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Die Dorfkirche Pritzen war ein etwa 700 Jahre alter Kirchenbau und befand sich in der von volliger Devastierung bedrohten Ortslage Pritzen in der Gemeinde Altdobern 1973 war vom damaligen Rat des Kreises Calau beschlossen worden Pritzen umzusiedeln Die Umsiedlung erfolgte dabei in mehreren Schritten uber mehrere Jahre Es handelt sich um das einzige Kirchengebaude in der DDR das samt Kirchenausstattung vollstandig abgetragen und an einer anderen Stelle wieder aufgebaut wurde 1 Wiederaufgebaute Dorfkirche Pritzen am neuen Standort als Evangelische Auferstehungskirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Abbau und Rettung 3 Wiederaufbau 4 Nachtrag 5 Quellen 6 Einzelnachweise 7 WeblinksGeschichte BearbeitenDie Dorfkirche Pritzen wurde ursprunglich im 14 Jahrhundert als romanischer Kirchenbau errichtet Im Jahr 1585 erfolgte fur Teile der Inneneinrichtung so dem Altar ein Umbau im Stil der Renaissance 1681 andere Angaben 1770 wurde mit dem Anbau des Kirchturmes der Kirchenbau in seinem Aussehen wesentlich verandert Spater musste auf Grund von Bodensetzungen und schon begonnener leichter Westneigung des Turmes dieser durch seitliche Stutzmauern abgefangen werden 1714 erfolgte eine nochmalige Erweiterung durch einen zweigeschossigen Anbau mit Walmdach Im Jahr 1841 wurde durch den Niederlausitzer Orgelbauer Eduard Glietsch der Einbau einer Manual Pedal Neun Register Orgel realisiert Die Ilse Bergbau Aktiengesellschaft kaufte im Jahr 1920 die Kirche hatte zunachst aber kein grosses Interesse an einer Instandsetzung Im Juni 1929 reiste der Provinzialkonservator Erich Blunck nach Calau und besichtigte dabei auch ungeplant die Kirche in Pritzen Ihm fiel ein nicht mehr genutzter Altar auf der dringend instandgesetzt werden musste Dem Zufall ist es zu verdanken dass wenige Wochen spater der Berliner Konsistorialrat Wilhelm Lutkemann ebenfalls auf den Altar aufmerksam wurde und sowohl dem Provinzialkonservator wie auch dem Superintendenten von seiner Beobachtung berichtete Blunck brachte den Altar in die von Max Kutschmann geleitete Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin In der dortigen Werkstatt sollte der Altar wie auch eine kleine Pieta aus Pritzen in auftretenden Arbeitspausen 1 wiederhergestellt werden Der Werkstattleiter Paul Thol erstellte zwei Berichte zur Restaurierung der Werke und liess seine Studenten daran arbeiten Blunck und Lutkemann setzten sich anschliessend dafur ein dass das gesamte Bauwerk in Pritzen restauriert wurde So wurden im Jahre 1937 die Inneneinrichtung und im Jahr 1938 die Holzbalkendecke sowie die Innenausmalung erneuert Durch diese Aktivitaten befand sich das Bauwerk auch noch Jahrzehnte spater in einem guten Zustand Der damalige Leiter der Cottbuser Denkmalpflege Peter Schuster sprach sich daher fur den Erhalt des Bauwerks und den Umzug des Inventars aus Er argumentierte dabei im Jahr 1986 unter anderem mit einem Gutachten das Blunck in den 1930er Jahren erstellt hatte und samtliche baulichen Massnahmen sowie die weiteren Restaurierungs und Erganzungsmassnahmen der Ausstattungsstucke auffuhrte Abbau und Rettung Bearbeiten nbsp Erkennbare Nummerierung der Translozierung der Dorfkirche Pritzen zum jetzigen Standort SprembergDie mittelalterliche Kirche musste 1988 dem vorruckenden Braunkohletagebau Greifenhain weichen Am 28 Februar 1988 fand der letzte Gottesdienst am alten Standort in Pritzen statt Die Kirchenausstattung sollte zunachst in ein anderes Bauwerk gebracht werden Bei Vermessungen stellten Experten fest dass die Kirche in Madlow auf Grund ihrer Abmessungen geeignet sei die Kunstgegenstande aufzunehmen Dennoch war klar dass es zu einer Zerstorung kirchlicher Substanz kommen wurde Daraufhin war ein Transport nach Neupetershain im Gesprach der durch die dortige Ausweitung des Braunkohleabbaus schliesslich ebenfalls verworfen wurde Schliesslich verstandigten sich die Beteiligten auf eine Umsetzung nach Spremberg 1 Die kulturhistorisch wertvolle Kirche konnte dank des Engagements von Denkmalschutzern und Mitgliedern der Kirche gerettet werden Das Gotteshaus wurde beginnend im Fruhjahr 1988 nach denkmalpflegerischen Aspekten zerlegt und vorerst in der Nahe von Vetschau zwischengelagert Nach vielen Diskussionen um einen neuen Standort einigte man sich auf ein etwa 3000 Quadratmeter grosses Grundstuck in Spremberg in unmittelbarer Nahe des Waldfriedhofs Der Ort wurde unter anderem deshalb gewahlt weil im benachbarten Neubaugebiet Schomberg zahlreiche Einwohner anderer bereits devastierter Orte wie Wolkenberg und Stradow eine neue Heimat gefunden hatten Fachgerecht abgebaut nummeriert und eingelagert wurden dabei unter anderem sieben Turen sieben Fenster 25 000 Dachziegel 14 000 Kantholzer des Dachstuhls und 6 000 Fussbodenplatten Zugutekam den Denkmalschutzern der Umstand dass die Kirche in den Jahren 1936 1938 durch das damalige Bergbauunternehmen Ilse Bergbau AG umfangreich saniert und deshalb in einem sehr guten Zustand war Wiederaufbau Bearbeiten nbsp Detail Seitlicher AnbauIm Dezember 1991 wurde am neuen Standort in Spremberg mit dem Giessen der Fundamente der Wiederaufbau begonnen Am 3 August 1992 erfolgte die feierliche Grundsteinlegung und am 12 Dezember wurde Richtfest gefeiert Am Ostermontag dem 4 April 1994 wurde die ehemalige Pritzener Dorfkirche nunmehr als Evangelische Auferstehungskirche Spremberg feierlich eingeweiht 2 Die Auferstehungskirche Spremberg ist heute in Sudwest Nordost Ausrichtung erbaut Die Kirche besteht aus einem langsrechteckigen Kirchenschiff mit drei Rundbogenfenstern auf der Nord und zwei auf der Ostseite einem flachen Chorabschluss und einem vollstandig verputzten Kirchturm mit oktogonalem Grundriss an der Sudseite Ein ursprunglich vorhandener zusatzlicher Eingang auf der Ostseite existiert nicht mehr Im unteren Bereich ist das Kirchenschiff mit Natursteinquadern verblendet An diesen sind noch deutlich die Nummerierungen der Translozierung erkennbar Der Hauptzugang erfolgt durch eine im Turmsockel angeordnete Rundbogentur Der Turm selbst ist mit schragen Stutzpfeilern versehen die nachtraglich im Jahr 2012 mit Flachziegeln versehen wurden Im nordwestlichen rauverputzen zweigeschossigen Anbau sind im Erdgeschoss die Sakristei und im Obergeschoss die Patronatsloge untergebracht Die Patronatsloge ist durch eine Fensterfront zum Kirchenraum abtrennbar Beachtenswert ist dabei dass sich diese Fenster durch einen speziellen Mechanismus in die darunter liegende Holzverkleidung versenken lassen Der Zugang zu dem seitlichen Anbau ist durch eine Sandsteineinfassung geschmuckt Auf den geschwungenen Portalen uber diesem Eingang sind die Buchstaben C H K O und A C K G M sowie das Datum der ursprunglichen Erbauung 1714 eingearbeitet Unter den Portalen mit den Buchstaben befindet sich das Allianzwappen der Gutsherren von Knoch welche seit 1661 die Herrschaft auf Pritzen innehatten Der in den 1930er Jahren restaurierte Altar dient heute als Mittelschrein auf dem Altarblock Zur weiteren Innenausstattung gehoren auch ein holzerner Taufstein in oktogonaler Kelchform mit Balusterfuss und ornamentalen Schnitzereien aus dem Jahr 1675 ein sandsteinerner Hangeepitaph und zwei Grabmale Das Hangeepitaph welches im sudlichen Chorbereich angebracht ist wurde Christian Ernst von Knoch 1686 1756 gewidmet Darunter befindet sich das Grabmal von Gottlob Ernst Ferdinant von Knoch das in Form eines Obelisken mit trauernder Putto ausgefuhrt ist Nachtrag BearbeitenMit der Wende in der DDR und der damit verbundenen Stilllegung ganzer Kraftwerkkomplexe stoppte im Oktober 1992 auch der Tagebau Greifenhain kurz vor der Ortsmitte des schon zu 75 abgebaggerten Pritzen Auf dem ehemaligen Standort der Dorfkirche steht heute der holzerne Glockenturm des 1992 devastierten Ortes Wolkenberg der am 15 Oktober 1993 per Hubschrauber hierher uberfuhrt wurde Quellen BearbeitenAnne Gehrmann Dirk Schumann Dorfkirchen in der Niederlausitz Geschichte Architektur Denkmalpflege Lukas Verlag Berlin 2011 ISBN 3 86732 054 3 Informationen auf der Homepage des Landkreises SPN Vermessungsergebnisse der KircheEinzelnachweise Bearbeiten a b c Annett Xenia Schulz Ein einmaliger Umzug in der DDR Die Kirche von Pritzen in der Bergbauregion Lausitz veroffentlicht in Forderkreis Alte Kirchen Berlin Brandenburg Hrsg Offene Kirchen 2023 S 35 bis 37 Gerettete Kirche an symbolischem Ort In Lausitzer Rundschau online 19 Mai 2009 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Auferstehungskirche Spremberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09125892 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg51 575555555556 14 359166666667 Koordinaten 51 34 32 N 14 21 33 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dorfkirche Pritzen amp oldid 239491387