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Die Ehreguta von Bregenz ist eine sagenhafte Figur aus dem Appenzellerkrieg des ausgehenden Mittelalters und wichtiger Bestandteil der Vorarlberger insbesondere aber der Bregenzer Sagenlandschaft 1 Ob es sich um eine historische Person handelt wird kontrovers beurteilt Wahrend der Belagerung von Bregenz im Spatherbst und Winter 1407 08 habe sie Angriffsplane der Belagerer auskundschaften konnen und so Bregenz gerettet Nach ihr ist in Bregenz ein Platz und eines der wenigen erhalten gebliebenen in der Bausubstanz spatmittelalterlichen Bauensembles benannt Es bestehen mehrere Varianten dieser Sage In der unten wiedergegebenen Kurzform wurde sie erstmals von Franz Josef Vonbun gesammelt und 1858 vom Verlag Wagner in Innsbruck publiziert 1 2 Ein Sandsteinrelief der rom kelt Gottin Epona das uber dem Nordtor der alten Stadtmauer eingemauert worden war und 1980 in das Vorarlberger Landesmuseum gebracht wurde 3 galt bis ins spate 19 Jh als Bildnis der Guta Inhaltsverzeichnis 1 Die Sage 2 Der historische Kern 3 Guta als mogliche historische Person 4 Literatur 5 EinzelnachweiseDie Sage Bearbeiten nbsp In den Fundamenten spatmittelalterliche Bausubstanz am Ehregutaplatz in Bregenz Uber dem Torbogen helles Rechteck eine Kopie des Reliefs der EponaKurz zusammengefasst berichtet die Sage von einem Weiblein das in einer Rankweiler Schenke Hauptleute des Bundes ob dem See belauschte als diese berieten wie die belagerte Stadt Bregenz einzunehmen sei Sie wurde ertappt und musste schworen nichts zu verraten Trotzdem machte sie sich bei Schneetreiben und Eiseskalte auf den Weg nach Bregenz und informierte die Ratsherren der Stadt sodass der Angriff der Appenzeller vereitelt und diese schliesslich vernichtend geschlagen werden konnten Um ihren Eid nicht zu brechen sprach sie nicht mit den Ratsherrn selbst sondern mit dem Ofen der Ratsstube Als Dank forderte sie Kleidung gutes Essen und Unterkunft sowie das Versprechen dass die Nachtwache von Martini bis Lichtmess die 9 Abendstunde mit Ehret die Guta anzuzeigen habe Angeblich wurde dieses Versprechen uber 400 Jahre bis 1812 eingehalten 4 1 nbsp Die Seekapelle wurde 1445 uber dem Bestattungsort der in der Schlacht bei Bregenz Gefallenen Schweizer erbautDer historische Kern BearbeitenNach fast vier Monaten hatte sich gegen Ende des Jahres 1407 die Belagerung von Bregenz durch Feldkircher und Appenzeller Truppen sowie Verbanden des Bundes ob dem See festgefahren Trotz Einsatz schwerer Wurfmaschinen war es den Belagerern nicht gelungen die Stadt die sich noch immer uber den Bodensee versorgen konnte einzunehmen Die Witterung war anhaltend schlecht es war bitterkalt Entsprechend schlecht war die Stimmung und die militarische Disziplin der verbundeten Truppen die fast ausschliesslich aus Soldnern bestand Auch ihr Sold wurde nur mehr unregelmassig oder gar nicht ausbezahlt was weiter zur Schwachung der Kampfmoral beitrug Am 4 Januar 1408 beschloss der Bundestag des Bundes ob dem See die Halfte seiner regularen Truppen nach Bregenz zu schicken um die Belagerung der Stadt endlich zu einem Abschluss zu bringen Gleichzeitig sammelten schwabische Adelige die sich unter dem Sankt Jorgenschild vereinigten Truppen um Bregenz zu entsetzen In Oberschwaben befurchtete man dass sich die Schweizer Expansion nach dem Fall von Bregenz in diese Richtung ausdehnen wurde Die Aufstellung eines schlagkraftigen Verbandes erwies sich wegen der vielen partikularen Interessen jedoch als schwierig und kam erst in Schwung als die Nachricht von den geplanten massiven Truppenverstarkungen der Schweizer eintraf Am Abend des 12 Januar 1408 sammelte sich von den Belagerern unbemerkt ein starkes Ritterheer verstarkt durch Konstanzer Schiffsverbande vor Bregenz Am fruhen Morgen des 13 Januar erfolgte der Angriff der die Belagerer vollig uberraschte Ihre Niederlage war vollkommen Unter Zurucklassung ihres gesamten Kriegsgerates darunter auch eine Appenzellerin genannte schwere Wurfmaschine konnten sie sich nur noch den Weg zur Flucht freikampfen auch das Banner des Bundes das spater von Feldmarschall Carl Gustav Wrangel nach Schweden verbracht wurde ging verloren Da die Ritter das Heranrucken der bundischen Verstarkung furchteten wagten sie es nicht die Fliehenden zu verfolgen Zuruck blieben die etwa 30 Toten unter ihnen auch einer der Anfuhrer des Bundes Jakob Kupferschmid sie wurden in einer Grube bestattet woruber etwas spater eine Kapelle die heutige Seekapelle errichtet wurde Grabungen bestatigten den Bestattungsort 5 6 Bald danach am 4 April 1408 kam es unter dem Vorsitz von Konig Ruprecht in Konstanz zum Friedensschluss der den Appenzeller Krieg beendete und in dem die Auflosung des Bundes ob dem See beschlossen wurde 5 Guta als mogliche historische Person Bearbeiten nbsp Das Eponarelief wurde lange Zeit fur eine Darstellung der Guta gehalten nbsp Die Ehreguta darstellende Eckplastik am alten Landhaus von Bregenz von Hans Piffrader bezeugt die auch noch zu Beginn des 20 Jh lebendige EhregutaverehrungZeitgenossische Quellen wissen nichts von der Beteiligung einer Frau an diesem Geschehen Erst der Berner Chronist Michael Stettler erwahnt 1627 in seiner Schweitzer Chronic erstmals eine Frau seinem Blickwinkel entsprechend mit negativer Konnotation Eine Weibsperson habe die Verstarkungsplane der Schweizer verraten und so den Sieg des schwabischen Ritterheeres ermoglicht 5 Ob die Erwahnung einer Spionin nur als Versuch gedeutet werden kann die verheerende Niederlage der sonst so sieggewohnten Appenzeller zu erklaren oder ob es sich um reales historisches Geschehen handelt kann heute nicht mehr geklart werden Jedenfalls ist der Einsatz weiblicher Kundschafterinnen nicht vollig ungewohnlich 5 30 Jahre spater 1656 greift Franz Ransperg zwar selbst Appenzeller aber Mehrerauer Chronist und daher Vertreter der Gegenseite die Beteiligung einer Frau in diesem Geschehen auf und formt sie positiv um Erstmals erhalt die Kundschafterin den Namen Guta Unklar bleibt ob Ransperg Stettlers Chronic kannte oder ob diese Frauengestalt zu dieser Zeit bereits Bestandteil der Volksuberlieferung war Josef von Bergmann ein aus Hittisau stammender Historiker und Philologe halt die Beteiligung einer Frau an diesem Geschehen fur unzweifelhaft Dass ein Weib grosses Verdienst um die Rettung der Stadt Bregenz hatte ist ausser Zweifel 4 Gleichermassen uberzeugt von Guta als historischer Person ist Johann Nepomuk Vanotti der in seiner grossen Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg schreibt In dieser Niederlage der Appenzeller vor Bregenz trug ein armes Weib von Bregenz Guta mit Namen vieles bei 7 Schliesslich ist auch fur Benedikt Bilgeri die Beteiligung einer Frau an diesem Geschehen eine ernstzunehmende historische Volkssage 5 Entschieden ablehnend dagegen urteilt Josef Zosmair Von der Beteiligung einer Frau konne keine Rede sein fasst er zusammen und fuhrt als Hauptargument an dass uber 200 Jahre vergehen bis erstmals eine Frau in diesem Kontext erwahnt wird die vielen zeitnahen Quellen aber daruber nichts berichten 8 Kritisch aber ohne abschliessendes Urteil beleuchtet auch Hans Zipf den historischen Kern der Sage Vor allem verweist er darauf das Frauen als Stadtretterinnen beliebte Sagengestalten sind und auch das Erzahldetail mit dem Ofen ein in der Sagenwelt einige Male aufscheinender Topos ist 9 Von der Herkunft der Guta verrat die Sage dass sie aus der Schweiz komme aber eigentlich nirgendwo zu Hause sei wie der Wind und wie die wilden Tiere 9 Sie scheint also eine Nichtsesshafte eine Landstreicherin gewesen zu sein Ihren Namen leitet Bergmann von Juditha her und bildet damit eine Verbindung zu jener biblischen Gestalt die als Spionin ins Lager der Assyrer schleicht den von ihrer Schonheit betorten Holofernes den Kopf abschlagen kann und so Jerusalem rettet 4 Wahrscheinlicher ist aber eine Herleitung von mhd Guota die Tuchtige Angesehene ein im Mittelalter vor allem im alemannischen Raum durchaus gebrauchlicher weiblicher Vorname 9 Vor allem weil die Quellenlage es nicht erlaubt festzustellen ab wann die Guta Inhalt des Volksgeschichtsbewusstseins geworden ist kann man heute auch nicht mehr entscheiden ob Guta von Bregenz als historische Person gelten kann oder nicht Sicher ist nur dass die Beteiligung einer Frau am Entsatz von Bregenz erst 200 Jahre nach dem Geschehen erstmals erwahnt wird und auch da ohne die Details die spater in diese Sage einflossen Es kann also nur festgestellt werden dass ab dem fruhen 17 Jh sowohl von Schweizer als auch von Bregenzer Seite eine Frau in dieser Thematik eine Rolle spielt und zu dieser Zeit oder auch schon fruher in der mundlichen Erzahltradition verankert gewesen sein muss Wie viele lange nur mundlich tradierte Stoffkerne wurde auch dieser mit Details aus anderen Sagenfeldern angereichert bis jene Sage entstand die Vonbun gesammelt erlautert und 1858 einem breiteren Publikum nahergebracht hat 2 1 Literatur BearbeitenJoseph Bergmann Die Belagerung und der Entsatz der Stadt Bregenz im Jahre 1408 und deren Retterin Ehrguta mit ihrem vermeintlichen Denkmale In Sitzungsbericht der kaiserl Akademie der Wissenschaften Bd 9 Wien 1852 Benedikt Bilgeri Der Bund ob dem See Vorarlberg im Appenzellerkrieg Kohlhammer Stuttgart 1968 S 111 118 Alois Niederstatter Geschichte Vorarlbergs Bd 1 Vorarlberg im Mittelalter Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2015 ISBN 978 3 7030 0819 1 S 96 Alois Niederstatter Hrsg Vorarlberg kompakt Fur Fortgeschrittene Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2019 ISBN 978 3 7030 1002 6 Franz Josef Vonbun Die Sagen Vorarlbergs Gesammelt und erlautert von Franz Josef Vonbun Wagner Innsbruck 1858 Hans Zipf Ehreguta und Epona In Montfort Vierteljahresschrift fur Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs 33 Jhrg 1981 Heft 1 S 7 34Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Franz Josef Vonbun Die Sagen Vorarlbergs Gesammelt und erlautert von Franz Josef Vonbun Wagner Innsbruck 1858 a b Alois Niederstatter Hrsg Vorarlberg kompakt Fur Fortgeschrittene Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2019 ISBN 978 3 7030 1002 6 9 Sitzung des XXIII Vorarlberger Landtages im Jahre 1981 am 2 3 und 4 Dezember 1981 S 453 f pdf a b c Joseph Bergmann Die Belagerung und der Entsatz der Stadt Bregenz im Jahre 1408 und deren Retterin Ehrguta mit ihrem vermeintlichen Denkmale In Sitzungsbericht der kaiserl Akademie der Wissenschaft Bd 9 Wien 1852 a b c d e Benedikt Bilgeri Der Bund ob dem See Vorarlberg im Appenzellerkrieg Kohlhammer Stuttgart 1968 S 111 118 Alois Niederstatter Geschichte Vorarlbergs Bd 1 Vorarlberg im Mittelalter Universitatsverlag Wagner Innsbruck 2015 ISBN 978 3 7030 0819 1 S 96 Johann Nepomuk Vanotti Geschichte der Grafen von Montfort und von Werdenberg Ein Beitrag zur Geschichte Schwabens Graubundtens der Schweiz und des Vorarlbergs Constanz 1845 Anmerkung S 264 Josef Zosmair Kritik der Ehrguta Sage in Bregenz In Vorarlberger Volksfreund 11 Januar 1908 Beilage zur Nr 5 digitalisiert a b c Hans Zipf Ehreguta und Epona In Montfort Vierteljahresschrift fur Geschichte und Gegenwart Vorarlbergs 33 Jhrg 1981 Heft 1 S 7 34 pdf Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ehreguta von Bregenz amp oldid 239093988