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Als Einschaltstrom bezeichnet man den elektrischen Strom der unmittelbar nach dem Einschalten eines elektrischen Verbrauchers fliesst Er unterscheidet sich vom Nennstrom und muss bei der Auslegung elektrischer Betriebsmittel wie Schalter Sicherungen Relais usw berucksichtigt werden da er ein Vielfaches des spater fliessenden Nennstromes betragen kann Man kann den erhohten Einschaltstrom jedoch auch mit geeigneten Zusatz Schaltungen Einschaltstrombegrenzer auch Sanfteinschalter oder Softstarter genannt begrenzen oder ganz vermeiden Widerstandsverlauf einer Gluhlampe bei verschiedenen Spannungen der Kaltwiderstand betragt nur etwa 7 desjenigen bei Betriebstemperatur der Einschaltstrom folglich fast das 15fache des Nennwertes Einschaltstromverlauf einer Gluhlampe 230 V 250 WTransformatoren Schaltnetzteile Elektromotoren Gluhlampen und Gluhwendeln z B die Heizdrahte von Elektronenrohren weisen typischerweise einen hohen Einschaltstrom auf dieser kann mehr als das 10fache des Arbeitsstroms betragen Die Dauer des erhohten Einschaltstromes kann je nach Typ des elektrischen Verbrauchers zwischen einigen Millisekunden und mehreren Sekunden betragen Elektrische Sicherungen und Leitungsschutzschalter mussen so bemessen sein dass sie einerseits bei dauerhaften Uberstromen auslosen andererseits einen uberhohten Einschaltstrom tolerieren Die Reaktion auf kurze Stromstosse wird als Auslosecharakteristik bezeichnet und muss auf den Einschaltstrom der angeschlossenen Gerate abgestimmt sein Zum Beispiel besitzt der Schmelzdraht einer tragen Schmelzsicherung eine ausreichend hohe Warmekapazitat die verhindert dass seine Temperatur wahrend des Einschaltstromes den kritischen Wert erreicht Als Messgrosse fur das Auslosen der Sicherung gilt der I 2 t displaystyle I 2 t Wert das Integral des Strom Quadrats uber die Zeit Schmelzintegral Dieser Wert reprasentiert die Energie die wahrend des Einschaltens von der Sicherung aufgenommen wird Leitungsschutzschalter sind auch hinsichtlich der Ansprechschwelle ihrer Magnetauslosung Kurzschlussauslosung spezifiziert um ein ungewolltes Auslosen zu vermeiden darf der maximale Einschaltstrom diesen Wert nicht uberschreiten Inhaltsverzeichnis 1 Ursachen fur einen uberhohten Einschaltstrom 1 1 Induktive Bauteile 1 2 Motor 1 3 Kondensator 1 4 Verbraucher mit Kaltleiter Verhalten 2 Gegenmassnahmen 3 Siehe auchUrsachen fur einen uberhohten Einschaltstrom BearbeitenInduktive Bauteile Bearbeiten nbsp Einschaltstrom IL durch eine Spule als Funktion der Zeit Die Zeitachse ist auf die Zeitkonstante t normiert nbsp Einschaltstromverlauf an einem Netztransformator 230 V 60 W die asymmetrischen Stromimpulse Gleichstromanteil bauen sich erst uber mehrere Netzspannungsperioden hinweg ab Wird ein induktives Bauelement wie eine Spule an eine Gleichspannungsquelle gelegt steigt der Einschaltstrom zunachst langsam an weil die induzierte Gegenspannung der angelegten Spannung zufolge der Lenzsche Regel entgegenwirkt Bei grossen Induktivitaten kann es Sekunden dauern bis der Nennstrom erreicht wird Gleichstrommagnete und Relais haben daher immer Einschaltstrome die geringer als der Betriebsstrom sind Bei Wechselspannung kann hingegen kurz nach dem Einschalten ein erhohter Strom fliessen bei idealen Spulen kann dieser maximal der doppelte Nennstrom sein Wenn die Spule einen Eisenkern enthalt sind allerdings wesentlich hohere Einschaltstrome moglich Der Kern eines Transformators kann kurze Zeit nach dem Einschalten magnetisch gesattigt werden insbesondere wenn er vormagnetisiert ist Remanenz In der Sattigung ist der Blindwiderstand der Spule gering und es kann ein Vielfaches des Nennstroms fliessen Ursache und Gegenmassnahmen werden in Einschalten des Transformators genauer erklart Schutze und Zugmagnete die mit Wechselspannung betrieben werden verursachen hohe Einschaltstrome weil im Moment des Anzuges ein grosser Luftspalt vorliegt und daher die Induktivitat bzw der Blindwiderstand klein sind Motor Bearbeiten Elektromotoren sowohl Gleich als auch Wechselstrommotoren haben einen hohen Einschaltstrom weil fur das Beschleunigen der drehenden Schwungmasse auf Nenndrehzahl mehr Leistung und damit mehr Strom als fur das Halten der Drehzahl notig ist Dieser Anteil des Einschaltstroms wird als Anlaufstrom bezeichnet Ein erhohter Strom fliesst bis zum Erreichen der stationaren Drehzahl je nach Grosse des Motors Schwungmasse und Last kann diese Zeit zwischen Sekundenbruchteilen und vielen Sekunden liegen Unter Vernachlassigung der Induktivitat entspricht bei einem Gleichstrommotor der Anlaufstrom dem Strom bei stehendem Motor Dieser lasst sich aus der angelegten Spannung U displaystyle U nbsp und dem Widerstand der Wicklungen R displaystyle R nbsp gemass dem Ohmschen Gesetz berechnen I A U R displaystyle I mathrm A frac U R nbsp Bei einem laufenden Motor wird dagegen eine Spannung U i n d displaystyle U mathrm ind nbsp induziert die der Drehzahl proportional ist und der angelegten Klemmenspannung entgegengerichtet ist der Strom I displaystyle I nbsp ist dann der Quotient aus der Differenz der beiden Spannungen und dem Widerstand I U U i n d R displaystyle I frac U U mathrm ind R nbsp Der hohe Anlaufstrom hat ein erhohtes Drehmoment zur Folge das den Motor beschleunigt Der Strom nimmt bei steigender Drehzahl ab bis die stationare Drehzahl erreicht ist Bei Asynchronmotoren wird der induktive Widerstand der Wicklung bei Stillstand stark verringert weil der Rotor Kurzschlusslaufer ahnlich einer kurzgeschlossene Sekundarwicklung eines Transformators wirkt Der induktive Widerstand steigt erst an wenn der Laufer die Mitnahmedrehzahl erreicht d h wenn die Drehzahl des Laufers nahezu diejenige des Drehfeldes erreicht hat Der Kurzschlusslaufer von Asynchronmotoren kann so gestaltet werden dass der Anlaufstrom geringer ist dann sinkt jedoch deren ohnehin geringes Anlaufmoment vom Motor erzeugbares Losbrechmoment noch weiter ab und die Verluste nehmen zu Zusatzlich haben die meisten Elektromotoren fur Wechselspannung z B Asynchronmotoren einen durch den Eisenkern bedingten Einschaltstrom mogliche magnetische Sattigung siehe Abschnitt Induktive Bauteile Dieser Anteil des Einschaltstroms ist im Gegensatz zum Anlaufstrom nur von kurzer Dauer einige Netzperioden Ein typischer Asynchronmotor hat je nach Bauart eine magnetisch bedingte Einschaltstromuberhohung vom 4 12 fachen und einen Anlaufstrom vom ca 4 8 fachen seines Nennstromes Kondensator Bearbeiten nbsp Einschaltstrom IC durch eine Reihenschaltung von Widerstand und Kapazitat als Funktion der ZeitKondensatoren sind normalerweise im Moment des Einschaltens noch nicht geladen und wirken bei Gleichspannung kurzzeitig wie ein Kurzschluss Bei Wechselspannung hangt der Einschaltstrom von der Momentanspannung zu dem Zeitpunkt ab an dem der Schalter geschlossen wird Optimal ist bei entladenem Kondensator ein Nulldurchgangsschalter weil dann der Einschaltstrom des Kondensators minimal ist Beispiele sind Kondensatoren zur Blindstromkompensation u a bei Leuchtstofflampen Bei Ladekondensatoren nach dem Gleichrichter primar getakteter Schaltnetzteile und Frequenzumrichter reicht das Nullspannungseinschalten in der Regel nicht aus einen hohen Einschaltstrom zu vermeiden Hier eignen sich Softstartvorrichtungen welche den noch nicht belasteten Ladekondensator Glattungskondensator schrittweise auf die Scheitelspannung des Stromnetzes aufladen Fur kapazitive Einschaltvorgange werden Softstarter elektronische Einschaltstrombegrenzungs Schaltungen oder Heissleiter verwendet Verbraucher mit Kaltleiter Verhalten Bearbeiten nbsp Einschaltstrom einer KFZ GluhlampeGluhlampen und Heizwendeln z B Heizstrahler Kathodenheizung von Elektronenrohren sind metallische Kaltleiter sie leiten besonders gut wenn sie kalt sind Erwarmen sie sich durch den durchfliessenden Strom so steigt ihr ohmscher Widerstand wodurch der Strom erst dann auf den Nennwert absinkt Je hoher die Arbeitstemperatur und die Reinheit der Metalle der Gluhwendeln sind desto hoher ist der Einschaltstromstoss daher ist der Einschaltstromstoss bei Halogenlampen und Projektionslampen besonders hoch und kann das 15fache des Nennstroms uberschreiten Der Einschaltstrom von Gluhlampen und Heizwendeln lasst sich kaum verringern indem sie im Spannungsminimum der Wechselspannung eingeschaltet werden da der Prozess der Erwarmung mehrere Perioden der Wechselspannung umfasst siehe Bild oben Radiatoren und Elektroherde haben dagegen keine erhohten Einschaltstrome da ihre Heizelemente aus Legierungen wie Konstantan bestehen deren Widerstand nur wenig von der Temperatur abhangt und die Arbeitstemperaturen geringer sind als bei Gluhlampen Gegenmassnahmen BearbeitenFur Elektromotoren und Transformatoren existieren spezielle Gerate zur Begrenzung des Einschaltstromes sie sind unter anderem im Artikel Sanftanlauf genannt Bei einphasigen Wechselstrommotoren und Drehstrommotoren schafft eine Phasenanschnittsteuerung Abhilfe Sanftanlauf bei Drehstrommotoren auch ein Frequenzumrichter Zur Anlaufstrombegrenzung bei Asynchron Kurzschlusslaufer Drehstrommotoren dient auch die klassische Stern Dreieck Anlaufschaltung Bei kleineren Transformatoren und Kondensatorlasten Schaltnetzteile ist oft ein Einschaltstrombegrenzer mit Heissleiter NTC vorgeschaltet Auch den Heizwendeln der Elektronenrohren alterer Rohrengerate mit Serienheizung waren Heissleiter URDOX Widerstand vorgeschaltet um den Einschaltstrom zu begrenzen dort verhinderten sie jedoch ein Durchbrennen der Heizwendeln Transformatoren konnen auch mit einem Trafoschaltrelais ganz ohne Einschaltstrom eingeschaltet werden Schaltnetzteile konnen mit einer Sonderbauform des Trafoschaltrelais ohne Einschaltstromspitze eingeschaltet werden Leistungsstarke Gluhlampen die beispielsweise bei Buhnenbeleuchtungen oder Lichtorgeln sehr haufig geschaltet werden mussen werden oft vorgewarmt betrieben also nur so stark gedimmt dass sie gerade eben noch nicht sichtbar leuchten Pre Heat Durch diese Massnahme wird der Einschaltstrom deutlich verringert was nicht nur die Stromstosse auf dem Netz vermeidet sondern auch die Lebensdauer der Gluhlampen vergrossert Das Pre Heat verringert den hohen Einschaltstromstoss vom bis 15fachen des Nennstromes auf etwa das 1 5 bis 4fache und verringert die beim Hochdimmen verstreichende Zeit bis zur vollen Lichtabgabe Siehe auch BearbeitenAusschaltstrom Einschalten des Transformators Thermistor Vorwiderstand Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Einschaltstrom amp oldid 186590777