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Ernst Viebig bis 1914 Ernst Cohn Viebig 10 Oktober 1897 in Berlin 18 September 1959 in Eggenfelden Niederbayern war ein deutscher Komponist und Sohn der Schriftstellerin Clara Viebig Aufgrund drohender Verfolgung wegen der judischen Abstammung seines Vaters erlitt seine vielversprechende Karriere durch Emigration nach Brasilien ein abruptes Ende Erst 1958 kehrte er nach Deutschland zuruck konnte hier aber nicht mehr an fruhere Erfolge anknupfen Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Kunstlerische Laufbahn 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Ernst Viebig als Kind um 1906 Ernst Viebig wurde am 10 Oktober 1897 als Sohn von Clara Viebig und Fritz Theodor Cohn geboren Der Vater war Verleger der Kompagnon von Friedrich Fontane war und die Mutter angehende Schriftstellerin Bis zu seinem achten Lebensjahr wohnte die Familie in Berlin Schoneberg 1905 erlaubte der schriftstellerische und finanzielle Erfolg der Mutter in eine Villa in Berlin Zehlendorf umzuziehen Ernst trug den Doppelnamen Cohn Viebig bis die Eltern 1914 fur ihren Sohn die Anderung des Namens beantragten Als Grund wurde angegeben dass Ernst in das Heer eintreten wollte und sich durch die Ablegung seines judischen Namens ein besseres Fortkommen erhoffte Der Antrag wurde schliesslich vom Innenministerium genehmigt 1 Fritz Cohn war bereits bei seiner Eheschliessung mit Clara Viebig zum lutherischen Protestantismus ubergetreten um dem Sohn Nachteile aufgrund des judischen Namens zu ersparen 2 Im Haus der Viebigs verkehrten die grossen Namen jener Zeit die fuhrende Avantgarde der Literatur und des Theaters 3 Prominente Personlichkeiten wie Gerhart Hauptmann Ricarda Huch Borries von Munchhausen Ina Seidel oder Heinrich Zille waren im Hause der Viebigs anzutreffen Diese Kontakte verfehlten nicht die Wirkung auf den jungen Ernst der als Jugendlicher bereits mit den Werken der Weltliteratur vertraut war Der junge Ernst Viebig lernte zunachst das Klavierspiel das spater durch musiktheoretische Kenntnisse erganzt wurde Er zeigte Begabung fur die Improvisation und fur die Eltern stand fest dass er Musiker oder Kapellmeister werden wurde Bereits mit zwolf Jahren spielte er am Klavier Improvisationen uber bekannte Lieder Sein Studium der Musik fuhrte er bei dem Komponisten Emil Nikolaus von Reznicek fort Spater durfte er Albert Einstein zum Geigenspiel auf dem Klavier begleiten 4 Viebig war haufig krank und hielt sich wegen chronischen Bronchialkatarrhen haufig in Sanatorien auf 5 Das Verhaltnis zwischen Eltern und Sohn gestaltete sich problematisch Viebig selbst schrieb dieser Sohn habe den Eltern stets wie eine gewitterdrohende Wolke am Zenith ihrer burgerlichen Saturiertheit gedroht 6 Er war begeistert von den Ideen der Avantgarde und pflegte Bekanntschaften insbesondere mit Frauen die den Eltern ein Dorn im Auge waren 7 Beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges meldete sich der Siebzehnjahrige gegen den Widerstand der Eltern als Freiwilliger zum Dienst an der Front 1916 kam er in der Schlacht an der Somme und in Russland zum Einsatz Er kehrte unverletzt zuruck 8 Seinen ubersturzten Entschluss bedauerte er schnell aber erst nach Kriegsende kehrte er nach Berlin zuruck 9 Dort begann Viebigs Laufbahn als erfolgreicher Kapellmeister Komponist und als musikalischer Leiter bei der Electrola Schallplattengesellschaft Er betatigte sich auch als Musikkritiker fur Zeitungen 10 Zudem erhielt er eine Anstellung als Chormeister am Lubecker Stadttheater wo er die Solotanzerin Lieselotte Schmidt kennen lernte Mit ihr ging er seine erste Ehe ein 11 Sie verliess ihn wieder und Viebig begann ein ausschweifendes Leben das ihn bisweilen die vertraglichen Verpflichtungen seines Engagements vergessen liess so dass er vom Deutschen Buhnenverein ein Jahr Berufsverbot erhielt 12 1924 heiratete er in zweiter Ehe Irmgard Guerke die im Hause Viebig als Schreibkraft angestellt war Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor Susanne 1923 und Reinhart 1926 Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verschlechterten sich die Bedingungen fur Viebig Er schwebte in steter Gefahr aufgrund seiner Mitgliedschaft in der KPD und wegen seiner halbjudischen Abstammung verhaftet zu werden 13 Nach einem Verhor durch die Gestapo entschloss er sich Deutschland zu verlassen 14 Auf die Auskunfte Karl Hellwigs hin einem Migrationshelfer fur Deutsche in Brasilien entschloss sich Viebig fur eine Ausreise nach Brasilien Nach einem letzten Zusammentreffen mit den Eltern im Eifelkurort Bad Bertrich reiste er uber Amsterdam nach Sudamerika 15 Der Wunsch in Brasilien an die begonnene musikalische Karriere anzuknupfen erfullte sich nicht Zwar komponierte er auch dort weiter fand aber nur einige private Interessenten als Kaufer 16 Seine Frau Irmgard reiste ihrem Gatten nach die Kinder Susanne und Reinhart verblieben zunachst noch im Haushalt der Grossmutter Clara bis sie den Eltern 1936 folgten Das Ehepaar eroffnete zunachst in Rio de Janeiro dann in Sao Paulo die deutsche Bucherstube Livraria Transatlantica 17 Auch die zweite Ehe wurde spater geschieden 18 1958 kehrte Viebig nach Berlin zuruck konnte dort jedoch nicht mehr Fuss fassen Er liess sich schliesslich im niederbayerischen Eggenfelden nieder wo er am 18 September 1959 starb und auch beigesetzt wurde 17 Sein von Hohen und Tiefen begleitetes Leben bis zur Auswanderung nach Brasilien hat Ernst Viebig in einer autobiographischen Skizze festgehalten die in Auszugen veroffentlicht wurde 19 Kunstlerische Laufbahn BearbeitenErnst Viebig setzte sich mit den Werken seiner Zeitgenossen Alban Berg Gustav Mahler Paul Hindemith und Max Reger auseinander und nahm musikalische Impulse von diesen Komponisten auf Sein vielfaltiges kunstlerisches Werk umfasst die Bereiche der Oper der Orchestermusik mit Soloinstrument der Kammermusik mit Klavierquintett Streichquartett oder kleinerer Besetzung und den Bereich des Liedes fur eine Gesangsstimme mit Klavierbegleitung Seine Werke umfassen sowohl ernsthaft betrachtende wie auch unterhaltsame Stucke Im Jahr 1920 begann Ernst Viebig seine Laufbahn als Kapellmeister in Lubeck Theater Braunschweig Staatstheater und Hannover Niedersachsisches Staatstheater Er wurde Herausgeber der Zeitschrift Die Musik Am 19 Mai 1922 wurde Viebigs erste Oper Nacht der Seelen am damaligen Stadttheater Aachen uraufgefuhrt Diese Oper in drei Akten basiert auf dem Schauspiel Quatembernacht des Schweizer Dramatikers Rene Morax das Clara Viebig zum Libretto umgearbeitet hat Die Handlung spielt in den Bergen Ein junger Mann betrauert seine tote Verlobte die ihn betrogen haben soll Um die Wahrheit uber die Braut zu erfahren nahert sich der junge Mann dem Totenzug in der Quatembernacht Die Auffuhrung wurde von der Presse als eine starke Talentprobe geruhmt 20 1925 war fur Ernst Viebig ein erfolgreiches Jahr Er wurde bei der Electrola Schallplattengesellschaft musikalischer Leiter am 19 Marz kam seine Oper Die Mora am Stadttheater Dusseldorf zur Urauffuhrung Clara Viebig arbeitete dafur Teile ihres Romans Absolvo te zu einem Libretto um Der Roman handelt von einer unglucklichen Ehe der sich die Frau durch einen Giftmord entziehen mochte 17 Ernst Viebig gestaltete das Programm der Electrola entscheidend mit 1927 erscheinen in neuen Orchester und Vokalaufnahmen die von ihm dirigierte Ouverture der Operette Die schone Galathee von Franz von Suppe und die Turandot Fantasie nach Giacomo Puccini 17 Den Text Die Geschichte vom braven Kasperl und dem schonen Annerl von Clemens Brentano machte Viebig zur Grundlage einer Oper Diese Komposition fand beim Kultusministerium in Berlin grosse Anerkennung Der Dirigent Wilhelm Furtwangler schlug vor das Werk an der Berliner Staatsoper zu prasentieren 21 Daruber hinaus wollte er versuchen Ernst Viebig eine Professur an der Hochschule fur Musik zu verschaffen 22 Doch ohne Ariernachweis war eine Auffuhrungsgenehmigung nicht zu erhalten Auf eine Anfrage bei Hermann Goring erhielt Ernst Viebig die Auskunft als Jude sei er nicht berechtigt deutsches Kulturgut zu verwalten Er kommentierte dies folgendermassen Mit diesem dummen und unzutreffenden Ausspruch endete mein kunstlerisches Leben in meinem Vaterland 23 Schriften BearbeitenErnst Viebig Die unvollendete Symphonie meines Lebens Einer beruhmten Mutter judischer Sohn erinnert sich Hrsg von Christel Aretz und Peter Kammereit mit einem Vorwort von Volker Neuhaus Rhein Mosel Verlag Zell an der Mosel 2012 ISBN 978 3 89801 061 0 im gleichen Band Anmerkungen der Ehefrau Irmgard Viebig Aufzeichnungen der Tochter Mein Vater der Komponist Ernst Viebig biografische Daten Liste von Kompositionen Liste von Personlichkeiten Freunden und Zeitgenossen im Leben Ernst Viebigs Ernst Viebig Memoiren In Christel Aretz Peter Kammereit Hrsg Clara Viebig Ein langes Leben fur die Literatur Dokumentation zum 150 Geburtstag Rhein Mosel Verlag Zell an der Mosel 2010 ISBN 978 3 89801 331 4 S 135 146 sowie S 147 148 Der Komponist Ernst Viebig Biografischer Abriss Literatur BearbeitenViebig Ernst in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Munchen Saur 1983 S 1191 Ina Braun Yousefi Literaturopern Libretti von Clara Viebig Nacht der Seelen Die Mora In Ina Braun Yousefi Clara Viebig Streiflichter zu Leben und Werk einer unbequemen Schriftstellerin Schriften zur Clara Viebig Forschung Bd II Nordhausen Bautz 2020 ISBN 978 3 95948 432 9 S 83 102 Viebig Cohn Ernst Wilhelm In Ernst Fischer Verleger Buchhandler amp Antiquare aus Deutschland und Osterreich in der Emigration nach 1933 Ein biographisches Handbuch 2 Auflage Berlin De Gruyter 2020 S 535Weblinks BearbeitenLiteratur und Tontrager von Ernst Viebig im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Peter Kammereit Eine Namenssache Cohn oder Viebig In Christel Aretz Peter Kammereit Hrsg Clara Viebig Ein langes Leben fur die Literatur Dokumentation zum 150 Geburtstag Zell 2010 131 134 S 133 134 Susanne Bial Emigranten In Christel Aretz Peter Kammereit Hrsg Clara Viebig Ein langes Leben fur die Literatur Dokumentation zum 150 Geburtstag Zell 2010 149 163 S 151 Ernst Viebig Memoiren In Christel Aretz Peter Kammereit Hrsg Clara Viebig Ein langes Leben fur die Literatur Dokumentation zum 150 Geburtstag Zell 2010 135 146 S 137 Charlotte Marlo Werner Schreibendes Leben Die Dichterin Clara Viebig Dreieich 2009 S 118 Ernst Viebig Memoiren S 141 Ernst Viebig Memoiren S 140 Carola Stern Kommen Sie Cohn Friedrich Cohn und Clara Viebig Koln 2006 S 79 Ernst Viebig Memoiren S 147 Carola Stern Kommen Sie Cohn S 95 Susanne Bial Emigranten S 155 Charlotte Marlo Werner Schreibendes Leben S 122 Carola Stern Kommen Sie Cohn S 110 Ernst Viebig Memoiren S 143 Susanne Bial Emigranten S 160 Ernst Viebig Memoiren S 144 Susanne Bial Emigranten S 161 a b c d Ernst Viebig Memoiren S 148 Carola Stern Kommen Sie Cohn S 152 Ernst Viebig Memoiren Charlotte Marlo Werner Schreibendes Leben S 125 Carola Stern Kommen Sie Cohn S 150 Charlotte Marlo Werner Schreibendes Leben S 148 Charlotte Marlo Werner Schreibendes Leben S 148 Normdaten Person GND 11739906X lobid OGND AKS LCCN nr2005013103 VIAF 54924890 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Viebig ErnstALTERNATIVNAMEN Cohn Viebig ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher KomponistGEBURTSDATUM 10 Oktober 1897GEBURTSORT BerlinSTERBEDATUM 18 September 1959STERBEORT Eggenfelden Niederbayern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Viebig Komponist amp oldid 238682404