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Ero e Leandro ist eine Oper Originalbezeichnung Tragedia lirica in drei Akten von Giovanni Bottesini Musik mit einem Libretto von Arrigo Boito nach dem Mythos von Hero und Leander Die Urauffuhrung fand am 11 Januar 1879 im Teatro Regio in Turin statt OperndatenTitel Ero e LeandroTitelblatt des Librettos Turin 1879Form Tragedia lirica in drei AktenOriginalsprache ItalienischMusik Giovanni BottesiniLibretto Arrigo Boito Tobia Gorrio Literarische Vorlage Mythos von Hero und LeanderUrauffuhrung 11 Januar 1879Ort der Urauffuhrung Teatro Regio TurinSpieldauer ca 1 StundenOrt und Zeit der Handlung Sestos am Thrakischen Meer am Ufer des Hellespont heroische Zeit griechische Mythologie PersonenEro Priesterin der Venus Sopran Leandro aus Abydos Tenor Ariofarne Herrscher von Thrakien und Oberster Priester Bass eine Stimme vom Meer Bass eine Stimme Tenor eine Stimme aus der Ferne vom Meer Tenor eine Stimme aus grosster Ferne Bass zwei Stimmen aus der Ferne Tenor Bass Priesterinnen Priester Seeleute Faustkampfer Chor Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 1 1 Erster Akt 1 2 Zweiter Akt 1 3 Dritter Akt 2 Gestaltung 2 1 Musik 2 2 Orchester 3 Werkgeschichte 4 Aufnahmen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenDie Handlung spielt in Sestos am Thrakischen Meer am Ufer des Hellespont wahrend der heroischen Zeit Erster Akt Bearbeiten Vor dem Tempel der Venus nbsp Der Tempel der Venus Buhnenbildentwurf von Riccardo Fontana Im Hintergrund eine Seite des an den Venustempel angeschlossenen Portikus links die Fassade des Pronaos Die Szene ist draussen Myrten Zypressen Platanen und Oleander grunen vor den Saulen und uberall auf der Buhne In der Mitte befindet sich die Statue der Venus rechts diejenige des Apollon Die Tur des Pronaos ist geoffnet und auf der Schwelle steht ein brennender Altar Im Hintergrund ist zwischen den Saulen und den Pflanzen ein Streifen ruhigen Meeres und des Horizonts zu sehen Der Planet Venus leuchtet uber dem Meer Es sind die Aphrodisien die Feiern zu Ehren der Gottin Beim Offnen des Vorhangs sieht man den Chor teils kniend teils in Verbeugung in Richtung der Tempeltur beten Auf der Schwelle befinden sich Girlanden Votivgaben goldene Kelche Muscheln und Myrtenzweige drei Tempeldiener und ein Neokoros stehen an der Tur des Pronaos um die Weihrauch Schwaden zu nahren Licht des Morgengrauens Szene 1 Priesterinnen und Seeleute preisen die Gottin unter ihren verschiedenen Namen Chor Venere Urania Szene 2 Eine Fanfare kundigt das Eintreffen des Hohepriesters Ariofarne der Priesterinnen und der Teilnehmer an den Wettkampfen zu Ehren der Venus an Nach einem Opfer an die Gottin prasentiert Ariofarne dem Volk den Sieger der Wettkampfe Leandro aus Abydos einer Stadt auf der gegenuberliegenden Seite des Thrakischen Meeres Unter dem Lobgesang des Chores setzt die Priesterin Ero ihm den Lorbeerkranz auf Von ihrer Schonheit in den Bann gezogen kann Leandro nicht mit dem erwarteten Lied uber den Zorn des Achilleus oder die Waffen des Atreus antworten sondern besingt stattdessen den Liebesgott Amor Era la notte Ariofarne schickt das Volk hinaus bis die Priesterinnen die geheimen Zeremonien vollzogen haben Szene 3 Ariofarne befurchtet dass Ero Gefuhle fur Leandro entwickelt haben konnte Er fordert sie daher auf sich zwischen der himmlischen Venus und der irdischen Venus zu entscheiden Trotz seiner Drohungen erklart sich Ero fur die Liebe Sie furchtet keine irdische Gewalt da sie sich vom Licht der Venus beschutzt glaubt Ariofarne prophezeit ihr ein dusteres Schicksal Szene 4 Als Ero alleine ist denkt sie uber Ariofarnes Worte nach Sie entdeckt eine Muschel unter den Opfergaben auf dem Altar und halt sie an ihr Ohr Conchiglia rosea um einen Orakelspruch zu erhalten Ein finstere Vision und Donnergrollen lasst sie die Muschel vor Entsetzen fortschleudern Szene 5 Leandro versucht heimlich in den Tempel einzudringen um Ero zu treffen Ariofarne entdeckt ihn jedoch und stellt ihn zur Rede Heuchlerisch behauptet er ihm helfen zu wollen um die Liebesgeschichte von Daphnis und Chloe wiederaufleben zu lassen und gibt den Weg frei Szene 6 Ero und Leandro gestehen einander ihre Liebe und ihre Angste wahrend Ariofarne sich hinter der Apollonstatue versteckt um sie zu belauschen Ein Fanfarensignal ruft das Volk herbei und Leandro muss fliehen um nicht entdeckt zu werden Er uberreicht Ero zum Abschied eine Blume Szene 7 Ero kniet vor der Apollonstatue nieder um den Gott nach dem Schicksal ihrer Liebe zu befragen Der dahinter verborgene Ariofarne antwortet mit grabesartiger Stimme Tod Ero flieht vor Schrecken aus dem Tempel Ariofarne verfolgt sie mit wildem Blick Zweiter Akt Bearbeiten Der den Mysterien geweihte Teil des Tempels prachtig erleuchtet von Leuchtern und FackelnEinzige Szene Ariofarne hat eine Versammlung der Priester einberufen um uber Ero Gericht zu halten Nach einem allgemeinen Gebet Chor Ave o stella vagabonda verkundet er das angebliche Urteil der Gottin Ero soll von nun an einsam im Turm der Jungfrau inmitten des Meeres leben und sich dort der Gottin widmen Wahrend Ariofarne die Zeremonie vorbereitet gibt er Ero zu verstehen dass er sie vergewaltigen werde falls sie nicht zustimme Ero ruft erschrocken nach Leandro der sogleich eingreift um sie zu retten Er wird jedoch von den Wachen uberwaltigt und von Ariofarne auf die asiatische Seite des Hellespont verbannt Anschliessend weiht Ariofarne Ero der Gottin und lasst sie ewige Keuschheit schworen Sollte sie diesen Eid brechen und Besuch von einem Mann erhalten werde man sie lebendig einmauern Dritter Akt Bearbeiten Der Turm der JungfrauEin achteckiger Raum innerhalb des Turms Schrag links ein hoher und weiter Balkon der zum Himmel offen ist Rechts im Hintergrund eine absteigende Rampe die den Boden durchdringt und darauf hinweist dass sich dort der einzige Eingang zum Turm befindet Die Wande sind verfallen und karg In der Mitte der Szene gibt es ein mit einem Leopardenfell bedecktes Bett Nicht weit entfernt ist ein grosser Tisch auf dem Tisch eine brennende Fackel ein Uhrglas und eine als Sprachrohr geformte Muschel Neben dem Tisch sitzt Ero auf einem Stuhl und betrachtet unbewegt das Uhrglas Nacht Ein unsicherer Mondstrahl dringt gelegentlich vom Balkon ein Szene 1 Der Wind tragt ferne Stimmen von Seeleuten herein Chor La notte diffonde Eine Sternschnuppe erinnert Ero an ihre Liebe zu Leandro Sie vermeint ihn im Meer zur Insel schwimmen zu sehen Als sich der Mond hinter den Wolken blicken lasst erkennt sie dass ihr Geliebter tatsachlich ihre Insel erreicht hat Szene 2 Ero und Leandro fallen sich in die Arme und schworen sich ihre Liebe Leandro hat bereits die Flucht vorbereitet und will am nachsten Tag mit ihr eine neue Heimat suchen Plotzlich bricht ein Sturm mit Blitz und Donner aus Ero erinnert sich an ihre Aufgabe die Priester mit dem Nebelhorn vor der Gefahr zu warnen Leandro erkennt dass er den Turm schleunigst verlassen muss doch Ariofarnes Fanfaren sind unten bereits zu horen Obwohl Ero um sein Leben furchtet sturzt er sich in die Tiefe Szene 3 Ero ergreift die Fackel um vom Balkon aus nach Leandro zu schauen Da dringt Ariofarne mit der Fanfare ein Sie lasst vor Schreck die Fackel fallen Ariofarne wirft ihr hohnisch vor das Nebelhorn vernachlassigt zu haben Sie habe wohl getraumt Er weiss bereits von Leandros Anwesenheit um zieht sie auf den Balkon um gemeinsam mit ihr nach ihm zu suchen Mit einem Freudenruf zeigt er ihr seinen zerschmetterten Korper auf den Felsen Ero bricht zusammen Ariofarne will sie am nachsten Morgen lebendig einmauern lassen muss aber erkennen dass sie bereits tot ist Ein Blitz trifft den Turm sodass die Ruckwand einsturzt Durch die Lucke ist zu sehen wie Ero und Leandro als Unsterbliche in einer leuchtenden Wolke erscheinen umgeben von Nereiden Uranien und Amoretten Ariofarne der noch immer an ihrer Leiche kniet beobachtet ihre Verklarung und verbirgt sein Gesicht in seinen Handen Der Chor segnet Ero und Leandro und heiligt den Strand an dem sie sich liebten Gestaltung BearbeitenMusik Bearbeiten Die musikalische Qualitat von Bottesinis Oper wird unterschiedlich bewertet Rainer Damm meinte in Pipers Enzyklopadie des Musiktheaters dass Bottesini sich an den zu dieser Zeit bereits uberkommenen Normen der Opern Gaetano Donizettis orientierte und das Libretto allenfalls eklektisch vertonen konnte ohne dabei die zu seiner Zeit moglichen kompositorischen Mittel auszuschopfen 1 Ekkehard Pluta schrieb dagegen in seiner Opernwelt Rezension dass die Musik durchaus auf der Hohe seiner Zeit stehe und nicht auf abgegriffene Muster des romantischen Melodramma zuruckgreife Die tradierte Abfolge von Szene Arie und Cabaletta werde durch bewegte Orchesterezitative und beredte Monologe durchbrochen dem Orchester eine bedeutende narrative Rolle zugewiesen Bottesinis tiefe Kenntnisse der zeitgenossischen Musik und sein handwerkliches Konnen habe nicht zu sterilem Eklektizismus sondern durch kaum nachlassende Inspiration im Melodischen viel Fantasie im Harmonischen und in der Behandlung der instrumentalen Klangfarben zu einer durchaus eigenstandigen Mixtur gefuhrt Viele Chorsatze dienen nur am Rande der dramatischen Handlung sondern fungieren als musikalische Stimmungsbilder 2 Orchester Bearbeiten Die Orchesterbesetzung der Oper umfasst die folgenden Instrumente 1 Holzblaser Piccoloflote zwei Floten zwei Oboen zwei Klarinetten zwei Fagotte Blechblaser drei Horner drei Pistons drei Trompeten drei Posaunen Ophikleide vier Pauken Schlagzeug grosse Trommel kleine Trommel Becken Triangel Zimbeln Harfe Streicher Buhnenmusik Fanfaren AkkordeonWerkgeschichte BearbeitenEro e Leandro ist die erfolgreichste Oper des Kontrabassisten und Komponisten Giovanni Bottesini 2 Das Libretto stammt von Arrigo Boito der es unter seinem Anagramm Tobia Gorrio herausgab 1 Es behandelt den antiken Mythos von Hero und Leander Anders als dort entsteht der Konflikt nicht durch die Eltern des Liebespaares sondern durch den Hohepriester Ariofarnes Eros Tod am Ende der Oper erinnert an den Liebestod in Wagners Tristan und Isolde 2 Boito verfasste es im Sommer 1871 ursprunglich fur eine eigene Vertonung Da die Premiere seiner vorangegangenen Oper Mefistofele ein Misserfolg war verzichtete er nun auf eine komplexe Struktur und philosophische Inhalte Stattdessen erstellte er einen einfacheren Text voller poetischer Schonheiten Von der geplanten Komposition stellte Boito nur drei Stucke fertig den Chor der Seeleute La notte diffonde III 1 in Form einer vierstimmigen Barkarole sowie die beiden Duette Lontano lontano lontano und Spunta l aurora pallida Diese integrierte er 1875 in die zweite Fassung seines Mefistofele 1 Das Libretto uberliess er seinem Freund Bottesini 2 Der Impresario des fur die Urauffuhrung vorgesehenen Turiner Teatro Regio Giovanni Depani wunschte sich einige Anderungen die auch der Dirigent Carlo Pedrotti befurwortete Daher wandelte Boito den ursprunglichen Schluss in eine Apotheose um und erganzte am Anfang des zweiten Akts eine Reihe von Tanzen Sein Konzept sah sogenannte Farbentanze mit einem bestimmten Verhaltnis von Farbe und Musik vor wie er Bottesini brieflich erlauterte Es wurde jedoch in der Komposition nicht berucksichtigt Die Partitur war Ende 1875 im Wesentlichen fertig In den folgenden Jahren gab es nur noch kleinere Korrekturen 1 Die Urauffuhrung fand schliesslich am 11 Januar 1879 unter der Leitung Pedrottis statt Es sangen Abigaille Bruschi Chiatti Ero Enrico Barbacini Leandro und Gaetano Roveri Ariofarne Die Produktion war ein grosser Erfolg 1 Es folgten Auffuhrungen im Teatro Apollo in Rom 1880 und im Teatro Manzoni in Mailand 1883 3 Ausserhalb Italiens gab es Auffuhrungen in Buenos Aires 1879 und in Aix les Bains 1883 4 Ab 1896 wurde Bottesinis Oper durch eine Neuvertonung des Komponisten Luigi Mancinelli verdrangt 1 2009 gab es eine szenische Wiederentdeckung der Oper in Bottesinis Geburtsort Crema unter dem Dirigenten Aldo Salvagno mit den Solisten Veronique Mercier Ero Gian Luca Pasolini Leandro und Roberto Scandiuzzi Ariofarne Ein Mitschnitt wurde auf CD und DVD veroffentlicht 2 5 Aufnahmen Bearbeiten2009 Aldo Salvagno Dirigent Orchestra Filarmonica del Piemonte Monteverdi Choir Laura Borello Regie Gregorio Zurla Co Regie und Buhne Stefania Barreca Kostume Gianfranco Ferrari Licht Veronique Mercier Ero Gian Luca Pasolini Leandro Roberto Scandiuzzi Ariofarne Auch Video live aus dem Teatro San Domenico in Crema Dynamic CDS670 2 CDs Dynamic 33670 DVD 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ero e Leandro Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Libretto italienisch Turin 1879 Digitalisat im Internet Archive Ero e Leandro Giovanni Bottesini im Corago Informationssystem der Universitat Bologna Werkinformationen und Libretto italienisch als Volltext auf librettidopera itEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Rainer Damm Ero e Leandro In Pipers Enzyklopadie des Musiktheaters Band 1 Werke Abbatini Donizetti Piper Munchen Zurich 1986 ISBN 3 492 02411 4 S 414 416 a b c d e Ekkehard Pluta Auf der Hohe der Zeit Mit Wagner Berlioz und Verdi auf Du Giovanni Bottesinis Ero e Leandro aus Crema auf DVD In Opernwelt September Oktober 2011 Der Theaterverlag Berlin 2011 S 46 eingeschrankte Vorschau Abonnement fur den vollstandigen Text erforderlich Ero e Leandro Giovanni Bottesini im Corago Informationssystem der Universitat Bologna abgerufen am 1 November 2022 Alfred Loewenberg Hrsg Annals of Opera 1597 1940 John Calder London 1978 ISBN 0 7145 3657 1 Sp 1075 online im Internet Archive a b Informationen zur Produktion in Crema 2009 auf der Website der Associazione Bottesini abgerufen am 2 November 2022 Normdaten Werk LCCN no2011189881 VIAF 221050513 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ero e Leandro Bottesini amp oldid 236021737