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Der Holzstofffabrikant Konrad Fischer aus St Zeno erbaute in Reichenhall ein Wasserkraftwerk unter dem Namen Elektricitats Werke Reichenhall das am 15 Mai 1890 in Betrieb ging Es war das erste 1 reine 2 Wechselstromkraftwerk in Deutschland und das erste offentliche E Werk in Bayern 3 Elektricitats Werke ReichenhallLageElektricitats Werke Reichenhall Bayern Koordinaten 47 43 20 N 12 51 59 O 47 722242 12 866406 Koordinaten 47 43 20 N 12 51 59 OLand DeutschlandBayern BayernOrt KirchbergGewasser Saalach Kirchberger Muhlbachf1KraftwerkBetreiber ab 7 April 1898 Stadt Bad ReichenhallPlanungsbeginn 1889Bauzeit 1889 1890Betriebsbeginn 15 Mai 1890Stilllegung 1914TechnikDurchschnittlicheFallhohe 2 66 mAusbaudurchfluss 4 4 5 m sTurbinen 1 durch die Maschinenfabrik e G Landes Munchen gebaute Turbinenanlage vergleichbar Typ Henschel Jonval TurbineGeneratoren 1 Oerlikon Wechselstrommaschine mit Vorgelege zwei konischen Rader und Riementransmission 600 min 1 2000 V 30 ASonstigesStand 1980 abgerissenNeben dem ursprunglichen Namen waren auch E Werk I Reichenhall und Kraftwerk I an der Nonner Strasse gebrauchliche Bezeichnungen fur das Kraftwerk Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Genehmigung 1 2 Anfangszeit 1 3 Eigentumer 1 4 Erweiterung 1 5 Einstellung des Betriebs 2 Beschreibung 2 1 Standort 2 2 Bauwerk 2 3 Technische Anlagen 3 E Werk II 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGenehmigung Bearbeiten Zur Bauzeit des Kraftwerks war Elektrizitat keine Selbstverstandlichkeit wie heute Konrad Fischer musste damals die Genehmigung von unzahligen Behorden einholen Dort hatte jedoch niemand je ein elektrisches Kraftwerk gesehen und noch weniger ein solches genehmigt Neben dem Stadtmagistrat von Reichenhall mussten auch die Genehmigungen des Bezirksamtes des Innenministeriums der Kgl Eisenbahnverwaltung der Kgl Post und Telegraphen Verwaltung des Strassen und Flussbauamtes und des Kgl Forstbauamtes eingeholt werden Nach langem Zogern durch die offentlichen Stellen machte der Magistrat von Reichenhall den Anfang und Fischer erhielt die Genehmigung zum Bau des Kraftwerkes Anfangszeit Bearbeiten Wie schon bei der Genehmigung standen Verwaltung und Burger dem Kraftwerk dem elektrischen Strom und vor allem den Freileitungen sehr skeptisch gegenuber Jedoch war die Resonanz technischer Stellen gross und durchwegs positiv Die Elektrotechnische Versuchsstation Munchen lobte in ihrem Gutachten 51 1890 die Ausfuhrung der Anlagen als formschon sicher und praktisch Der Vorstand der elektrotechnischen Abteilung der Technischen Hochschule in Munchen kam mit 30 Studenten um das Kraftwerk zu besichtigen Die Elektrotechnische Zeitschrift die damals einzige und beruhmte Fachzeitschrift hat sich in drei Ausgaben ausfuhrlich mit dem Kraftwerk befasst Trotzdem wurde es Beamten der Kgl Generaldirektion verboten die Eroffnung des Kraftwerks zu besuchen bzw das Maschinenhaus zu betreten Als Begrundung wurde angefuhrt dass dort mit einer Wechselspannung von 2 kV gearbeitet wird Da es jedoch wahrend des Betriebs des Kraftwerkes zu keinen nennenswerten Unfallen kam schwand die Skepsis gegenuber dieser fur damalige Zeit hochmodernen Technik Die standig verfugbare elektrische Beleuchtung mit ihren vielen Vorteilen gegenuber Gas und Petroleumlampen durfte ihren Teil dazu beigetragen haben Eigentumer Bearbeiten Erbauer Konrad Fischer verkaufte das Werk bereits am 21 Marz 1891 an Ing Max Bayer aus Munchen Der Kaufpreis fur das Kraftwerk samt Grund Einrichtungen und Leitungen betrug 118 000 Goldmark Darin sind 55 000 Mark fur Maschinen und Leitungen enthalten Ob Fischer aus seiner Pionierleistung finanziellen Erfolg schlagen konnte ist fraglich Es durften aber keine technischen Schwierigkeiten gewesen sein die ihn damals zum Verkauf des Werkes bewegten Die Stadt wurde bereits vor dem Bau des Kraftwerkes durch das Gaswerk mit Licht versorgt und aufgrund der Konkurrenz durch das elektrische Licht entwickelte sich in den folgenden Jahren ein Rechtsstreit den Fischer vielleicht schon vorhergesehen hat Ing Max Bayer liess schon 1892 einen zweiten Generator gleicher Bauart aufstellen der ebenfalls von der vorhandenen Turbine angetrieben wurde Ein Jahr spater wurde zusatzlich eine gebrauchte Dampfmaschine fur den Reservebetrieb montiert Am 24 Januar 1898 beschlossen der Magistrat und das Gemeindekollegium den Ankauf des Kraftwerks und des neuen E Werks II an der Innsbrucker Strasse und des Gaswerks fur 660 000 Goldmark In diesem Betrag waren auch Neuanschaffungen und der Ausbau der Werke inbegriffen Der Kauf wurde durch einen Kredit bei der Bayer Hypotheken und Wechselbank mit 4 Zins und 1 5 Tilgung finanziert Notariatsurkunden vom 7 April 1898 belegen den Kauf des E Werks I Erweiterung Bearbeiten 1892 und 1893 wurden die technischen Anlagen um einen zusatzlichen Generator und um eine Dampfmaschine zur Notversorgung erweitert Nach dem Kauf durch die Stadt wurde das Kraftwerk ab 1898 grundlegend erweitert Das Betriebsgebaude wurde vergrossert und um eine zusatzliche Dampfmaschine samt Generator erweitert Das Gesamtvolumen der Auftrage fur die Erweiterung belief sich auf insgesamt 72 280 Goldmark Davon entfielen 17 280 auf den neuen Dampfkessel 14 500 auf den Generator und die restlichen 40 500 auf die Umbauarbeiten Fur die Neuanschaffung und die Installation der Reaktions Dampfturbine aus dem Jahr 1908 wurden 70 000 Goldmark investiert Einstellung des Betriebs Bearbeiten Durch den Bau des neuen Saalachkraftwerkes entfiel sowohl fur den Kirchberger Muhlbach als auch fur die anderen Bache und Triebwerkskanale der Stadt das Wasser Deshalb wurde auch das Kraftwerk I an der Nonner Strasse ab 1914 vorubergehend stillgelegt Die Dampfreserve wurde noch uber einen langeren Zeitraum aufrechterhalten und die elektrischen Anlagen dienten als Umspannwerk Bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts wurden die Maschinen und Wohnraume des Werks an Handwerksbetriebe Schulen Privatleute und Sportvereine vermietet 1980 wurde das Gebaude abgerissen und die Stadt errichtete auf dem ehemaligen Werksgelande 118 Sozialwohnungen Beschreibung BearbeitenStandort Bearbeiten nbsp Verlauf der Stadtbache und Nutzung der WasserkraftIm Februar 1889 hatte Konrad Fischer bereits vom Staatsforst ein Grundstuck mit Wasserkraft in der ehemaligen Metzgerau in Kirchberg erworben Er hatte die Absicht dort eine elektrische Zentralstation zu errichten Durch das Grundstuck floss bereits der Kirchberger Muhlbach der sudlich der heutigen Predigtstuhlbahn am sog Salzburger Wehr 47 716121 12 872908 von der Saalach abzweigte und im Bereich der heutigen Kretabrucke 47 722679 12 867139 wieder eingeleitet wurde Die ehemalige Hirschmuhle die Kotzbauermuhle die Sepperlmuhle und die Heissmuhle wurden ebenfalls vom Muhlbach angetrieben Ab dem Standort des heutigen Seniorenwohnheimes folgte der Bach in etwa der heutigen Nonner Strasse Dort wo sich heute der Wohnblock Nonner Str 26b befindet wurde das Kraftwerk errichtet Bauwerk Bearbeiten Bei dem Kraftwerksbau handelte es sich um ein Gebaude in Ziegelbauweise mit ca 10 10 Meter Grundflache einem Obergeschoss und einem Satteldach Im Erdgeschoss befanden sich neben dem Maschinenhaus zwei weitere Zimmer im Obergeschoss befanden sich auf dem Bauplan weitere Zimmer ein Dachboden und ein Alkoven Das Turbinenhaus war direkt an den Kraftwerksbau angeschlossen und uberspannte den Muhlbach in voller Breite Das Turbinenhaus wurde in Fachwerkbauweise mit einem Bogendach ausgefuhrt Beide Gebaude besassen ein Blechdach Nach dem Kauf durch die Stadt Reichenhall wurden auch die Gebaude des Kraftwerks erweitert Das Hauptgebaude wurde um eine Etage aufgestockt und in der Grundflache auf 35 15 Meter erweitert Von aussen erinnerte das Bauwerk nun mehr an ein Wohnhaus als an ein Betriebsgebaude Gleichzeitig wurde noch ein Kohleschuppen mit einer Kapazitat von ca zwei Waggonladungen Kohle errichtet Technische Anlagen Bearbeiten nbsp Jonval Turbine mit GehauseschnittDie Maschinenfabrik e G Landes Munchen errichtete die Turbinenanlage in der eine Reaktionsturbine nach dem Typ Jonval Turbine mit einem Aussendurchmesser von 3 Meter verbaut wurde Eine ahnliche Turbine ist im Deutschen Museum in Munchen ausgestellt Uber ein Vorgelege mit zwei konischen Radern und einem Riemenantrieb ubertrug die Turbine die mechanische Leistung mit 600 min 1 auf einen Wechselstromgenerator der Firma Oerlikon in Zurich der eine elektrische Spannung von 2 kV und einen maximalen elektrischen Strom von 30 A liefern konnte Im Gutachten 51 1890 der Elektrotechnischen Versuchsstation Munchen wurde die Formschonheit der Konstruktion des Generators und die saubere Ausfuhrung besonders hervorgehoben 4 Anfangs waren zwei Leistungstransformatoren mit je 10 kVA und vier mit je 4 kVA installiert Der Strom wurde uber Freileitungen mit Ol Isolatoren an 15 Meter hohen Telegrafenmasten an die Stadt Reichenhall und die Gemeinden Kirchberg und Karlstein geliefert Die Einrichtung war zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme in der Lage bis zu 1200 Lampen zu versorgen Als Stammpersonal waren im Kraftwerk stets ein Warter und ein Gehilfe anwesend 4 Die Verantwortung fur die Bauleitung der elektrischen Anlagen hatte Ingenieur Taussig von der AEG 1892 wurde das Kraftwerk durch den neuen Eigentumer mit einem zweiten Generator gleicher Bauart erweitert 1893 wurde eine gebrauchte Dampfmaschine installiert die von der Maschinenbau Aktiengesellschaft Munchen geliefert wurde Der Kessel mit einer Heizflache von 20 m wurde 1885 von Lokomotiven Fabrik Krauss amp Co die Zwillingsdampfmaschine 1870 von der Maschinenfabrik Augsburg hergestellt Nach dem Kauf durch die Stadt Bad Reichenhall wurde ein zusatzlicher Dampfkessel samt Generator angeschafft Die Plane zu dem neuen Kessel der Maschinenfabrik Augsburg datieren auf den 28 Dezember 1898 Es handelte sich um einen Zweiflamm Heizrohrenkessel mit 200 m Heizflache Die Dampfmaschine mit ca 180 kW Leistung trieb ab 1900 den neuen AEG Generator mit einer Generatorspannung von 2 1 kV bei maximal 85 A mit einer Drehzahl von 450 min 1 an Grund fur die Anschaffung war eine grosse Anzahl von neuen Kunden die auf einen Stromanschluss warteten Die neue Anlage ermoglichte die Installation von 800 zusatzlichen Gluhlampen und das alte Lokomobil verblieb als Reserve im Kraftwerk Daraus ist ersichtlich dass ab 1900 im E Werk Strom nicht nur aus Wasserkraft erzeugt wurde Ab 1907 wurde die Dampfreserve erweitert da laut einem Gutachten des Dampfkessel Revisions Vereins die alte Zwillingsdampfmaschine unwirtschaftlich arbeitete 1908 wurde deshalb eine Reaktions Dampfturbine mit 220 kW Leistung und einem Generator mit 200 kW bei einer Generatorspannung von 2 1 kV installiert Der Zylinder der alten Dampfmaschine wurde 1908 von der Stadt an das Deutsche Museum gestiftet und wird dort unter Inventarnummer 12632 verwahrt E Werk II Bearbeiten nbsp E Werk II Stadt Lichtwerke um 1895Da an der Nonner Strasse im E Werk I ein weiterer Ausbau der Wasserkraft nicht moglich war versuchte der damalige Besitzer Max Bayer eine neue Kraftquelle zur Erzeugung von Elektrizitat zu erschliessen Nicht nur durch die Muhlen am Kirchberger Muhlbach wurde die Wasserkraft schon lange vor dem Kraftwerk genutzt Auch die unzahligen Bache der Stadt entlang der ehemaligen westlichen Stadtmauer wurden ausser zur Entwasserung schon in fruheren Zeiten zum Antrieb von Muhlen und Schmieden verwendet Die heutige Innsbrucker Strasse Wittelsbacherstrasse Traunfeldstrasse sowie der Triftmeisterweg und der Spitzgrund bis zur Franz Josef Strasse entsprechen in etwa dem Verlauf der Bache zur damaligen Zeit Nachdem das E Werk I 1889 schon in Planung war verhandelte die Stadt mit der Saline uber den Ankauf von Grundstucken samt Wasserkraft an der heutigen Innsbrucker Strasse Dort befanden sich zu der Zeit die ehemalige Kufersage die Rennschmiede die Hammerschmiede die Schlosserei und das Geblasehaus wo die Saline samtliche Behaltnisse fur den Salzversand herstellte Die zusammenhangenden Gebaude stammten aus dem Jahre 1775 Am 13 April 1892 wurde durch die Stadt fur 31 000 Goldmark das Gelande samt Gebaude von der Saline angekauft 1893 verpachtete die Stadt die Gebaude an Max Bayer der die Turbine den Wechselstrom Generator und die Schaltanlage auf eigene Kosten einbauen liess Die Stadt ubernahm die Baukosten fur Gebaude und Wasserbau Die Pachtsumme belief sich damals auf die Lieferung von Strom fur 60 Gluhlichter Am 1 Mai 1894 wurde das neue E Werk II in Betrieb genommen Durch die Stadt wurde bestimmt dass das Gebaude mit der Aufschrift Elektrizitatswerk II zu versehen sei In spaterer Zeit lautete die Aufschrift auf dem Gebaude auch STADT LICHTWERK Zusammen mit dem E Werk I wurde das Werk II am 3 Februar 1898 durch die Stadt angekauft Das Werk II wurde wie schon Werk I ebenfalls nach dem Kauf bald umgebaut Nach dem Aus fur die stadtische Stromerzeugung durch den Bau des Saalachkraftwerkes wurde das Gebaude mehrere Jahrzehnte als Baulager genutzt und brannte am 9 April 1933 nach einer Brandstiftung vollkommen aus Das Gebaude befand sich an der spateren Innsbrucker Strasse wo sich heute ein Parkplatz befindet 47 725609 12 875134 Sudlich davon 47 724916 12 874796 befand sich bis in die 1990er Jahre das Verwaltungsgebaude der Stadtwerke Bad Reichenhall welches sich heute in der Hallgrafenstrasse befindet Literatur BearbeitenToni Schmidberger Das erste Wechselstrom Kraftwerk in Deutschland Bad Reichenhall 1984 Elektrotechnische Zeitschrift E T Z Ausgaben vom 9 Mai 1890 8 August 1890 und 22 August 1890 Weblinks Bearbeitenf1 nbsp Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMapEinzelnachweise Bearbeiten Dipl Ing Karl Ose 100 Jahre schalten steuern schutzen Ein Beitrag zur Geschichte der Niederspannungs Schaltgerate in Deutschland Klockner Moeller Elektrizitats GmbH 5300 Bonn 1 Postfach 1880 Hrsg Herbst 1982 Elektrizitatswirtschaft Jg 83 1984 Heft 9 10 v 8 Mai 1984 S 410 Toni Schmidberger Das erste Wechselstrom Kraftwerk in Deutschland Bad Reichenhall 1984 S 10 a b Gutachten 51 1890 Transformatorenanlage in Reichenhall betreffend Elektrotechnische Versuchsstation Munchen 1 Mai 1890 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Elektricitats Werke Reichenhall amp oldid 210980044