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Die Zunft war eine Dresdner Kunstlervereinigung und wurde im Juni 1905 1 von Stadtbaurat Hans Erlwein und dem Bildhauer Karl Gross in Dresden gegrundet um der aus Erlweins Sicht unerfreulichen Entwicklung im Kunstbereich entgegenzuwirken Sie war Teil der Reformbewegung des Kunstgewerbes als Gegenbewegung zu der seit der Mitte des 19 Jahrhunderts aufgekommenen industriellen Massenproduktion unter der damals verbreiteten Verwendung von Stilmerkmalen des Historismus Die Dritte Deutsche Kunstgewerbeausstellung wurde massgeblich von Mitgliedern der Zunft organisiert Plakat von Otto Gussmann Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Einordnung 3 Vorsitzende 4 Mitglieder 5 Siehe auch 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Zunft war ein Zusammenschluss von Dresdner Bildhauern Architekten Malern und Kunstgewerblern Im Vordergrund stand die Bundelung aller reformorientierten Krafte in Dresden Zum Mitglied der Zunft konnte man nur nach einstimmigem Beschluss berufen werden ein Beitritt war nicht moglich Das Ziel war nur mutmasslich Gleichgesinnte aus Dresden aufzunehmen Hans Erlwein war bis 1908 der erste Vorsitzende der Zunft Die Bestrebungen der Zunft fuhrten bereits 1906 zur Dritten Deutschen Kunstgewerbe Ausstellung Dresden 1906 Unter den beteiligten Architekten Malern und Bildhauern befanden sich Hans Erlwein Karl Gross Otto Gussmann Julius Grabner Erich Kleinhempel Wilhelm Kreis Max Hans Kuhne William Lossow Rudolf Schilling Fritz Schumacher Oskar Seyffert und Heinrich Tscharmann Von 1906 bis 1913 war die Zunft Herausgeber der viermal jahrlich erscheinenden Zeitschrift Dresdner Kunstlerheft 2 ab 1908 unter dem Titel Dresdener Kunstlerheft im Verlag Julius Hoffmann Die Vereinszeitschrift widmete sich dem Thema Architektur und Kunstgewerbe und war mit Fotografien reich bebildert Bedingt durch die stetig steigende Anzahl an Mitgliedern wurde auf der Zunftversammlung vom 6 Dezember 1907 beschlossen die Vereinsgeschafte uber Fachausschusse abzuwickeln Diese Fachausschusse wurden mit fur die Dauer von einem Jahr gewahlten Mitgliedern besetzt Folgende Ausschusse wurden geschaffen Redaktionsausschuss der Dresdner Kunstlerhefte und fur die Presse und Offentlichkeitsarbeit Kunstgewerbeausschuss zur Forderung des Handwerks Kunstausschuss fur Fragen des offentlichen Bauwesens sowie fur allgemeine Kunstfragen wie Urheberrechts Natur und Heimatschutz Ausstellungsausschuss Beschwerdeausschuss FestausschussMit der Zeit schlossen sich Hans Erlwein Otto Gussmann Fritz Schumacher und Georg Wrba im Rahmen der Zunft zu einem engeren Zirkel zusammen Sie trafen sich wochentlich in ihren Hausern und tauschten sich gegenseitig aus Sie alle standen in stark vernetzten Beziehungen und nahmen zahlreiche offentliche Auftrage wahr 1 Auf den 1 Januar 1909 gab Erlwein den Vorsitz der Zunft an Georg Wrba ab nachdem in der Presse Anschuldigungen hinsichtlich der angeblichen Bevorzugung von Angehorigen der Zunft bei der Vergabe von offentlichen Auftragen ruchbar wurden Neunzehn Dresdner Kunstler unter der Federfuhrung von Richard Daniel Fabricius darunter die ehemaligen Zunft Mitglieder Richard Guhr und Josef Goller sowie Erich Hosel Georg Muller Breslau und August Schreitmuller legten gegen das stadtische Hochbauamt und Hans Erlwein als Stadtbaurat eine Beschwerde ein Sie verlangten dass offentliche Auftrage durch Konkurrenzausschreibungen und in unparteiischer Weise ohne Rucksicht auf die Zugehorigkeit zur Kunstlervereinigung Die Zunft vergeben werden sollten Die Beschwerde stand auf dem Hintergrund des zwischen 1907 und 1909 offentlich ausgetragenen Dresdner Kunstlerstreits zwischen konservativen und reformfreudigen Kraften und wurde von der Stadtverwaltung abgewiesen Am 3 Juli 1909 schloss sich die Gruppe der Elbier der Zunft an Aus den Reihen der Zunft der ehemaligen Elbier der Gilde 3 und einer Anzahl aussenstehender Kunstler bildete sich am 6 November 1909 unter dem Vorsitz von Georg Wrba die Kunstlervereinigung Dresden Mit diesem Zusammenschluss sollte die Dresdner Reformbewegung auf eine noch breitere Basis gestellt werden Ausserdem entzog die Zunft ihren konservativ eingestellten Widersachern die Angriffsflache indem sie zumindest nach aussen hin als Kunstlervereinigung Dresden firmierte Der Zunft fiel danach lediglich die Pflege der Geselligkeit zu Die Zunftabende waren zwanglos und fanden jeden Freitag im ersten Obergeschoss des Stammlokals Zacherlbrau in der Konig Johann Strasse 8 Ecke Kleine Frohngasse statt das als Zunftstube fur jahrlich 1 000 Mark gemietet wurde Bei den Treffen wurden keine Gaste geduldet 2 Als Vereinszeichen trugen die Mitglieder an der Uhrkette den Silbernen Ehrenhammer Die Ausgestaltung der Zunftstube wurde nach Entwurfen von Julius Grabner gestaltet dem diese Aufgabe per Los zufiel Die Zunftstube wurde am 14 Dezember 1906 eingeweiht Daneben gab es ein von Otto Gussmann gestaltetes Fenster und eine mit Schnitzereien versehene Zunfttur in der die Namen der Mitglieder eingraviert wurden In der Zunftstube hing von jedem Mitglied ein einheitlich gerahmter Schattenriss Aus Platzgrunden benutzte Die Zunft ab 1909 als Zunftlokal das erste Obergeschoss der Gaststatte Zum Tucher in der Webergasse 10 Das Tucherbrau wurde nach Entwurfen des Architekten Alexander Hohrath gestaltet und am 2 November eingeweiht Die Zunfttur und das Fenster mit den Glasmalereien von Otto Gussmann aus dem alten Zacherlbrau wurden ubernommen Wahrend der Kriegsjahre liessen die Aktivitaten der Vereinigung immer mehr nach Auf der ausserordentlichen Versammlung vom 16 Januar 1918 loste sich Die Zunft auf Einordnung BearbeitenDie Zunft war Teil der Reformbewegung um die Jahrhundertwende als Gegenbewegung zu der seit der Mitte des 19 Jahrhunderts aufgekommenen schnelllebigen Massenproduktion die sich stilistisch aus dem Formenreichtum vergangener Epochen bediente Diese historistisch orientierte Stilrichtung zeichnete sich durch die Verwendung vorgetauschter kostbarer Materialien und uberbordender Verzierungen aus und fand Anwendung bei einfachen Gegenstanden des Alltags bis hin zur Architektur Angeregt durch die englische Reformbewegung Arts and Crafts um William Morris und John Ruskin formierten sich im letzten Jahrzehnt des 19 Jahrhunderts auch in Deutschland Krafte die sich kritisch mit der Praxis des Nachahmens auseinandersetzten Angestrebt wurde eine Klarheit und funktionsgerechte Gestaltung von Raumen und Mobeln sowie bei Gegenstanden des Alltags In der Architektur wird fur diese Reformbewegung der Begriff Reformarchitektur verwendet Gesucht wurde auch nach einer den spezifischen Bedingungen der maschinellen Produktion angepassten Gestaltungsweise Ein Hauptanliegen der Zunft war der Gedanke des Zusammenwirkens von Plastik Malerei und Architektur im Dienste eines Gesamtkunstwerkes Die Zunft forderte unter anderem zweckmassiges Bauen und Materialgerechtigkeit 4 Malerei und Plastik wurden im Dienst der Raumkunst gesehen 5 In der Kunstlervereinigung sollten sich alle als Bauschaffende verstehen egal ob Maler Bildhauer Kunstgewerbler oder Architekt Raumkunst war ein Schlusselbegriff in der damaligen Dresdner Stadtentwicklung Die Vorstellung war dass Plastik Malerei und Architektur so innig zusammengehen sollten dass sie als untrennbar erscheinen sollten wobei alle drei raumbildend raumerfullend und in wohlabgewogenen Verhaltnissen zueinander stehen sollten Materialgerechtigkeit war zu jener Zeit auch ein Ziel des Deutschen Werkbundes und bezeichnete die Verwendung von Materialien in der Art dass die ursprunglichen Eigenschaften und Erscheinungsweisen sichtbar blieben Damit gemeint war die Suche nach einer neuen durch Zweck Material und Konstruktion bedingten Formgebung Form follows function die man auch als Sachlichkeit oder Sachstil bezeichnete und die in den 1920er Jahren dann unter dem Begriff Neue Sachlichkeit erneut thematisiert werden sollte Die Aktivitaten der Gruppe haben das kunstlerische Antlitz von Dresden der damaligen Zeit mitgepragt Fritz Schumacher schuf die Planung des ersten Krematoriums Wilhelm Kreis setzte sich mit seinem Entwurf fur die Augustusbrucke durch Hans Erlwein bewerkstelligte den Bau der Gaststatte Italienisches Dorfchen Selmar Werner schuf das Schiller Denkmal Otto Gussmann gestaltete die Ausmalung der Rathauskuppel Max Hans Kuhne und William Lossow schufen das Hauptbahnhofgebaude in Leipzig und Oskar Seyfferts Volkskundemuseum entstand Das von Georg Wrba in Gips gestaltete Konig Georg Denkmal wurde letztlich nicht umgesetzt 6 ein spater entstandenes wurde vor der Artilleriekaserne in der Albertstadt aufgestellt und 1952 als kunstlerisch wertlos beseitigt 7 Vorsitzende BearbeitenHans Erlwein Juni 1905 Dezember 1908 Georg Wrba Januar 1909 September 1909 Oskar Seyffert Oktober 1909 September 1910 Karl Gross Oktober 1910 Oktober 1912 Hans Erlwein November 1912 7 November 1913 German Bestelmeyer 7 November 1913 4 Juni 1914 Julius Ferdinand Wollf 4 Juni 1914 24 Marz 1915 Karl Gross ab 24 Marz 1915 16 Januar 1918Mitglieder BearbeitenOtto Altenkirch Hans Bahr 8 German Bestelmeyer Martin Dulfer Hans Erlwein Paul Flechsel 8 Julius Graebner Karl Gross Richard Guhr Austritt 1907 Cornelius Gurlitt Otto Gussmann Oswin Hempel Alexander Hofer Emil Hogg Ernst Hottenroth August Hudler Josef Goller Austritt ca 1907 Erich Kleinhempel 8 Max Klinger 1 Rudolf Kolbe Oskar Kramer 9 Wilhelm Kreis Ernst Kuhn 9 Max Hans Kuhne Hans Lindinger 8 William Lossow Oskar Menzel Otto Pilz Paul Rossler Rudolf Schilling Fritz Schumacher Oskar Seyffert Robert Sterl Georg Treu Heinrich Tscharmann Selmar Werner 9 Paul Wallot Julius Ferdinand Wollf Georg Wrba Siehe auch BearbeitenListe von Kunstlergruppen der bildenden Kunst in DresdenLiteratur BearbeitenJens Fritzsche Wollf Erlwein und Die Zunft In Julius Ferdinand Wollf Suche nach einem Ausgeloschten Kunstblatt Verlag Dresden 2019 ISBN 978 3 9820163 0 6 S 162 163 Petra Klara Gamke Die Kunstlervereinigung Zunft In Karl Gross Tradition als Innovation Dresdner Reformkunst am Beginn der Moderne Deutscher Kunstverlag Munchen 2005 ISBN 3 422 06488 5 S 39 45 Gunter Kloss III Deutsche Kunstgewerbe Ausstellung Dresden 1906 und die Kunstlervereinigung Die Zunft in Dresden In Hans Erlwein 1872 1914 Stadtbaurat in Bamberg und Dresden Imhof Petersberg 2002 ISBN 3 932526 95 3 S 23 27 A Werner Vogel Eberhard Vogel Die Zunft In Otto Pilz akademischer Tierbildhauer 1876 1934 sein Leben und Wirken VDS Verlag Ph C W Schmidt Neustadt an der Aisch 2008 ISBN 978 3 87707 728 3 S 31 32 Jutta Petzold Herrmann Die 3 Deutsche Kunstgewerbeausstellung Dresden 1906 ein herausragendes kulturelles Ereignis In Dresdner Geschichtsverein Hrsg Dresdner Hefte Nr 36 1993 ISSN 0863 2138 S 25 40 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten a b c Gunter Kloss III Deutsche Kunstgewerbe Ausstellung Dresden 1906 und die Kunstlervereinigung Die Zunft in Dresden In Hans Erlwein 1872 1914 Stadtbaurat in Bamberg und Dresden Imhof Petersberg 2002 ISBN 3 932526 95 3 S 23 27 a b Die Zunft Stadtwiki Dresden abgerufen am 11 April 2015 Bei der am 4 April 1907 gegrundeten Vereinigung Die Gilde handelte es sich um eine primar wirtschaftliche Vereinigung von Kunstgewerblern Vgl Gamke 2005 S 44 Paul Schumann Von angewandter Kunst in Dresden In Die Kunst Monatsheft fur freie und angewandte Kunst 14 Jahrgang Bruckmann Munchen 1911 S 435 440 Digitalisat Sabine Schulte Das Deutsche Hygiene Museum in Dresden von Wilhelm Kreis Biografie eines Museums in der Weimarer Republik Dissertation Rheinische Friedrich Wilhelms Universitat Bonn 2001 S 126 urn nbn de hbz 5 02407 Bestand 12512 Ausschuss fur die Errichtung eines Konig Georg Denkmals in Dresden Sachsisches Staatsarchiv abgerufen am 27 April 2015 Stauffenbergallee In Dresdner Stadtteile de Abgerufen am 27 April 2015 a b c d Petra Klara Gamke Die Kunstlervereinigung Zunft In Karl Gross Tradition als Innovation Dresdner Reformkunst am Beginn der Moderne Deutscher Kunstverlag Munchen 2005 ISBN 3 422 06488 5 S 39 45 a b c Die Dresdner Kunstausstellung 1908 In Kunstchronik Wochenschrift fur Kunst und Kunstgewerbe 19 Jahrgang Nr 29 Seemann Leipzig 1908 S 504 Digitalisat Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Die Zunft amp oldid 229907870