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Edmund Kieselbach 15 November 1937 in Briesen Pommern 7 Juli 2006 in Bochum war ein deutscher Maler Grafiker Klang und Installationskunstler Kieselbach ist mit seinen Klanginstallationen und objekten einer der Begrunder der neuen Klangkunst welche sich in den 1960er Jahren in Verbindung mit Happenings und dem neodadaistischen Fluxus entwickelte Edmund Kieselbach Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 2 Auszeichnungen 3 Einzelausstellungen Auswahl 4 Ausstellungsbeteiligungen Auswahl 5 Multimedia Projekte Auswahl 6 Diskografie 7 Literatur 8 Weblinks 9 Einzelnachweise und QuellenLeben und Werk BearbeitenEdmund Kieselbach wuchs im landlichen Umfeld Pommerns auf Nach der Flucht der Familie lebte diese in Rendsburg Schleswig Holstein Im Alter von 15 Jahren verliess er Norddeutschland und reiste ins Ruhrgebiet wo ihn der Theologe Emil Krapp zu sich nahm und forderte Krapp bei dem er sechs Jahre lebte machte ihn mit Kandinsky und der abstrakten Kunst vertraut Kieselbach bezeichnete Krapp spater als seinen geistigen Vater In einem Lehrlingsheim absolvierte er zunachst eine handwerkliche Ausbildung als Fahrzeugstellmacher von 1957 bis 1962 studierte er an der Werkkunstschule Wuppertal Lehrer waren Krull Akt Oberhoff Malerei Vostell experimentelle Typografie Meckenstock Kunstgeschichte Als Student wehrte er sich gegen die Vorgaben der nachkriegsgepragten informellen Malerei und deren Lehrer welche jede Form der unmittelbaren Abbildung von Wirklichkeit ablehnten und deren avantgardistische Rolle er als uberholt empfand Inspiriert durch die Pop Art entfloh er mit seinen Kunststoffbildern die er kurz nach dem Studium entwickelte endgultig den von ihm empfundenen Fesseln des Informel Kieselbach bewegte sich damit in einem Kreis von neuen avantgardistischen Kunstlern welche den abstrakten Expressismus das Informel weiterentwickelten und die Alltagskultur in ihre Arbeiten mit einbezogen So arbeitete er einerseits mit abstrakten Formen flocht zugleich aber figurliche Motive und Symbole einer modernen Industriekultur plakativ in seine Bildwelt ein Teilweise entfernte er sogar den eingrenzenden rechteckigen Rahmen der Bilder und machte ihre Begrenzung durch Umrisse menschlicher Korperteile Kopfe Hande zum Teil des Bildes Ob dies inspiriert bspw durch die shaped canvases Frank Stella geschieht oder aus eigener Idee bleibt offen Die intensive Farbigkeit der Bilder und sein schwer zu kontrollierender neuer Malstoff flussiger Kunststoff stehen dabei im deutlichen Kontrast zu den Positionen der jungen Dusseldorfer Avantgarde Gruppe ZERO Piene Mack Uecker in deren Werken das Monochrome Licht Schatten und Bewegung eine grosse Rolle spielen Oft wirken seine Kunststoffbilder wie gegossene Abzuge der damaligen Zeit Sie zeigen eine ornamentartige Mischung aus Naturformen und menschlichen Figuren im Raderwerk eines maschinell anmutenden lauten Szenarios das trotz aller positiven Ausstrahlung durchaus als Kritik an einer immer starkeren Fremdbestimmung des Menschen durch Maschine und Konsum verstanden werden kann In den 1960gern ist Rhein und Ruhr ZERO Land und so finden die Kunststoffbilder besonders im nahen Ausland ihre Beachtung In den Jahren 1967 und 1968 hat Kieselbach sechs Einzelausstellungen wovon bei der ersten in Brussel alle Bilder verkauft werden nbsp Die Geschichte vom Feuer Mechanisches Ballett 1968 in KielIm Rahmen seiner Gemaldeausstellungen entstand ein Kontakt zu Hans Schalla Intendant des Schauspielhauses Bochum der ihn einlud das Buhnenbild zu Caesar und Cleopatra zu entwickeln 1963 traf er auf den Komponisten Dieter Schonbach damals Musikdirektor des Bochumer Schauspielhauses Schonbach und Kieselbach wollten zum einen kunstlerische Grenzen durchbrechen zum anderen ging es ihnen darum ein Gattungen ubergreifendes Gesamtkunstwerk in der Musik zu schaffen Zunachst ubernahm Kieselbach den Part der kunstlerisch grafischen Umsetzung der vom Komponisten entwickelten Klangfiguren fur das Konzert Chant Liturgique Schonbach Kieselbach 1965 wechselte Kieselbach von den zeichnerischen Partituren zu Installationen und Objekten Fur die Oper Geschichte von einem Feuer Urauffuhrung 1968 in Kiel entwickelte er erste grosse mechanische Figuren Klangobjekte welche in weiteren offentlichen Auffuhrungen zu sehen und zu horen waren 1972 erweiterte Kieselbach den Raum fur seine Klangarbeiten Die Unvereinbarkeit der Kinetischen Kunst mit einer auf den Guckkasten fixierten und begrenzten Buhne fuhrte zum Ausbruch aus diesem Umfeld Kieselbach suchte neue Aktionsraume fur seine Klanginstallationen und Objekte in Werkhallen und an anderen Orten Im Rahmen der Kunstausstellung Szene Rhein Ruhr 72 in Essen entwickelte er eine Klangstrasse aus grossen umgestalteten Kabeltrommeln welche die Besucher involvierten und zu Akteuren der entstehenden Klangcollagen machten So sind diese Arbeiten auch der Beginn verschiedener Projekte die das Ziel hatten gemeinsam mit Fremden Klanginstallationen und objekte zu entwickeln durch Aktionen am Arbeitsplatz So wollte sich Kieselbach nie allein auf einen ausserhalb des Werkes stehenden Betrachter konzentrieren Seine Arbeiten beziehen immer den Menschen und das lebendig Figurliche in den kreativen Prozess mit ein wenn es darum geht Bilder und Klangbilder zu schaffen Indem Kieselbach bereit war die Gedanken und Handlungen Fremder in den Prozess seines Kunstschaffens aufzunehmen wurden die so entstandenen Werke auch Anlass und Ausdruck gesellschaftlicher Kreativitat und Entwicklung Ganz im Sinne der Sozialen Plastik 1973 von Joseph Beuys und seines Postulats Jeder Mensch ist ein Kunstler Gedanken welche sich aktuell durchaus in musikalischen Projekten wie dem Youtube Sinfonieorchester widerspiegeln 1976 grundete Edmund Kieselbach zusammen mit Rolf Glasmeier und Klaus Geldmacher die Gruppe MULTI Kunst zum Ansehen Anhoren Anfassen MULTI nutzte Materialien aus der industriellen Fabrikation loste diese seriellen Objekte aus ihrer alltaglichen Umgebung und Verwendung und montierte sie zu multimedialen Kunstobjekten nbsp Farb Licht Klavier zur werkgetreuen Wiedergabe des Multimedia Konzert Prometheus von Alexander SkrjabinTrotz aller neuen Orte fur seine Objekte verliess Kieselbach den Guckkasten Theaterbuhne keineswegs ganz vielmehr versuchte er zusammen mit anderen Kunstlern die Begrenzungen der Buhne zu durchbrechen Fast zwei Jahrzehnte lang beschaftigte sich Kieselbach mit zwei Multimedia Projekten der Oper Apocalyptica 1971 1989 die wiederum im Team entstand und bei der Milko Kelemen fur die Musik Fernando Arrabal fur den Text und Kieselbach fur die Multimedia Objekte sowie fur die Multimediapartitur verantwortlich zeichneten und mit der Auffuhrung und visuellen Farbumsetzung des Multimedia Konzerts Prometheus in werkgetreuer Wiedergabe der Komposition von Alexander Skrjabin mit dem von Kieselbach entwickelten Farbenklavier 1981 Sowohl in der Gesamtkonzeption als auch inhaltlich schloss die Multimedia Oper Apocalyptica zu der die Vorarbeiten 1971 begannen die aber erst 1979 in Graz konzertant als Ballett 1983 in Dresden und als Inszenierung fur Pantomimen unter der Leitung von Milan Sladek 1989 in der Kolner Michaeliskirche jeweils erstaufgefuhrt wurde an die vorangegangene Multimedia Produktionen an Mit der 1971 uraufgefuhrten Multimedia Oper Hysteria Paradies schwarz verband sie das Ziel nach der Abkehr von der Guckkastenbuhne 1 Mit seinem Farbklavier auf einer Basis von Staben aus Neon Rohren knupfte Kieselbach an eines der fruhesten Beispiele von Farb Licht Klang Werken Farblichtmusik an und brachte es neu ins Bewusstsein der Kunst und der Wissenschaft Von 1976 an entwickelte Kieselbach verschiedene grosse Klangobjekte in denen er eine klare raumlich geometrische Form mit Bewegungsablaufen kombinierte welche den Klang erzeugen Angetrieben werden sie durch Menschenkraft Motoren oder in der Natur durch den Wind Klanghalme Klangbaume 1983 traf er auf den Komponisten Klaus Hinrich Stahmer der als Leiter der Tage der Neuen Musik 1985 auf der Suche nach ungewohnlichen Klangen fur sein Projekt in Wurzburg war Beide hatten in ihren Werken die Grenzen zwischen musikalischer und bildnerischer Kunst uberschritten und empfanden in ihrem Denken und Schaffen eine grosse kunstlerische Ubereinstimmung Einig waren sie sich auch in ihrer Ablehnung jeglicher Form von modischem Aktionismus in der Kunst So entstand ein uber zwei Jahrzehnte dauernder geistiger und forschender Austausch in dessen Kontext die Arbeiten von Kieselbach einen Platz an zentralen Positionen in Stahmerschen Musikprojekten einnahmen So stellten unter anderem die Klangwelten der Kieselbachschen Objekte fur Kompositionen von Stahmer die tonale Basis dar welche wiederum elektronisch bearbeitet und via Tonband der Offentlichkeit vorgefuhrt wurden Herr der Winde 1997 1987 ging Kieselbach mit dem Installationskunstler Klaus Geldmacher mit dem er bereits in der Gruppe MULTI zusammengearbeitet hatte eine mehrjahrige Ateliergemeinschaft ein Die aus dieser Gemeinschaft entstandenen Installationen wurden als Erlebnisraum aus Licht Bewegung Skulptur Klang und Farbe konzipiert und im Rahmen musikalischer Performances in Bewegung gesetzt Nach und nach wurden die Arbeiten von Kieselbach reduzierter Die transparente und zugleich sehr schlichte visuelle Gestaltung seiner Objekte ermoglichen dem Betrachter Zuhorer die Konzentration auf das Horen Das reine Horerlebnis wird zum Ziel von Kieselbachs Arbeiten nicht mehr das von Auge und Ohr wahrnehmbare Objekt Anfang der neunziger Jahre entstehen auf der Suche nach dem ursprunglichen Tonerlebnis in Versuchen erste durch die Konkrete Kunst inspirierte Horchobjekte 2 Ein letztes grosses Klangprojekt entwickelte Kieselbach 2000 fur den Ausstellungssaal des Museums Ostdeutsche Galerie in Regensburg welches 2002 in Ludenscheid und 2006 im Rahmen der Ausstellung des Museum Bochum und es bewegt sich doch Von Alexander Calder und Jean Tinguely bis zur zeitgenossischen mobilen Kunst erneut installiert und inszeniert wurde Danach grundete er zusammen mit seiner Frau Renata Kieselbach die private Kunstschule Innenbild Atelier der Freien Kunste deren Leiter und Lehrer er bis zu seinem Tod im Jahr 2006 blieb Als Kunstler konzentrierte er sich wieder verstarkt auf die Malerei Von 2000 bis 2006 entstanden grossformatige Acrylbilder mit einem starken Fokus auf expressive Gestik und Bewegung In seinem kunstlerischen Streben ging es Kieselbach um Ganzheitlichkeit verbunden mit multimedialer Vielfalt Als Student des jungen Wolf Vostell war er inspiriert und gepragt von den sich in den sechziger Jahren entwickelnden Happenings und der Fluxus Bewegung Mit bestehenden althergebrachten Bewertungsmassstaben und Auffassungen daruber was Kunst ist wollte er wie viele Avantgardisten seiner Zeit brechen Es ging darum zwischen Kunst und Gesellschaft eine neue Einheit herzustellen Edmund Kieselbach war Mitglied im Deutschen Kunstlerbund 3 Auszeichnungen Bearbeiten1975 Stipendium des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI 1988 Sonderpreis des Deutschen Kunstlerbundes zusammen mit Klaus Geldmacher Werkstipendium des Kunstfonds e V BonnEinzelausstellungen Auswahl Bearbeiten1967 69 70 Brussel Galerie L angle aigu 1975 Frankfurt a M Braun amp Schlockermann 1976 Bochum Museum Bochum Kunstsammlung 1982 Tokio Asahi Shimbun Wanderausstellung durch Japan 1988 Stuttgart Deutscher Kunstlerbund Wurttembergischer Kunstverein 1996 Ludenscheid Museen der Stadt Ludenscheid 2000 Regensburg Museum Ostdeutsche Galerie 2001 Kaliningrad MuseumAusstellungsbeteiligungen Auswahl Bearbeiten1964 Lausanne Galerie Pauli 1967 Lille Galerie Haute Ostende Galerie La chevre Folle 1970 Warschau Nationalgalerie Krakau Museum 1971 Basel Kunstmesse uber Objekt Art Dr Gunter Zenz 1973 London Galerie Rotunda 1975 Osijek Ausstellung Juri Valoch 1985 Wurzburg Tage der Musik Stuttgart Staatsgalerie 1987 Linz Ars Electronica 1990 Lodz Historisches Museum 1992 Paris Galerie Albert Bernamou Aachen Ludwig Forum fur internationale Kunst 2004 Brunn Haus der Kunst 2005 Hurth Im Werk P2 Kunstpreis Kunstverein Hurth 2013 Essen Galerie Frank Schlag best of ruhrgebiet Multimedia Projekte Auswahl Bearbeiten1965 Konzert Chant Liturgie mit Dieter Schonbach 1965 Multimedia Oper Geschichte nach dem Feuer mit Dieter Schonbach Otto Piene 1970 Multimedia Stuck Der Sturm mit Dieter Schonbach 1971 Multimedia Spiel Hymnus mit Dieter Schonbach 1972 Multimedia Ereignis Klangstrasse Balet Canzona 1974 Multimedia Oper Opera Bestial mit Fernando Arrabal Milko Kelemen 1979 Multimedia Oper Apokalyptica mit Milko Kelemen Fernando Arrabal 1981 Lichtklavier zu Prometheus von Alexander Skrjabin mit Othmar Maga 1987 Performance Tonfall mit Klaus Geldmacher 1996 Multimedia Szenarium Dialog mit dem Wind mit Klaus Stahmer Milan Sladek Carin Levine 2001 Konzert amp Klanginstallation Die Jahreszeiten fur Oboe und Horchrohre mit Klaus Hinrich Stahmer Ricardo Rodrigues Diskografie Bearbeiten1972 Multimedia Spiel Morgen nach dem Feuer Hymnus 2 Multimedia Group Blumenfeld Kieselbach Schonbach Katalogbegleitende Schallplatte mit Auszugen aus dem Stuck 1985 sound sculptures LP Konzeption K H Stahmer Produktion Hochschule fur Musik Wurzburg Wergo Schallplatten GmbH Mainz SM 1049 50 spectrum 2000 Horchen Audio CD Edmund Kieselbach Klaus Hinrich Stahmer AMA Musikverlag www ama verlag de Produzent Dave Maler EAN 4 018262 266269 Art Nr 626624 2009 Silence Is the Only Music CD Komponist Klaus Hinrich Stahmer Stuck Nr 6 To lose is to have fur Akkordeon chinesische Bronzeglocken und Horchrohre 1999 Interpreten Andrea Carola Kiefer Edmund Kieselbach WERGO a division of SCHOTT Mainz artist cdLiteratur BearbeitenFine Art Magazine Thailand Sound Art I und II Autor Dr Axel Feuss Vol 8 No 84 Oktober 2011 p 30 37 und Vol 9 No 86 January 2012 p 34 41 2000 H O R C H E N Klanginstallation Edmund Kieselbach inkl 1 Musik CD HORCHEN Herausgeber Stiftung Ostdeutsche Galerie Regensburg Schriften des Museums Ostdeutsche Galerie in Regensburg ISBN 3 89188 090 1 Vom Klang der Bilder Die Musik in der Kunst des 20 Jahrhunderts 1985 Susanne Erding Apocalyptica Eine multimediale Ballettoper von Fernando Arrabal Milko Kelemen und Edmund Kieselbach Katzbichler 1979 ISBN 3 87397 319 7 Dieter Schonbachs Multimedia Stuck Die Geschichte vom Feuer In Die Zeit Nr 26 1968 Hochdramatische Angst In Die Zeit Nr 42 1971 zur Oper Hysterie Paradies schwarz Windmotoren musizieren auf Plexiglas In Die Welt zur Klangskulptur zum Schweinfurter Nachtsommer Weblinks BearbeitenWerke von und uber Edmund Kieselbach im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Poem in Memoriam Edmund KieselbachEinzelnachweise und Quellen Bearbeiten Horchen Edmund Kieselbach Klanginstallation S 36 Katalog Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg Marz 2000 Horchen Edmund Kieselbach Klanginstallation S 59 Katalog Museum Ostdeutsche Galerie Regensburg Marz 2000 kuenstlerbund de Ordentliche Mitglieder des Deutschen Kunstlerbundes seit der Grundung 1903 Kieselbach Edmund Memento vom 24 Februar 2017 im Internet Archive Normdaten Person GND 118562037 lobid OGND AKS VIAF 5722819 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kieselbach EdmundKURZBESCHREIBUNG deutscher Maler Grafiker Klang und InstallationskunstlerGEBURTSDATUM 15 November 1937GEBURTSORT Briesen PommernSTERBEDATUM 7 Juli 2006STERBEORT Bochum Nordrhein Westfalen Deutschland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Edmund Kieselbach amp oldid 226345758