheinlichkeit bestimmter Abfolgen von Verhaltensweisen von Verhaltensmustern sind so moglich Werden zum Beispiel weisse Labormause graue Wildfange der Hausmaus und Mischlinge aus Labormaus und Wildfang vergleichend analysiert konnen auch Aussagen zur Vererbbarkeit von Verhaltensweisen getroffen werden Eine bekannte allerdings nur massig standardisierte Versuchsanordnung ist der Open Field Test Beispiele fur Verhaltenskategorien eines Ethogramms BearbeitenPeter M Kappeler nennt in seinem Lehrbuch Verhaltensbiologie folgende Beispiele 3 Fortbewegung Kriechen Laufen Gehen Suchpendeln Springen Hupfen Aufrichten Klettern Mauselspringen Komfortverhalten Gahnen Kratzen sich strecken sich schutteln Nase lecken Blinzeln Schwanzschlagen Pfoten wischen sich putzen Orientierungsverhalten Schnuppern Wittern Fixieren Aufblicken Tasten Beruhren Umdrehen Scharren Nahrungsverhalten Saugen Kauen Nagen Futter verstecken Trinken Harnabgabe Jagen Rangordnungs oder Revierverhalten lokalisierte Harnabgabe Revier mit Urin markieren Knurren Bellen Fiepen Lauern Aufrichten Zahne fletschen Korper zu wegdrehen Anspringen auf die Seite legen Kehle zeigen Fauchen Fell strauben Ohren aufstellen Sexualverhalten Balzgesange Imponiergehabe Pfau Radschlagen Gorilla Brustschlagen Futtern Schnabeln ReibenLiteratur BearbeitenKonrad Lorenz Hier bin ich wo bist Du Ethologie der Graugans Piper Munchen und Zurich 1988 ISBN 978 3 492 03246 9 Weblinks BearbeitenEthogramm des Drills Mandrillus leucophaeus erstellt von der Tierschule des Zoos Hannover Der Drill ist eine Primaten Art aus der Familie der Meerkatzenverwandten Belege Bearbeiten Eintrag Ethogramm in Klaus Immelmann Grzimeks Tierleben Erganzungsband Verhaltensforschung Kindler Verlag Zurich 1974 S 626 Klaus Immelmann Introduction to Ethology Plenum Press New York und London 1980 S 2 ISBN 978 1 4684 1056 3 Peter M Kappeler Verhaltensbiologie Springer Berlin und Munchen 2006 ISBN 978 3 540 24056 3 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ethogramm amp oldid 230672864