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Die Zeremonie ist ein 1971 von Nagisa Ōshima geschriebener und inszenierter japanischer Spielfilm Der Regisseur klagt darin den konservativen autoritare Traditionen fortschreibenden Charakter an den die japanische Gesellschaft in der Nachkriegszeit mit dem wirtschaftlichen Aufschwung behalten habe Das mache es der jungen Generation unmoglich eigene Lebensentwurfe zu verwirklichen Im Mittelpunkt der Erzahlung steht eine weitverzweigte Familie der Oberschicht deren Zeremonien eine passendere Ubersetzung des japanischen Originaltitels 儀式 Gishiki Ōshima sarkastisch angreift Das dramaturgisch und visuell streng durchkomponierte Werk fand in Japan viel im deutschsprachigen Raum hingegen kaum Beachtung FilmDeutscher Titel Die ZeremonieOriginaltitel Gishiki儀式Produktionsland JapanOriginalsprache JapanischErscheinungsjahr 1971Lange 123 MinutenStabRegie Nagisa ŌshimaDrehbuch Tsutomu Tamura Mamoru Sasaki Nagisa ŌshimaMusik Tōru TakemitsuKamera Toichiro NarushimaSchnitt Keiichiro UraokaBesetzungKenzō Kawarasaki Masuo Kei Satō Grossvater Atsuko Kaku Ritsuko Atsuo Nakamura Terumichi Kiyoshi Tsuchiya Tadashi Akiko Koyama Satsuko Maki Takayama Masuos Mutter Fumio Watanabe Susumu Nobuko Otowa Shizu Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Bedeutung und Stil 2 1 Abbild der Nachkriegsgesellschaft Japans 2 2 Familiare Abhangigkeiten 2 3 Ausbruchsversuche 2 4 Ōshimas Befurchtungen zur japanischen Seele 3 Zeitgenossische Kritik 4 Filmgeschichtliche Wertungen 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenMasuo und seine Verwandte Ritsuko die er seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat erhalten 1971 ein Telegramm von ihrem Verwandten Terumichi Dieser weigert sich nach dem Tod des Grossvaters die Nachfolge als Oberhaupt der Familie Sakurada anzutreten und kundigt an auf einer abgelegenen Insel sterben zu wollen Der Film blendet zuruck ins Jahr 1947 als Masuo damals zehnjahrig nach dem verlorenen Krieg mit seiner Mutter aus der wieder von China beherrschten Mandschurei nach Japan repatriiert wird Sein Vater hat sich umgebracht nachdem der Kaiser kapituliert und seiner Gottlichkeit entsagt hat Die wichtigsten Begleiter wahrend seiner Kindheit werden nun die Kinder Terumichi Ritsuko und Tadashi die in nicht ganz klaren Verwandtschaftsverhaltnissen Teil der Familie Sakurada sind Zur oberen Gesellschaftsschicht gehorend wird die Familie Ehefrauen Matressen Schwieger und Enkelkinder vom patriarchisch herrschenden Grossvater gelenkt Dieser schreibt Masuo dem altesten seiner mannlichen Nachkommen den Weg als kunftiges Familienoberhaupt vor Die Familie weist auffallige Lucken auf zahlreiche Vater und Mutter fehlen Wahrend Onkel Isamu ideologisch der stalinistischen Linie der Kommunisten anhangt hat Tadashis Vater Susumu wegen Kriegsverbrechen Jahre in chinesischer Haft verbracht und ist ein gebrochener schweigender Mann 1952 nach dem Tod seiner Mutter und mittlerweile ein Jungling geworden spurt Masuo Zuneigung zu Ritsukos sinnlicher Mutter Satsuko Doch der Grossvater unterbindet eine sich anbahnende Beziehung und uberlasst Satsuko dem jungen Terumichi der mit ihr seine ersten erotischen Erfahrungen macht Masuos Annaherung an Ritsuko 1956 scheitert ebenfalls weil der gewandtere Terumichi ihm zuvorkommt und Ritsuko zur Partnerin nimmt Daraufhin findet man Satsuko aufgespiesst mit einem Dolch obwohl es heisst sie habe sich selbst umgebracht mutmasst Masuo der Grossvater habe sie ermordet Die grosste Demutigung erfahrt Masuo 1960 als die Familie ihn mit einer Frau zwangsverheiratet die nicht zur Hochzeit erscheint Der Grossvater besteht dennoch darauf dass die Zeremonie wie geplant durchgefuhrt wird und Masuo muss neben einer imaginaren Braut alle Riten vollziehen Tadashi ist inzwischen Rechtsextremist geworden und wird von einem Auto uberfahren 1971 nach Bekanntwerden von Terumichis Todesbotschaft legen Grossen der Gesellschaft Masuo nahe die Leitung des Familienunternehmens zu ubernehmen Er kommt mit Ritsuko auf der Insel an und sie stellen fest dass sich Terumichi tatsachlich umgebracht hat Masuo der sich Hoffnungen machte Ritsuko konnte nun ihn heiraten muss zusehen wie sie sich zu Terumichi legt und sich ebenfalls umbringt Er bleibt als letzter Uberlebender der Familie zuruck Bedeutung und Stil BearbeitenAbbild der Nachkriegsgesellschaft Japans Bearbeiten Familiare Zusammenkunfte zu zeremoniell ausgefuhrten Hochzeiten und Bestattungen haben in der japanischen Kultur eine hohe Bedeutung 1 Die in je einer Ruckblende geschilderten Zeremonien finden in Jahren statt denen fur die Geschicke Japans eine erhohte Bedeutung zukommt Das fuhrte oftmals zur Interpretation dass das Familiendrama die Geschichte Japans nach 1945 widerspiegelt 2 Der erste Abschnitt fallt ins Jahr 1947 als die neue Verfassung in Kraft trat 1952 endete die US Besatzung 1956 nahmen Japan und die Sowjetunion diplomatische Beziehungen auf und 1960 verlangerten Japan und die Vereinigten Staaten ihren Sicherheitspakt Obschon sich der Film nur mittelbar auf diese Eckpunkte bezieht ist die Nachkriegsgeschichte des Landes als Hintergrund prasent 3 Die alte kaiserliche Gesellschaftsform wirkt auch nach der Niederlage Japans im Krieg weiter und ist die Grundlage der Autoritat die der Grossvater uber die Familie ausubt 4 1947 als Beamter wieder eingesetzt ignoriert er den Zeitwandel 5 Diese Restauration alter Strukturen verhindert die Entstehung einer echten demokratischen Gesellschaft Vor diesem Kontext steht die symbolische Handlung des kleinen Terumichi der 1947 uber der sitzenden Familie plotzlich ein Desinfektionsmittel verspruht das Japan reinigen soll 6 An Onkel Isamu dem Stalinisten zeigt Ōshima dass die kommunistische Partei keine Alternative von Wert ist 1 Familiare Abhangigkeiten Bearbeiten nbsp Skizze einer Einstellung Der streng symmetrische Bildaufbau betont die vom Grossvater beanspruchte zentrale Stellung in der Familie Weil der Film das Geschehen nur luckenhaft wiedergibt und die Motive fur die Morde und Selbstmorde nicht erlautert verliert die Handlung gegenuber der Familienstruktur an Bedeutung 7 Den Stammbaum der Familie legt Ōshima nicht in allen Verastelungen offen der von Onkel Isamu geausserten Behauptung der Grossvater sei der heimliche Vater aller Sakurada Kinder wird nie widersprochen 8 9 Mit diesen inzestuosen Beziehungen des Grossvaters versagt diese wohlhabende Familie moralisch genau so wie die Unterschichtsfamilie in Ōshimas zuvor gedrehtem Film Der Junge Der Regisseur sieht in der Haufigkeit des Inzests unter diesen Menschen eine Verletzung der geistigen Autonomie des Individuums 1 Er behandelt damit das japanische Thema schlechthin den vergeblichen Kampf zeitgemasser Forderungen und Anspruche gegen die Tyrannei erstarrter Formen Sitten und Strukturen 10 Wahrend der Grossvater von Masuos Verpflichtung der Familie gegenuber spricht finden die strikten Erbfolgeregeln visuellen Ausdruck in der Kamerafahrt die von einer Grossaufnahme von Grossvaters Gesicht zu einer Grossaufnahme Masuos fuhrt 11 Die Tradition sieht die familiaren Beziehungen als einzigen bestimmenden Faktor von Masuos Person vor Ōshima aber verleiht Masuo eine grossere Bedeutung indem Masuos Stimme das Geschehen zwischendurch kommentiert und er zu einem zentralen Quasi Erzahler wird dessen Rolle uber die eines blossen Protagonisten hinausgeht 12 Masuo bleibt stets am Rande des familiaren Geschehens und ist immer abwesend wenn die Angehorigen sterben 13 Der Bildaufbau wahrend der Zeremonien betont die Autoritat des Grossvaters Er nimmt die Mitte ein wahrend die ubrigen Familienmitglieder links und rechts von ihm aufgereiht sind 14 Diese Symmetrie steht im Widerspruch zu den vorhandenen Konflikten unter den Angehorigen 15 Wo ausserhalb der Zeremonien die Autoritat brockelt oder Protagonisten ihren Gesetzen trotzen werden die Bildkompositionen asymmetrisch 16 Zwar gehe Ōshima vom Modell des japanischen Familienfilms aus wie er von Yasujiro Ozu gepragt worden war meinte Tessier 1973 doch weigere sich der Regisseur dieses Erbe anzutreten so wie Terumichi sich weigert in der Familie Sakurada an die Spitze nachzurucken Stattdessen fuhre er das Imaginare ein als grossartige Eruptionen eines lebhaften Gewissens oder anders bezeichnet des Surrealismus 17 Die Darstellung einer zerfallenden Familie der oberen Klasse zog auch einen Vergleich mit Die Spielregel 1939 nach sich 18 Ausbruchsversuche Bearbeiten Der Film dekonstruiere die theatralische Eigenschaft von Ritualen und wie die herrschende Schicht religiose und politische Ideologie verbinde meinte Desser 1988 Mit jeder weiteren Zeremonie werde die Familie immer fragmentierter 19 Die lange Abfolge von Zeremonien fur zutiefst theatralisch hielt auch Burch 1979 Das ist ein lahmendes bosartiges Theater Es ist das Theater repressiver Vater ein Lugentheater das nur eine glaubhaft befreiende Geste kennen kann Die des rituellen Selbstmordes 20 Das Festhalten des Grossvaters an seinen Grundsatzen und den absolut festgelegten Ritualen fuhrt ihn bis zur Wirklichkeitsverweigerung 21 22 Die fur Masuo bestimmte Braut soll das Ideal der reinen japanischen Frau verkorpern doch ihre Abwesenheit deutet darauf dass diese ideale Frau nie existierte Die Kamera streift durch die Halle entlang der Tische und der Hochzeitsgaste vergeblich nach ihr suchend und weist durch Unscharfe des Hintergrunds auf den leeren Platz neben dem Brautigam 23 Die rituelle Ordnung ist ihres ursprunglichen Sinns entleert und der Tod wird zum Faszinosum des Untergangs 5 Terumichis Selbstmord wurde oft als eine Anspielung Ōshimas auf das Lebensende des Schriftstellers Yukio Mishima verstanden 4 1 Der Regisseur aber erklarte als Mishima sich umbrachte ware das Drehbuch bereits fertig gewesen und die Dreharbeiten hatten noch nicht begonnen gehabt Der Vorfall sei fur ihn ein grosser Schock gewesen 24 Im Film bleibt am Ende Masuo alleine zuruck als Angehoriger einer Generation die weiterzubestehen sich weigert In dieser totalen gewaltsamen Ablehnung liegt fur Turim 1998 die gesellschaftliche Kritik des Werks 25 Ōshimas Befurchtungen zur japanischen Seele Bearbeiten Wie fast alle seine vorangegangenen Werke konzipierte Ōshima Die Zeremonie als Revolte gegen die von ihm als krank aufgefasste japanische Gesellschaft Er forderte sie auf nach 25 Jahren Nachkriegszeit Bilanz zu ziehen In Die Zeremonie habe ich versucht in der Gegenwart von 1971 die Gesamtheit meiner Existenz und meiner Gefuhle wahrend all der Jahre nach dem Krieg zu betrachten 26 Der Film stellt die Frage ob die Nachkriegsgesellschaft anstelle von Militarismus und Nationalismus neue Werte vorweisen konne die stark genug sind um sich gegen die alten zu behaupten 1 Fur die Empfindungen jener Generation die neue Werte zu verwirklichen suchte verwendet Ōshima ein wiederkehrendes Motiv Auf der Flucht in der Mandschurei hatten Masao und seine Mutter ein kleines Bruderchen zurucklassen mussen das sie begraben hatten und das Masao danach noch schluchzen horte in Japan halt er ofter sein Ohr an die Erde und lauscht Zeichen des Nichtvergessens begangener Unmenschlichkeit und des Nichtverstummens der wimmernden Klage 5 Als Erwachsener legt er den verstorbenen Tadashi aus seinem Sarg und zwangt sich selbst hinein Die junge Generation ist so legt Ōshima allegorisch nahe lebendig begraben worden 27 ihre Angehorigen sind lebende Tote im familiaren System 20 Dieses lastet durch die Burde seiner Vorschriften und Ehrbegriffe auf den Mitgliedern und erstickt Ansatze von individueller Verwirklichung Befreiung und Rebellion 21 Ihm scheine sagte Ōshima bei Zeremonien werde die Seele des Japaners auf eine nicht alltagliche heikle Weise aufgewuhlt In Zeremonien offenbarten sich die Besonderheiten der japanischen Seele Militarismus und fremdenfeindlicher Nationalismus die man im Alltag sowohl logisch wie gefuhlsmassig ablehne konnten sich in ungewohnlichen Situationen auf beunruhigende einfache Weise dieser Seele bemachtigen 26 Daneben wollte Ōshima nach eigenem Bekunden das wirtschaftliche Wiedererstarken Japans thematisieren denn er verdachtigte sein Land eine erneute Besetzung umliegender Staaten anzustreben Ich habe das Gefuhl dass wenn wir das Geheimnis der japanischen Seele das Geheimnis der Japaner die in Eile leben und eilig sterben wollen nicht aufklaren Japan bald wieder in einen Krieg gefuhrt werden wird 24 25 Jahre spater erzahlte Ōshima in einem Gesprach nach der Zeremonie habe er den Glauben mit Filmen gesellschaftliche Veranderung herbeifuhren zu konnen verloren 28 Zeitgenossische Kritik BearbeitenŌshimas unabhangige Produktionsgesellschaft Sozosha stellte Die Zeremonie her und liess sie in Japan durch die ATG verleihen Dort lief der Film am 5 Juni 1971 29 im Kino an war ein Erfolg und erhielt im selben Jahr den Kinema Jumpō Preis zugesprochen 30 Seine deutsche Erstauffuhrung erlebte der Film am 10 Mai 1972 im Deutschen Fernsehen 31 Fur den film dienst rezensierte Paula Linhart Der Filmbesucher sollte auf den intellektuellen Spursinn verzichten alle verborgenen Bezuge und Verschlusselungen aufzuklaren und das Fremdartige in unserem Sinne zu verstehen Die Wahrheit dieses Zeugnisses transparent werdender Wirklichkeit zeigt sich unserer Aufmerksamkeit am unmittelbarsten durch die imaginare Kraft ihrer Bilder die in immer neuen Augenblicken ihre heimliche Bedeutung ins Licht ruckt lebendig werdende Poesie und Trauer Despotie und Gewalt Wie unter der Hulle ehrfurchtiger Aufmerksamkeit fur Wesen Dinge und Tun verletzte Gefuhle sichtbar werden und sich passive Duldsamkeit mit aktivem Widerstand miteinander verklammern das verrat die Kunst einer ausserordentlichen Regie 5 Die Zeit wertete es in einer Kurzkritik als einen Film der unter seiner ritualisierten Schonheit zu explodieren scheint 10 Breitere Aufnahme als in der Bundesrepublik genoss das Werk in Frankreich In L Avant Scene Cinema meinte Max Tessier als filmische Bilanz und eine Art erstes Testament Ōshimas sei Die Zeremonie mit Sicherheit das vollkommenste Bewusstseins Puzzle das dem Filmemacher bis dahin gelungen sei In keinem der vorangegangenen Werke so bemerkenswert diese seien habe er diese Perfektion erreicht Den Film mache einzigartig dass er zugleich ganzlich konkret und vollig abstrakt sei Ein aus seinem Autor hervorbrechendes Selbstportrat makellose Skizze eines wieder erwachenden nationalen und befragenden Gewissens oder einfach ein Familiengemalde ist Die Zeremonie auf jeden Fall der schonste verzweifeltste und authentischste Gesang eines Autors der an den aussersten Punkt des Echos einer inneren Resonanz gekommen ist 17 Im Le Canard enchaine lautete das Verdikt Dieser schone japanische Film wird kein so grosses Publikum finden wie Der Pate Er richtet sich an jene die neugierig auf aussergewohnliches Kino sind Das ist hier in jeder Hinsicht der Fall Ein sehr schoner Film den zu erfassen unser westlicher Geist einige Muhe hat bevor wir verfuhrt und fasziniert werden 32 In der Kritik des Nouvel Observateur hiess es Ein langes und langsames Werk das man noch einmal sehen mochte zum Einen weil es ein wenig ratselhaft bleibt in seinem Ritual eingeschlossen zum Anderen weil es eine Faszination ausubt Durch seine formelle Schonheit den Rhythmus der Erzahlung durch die Abwechslung von gemessener Feierlichkeit und Gewalt Sicherlich eines der wichtigen Œuvres des japanischen Gegenwartskinos und fur uns eine Offenbarung ein Grund mehr Ōshima fur einen grossen Filmemacher zu halten 33 Le Monde lobte Manche Szenen wie die in Abwesenheit der Braut begangene Hochzeit geraten mit einfachsten Mitteln zu reiner Poesie Doch diese Poesie ist immer reich an Bedeutungen Ein inneres Licht erleuchtet Die Zeremonie Hinter diesen Ritualen und Dramen macht sich die angsterfullte Stimme Nagisa Ōshimas unaufhorlich vernehmbar 34 Filmgeschichtliche Wertungen BearbeitenDer Filmhistoriker Ulrich Gregor 1978 wies auf die Fragmentierung des Werks in Spiegelungen und Erinnerungen hin die so kompliziert seien wie die Familienverhaltnisse Oshimas Kunst besteht darin dass er trotzdem ein intuitiv klar zu erfassendes Bild herauskristallisiert Dieses zeichne er mit durchdringender Prazision mit einer Neigung zur Groteske zum Pathos zur makabren Zuspitzung die aber gebandigt wird von der strengen Komposition des Films diese regiert die Bildgestaltung ebenso wie die Dramaturgie 21 Ahnlich war Burch 1979 in seinem Buch uber Form und Gehalt des japanischen Kinos der Ansicht die textliche Tiefe der Diegese des Films sei die gehaltvollste die Ōshima je erreicht habe da Figuren und Handlungen viele ubertragene Bedeutungen hatten 20 Fur Kirihara 1985 bietet Die Zeremonie Szenen und Einzelbilder von packender Schonheit die Bilderpracht beeindruckt im selben Mass wie die familiaren Beziehungen erschrecken Der Film erlaube keine vereinfachende Interpretation als Familiensaga oder als Geschichte Nachkriegsjapans Er kombiniere die Strange einer personlichen Identitatssuche eines privaten Melodramas nationaler Geschichte und eines reichhaltigen visuellen Gewebes entlang derer sich Erforschungen ziehen ohne dass auch nur eine davon zu einem Abschluss fuhrte Die Rituale dienten als Ausgangspunkte fur die grundliche Erkundung einer eigentumlichen Nation und Oshimas Genius liege darin sie am Filmende nicht abzubrechen 35 Jacoby 2008 nannte Die Zeremonie das selbstgewisseste Beispiel fur Ōshimas Ansatz verschiedene Stile im selben Film zusammenzufugen Jede Figur in der Erzahlung sei nicht nur abgerundet sondern verkorpere eine Facette der japanischen Gesellschaft Das Melodrama verstarke die emotionale Verwicklung des Zuschauers wahrend die strukturelle Formlichkeit und der offenkundige Symbolismus zu einer distanzierteren analytischen Lesart einluden 36 Weblinks BearbeitenDie Zeremonie in der Internet Movie Database englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Joan Mellen The waves at Genji s door New York 1976 zit in Freunde der Deutschen Kinemathek Hrsg Filme aus Japan 1993 ISBN 3 927876 08 9 S 259 Maureen Turim The Films of Nagisa Oshima University of California Press Berkeley 1998 ISBN 0 520 20665 7 S 112 Donald Richie A hundred years of Japanese film Kodansha International Tokio 2001 ISBN 4 7700 2682 X S 200 Mellen 1976 Donald Kirihara The Ceremony In Frank N Magill Hrsg Magill s survey of cinema Foreign language films Band 2 Salem Press Englewood Cliffs NJ 1985 ISBN 0 89356 245 9 S 505 506 a b Hideo Osabe Ein Portrat von Nachkriegsjapan zit in Freunde der Deutschen Kinemathek Hrsg Filme aus Japan 1993 ISBN 3 927876 08 9 S 261 262 a b c d Paula Linhart Die Zeremonie In film dienst Nr 18 1973 Turim 1998 S 114 Kirihara 1985 S 505 Turim 1998 S 113 114 Kirihara 1985 S 505 a b Die Zeit Nr 18 1972 Filmtips Turim 1998 S 113 Turim 1998 S 109 Robert Benayoun in Le Point 2 Oktober 1972 zit in L Avant Scene Cinema Nr 136 Mai 1973 S 41 Turim 1998 S 118 Kirihara 1985 S 506 Turim 1998 S 119 120 a b Max Tessier Le plain chant de la consience In L Avant Scene Cinema Nr 136 Mai 1973 S 7 Louis Seguin in Le Quinzaine Litteraire 16 Oktober 1972 zit in L Avant Scene Cinema Nr 136 Mai 1973 S 41 David Desser Eros plus Massacre An introduction to Japanese New Wave Cinema Indiana University Press Bloomington 1988 ISBN 0 253 20469 0 S 187 188 a b c Noel Burch To the distant observer Form and meaning in the Japanese cinema University of California Press Berkeley 1979 ISBN 0 520 03877 0 S 342 a b c Ulrich Gregor Geschichte des Films Band 4 Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1978 ISBN 3 499 16294 6 S 500 Turim 1998 S 121 Turim 1998 S 121 a b Nagisa Oshima Uber die Verfertigung von Gedanken beim Drehen Zit in Freunde der Deutschen Kinemathek Hrsg Filme aus Japan 1993 ISBN 3 927876 08 9 S 264 Turim 1998 S 123 a b Nagisa Oshima Pourquoi la Ceremonie In L Avant Scene Cinema Nr 136 Mai 1973 S 11 Mellen 1976 Turim 1998 S 116 Nagisa Ōshima im Gesprach mit Shomingeki Nr 2 vom Sommer 1996 Soziale Widerspruche und Kino 儀式 Die Zeremonie bei jmdb ne jp Japanese Movie Database japanisch Kirihara 1985 S 504 Die Zeremonie In Lexikon des internationalen Films Filmdienst abgerufen am 2 Marz 2017 Michel Duran in Le Canard Enchaine 1 November 1972 zit in L Avant Scene Cinema Nr 136 Mai 1973 S 41 Michel Claude Cluny in Le Nouvel Observateur 29 November 1972 zit in L Avant Scene Cinema Nr 136 Mai 1973 S 41 42 Jean de Baroncelli in Le Monde 21 Oktober 1972 zit in L Avant Scene Cinema Nr 136 Mai 1973 S 41 Kirihara 1985 S 506 Alexander Jacoby A critical handbook of Japanese film directors Stone Bridge Press Berkeley 2008 ISBN 978 1 933330 53 2 S 241Filme von Nagisa Ōshima Stadt der Liebe und Hoffnung Nackte Jugend Das Grab der Sonne Nacht und Nebel uber Japan Die Beute Shiro Tokisada von Amakusa Die Freuden des Fleisches Der Besessene im hellen Tageslicht Ninjas Kampfkunste Uber japanische Lieder der Unzucht Die Nacht des Morders Tod durch Erhangen Die Ruckkehr der drei Trunkenbolde Tagebuch eines Diebes aus Shinjuku Der Junge Geheime Geschichte der Kriegs und Nachkriegszeit von Tokio Die Zeremonie Kleine Sommerschwester Im 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