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Die Erdlaufer Geophilomorpha auch Erdkriecher genannt sind eine Ordnung der zu den Tausendfussern gehorenden Hundertfusser Mit etwa 1300 bekannten Arten handelt es sich nach den Steinlaufern um die artenreichste Ordnung der Hundertfusser wobei davon ausgegangen wird dass es 4000 Arten weltweit gibt Erdlaufer sind auf allen Kontinenten der Welt ausser der Antarktis verbreitet und leben meistens im Boden woher auch ihr Name ruhrt Durch die Lebensweise im Bodeninneren unterscheidet sich der Korperbau deutlich von dem der anderen Hundertfusser Erdlaufer sind beispielsweise sehr dunn und lang gebaut und weisen mehr Korpersegmente und Beine auf als andere Hundertfusser Auch ist ihr Korper oftmals hell gefarbt und Augen sind nicht vorhanden ErdlauferStigmatogaster subterraneaSystematikUberstamm Hautungstiere Ecdysozoa Stamm Gliederfusser Arthropoda Unterstamm Tausendfusser Myriapoda Klasse Hundertfusser Chilopoda Unterklasse EpimorphaOrdnung ErdlauferWissenschaftlicher NameGeophilomorphaPocock 1895 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale und Lebensweise 1 1 Lebenszyklus 1 2 Ernahrung 2 Verbreitung 3 Aussere Systematik 4 Innere Systematik 4 1 Arten in Mitteleuropa unvollstandig 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseMerkmale und Lebensweise Bearbeiten nbsp Unterseite des Kopfes von Stenotaenia linearis aus der Familie Geophilidae nbsp Korperende desselben Exemplars nbsp Unterseite des Kopfes von Stigmatogaster subterranea aus der Familie Himantariidae Erdlaufer verdanken ihren Namen der Tatsache dass sie haufig im Boden leben Als Anpassung daran haben sie sehr dunne und lange Korper und sind meistens blass gefarbt die meisten Arten variieren in der Farbung von weisslich uber hellbeige bis gelblich oder braun Die Korperlange betragt 5 200 mm damit gehoren zu ihnen nach den Riesenlaufern die langsten Hundertfusser Die Korper bestehen aus 27 191 laufbeinpaartragenden Segmenten Dabei kommt es stets zu einer ungeraden Zahl an Beinpaaren Somit haben sie die meisten Segmente und Beine von allen Hundertfussern Auch dies stellt eine Anpassung an die Lebensweise dar da ein schlanker wurmformiger Korper mit vielen Beinen dabei hilft sich durch Hohlraume im Boden zu bewegen oder graben Ahnliche Merkmale finden sich bei zahlreichen euedaphisch im Bodeninneren lebenden Doppelfussern Es gibt jedoch auch Erdlaufer mit etwas breiteren oder bandartigen Korpern Durch den Korperbau bewegen sich Erdlaufer langsamer als andere Hundertfusser Augen sind keine vorhanden Die Kopfe sind meistens linsenformig oder langgestreckt und von einer rechteckigen Form Die fadenformigen Antennen bestehen aus 14 Gliedern und am letzten Glied befinden sich zwei Sinnesgruben Tomosvarysche Organe fehlen bei den Erdlaufern Das vordere Ende der Korper ist haufig schmaler und mit starkeren Beinen besetzt die die Erdtunnel erweitern konnen Die Speiserohre der Tiere verlauft durch das vordere Korperdrittel so dass der Magen in der Korpermitte liegt und die aufgenommene Nahrung nicht den vorderen Korperbereich ausdehnen kann denn dadurch wurden die Tiere in Gefahr laufen nach Nahrungsaufnahme in den Tunneln festzustecken Zur Fortbewegung in den Erdtunneln benutzen Erdlaufer eine ahnliche Methode wie Regenwurmer Sie zwangen sich mit dem schmalen Vorderkorper in Bodenoffnungen verankern sich hier mit den bereits erwahnten besonders kraftigen Beinen der ersten Segmente und lassen die nachfolgenden Segmente durch starke Kontraktionen anschwellen Dadurch wird die Bodenoffnung erweitert und der Vorderkorper kann erneut nach vorne gestreckt werden Das Exoskelett ist flexibler und hautahnlicher als bei anderen Hundertfussern um diese Fortbewegung in den unterirdischen Tunneln zu gewahrleisten Erdlaufer sind die einzigen Hundertfusser bei denen alle Tergite gleichgestaltet sind und dadurch die gleiche Lange aufweisen Das letzte Beinpaar ist zu posterioren Antennen umgebildet und weist ein vergrossertes coxopleurales s Coxa und Pleurit Segment auf das viele verschiedene Poren besitzt Eine Tarsalklaue fehlt hier meistens Die Kopfplatte ist klein so dass ein Grossteil der Maxillipeden von oben sichtbar ist Erdlaufer besitzen Atemlocher an allen beintragenden Segmenten was sie von anderen Hundertfusser Ordnungen unterscheidet Zur Verteidigung konnen viele Arten uber Porenfelder an den Sterniten ein klebriges und schnell hartendes Sekret absondern um die Mundwerkzeuge der Angreifer zu verkleben Manche Arten konnen sogar leuchtende biolumineszente Sekrete absondern um die Angreifer zusatzlich zu verwirren Lebenszyklus Bearbeiten nbsp Brutpflege bei einer Art der Gattung GeophilusZur Paarung klopft das Mannchen zunachst auf den Kopf des Weibchens spinnt dann mehrere Seidenfaden und legt darauf Spermatophoren ab Das Weibchen nimmt das Gespinst mit dem Sperma anschliessend in die Geschlechtsoffnung auf Somit handelt es sich um eine indirekte Befruchtung bei der keine Kopulation stattfindet Klauenartige Gonopoden wie bei den Spinnenlaufern oder Steinlaufern fehlen die Mannchen der Erdlaufer haben aber stark verdickte Endbeine die mit vielen Drusen besetzt sind Die Eier werden im Boden oder in der Laubstreu abgelegt und die Weibchen betreiben Brutpflege Dabei rollen sie sich um ihr Gelege oder die frisch geschlupften Jungtiere Die Entwicklung von Erdlaufern findet wie bei den verwandten Riesenlaufern epimorph statt das heisst die Tiere schlupfen mit ihrer endgultigen Segment und Beinanzahl aus dem Ei Die Jungtiere verbleiben noch die ersten Larvenstadien bei der Mutter bevor sie das Nest verlassen Nach einigen Hautungen sind die Tiere schliesslich geschlechtsreif Ernahrung Bearbeiten nbsp Schema des Gangesystems von Geophilus flavusErdlaufer ernahren sich rauberisch von kleinen Gliederfussern wie Springschwanzen Kaferlarven und Fliegenlarven Regenwurmern und Landlungenschnecken Den Grossteil der Nahrung bilden dabei Regenwurmer die ebenfalls in unterirdischen Gangen leben und von den Giftklauen der Erdlaufer leicht durchdrungen werden konnen Dabei konnen Erdlaufer keine Regenwurmer uberwaltigen die grosser sind als sie selbst weshalb vor allem kleinere Exemplare gefressen werden Erdlaufer besitzen reduzierte Mundwerkzeuge und verdauen ihre Nahrung extraintestinal Dazu wird die Beute mit den Mandibeln zerkaut und Verdauungssekrete werden durch Kanale in den Mandibeln ausgesondert und mithilfe der Maxillen in den Mund befordert Erst nachdem die Nahrungsstucke verflussigt oder zumindest aufgeweicht wurden wird die Nahrung aufgesaugt Die Mandibeln variieren stark in ihrer Form und sind charakteristisch fur die einzelnen Familien wodurch davon auszugehen ist dass Erdlaufer Nahrungsspezialisten sind die auf bestimmte Beutetiere spezialisiert sind Es wurde auch schon beobachtet wie Gruppen von Erdlaufern besonders grosse Beute angriffen die grosser war als die einzelnen Erdlaufer selbst Verbreitung BearbeitenErdlaufer kommen auf allen Kontinenten ausser der Antarktis vor 1 Dabei fehlen sie in besonders trockenen Gebieten sind aber relativ kaltetolerant und kommen auch z B in Alaska Nordeuropa Russland oder Feuerland vor Manche Arten wurden auch auf einige kleinere Inseln eingeschleppt auf denen sie vorher nicht vorkamen obwohl es auch einige Inseln gibt die naturlicherweise von Erdlaufern besiedelt sind Arten der Ordnung finden sich von Meeresspiegelniveau bis in Hochgebirgslagen so auch in den Anden oder im Himalaya In Australien kommen 44 Arten in 18 Gattungen und 6 Familien vor In Deutschland leben 21 Arten in 7 Gattungen und 3 Familien Dabei bezieht sich die Anzahl der australischen Familien auf das alte System mit 14 Erdlaufer Familien s Innere Systematik Neben den Arten die bis zu 70 cm tief im Bodeninneren leben gibt es auch Arten in der Laubstreu hohlenbewohnende Arten oder welche die entlang der Kustenlinie vorkommen z B Arten der Gattungen Strigamia oder Tuoba Sogar Arten die an Baumen vorkommen z B Geophilus carpophagus sind bekannt Haufig kann man Erdlaufer unter Steinen Totholz oder unter anderen auf dem Boden liegenden Materialien finden wo sie sich verstecken Mancherorts konnen sie sehr haufig sein und somit einen wichtigen Teil der Bodenfauna darstellen Aussere Systematik Bearbeiten nbsp Unterseite von Geophilus flavus aus Europa der zur Familie Geophilidae gehort nbsp Himantarium gabrielis aus Sudeuropa gehort zur Familie Himantariidae nbsp Aspidopleres sp aus Afrika gehort zur Familie Oryidae nbsp Ballophilus hounselli aus Neuseeland gehort zur Familie Schendylidae nbsp Dicellophilus limatus aus Kalifornien gehort zur Familie Mecistocephalidae nbsp Strigamia bothriopus aus Nordamerika fallt durch seine rote Farbung auf nbsp Strigamia maritima aus Nordwesteuropa lebt an Kusten und gehort zur Familie Geophilidae nbsp Geophilus hadesi eine hohlenbewohnende Art nbsp Henia vesuviana aus Sudeuropa wurde nach Mitteleuropa eingeschleppt und gehort zur Familie Geophilidae nbsp Pachymerium ferrugineum aus Europa nbsp Arrup akiyoshiensis aus Japan gehort zur Unterordnung Placodesmata nbsp Museumsexemplar von Orya barbarica aus Tunesien Familie Oryidae nbsp Tygarrup javanicus gehort zur Unterordnung Placodesmata nbsp Geophilus electricus nbsp Geophilus vittatus aus Georgia nbsp Unbestimmte Geophilus Art aus Washington Das folgende Kladogramm zeigt die Einordnung der Hundertfusser Ordnungen Notostigmophora Scutigeromorpha Spinnenlaufer Pleurostigmomorpha Lithobiomorpha Steinlaufer Phylactometria Craterostigmomorpha Epimorpha Scolopendromorpha Riesenlaufer Geophilomorpha Erdlaufer Innere Systematik BearbeitenDie Erdlaufer werden in zwei Unterordnungen aufgeteilt wobei die Unterordnung Placodesmata nur eine einzige Familie enthalt wahrend die Unterordnung Adesmata die ubrigen 7 Familien beinhaltet Es gibt uber 180 verschiedene Gattungen und etwa 1300 bekannte Arten wobei davon ausgegangen wird dass es weltweit etwa 4000 Arten gibt Bis ins 21 Jahrhundert hinein waren 13 Familien von Erdlaufern anerkannt bis neuere molekulargenetische Studien darauf hindeuteten dass 7 dieser Familien keinen Familienstatus besitzen Zusatzlich wurde die neue Familie Zelanophilidae beschrieben 2 Unterordnung Adesmata Uberfamilie Geophiloidea Leach 1815 Geophilidae Gonibregmatidae Zelanophilidae Uberfamilie Himantarioidea Bollman 1893 Himantariidae Oryidae Schendylidae Unterordnung Placodesmata Bollman 1893 MecistocephalidaeDie ehemalige Familie Ballophilidae wird mittlerweile in die Familie Schendylidae eingeordnet Die ehemaligen Familien Eriphantidae und Neogeophilidae werden mittlerweile in die Familie Gonibregmatidae eingeordnet Die ehemaligen Familien Aphilodontidae Dignathodontidae Linotaeniidae und Macronicophilidae werden mittlerweile in die Familie Geophilidae eingeordnet Arten in Mitteleuropa unvollstandig Bearbeiten Folgende Arten sind aus Mitteleuropa bekannt Geophilidae Brachygeophilus truncorum Clinopodus flavidus Clinopodus linearis Geophilus carpophagus Geophilus electricus Geophilus flavus Geophilus glacialis Geophilus insculptus Geophilus oligopus Geophilus proximus Geophilus ribauti Geophilus studeri Geophilus truncorum Henia brevis Henia vesuviana Necrophloeophagus longicornis Pachymerium ferrugineum Stenotaenia linearis Strigamia acuminata Strigamia crassipes Strigamia maritima Strigamia transsilvanica Himantariidae Stigmatogaster subterranea Schendylidae Schendyla montana Schendyla nemorensisWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Erdlaufer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Mark Harvey Geophilomorpha In Lucid Key Server Abgerufen am 13 Januar 2022 englisch Erdkriecher In Bodentier Senckenberg World of Biodiversity Abgerufen am 13 Januar 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Geophilomorpha in GBIF Secretariat 2021 GBIF Backbone Taxonomy Checklist dataset doi 10 15468 39omei abgerufen via GBIF org am 13 Januar 2022 Lucio Bonato Leandro Drago Jerome Murienne 2013 Phylogeny of Geophilomorpha Chilopoda inferred from new morphological and molecular evidence Cladistics 30 5 485 507 doi 10 1111 cla 12060 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erdlaufer amp oldid 232824460