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Die Drohbriefaffare des Jahres 1823 war der Anlass fur durchgreifende polizeistaatliche Massnahmen gegen vermutete und befurchtete Oppositionsbestrebungen im Kurfurstentum Hessen Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Drohbriefaffare 3 Folgen 4 Wertung 5 Literatur 6 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenHintergrund der Affare war zum einen das autokratische Regime des Kurfursten Wilhelm II von Hessen Kassel 1777 1847 und seine Angst vor den damit ausgelosten Reaktionen in seinem Umfeld und bei seinen Untertanen Zum anderen hatte der Deutsche Bund die Karlsbader Beschlusse verabschiedet die genau diese rigorose polizeistaatliche Politik sanktionierten Hinzu traten besondere Ereignisse im Kurstaat Schon Anfang 1822 war es zu einem nie aufgeklarten plotzlichen Tod eines Lakaien des Kurprinzen Friedrich Wilhelm 1802 1875 gekommen den der Kurfurst als einen fehlgeschlagenen Giftmordanschlag auf seinen Sohn wertete Wenige Tage vor dem Beginn der Drohbriefaffare hatte der Kurfurst den potentesten Oppositionszirkel in seinem Staat den Schonfelder Kreis um seine Frau Kurfurstin Auguste 1780 1841 von der er sich getrennt hatte aufgelost Gleich anschliessend begab er sich zur Erholung nach Nenndorf Die politische Atmosphare im Kurstaat war durch die vorangegangenen Ereignisse hoch gespannt Drohbriefaffare BearbeitenIn Nenndorf erreichte ihn ein anonymer Brief 1 der ihn mit dem Tod bedrohte falls er nicht drei ultimativ gestellte Forderungen erfulle Gewahrung einer Verfassung Ausschluss seiner Matresse und spateren zweiten Ehefrau Emilie Ortlopp der spateren Grafin Reichenbach Lessonitz 1791 1843 von allem Einfluss auf die Regierungsgeschafte Unterlassen der personlichen korperlichen Zuchtigung von UntergebenenAls Absender nennt das Schreiben Hundert Junglinge eines Sinnes und eines Herzens die sich auf Leben und Tod vereinigt haben zu deinem Untergange zur Befreiung ihrer leidenden Bruder von deiner Tiraney Das Schreiben passte exakt in das Feindbild eines reaktionar gesinnten Landesherrn da sich der Absender als geheimbundlerisch oder aus dem Kreis der Burschenschaften kommend darstellte Der wahre Absender konnte nie ermittelt werden Folgen BearbeitenDer Kurfurst setzte sofort eine Untersuchungskommission ein an der unter anderem Johannes Hassenpflug beteiligt war die eng mit der Mainzer Zentraluntersuchungskommission zusammenarbeitete Die Ermittlungen richteten sich gegen die Mitglieder des aufgelosten Schonfelder Kreises IlluminatenordenEs erfolgten Verhaftungen Der oder die Tater konnten aber nicht ermittelt werden Wertung BearbeitenDie Drohbriefaffare stellt die besondere kurhessische Auspragung der Verfolgungswelle gegen oppositionelle Krafte dar die in der Folge der Karlsbader Beschlusse ausgelost wurde In Kurhessen kam als besonders pikante Note in diesem Konflikt die Matresse des Landesherren hinzu ein Problem das Wilhelm II acht Jahre spater zu seiner De facto Abdankung zwang Die Drohbriefaffare hat die politischen Spannungen in Kurhessen merklich erhoht und erheblich zu dem Konfliktpotential beigetragen das dann 1830 zu einer besonders heftigen Reaktion in der Revolution fuhrte die zu einer den Landesherren fur damalige Verhaltnisse besonders beschrankenden Verfassung fuhrte Literatur BearbeitenRudiger Ham Ludwig Hassenpflug Staatsmann und Jurist zwischen Revolution und Reaktion Eine politische Biographie Studien zur Geschichtsforschung der Neuzeit 50 Hamburg 2007 ISBN 978 3 8300 2764 5 Johann von Horn Die Verschworung gegen den Kurfursten Wilhelm II von Hessen Cassel nach ihrer Geschichte und Strafwurdigkeit dargestellt Ilmenau 1824 Philipp Losch Geschichte des Kurfurstentums Hessen 1803 1866 Kassel 1922 Neudruck Kassel 1972 Einzelnachweise Bearbeiten Im Wortlaut in der Abschrift durch Ludwig Hassenpflug wiedergegeben in Ham S 90f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Drohbriefaffare amp oldid 235243173