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Domenico Michiel war zusammen mit Leachim dem Sohn des venezianischen Dogen Domenico Michiel von August 1122 bis Juni 1125 Vizedoge vice dux der Republik Venedig womit die beiden Manner die Regierungsgeschafte fuhrten Dies war notwendig da der Doge wahrend dieser Zeit personlich eine Flotte gegen Byzanz und ins Heilige Land fuhrte Das Amt des Vizedogen bestand nur sporadisch zwischen 1122 und 1205 und wurde letztmals von Ranieri Dandolo ausgefullt Ungewohnlich ist daruber hinaus dass gleich zwei Vizedogen eingesetzt wurden und dass diese nach der Ruckkehr des Dogen abtraten Zudem war keiner von beiden als Nachfolger vorgesehen wie dies fruher bei den Mitdogen der Fall gewesen war Unterstutzt wurden sie von den drei iudices Giovanni Michiel Domenico Bassedello und Domenico Stornato 1 Zeitweise galt der Vizedoge Domenico Michiel genauso wie Leachim als Sohn des Dogen Bis ins fruhe 17 Jahrhundert waren die beiden Stellvertreter des Dogen sowohl Domenico als auch Leachim weitgehend in Vergessenheit geraten da sie in der venezianischen Chronistik keinen Platz fanden Uber ihre Tatigkeit in Venedig ist sieht man von einer im Oktober 1124 von Leachim und Domenico ausgestellten Urkunde fur das Kloster San Giorgio Maggiore ab nichts bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft Stellvertreterschaft 2 Rezeption 2 1 Bis gegen Ende der Republik Venedig 2 2 Historisch kritische Darstellungen 3 Quellen 4 Literatur 5 AnmerkungenHerkunft Stellvertreterschaft BearbeitenDie Herkunft des Vizedogen ist nicht eindeutig zu klaren moglicherweise waren die gleichnamigen Amtsinhaber also der Doge und der Vizedoge gar nicht verwandt Nach 1125 als die siegreiche Flotte unter Fuhrung des Dogen zuruckkehrte sind die beiden Vizedogen wohl vom Amt zuruckgetreten In den Quellen erscheinen sie nicht mehr Als Nachfolger kamen beide offenbar nicht in Frage denn der Doge entschied sich fur einen anderen Kandidaten nbsp Die Kreuzfahrerstaaten um 1135Der Bedarf nach einer mehrjahrigen Stellvertretung fur den Dogen entstand durch den Krieg gegen Byzanz um ein Handelsprivileg von 1082 das der byzantinische Kaiser nicht verlangert hatte und durch die Teilnahme an den Kampfen im Heiligen Land Im Jahr 1120 erreichten namlich Gesandte des Patriarchen von Jerusalem und von Konig Balduin II neben anderen christlichen Hauptstadten auch Venedig Sie suchten dort um Unterstutzung nach denn im Jahr zuvor war die Armee des Furstentums Antiochia in der Schlacht auf dem Blutfeld durch die Armee des Emirs von Aleppo Ilghazi vernichtet worden Auch war Michiel durch einen Brief Papst Calixtus II dringend zur Hilfe aufgefordert worden Doch zunachst wollte der Doge das Verhaltnis zum Kaiser klaren Alexios I hatte in seinen letzten Jahren das Reich auch fur die Konkurrenten aus Pisa und Genua geoffnet und das Verhaltnis zu den Kreuzfahrerstaaten war gespannt Nach dem Tod des Kaisers hatte sich der Doge 1118 an dessen Sohn und Nachfolger Johannes II gewandt um das grosse Privileg Chrysobullon von 1082 erneuern zu lassen Doch der Kaiser lehnte dies ab woraufhin der Doge den Krieg vorbereiten liess Im August 1122 stach eine Flotte von 100 Schiffen 15 000 Mann stark und unter personlicher Fuhrung des Dogen in See Sie griff das byzantinische Korfu an brach jedoch die Belagerung im Fruhjahr auf die Nachricht von der Gefangennahme Konig Balduins II ab Am 30 Mai 1123 besiegte sie vor Askalon eine Flotte des agyptischen Sultans und griff Tyros an In Jerusalem kam es zum Abschluss des Pactum Warmundi Dieses Pactum sah vor dass Venedig in jeder Stadt des Konigreichs Jerusalem ein eigenes Quartier erhalten sollte Hinzu kamen weitgehende Abgabenfreiheit die Erlaubnis die dortigen Masse und Gewichte zu benutzen sowie die rechtliche Aufsicht uber seine Burger Letzteres sollte auch fur die Falle gelten in denen es zum Streit mit Nichtvenezianern kam Damit waren die Venezianer der koniglichen Gerichtsbarkeit entzogen Entsprechende Privilegien sollten auch fur das Furstentum Antiochia gelten Ausserdem sollte Venedig jeweils ein Drittel der noch zu erobernden Stadte Tyros und Askalon erhalten sowie von deren Territorien Konig Balduin bestatigte nach seiner Befreiung diese weit reichenden Privilegien Tyros ergab sich nach vier Monaten Belagerung Angeblich war die Begeisterung so gross dies behauptet jedenfalls die Historia ducum Venetorum aus dem spaten 12 oder fruhen 13 Jahrhundert dass man dem Dogen die Krone des Konigreichs Jerusalem anbot Nach diesen umfassenden Erfolgen fuhr die Flotte heimwarts Sie naherte sich auf der Ruckfahrt der byzantinischen Insel Rhodos dessen Hauptstadt belagerte wurde dann wurden Inseln der Agais geplundert In Dalmatien hatte Ungarn die Stadte unterworfen doch nun erzwang der Doge die Herausgabe von Trau und Spalato Im Juni 1125 kehrte die Flotte nach fast drei Jahren nach Venedig zuruck Erst 1126 teilte der Kaiser dem Dogen mit er sei bereit die Vertrage wiederherzustellen Der Vizedoge Leachim unterschrieb eigenhandig eine Urkunde mit Ego Leachim Michael vice dux manu mea subscripsi 2 wahrend von seinem Amtskollegen Domenico Michiel keine Urkunde uberliefert ist Rezeption BearbeitenBis gegen Ende der Republik Venedig Bearbeiten Genauso wie Andrea Dandolo in seiner Mitte des 14 Jahrhunderts entstandenen und bald fur die Historiographie Venedigs massgeblich gewordenen Chronica per extensum descripta 3 den Dogensohn Leachim und seinen Amtskollegen mit keinem Wort erwahnt so schweigt auch die Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo aus dem spaten 14 Jahrhundert die alteste volkssprachliche Chronik Venedigs 4 Auch Pietro Marcello nennt die beiden Manner 1502 in seinem spater ins Volgare unter dem Titel Vite de prencipi di Vinegia ubersetzten Werk mit keinem Wort 5 Dies hangt mit der starken Abhangigkeit der venezianischen Geschichtsschreibung vom Werk des Dogen Andrea Dandolo zusammen Der Frankfurter Jurist und Richter Heinrich Kellner beschreibt in seiner 1574 erschienenen Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben 6 zwar die Taten des Dominicus Michiel der 1120 Hertzog worden Doch von einem Vizedogen oder gar von zweien berichtet auch er nicht Da Kellner stark von Marcellus abhangt uberrascht dies allerdings nicht In der Ubersetzung von Alessandro Maria Vianolis Historia Veneta die 1686 in Nurnberg unter dem Titel Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani erschien 7 glaubt der Autor keine Feder so klug und wohl geschnitten dieselbe auch seyn mag seinen unvergleichlichen hohen Verstand und heldenmuthige Verrichtungen wird genugsam ruhmen und beschreiben konnen Auch die ledernen Munzen welche er Michelotti genennet erwahnt der Autor ebenso wie die Ubernahme der Munzen in das Wappen der Falier zudem dass ihm 1129 Petrus Polanus im Amt folgte Doch die Frage der Aufrechterhaltung der Michiel Vorherrschaft in der Abwesenheit des Dogen liess er unbeantwortet Historisch kritische Darstellungen Bearbeiten Emmanuele Antonio Cicogna der die Archivbestande uberaus gut kannte weist im 1834 erschienenen vierten Band seines Riesenwerkes Delle Inscrizioni Veneziane 8 in dem er eine gewaltige Anzahl an venezianischen Inschriften auffuhrt und einordnet darauf hin dass es fur den Dogensohn eine Reihe von Namensvarianten gab die vielfach Anlass zur Verwechslung gaben So waren vor ihm Luchino Ioachino Leaco und dessen Verkleinerungsform Leachino aber auch Eleaco gangig Der zeitgenossische und somit richtige Name sei aus einer Urkunde hervorgegangen in der der Vizedoge eigenhandig unterzeichnet habe und zwar als Leahino Dort erscheinen ein Pietro und ein Marcello als Sohne des Vizedogen Viele dieser Entdeckungen gingen auf Fortunato Olmo zuruck so Cicogna der ab 1619 eine Geschichte des Klosters San Giorgio Maggiore verfasst hatte Diesem waren noch Bestande bekannt gewesen die heute als verloren gelten 9 Anders Heinrich Kretschmayr 1905 im ersten Band seiner dreibandigen Geschichte von Venedig 10 Im Zusammenhang mit dem Krieg in der Levante bringt Kretschmayr den neuen Gedanken ein dass der Doge den Ehrgeiz gehabt haben konnte die vor uber hundert Jahren durchgesetzte Absage an eine Erbmonarchie wieder zu revidieren Zwar bestimmte der Doge nicht seinen Sohn zum Nachfolger sondern seinen Schwiegersohn aber der Doge sei wohl derlei Gedanken im fortgeschrittenen Alter zuganglich gewesen So fuhrte der Doge die Flotte selbst wahrend seine Sohne Leachino und Domenico als Vizedogen Kretschmayr selbst setzt das Wort in Anfuhrungszeichen zuruckblieben S 225 Zugleich halt er Domenico fur einen zweiten Sohn des Dogen Glorreicher Sieger auf drei Kriegsschauplatzen kam Domenico Michiele im Juni 1125 nach Venedig zuruck fortab eine grosse Gestalt in der vaterlandischen Geschichte Des Dogen hohe Stellung vielleicht auch personliche Bemuhungen hatten bewirkt dass der Dogat der Familie in weiblicher Linie erhalten geblieben sei denn sein Schwiegersohn Pietro Polani wurde sein Nachfolger In einer Anmerkung sieht Kretschmayr in der Stellvertretung durch die Sohne ahnlich wie bei Enrico Dandolo nichts ungewohnliches auch wenn andere Autoren behaupteten dessen Vertretung durch seinen Sohn Renier Dandolo sei wider alles Herkommen gewesen S 492 Hier verweist der Autor somit auf eine Kontinuitatslinie die zwar langfristig ohne Wirkung blieb die jedoch das Potenzial besass das althergebrachte Streben nach einer erblichen Herrschaft mithin der Einrichtung einer Dogendynastie wieder zu beleben Quellen BearbeitenLuigi Lanfranchi Hrsg S Giorgio Maggiore Bd II Venedig 1968 n 145 S 318 320 Oktober 1124 Staatsarchiv Venedig San Giorgio Maggiore b 65 proc 119 Luigi Andrea Berto Hrsg Historia ducum Venetorum Testi storici veneziani XI XIII secolo Padua 1999 S 4 f 8 11 Roberto Cessi Fanny Bennato Hrsg Venetiarum historia vulgo Petro Iustiniano Iustiniani filio adiudicata Venedig 1964 S 2 73 92 101 108 256 Literatur BearbeitenMarco Pozza Michiel Domenico in Dizionario biografico degli Italiani 74 2010 300 303 hier knappe Behandlung des Vizedogen Domenico Michiel Heinrich Kretschmayr Geschichte von Venedig 3 Bde Bd I Gotha 1905 S 225 492 Anmerkungen Bearbeiten Andrea Castagnetti La societa veneziana nel Medioevo Bd I Dai tribuni ai giudici Verona 1992 S 82 Marco Pozza Gli Atti originali della cancelleria veneziana 1090 1198 Bd I 1090 1198 Il Cardo Venedig 1994 S 53 Luigi Lanfranchi S Giorgio Maggiore Comitato per la pubblicazione delle fonti relative alla storia di Venezia 1968 S 318 320 hier S 320 Ester Pastorello Hrsg Andrea Dandolo Chronica per extensum descripta aa 460 1280 d C Rerum Italicarum Scriptores XII 1 Nicola Zanichelli Bologna 1938 S 231 237 Digitalisat S 230 f Roberto Pesce Hrsg Cronica di Venexia detta di Enrico Dandolo Origini 1362 Centro di Studi Medievali e Rinascimentali Emmanuele Antonio Cicogna Venedig 2010 S 58 60 Pietro Marcello Vite de prencipi di Vinegia in der Ubersetzung von Lodovico Domenichi Marcolini 1558 S 62 65 Digitalisat Heinrich Kellner Chronica das ist Warhaffte eigentliche vnd kurtze Beschreibung aller Hertzogen zu Venedig Leben Frankfurt 1574 S 25v 27r Digitalisat S 25v Alessandro Maria Vianoli Der Venetianischen Hertzogen Leben Regierung und Absterben Von dem Ersten Paulutio Anafesto an biss auf den itzt regierenden Marcum Antonium Justiniani Nurnberg 1686 S 200 208 Digitalisat Emmanuele Antonio Cicogna Delle Inscrizioni Veneziane Bd IV Venedig 1834 S 297 Anm 67 Historiarum insulae S Georgii Maioris prope Venetias positae libri tres Fortunato Ulmo Veneto Cassinensi BMV Ms lat IX 177 nach Sabine Engel Eine Ehebrecherin unter Monchen Rocco Marconis Adultera c 1516 von San Giorgio Maggiore Venedig in Daphnis 32 2003 399 434 hier S 405 Olmo publizierte u a 1612 De translatione corporis S Pauli martyris e Constantinopoli Venetias ad Monasterium S Georgii Maioris Digitalisat Heinrich Kretschmayr Geschichte von Venedig 3 Bde Bd 1 Gotha 1905 S 225 492 Digitalisat es fehlen die Seiten 48 bis 186 PersonendatenNAME Domenico MichielALTERNATIVNAMEN Michiel DomenicoKURZBESCHREIBUNG Vizedoge von VenedigGEBURTSDATUM 11 Jahrhundert oder 12 JahrhundertSTERBEDATUM 12 Jahrhundert Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Domenico Michiel Vizedoge amp oldid 234679450