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Der Domfriedhof Schwerin war ein Friedhof in der heutigen Landeshauptstadt von Mecklenburg Vorpommern Lage des ehem Schweriner Domfriedhofs eingezeichnet in Messtischblatt vom Ende des 19 JahrhundertsInhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Neuer Domkirchhof 2 2 Spatere Nutzung 2 3 Heutige Nutzung 3 Quellen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage Bearbeiten1779 kaufte der den Magistrat der Stadt fur die Anlage des Friedhofs einen Acker sudwestlich der Vorstadt auf dem Hohen Felde an der Reiferbahn an Das Gelande befand sich in dem Gebiet zwischen den heutigen Strassen Wittenburger Strasse Reiferbahn Lobedanzgang und Goethestrasse Totendamm 1 Geschichte BearbeitenDer in Mecklenburg Schwerin regierende Herzog Friedrich genannt der Fromme soll es nicht ertragen haben dass der Kirchhof um den Dom als Viehweide fur Schweine stadtische Mullhalde und Trockenplatz fur Wasche genutzt wurde 2 1769 liess er die Stadt wissen fur den Kirchhof einen anderen Standort zu suchen Am 29 April 1771 erliess er eine Verordnung zur Verlegung der Friedhofe vor die Mauern der Stadt Obwohl der Herzog im Juli 1773 seine Anordnung erneuerte dauerte es noch Jahre bis sich die Geistlichkeit der Rat und die Burgerschaft auf das Gebiet ostlich der Reiferbahn geeinigt hatten Besonders der Verzicht auf eine Kirchenbestattung stiess bei Schweriner Burgern auf Widerstand die ihre Erbbegrabnisse im Dom hatten 3 Neuer Domkirchhof Bearbeiten Der neue Domkirchhof der auf immerdar zum Gottesacker fur die Gemeinde der Altstadt Schwerin bestimmt seyn 4 sollte entstand zwischen 1779 und 1786 Schwerin hatte um 1780 etwa 7000 Einwohner und der neue Friedhof wurde fur 3202 Leichen berechnet Zur Einweihung 1786 benotigte man von der Stadt aus einen Zugang Da dieser parallel zur damaligen Rostocker Strasse am Abhang des Hohen Feldes zum neuen Gottesacker bergauf fuhrte nannte man ihn wie auch heute noch Totendamm Die Entwurfe fur die Baulichkeiten stammen vom Hofbaudirektor Johann Joachim Busch der auch die Friedhofsanlage in Ludwigslust plante Busch hatte vier Entwurfe vorgelegt die sich im Landeskirchlichen Archiv zu Schwerin befinden darunter auch der zur Ausfuhrung gekommene Sie zeigen die Aussen und Innenfronten der westlichen Kapellenreihe mit Torhaus und Feierhalle ein weiteres Blatt zeigt den Grundriss der geplanten Anlage Das rechteckige Areal des Friedhofs war hofartig an drei Seiten von Mauern mit einander gereihten Gruftkapellen und einem nach innen offenen Bogengang begrenzt so dass ein Campo Santo entstand Die quadratische Torkapelle hatte eine kuppelartige Haube und an der Innenseite einen Dreiecksgiebel Beidseitig schlossen sich 23 rundbogig geoffnete durch Gitter abgeschlossene Grufte mit tonnengewolbten Unter und einem kreuzrippengewolbten Hauptraum an Die Rundbogenoffnungen gingen von gequaderten Pfeilern aus und wurden zusatzlich durch ein ovales Fenster unterhalb der schlichten auch hier vorhandenen Brustung belichtet Der Eingangsbereich der Friedhofsmauer war durch Busch wie in Ludwigslust mit plastischem Schmuck in Gestalt von allegorischen Figuren versehen 5 Die symmetrische Friedhofsanlage war in sechs durch schnurgerade Wege geschiedene Grabfelder eingeteilt Die Mittelallee lief auf ein quadratisches backsteinsichtiges Kapellengebaude zu Die Grabkapellen sollten Mitgliedern des Hofadels und den wohlhabenden Burgern die Moglichkeit des innerkirchlichen Begrabnisses wie im Dom ersetzen Der Herzog genehmigte auch den Bau von privaten Grabkapellen 6 Fur rund 80 Jahre war der Domfriedhof der Hauptfriedhof der Stadt Schwerin Auch Gebeine der Monche vom Franziskanerkloster Schwerin die man dort bei Abbrucharbeiten fand wurden im Juli 1825 auf den Domfriedhof umgebettet 7 Im Marz 1836 wunschte die grossherzogliche Aufsichtsbehorde die Verschonerung des Domfriedhofs die der junge Hofgartner Theodor Klett durchfuhrte 8 Nach einer Choleraepidemie 1850 51 der 379 Personen zum Opfer fielen war 1852 der Domfriedhof von Leichen fast uberfullt 9 Im Jahre 1863 damals zahlte Schwerin rund 23 500 Einwohner war auf dem Domfriedhof kaum noch Platz fur Bestattungen Erweiterungsplane an der Reiferbahn lehnten der Schweriner Magistrat und Burgerausschuss ab Nach Georg Adolf Demmlers Planen zur Stadterweiterung der Residenzstadt und seinem Antrag vom 8 April 1862 legte man vor dem damaligen Feldtor auf dem Galgenberg am heutigen sudlichen Obotritenring den heutigen Alten Friedhof an und nahm auf dem Domfriedhof keine Bestattungen mehr vor Der Sarg von Demmlers Ehefrau Henriette der 1862 auf dem Domfriedhof beigesetzt worden war wurde 1864 zur Familienkapelle auf dem 1863 neu eroffneten Friedhof am Galgenberg uberfuhrt Spatere Nutzung Bearbeiten nbsp Bis 1914 errichtetes Gebaude des ehemaligen LyzeumsVon 1911 bis 1914 errichtete der Stadtbaumeister Drewitz auf der ostlichen Halfte der ehemaligen Domfriedhofsflache das Stadtische Lyzeum Die am 23 Marz 1914 im Beisein des Grossherzogs Friedrich Franz IV 10 eingeweihte Schule verfugte uber 30 Klassen mit 576 Schulerinnen uber ein Oberlyzeum Schwerin mit 52 und eine Studienanstalt mit 53 Platzen Ihr Schulhof lag zwischen dem Totendamm und dem westlich anschliessenden Schulgebaude dieses war auf der Ruckseite von der Friedhofsrestflache durch einen Weg getrennt Endgultig zerstort wurde die Friedhofsanlage Ende des Zweiten Weltkrieges bei der Bombardierung der nordlichen Feldstadt am 7 April 1945 1948 gab die Schweriner SED Oberburgermeisterin Blecha die Ruinen zum Abbruch frei Den Rest besorgte die Rote Armee nach Ubernahme des Gelandes mit dem Lyzeum und dem angrenzenden Lazarett Das Schulgebaude wurde danach als Schule fur Kinder der Angehorigen der Sowjetarmee aus der Umgebung von Schwerin genutzt Heutige Nutzung Bearbeiten Der Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen aus Schwerin 1993 ermoglichte weitere Um und Neubauten Seit 1996 wird das nun fur etwa 1300 Jungen und Madchen sanierte Lyzeumsgebaude erganzt um einen viergeschossigen Anbau unter dem traditionsreichen Namen Gymnasium Fridericianum genutzt 11 Auf dem westlichen Teil des ehemaligen Friedhofs zwischen dem Lobedanzgang und der fruheren Reiferbahn befinden sich heute ein begrunter weiterer Schulhof mit alten Baumen sowie Sportanlagen jenseits des fruheren Verlaufs der Reiferbahn grenzt das 1996 fertiggestellte Parkhaus fur das Schlossparkcenter an das von der nach Westen verlegten Reiferbahn aus angefahren wird Ein bedeutender historischer Friedhof Mecklenburgs wurde endgultig Geschichte Quellen BearbeitenLandeshauptarchiv Schwerin LHAS 5 12 7 1 Mecklenburg Schwerinsches Ministerium fur Unterricht Kunst geistliche und Medizinalangelegenheiten Nr 8668 Spezialakten uber Friedhofe Anlegung einer Leichenkammer auf dem Domfriedhof 1864 Landeskirchliches Archiv Schwerin OKR Nr 11 01 01 Schwerin Domfriedhof Bauzeichnungen und Plane kirchlicher Bauten OKR Nr 194 Schwerin Domfriedhof 3 Plane Nr 195 Grabkapellen auf dem Domfriedhof 7 Karten und Risse Stadtarchiv Schwerin Stadtbauamt MB Nr 2665 Erhaltung alter Eichen auf dem Domfriedhof 1935 Literatur BearbeitenHorst Ende Historische Friedhofe Stille Zeugen aus Erde und Stein SVZ Schwerin MM 1991 Nr 23 Horst Ende Ein Architekt zwischen Barock und Klassizismus Johann Joachim Busch zum 200 Todestag In Denkmalschutz und Denkmalpflege in Mecklenburg Vorpommern Heft 10 Schwerin 2003 S 1 13 Gerhard Steininger Schweriner Strassengeschichten Teil 3 Von der Feldstadt bis zum Sachsenberg Thon Schwerin 2007 OCLC 255781529 S 7 10 Christine Rehberg Crede Matthias Proske 150 Jahre Alter Friedhof Schwerin 1863 2013 Vom Gottesacker zum Gartenlokal Schwerin 2013 ISBN 978 3 941689 15 2 S 6 11 Weblinks BearbeitenLiteratur uber Domfriedhof Schwerin in der Landesbibliographie MV Historische Schweriner Friedhofe auf sds schwerin de Brouillon von der Vorstadt Schwerin von 1831 32 mit Lage des Domfriedhofs Stadtarchiv Schwerin Lageplan von den verkauften Begrabnisplatzen auf dem alten Domkirchhof an der Rostocker Strasse von 1888 Stadtarchiv SchwerinEinzelnachweise Bearbeiten Karl Heinz Oldag Unvergessen Schwerin 1995 ISBN 3 910179 48 7 S 6 Gerhard Steininger Der Totendamm fuhrte zum Domfriedhof In Schweriner Strassengeschichten Teil 3 2007 S 8 LKAS OKR Spec Nr 168 LKAS OKR Spec Nr 168 Horst Ende Ein Architekt zwischen Barock und Klassizismus 2003 S 9 10 Stadtarchiv Schwerin Bestattungsbuch Domkirchhof 1797 Gebuhrenordnung Hans Heinrich Leopoldi Die Franziskaner und ihr Kloster Schwerin 1960 S 50 LKAS OKR Nr 170 LKAS OKR Nr 170 H Zanger Von der hoheren Madchenschule zum Lyzeum In Schweriner Express 19 April 2014 Gerhard Steiniger Der Totendamm fuhrte zum Domfriedhof In Schweriner Strassengeschichten Teil 3 2007 S 7 10 53 62655 11 409539 Koordinaten 53 37 35 6 N 11 24 34 3 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Domfriedhof Schwerin amp oldid 204912772