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Klassifikation nach ICD 10H35 3 Degeneration der Makula und des hinteren PolesICD 10 online WHO Version 2019 Als Drusen bezeichnet man Ablagerungen von extrazellularem Material unterhalb der Netzhaut Sie kommen ubiquitar in allen Altersklassen vor nehmen jedoch mit steigendem Lebensalter an Grosse und Anzahl zu Sie gelten als Fruhform der altersbedingten Makuladegeneration Drusen verursachen per se keine Einschrankung der Sehkraft konnen jedoch zu Storungen der Farb und Kontrastsensitivitat fuhren Weiche Drusen im rechten Auge eines 70 jahrigen PatientenInhaltsverzeichnis 1 Etymologie und Geschichte 2 Definition und Formen 3 Epidemiologie 4 Entstehung 4 1 Drusenbestandteile 4 2 Weiterer Verlauf 5 Drusen als Risikofaktor fur die Altersbedingte Makuladegeneration 6 Klinik 7 Drusen in anderen Erkrankungen als AMD 8 Therapie 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseEtymologie und Geschichte BearbeitenDrusen wurden erstmals 1855 im ersten Band des Archivs fur Ophthalmologie von F C Donders beschrieben 1 Er entdeckte kugelformige Ablagerungen unterhalb der Netzhaut einer 80 jahrigen Patientin und praparierte sie Aufgrund der von ihm durchgefuhrten Experimente kam er zu dem Schluss sie am ehesten mit Kolloidgewebe vergleichen zu konnen Aber wie ist sie zu nennen Fur den Augenblick weiss ich es in der That nicht aber der Begriff von dem hybriden Wort Colloid ist so dehnbar dass ich glaube nicht indiscret zu sein wenn ich mir darin vorlaufig ein Platzchen fur diese Kugeln erbitte Ich will sie daher einfach Colloidkugeln nennen Und weiter Wie und woraus entwickeln sich diese Kugeln Beim ersten Anblick kam es mir bereits wahrscheinlich vor dass sie aus den Kernen der Pigmentzellen entstehen Weitere Untersuchungen haben mich von der Richtigkeit dieser Vermuthung vollstandig uberzeugt Diese Feststellung legte den Grundstein fur die Transformationstheorie uber die Entstehung von Drusen Bereits ein Jahr spater 1856 entwickelte H Muller die sog Depositionstheorie wonach Drusen aus Ablagerungen von Abbauprodukten der Netzhaut entstehen 2 Er fuhrte auch den Begriff Druse ein in Anlehnung an deren Aussehen das ihn an die mineralischen Steinformationen erinnerte Der Begriff Druse setzte sich schlussendlich in der internationalen Fachliteratur durch Definition und Formen BearbeitenAls Druse wird definitionsgemass eine fokale Ablagerung von extrazellularem Material zwischen der basalen Lamina des retinalen Pigmentepithels und der inneren kollagenen Schicht der Bruch schen Membran bezeichnet 3 Bereits Donders beschrieb in seinem wissenschaftlichen Aufsatz das unterschiedliche Aussehen von Drusen Klinisch wird heute zwischen harten und weichen Drusen unterschieden in Abhangigkeit ihrer Rander sowie weiters von kalzifizierten Drusen wenn diese funduskopisch einen hochreflektiven weisslichen Inhalt aufweisen 4 Histologisch wurde jedoch eine wesentlich grossere Vielfalt an unterschiedlichen Drusenformen beobachtet 5 Eine ahnliche Vielfalt findet sich in den Tomographieschnitten der Optischen Koharenztomographie 6 nbsp Drusen in einem B scan der Optischen KoharenztomographieEine genauere Beurteilung uber die klinische Bedeutung dieser unterschiedlichen Drusentypen fur die Progression der altersbedingten Makuladegeneration steht noch aus Eine Drusenpapille ist eine andere Entitat Epidemiologie Bearbeiten98 8 der Gesamtpopulation besitzen zumindest eine Druse 7 Dabei sind kleine harte Drusen unter 63 µm Durchmesser die mit Abstand haufigsten was die Vermutung nahelegt dass es sich bei diesen um physiologische Erscheinungen ohne Krankheitswert handelt Die Pravalenz von Drusen uber 63 µm Durchmesser sowie weichen Drusen steigt mit zunehmendem Alter an sie lassen sich in rund 60 aller Personen uber 75 Jahre finden Entstehung BearbeitenDer genaue Entstehungsmechanismus von Drusen ist trotz zahlreicher wissenschaftlicher Forschungsarbeit zu einem guten Teil noch unbekannt Generell wird eine Mischung aus oben genannter Transformations und Depositionstheorie angenommen Dabei dienen z B durch oxidativen Stress und entsprechender genetischen Veranlagung vorgeschadigte Pigmentepithelzellen als Trigger fur immun mediierte Prozesse bei denen vor allem das Komplementsystem eine grosse Rolle zu spielen scheint In weiterer Folge kommt es zur Ablagerung von Immunkomplexen Proteinen und Lipiden 8 Drusenbestandteile Bearbeiten Hauptbestandteil von Drusen bilden Lipide vor allem Cholesterin 9 welches auch fur das gelbliche Aussehen von Drusen verantwortlich gemacht wird Weiters finden sich Kohlenhydrate Zink sowie extrazellulare Matrixbestandteile Bis dato konnten ausserdem mindestens 129 verschiedene Proteine im Inneren der Drusen identifiziert werden von denen der Grossteil im Zusammenhang mit Entzundungen oder immun assoziierten Prozessen stehen 8 Zudem finden sich in Drusen auch diverse Zellbestandteile wie Lipofuszin und Melanin bis hin zu kompletten Zellen wie etwa dendritische Zellen Weiterer Verlauf Bearbeiten Uber die weitere Entwicklung von Drusen kann anhand der histologischen Studien nur spekuliert werden Bei der physiologischen Form von Drusen nimmt man an dass nach erfolgter Heilung des Pigmentepithels die Ablagerungen durch die Bruch Membran durchgeschleust werden und von der Choroidea absorbiert werden Die Druse verschwindet somit nach einiger Zeit spurlos Speziell bei den im hoheren Alter beobachteten weichen Drusen scheint jedoch eine irreversible Schadigung des Pigmentepithels vorzuliegen die durch die Entwicklung einer Druse noch gefordert wird Zudem durfte der Abtransport der Drusenbestandteile durch eine altersbedingt verdickte Bruch Membran erheblich vermindert sein Es kommt schliesslich zu einer kompletten Degeneration und Atrophie des Pigmentepithels uber der Druse und damit einhergehend zu einer Degeneration der daruberliegenden Photorezeptoren Dieses Stadium bildet definitionsgemass den Beginn einer Altersbedingten Makuladegeneration AMD Drusen als Risikofaktor fur die Altersbedingte Makuladegeneration BearbeitenDas Auftreten von weichen Drusen mit oder ohne Pigmentverschiebungen charakterisiert definitionsgemass das Krankheitsbild der Altersbedingten Makulopathie 10 Harten Drusen wird derzeit kein Krankheitswert beigemessen Die Altersbedingte Makulopathie wird gerne auch als Fruhform der AMD bezeichnet Basierend auf diesen Klassifikationen die fliessend in die der AMD einfliesst wurde in den 1990er Jahren die grossangelegte multizentrische Studie Age Related Eye Disease Study AREDS aufgebaut die sich zum Ziel setzte die klinischen Erscheinungen und Entwicklungen der Altersbedingten Makulopathie und degeneration zu untersuchen 11 Dabei konnte die Anzahl von Drusen als auch deren Gesamtflacheninhalt pro Auge als klinisch signifikanter Risikofaktor fur die Entwicklung einer AMD festgesetzt werden 12 Uber das exakte Risikopotential gehen die Schatzungen jedoch auseinander Studien berichten uber ein Risiko bei bilateral vorhandenen Drusen innerhalb der nachsten 5 Jahre eine feuchte AMD zu entwickeln zwischen 0 2 13 und 40 14 Diese grossen Unterschiede legen nahe dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Drusentypen gibt fur die entsprechende Studienmodelle entwickelt werden mussten Klinik BearbeitenDrusen verursachen per se keine Storungen der Sehkraft und sind daher meistens ein Zufallsbefund In manchen Fallen wird jedoch bei meist grosser Anzahl von Drusen von Storungen des Kontrastsehens und Farbempfindens sowie von Abnahme der Sensitivitat im zentralen Gesichtsfeld berichtet 8 Drusen in anderen Erkrankungen als AMD BearbeitenPrimar werden Drusen als Fruhform der AMD verstanden sie finden sich jedoch auch in anderen Erkrankungen etwa oberhalb pigmentierter Navi oder maligner Melanome 15 Ebenso wurden Drusen bei lange bestehender Retinopathia centralis serosa beschrieben Zudem wurde ein Zusammenhang von Drusen und Glomerulonephritis Typ II gefunden was insofern interessant ist als hochstwahrscheinlich derselbe Mechanismus pathologischer Ablagerungen zugrunde liegt 16 Weiters finden sich Drusen bei einigen familiaren Makuladegenerationen etwa Malattia Leventinese auch Doynsche Honigwaben Dystrophie 17 und der Sorsby Fundusdystrophie 18 Therapie BearbeitenNach derzeitigem Stand der medizinischen Wissenschaft gibt es keine effektive Therapie gegen Drusen Die in den 90ern gerne eingesetzte Laserkoagulationstherapie konnte zwar ein eindrucksvolles Zuruckbilden weicher Drusen nach erfolgter Laserkoagulation zeigen das Risiko eine AMD zu entwickeln verringerte sich jedoch nicht Patienten mit Drusen wird gemass den Ergebnissen der AREDS Studie eine prophylaktische Vitamin Supplemention mit Lutein und Omega 3 Fettsauren empfohlen Diese senkt das Risiko des Eintretens einer AMD signifikant 19 Weiters wird eine vierteljahrliche Kontrolle beim Augenfacharzt empfohlen um das Eintreten einer AMD fruhestmoglichst diagnostizieren zu konnen Weblinks Bearbeitenmacular org onjoph com webvision med utah eduEinzelnachweise Bearbeiten F C Donders Beitrage zur pathologischen Anatomie des Auges In Archiv fur Ophthalmologie 1855 1 2 S 106 118 H Muller Untersuchungen uber die Glashaute des Auges insbesondere die Glaslamelle der Choroidea und ihre senilen Veranderungen In Arch Ophthalmol 1856 2 2 S 1 64 W R Green Histopathology of age related macular degeneration In Mol Vis 1999 5 S 27 R Klein M Davis Y Magli P Segal B Klein L Hubbard The Wisconsin age related maculopathy grading system In Ophthalmology 1991 98 S 1128 1134 M Rudolf M E Clark M F Chimento C M Li N E Medeiros C A Curcio Prevalence and Morphology of Druse Types in the Macula and Periphery of Eyes with Age Related Maculopathy In IOVS 2008 49 S 1200 1209 A A Khanifar A F Koreishi J A Izatt C A Toth Drusen ultrastructure imaging with spectral domain optical coherence tomography in age related macular degeneration In Ophthalmology 2008 115 S 1883 1890 R Klein B Klein K Linton Prevalence of age related maculopathy In Ophthalmology 1992 99 S 933 943 a b c G S Hageman u a An Integrated Hypothesis that considers Drusen as Biomarkers of immune mediated Processes at the RPE Bruch s membrane Interface in Aging and Age Related Macular Degeneration In Prog Ret Eye Res 2001 20 S 705 732 C Curcio C Millican T Bailey H Kruth Accumulation of cholesterol with age in human Bruch s membrane In IOVS 2001 42 S 265 274 A C Bird u a An International Classification and Grading System for Age related Makulopathy and Age related Macular Degeneration In Surv Ophthalmol 1995 39 S 367 374 The Age Related Eye Disease Study Group The Age Related Eye Disease Study AREDS design implications AREDS report no 1 In Control Clin Trials 1999 20 S 573 600 The Age Related Eye Disease Study Group Risk factors associated with age related macular degeneration A case control study in the age related eye disease study Age Related Eye Disease Study Report Number 3 In Ophthalmol 2000 107 S 2224 2232 N M Bressler u a Five year incidence and disappearance of drusen and retinal pigment epithelial abnormalities Waterman Study In Arch Ophthalmol 1995 113 S 301 308 F G Holz u a Bilateral macular drusen in age related macular degeneration prognosis and risk factors In Ophthalmol 1994 101 S 1522 1528 G Fishman D Apple M Goldberg Retinal and pigment epithelial alterations over choroidal malignant melanomas In Ann Ophthalmol 1975 7 S 487 489 Y D Souza u a Ten year review of drusen like lesions in mesangiocapillary glomerulonephritis F ii In IOVS 2000 41 S 164 K Evans u a Assessment of the phenotypic range seen in Doyne honeycomb retinal dystrophy In Arch Ophthalmol 1997 115 S 904 910 P Polkinghorne u a Sorsby s fundus dystrophy A clinical study In Ophthalmol 1989 96 S 1763 1768 The Age Related Eye Disease Study Research Group A randomized placebo controlled clinical trial of high dose supplementation with vitamins C and E beta carotene and zinc for age related macular degeneration and vision loss AREDS report no 8 In Arch Ophthalmol 2001 119 S 1417 1436 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Druse Netzhaut amp oldid 228119248