www.wikidata.de-de.nina.az
Das Fluktuations Dissipations Theorem stellt in der statistischen Physik den Zusammenhang zwischen spontanen Schwankungen eines Systems im Gleichgewicht und der Reaktion des Systems auf externe Storungen her 1 Es handelt sich um eines der grundlegendsten und schwierigsten Ergebnisse der Quantenstatistik Das Theorem leitet sich im Rahmen der sogenannten linear response Theorie quantitativ rigoros aus dem statistischen Operator des Systems ab zum Beispiel mit Hilfe der sogenannten LSZ Reduktion oder der damit zusammenhangenden Kallen Lehmann Darstellung Inhaltsverzeichnis 1 Ubersicht 2 Anwendungen 2 1 Einstein Relation 2 2 Langevin Gleichung 2 3 Thermisches Rauschen in einem elektrischen Widerstand 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseUbersicht BearbeitenInhaltlich besagt das Theorem dass die Reaktion eines Systems im thermischen Gleichgewicht auf eine kleine aussere Storung die gleiche ist wie seine Reaktion auf spontane Fluktuationen und dass speziell der sogenannte dissipative Anteil dieser Reaktion d h der Reibungsanteil direkt zu den Fluktuationen proportional ist Dies kann genutzt werden um eine explizite Beziehung zwischen Molekulardynamik im thermischen Gleichgewicht und der makroskopischen Reaktion auf kleine zeitabhangige Storungen herzustellen die in dynamischen Messungen beobachtet werden konnen Dadurch erlaubt das Fluktuations Dissipations Theorem mikroskopische Modelle der Gleichgewichts Statistik zu benutzen um quantitative Vorhersagen uber Materialeigenschaften zu machen auch wenn diese Abweichungen vom Gleichgewicht beschreiben Dissipativer und reaktiver Anteil der Reaktionsfunktion gerader und ungerader Anteil im Frequenzspektrum sind uber sogenannte Kramers Kronig Beziehungen miteinander verknupft In seiner ursprunglichen Form besagt das Fluktuations Dissipations Theorem dass die Reibung eines in einem Losungsmittel suspendierten Teilchens in quantitativem Zusammenhang mit den von den Flussigkeitsmolekulen hervorgerufenen Teilchen Fluktuationen steht Das genannte Theorem ist aber u a in folgender Hinsicht eine wesentliche Verscharfung Es betrifft nicht nur thermische sondern auch Quanten Fluktuationen und zwar in ganz praziser aber sehr komplexer Weise Es sei nur vermerkt dass nach dem Theorem das aus zwei quantenmechanisch messbaren Grossen A displaystyle A nbsp und B displaystyle B nbsp in bestimmter Art gebildete Fluktuationsspektrum ϕ A B displaystyle phi A B nbsp und das zugehorige Dissipationsspektrum x A B displaystyle chi A B nbsp als Funktion von Kreisfrequenz w displaystyle omega nbsp und Temperatur T displaystyle T nbsp in Kelvin folgendermassen zusammenhangen ϕ A B w ℏ coth ℏ w 2 k B T x A B w displaystyle phi A B omega hbar cdot coth left frac hbar omega 2k mathrm B T right cdot chi A B omega nbsp d h die beiden Grossen ϕ displaystyle phi nbsp und x displaystyle chi nbsp sind in praziser Weise zueinander proportional Dabei wird Ergodizitat vorausgesetzt d h das Theorem gilt z B nicht fur Glas Systeme Die Funktion coth x displaystyle coth x nbsp ist der hyperbolische Cotangens k B displaystyle k mathrm B nbsp die Boltzmann Konstante und ℏ displaystyle hbar nbsp ist die Plancksche Konstante geteilt durch 2 p displaystyle 2 pi nbsp Fur hohe Temperaturen niedrige Frequenzen bzw allgemein unter klassischen Bedingungen ℏ 0 displaystyle hbar to 0 nbsp vereinfacht sich der Vorfaktor vor x displaystyle chi nbsp zu 2 k B T w displaystyle frac 2k mathrm B T omega nbsp Nachdem Vorlaufer schon langer bekannt waren bewiesen Herbert B Callen und Theodore Welton 1951 ein allgemeines Fluktuations Dissipations Theorem 2 Einen Uberblick uber die Komplexitat der mathematischen Voraussetzungen bietet der Artikel von Ryogo Kubo 3 Anwendungen BearbeitenEinstein Relation Bearbeiten Ein fruher Vorlaufer des Fluktuations Dissipations Theorems ist die Einstein Smoluchowski Beziehung zwischen der Diffusionskonstante einer Flussigkeit und der Beweglichkeit suspendierter Teilchen Einstein merkte 1905 in seiner Veroffentlichung zur Brownschen Molekularbewegung an dass dieselben zufalligen Krafte die die ziellose Bewegung eines Teilchens bewirken den Reibungswiderstand hervorrufen wenn das Teilchen durch die Flussigkeit gezogen wird Anders gesagt Die Fluktuationen des eigentlich in Ruhe befindlichen Teilchens haben denselben Ursprung wie die dissipative Reibungskraft gegen die man arbeiten muss wenn man das Teilchen in eine bestimmte Richtung zieht Ein ahnliches Resultat erreichte Marian Smoluchowski 1906 Aufgrund dieser Beobachtung war es ihnen moglich mithilfe der Statistischen Mechanik eine unerwartete Beziehung herzuleiten D m k B T displaystyle D mu k mathrm B T nbsp Diese Einstein Smoluchowski Beziehung verknupft die Diffusionskonstante D displaystyle D nbsp entsprechend der fluktuierenden Kraft mit der Mobilitat m displaystyle mu nbsp der Teilchen entsprechend der Dissipation Hierbei ist m v d F displaystyle mu v mathrm d F nbsp die Beweglichkeit d h das Verhaltnis der Driftgeschwindigkeit v d displaystyle v mathrm d nbsp des Teilchens unter der Wirkung einer ausseren Kraft F displaystyle F nbsp Weiter ist k B displaystyle k mathrm B nbsp die Boltzmann Konstante und T displaystyle T nbsp die absolute Temperatur Langevin Gleichung Bearbeiten Fur die fluktuierende Kraft n t displaystyle n t nbsp in einer Langevin Gleichung gilt das als weisses Rauschen bezeichnete Gesetz n t n t 2 k B T m d t t displaystyle langle n t n t rangle frac 2k mathrm B T mu delta t t nbsp Thermisches Rauschen in einem elektrischen Widerstand Bearbeiten Fliesst bei einem Widerstand kein Strom so gilt V 2 4 R k B T D n displaystyle langle V 2 rangle 4Rk mathrm B T Delta nu nbsp Hierbei ist V displaystyle V nbsp die Spannung R displaystyle R nbsp der Widerstand und D n displaystyle Delta nu nbsp die Bandbreite uber die die Spannung gemessen wird Dieses Johnson Nyquist Rauschen wurde 1928 von John B Johnson entdeckt und von Harry Nyquist erklart Weblinks BearbeitenGallavotti Fluctuations ScholarpediaEinzelnachweise Bearbeiten Yehuda B Band Yshai Avishai Quantum Mechanics with Applications to Nanotechnology and Information Science Academic Press 2012 ISBN 978 0 444 53786 7 H B Callen T A Welton Irreversibility and Generalized Noise In Phys Rev Band 83 1951 S 34 doi 10 1103 PhysRev 83 34 bibcode 1951PhRv 83 34C R Kubo Statistical Mechanical Theory of Irreversible Processes In JPS Journals 1957 Vol 12 Issue 6 Seite 570 586 doi 10 1143 JPSJ 12 570 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Fluktuations Dissipations Theorem amp oldid 239370268 Einstein Relation