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Dieser Artikel behandelt den Roman fur den gleichnamigen Film siehe Die Wand Film Die Wand ist ein Roman der Schriftstellerin Marlen Haushofer aus dem Jahr 1963 Dieser dritte und erfolgreichste Roman der damals 43 jahrigen Autorin beschreibt das Leben einer Frau die durch eine plotzlich auftauchende unsichtbare Wand von der Zivilisation abgeschnitten wird Die Verfilmung des Romans kam unter demselben Titel Die Wand im Oktober 2012 in die Kinos 1 Im Dezember 2012 wurde der Stoff von Christian Nickel fur das Burgtheater inszeniert Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Entstehung und Hintergrund 3 Rezeption 4 Soziale Medien 5 Ausgaben Auswahl 5 1 Horbuch 5 2 Verfilmung 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDie vierzigjahrige Protagonistin die namentlich nicht genannt wird tritt in dem Roman als Ich Erzahlerin auf Sie reist mit ihrer Cousine Luise und deren Ehemann Hugo an einem Wochenende zu einer Jagdhutte ins Gebirge Das Ehepaar sucht abends noch eine im Tal gelegene Gaststatte auf Morgens vermisst die Erzahlerin ihre Begleiter und verlasst die Hutte um nach ihnen Ausschau zu halten Doch am Ausgang der Schlucht stosst sich der bei ihr verbliebene Hund des Paares die Schnauze an einer unsichtbaren Sperre blutig Ein Mann der im Tal an einem Brunnen Wasser schopft wirkt in ihrem Fernglas wie versteinert Es scheint als habe ein grosses Ungluck alle zumindest aber alle ihr durch die durchsichtige Wand erkennbaren Lebewesen todlich erstarren lassen Die Ich Erzahlerin ist durch die ratselhafte Wand vor diesem Ungluck geschutzt und zugleich aber auch gefangen Da sich das von der Wand umschlossene Gebiet uber mehrere Jagdreviere erstreckt lernt die so Isolierte allmahlich sich von den verbliebenen Vorraten den Fruchten und Tieren des Waldes und ihrem Garten zu ernahren Zu der Sorge um ihre eigene Existenz kommt dabei bald die Sorge um verschiedene Tiere die ihr zulaufen neben dem Hund mehrere Katzen und eine trachtige Kuh Wahrend des dritten Winters fertigt sie den vorliegenden Bericht an ohne zu wissen ob ihn jemals jemand zu Gesicht bekommen wird Zu ihrem fruheren Leben entwickelt sie eine zunehmende Distanz die sich besonders bei der Betrachtung ihres Verhaltnisses zu ihren Tochtern ausdruckt deren Schicksal ungewiss ist Gegen Ende erscheint auf der Alm welche die Frau als Sommerquartier bezogen hat ein Mann Da er ohne ersichtlichen Grund ihren von der Kuh geborenen jungen Stier mit einer Axt erschlagt und auch den zur Hilfe eilenden Hund totet lauft die Frau zur Almhutte bewaffnet sich mit ihrem Jagdgewehr und erschiesst den Mann ohne zu zogern Die Erzahlung klingt optimistisch aus so heisst es unter anderem Seit heute fruh weiss ich sicher dass Bella ein Kalb haben wird Und wer weiss vielleicht wird es doch wieder junge Katzen geben 2 Die Gefangene verschiebt ihren schon wiederholt erwogenen Ausbruch obwohl ihr sowohl die Munition als auch die Zundholzer ausgehen Ihr Schicksal bleibt offen Entstehung und Hintergrund Bearbeiten nbsp Wohnsitz ab 1960 Taborweg 19 in SteyrMarlen Haushofer erwahnte in einem Gesprach Der Stoff zur Wand muss immer schon dagewesen sein Ich habe ihn mehrere Jahre herumgetragen aber ich habe mir nicht einmal Notizen gemacht Ich habe auch mit niemandem daruber gesprochen Die Autorin wohnte in den 1950er Jahren mit ihrer Familie in der Steyrer Innenstadt zuletzt im Haus Pfarrgasse 8 Dieses mehrere hundert Jahre alte Burgerhaus war nicht nur eng und schlecht beheizt sondern beherbergte auch eine Schlachterei Dies habe sie sehr belastet wie sie in einem Brief an ihren Mentor Hans Weigel schreibt Im Spatsommer 1960 ubersiedelte die Familie in das Haus Taborweg 19 ein Zweifamilienhaus mit Garten und Zentralheizung im Stadtteil Tabor Erst danach im November 1960 begann Haushofer mit der Niederschrift des Romans Der Arbeitstitel lautete erst Die glaserne Wand wurde jedoch noch wahrend der Arbeit am Manuskript in Die Wand umgeandert Die erste Niederschrift ist noch in der dritten Person abgefasst und die spater namenlose Ich Erzahlerin heisst Isa der Hund Maxi spater Luchs Das Vorbild fur das Jagdhaus ist die 1924 erbaute etwa eine Stunde Fussmarsch vom Forsthaus Effertsbach entfernte Lackenhutte im Mollner Ortsteil Ramsau Die Alm auf welche die Icherzahlerin mit den Tieren im Sommer ubersiedelt ist der Haidenalm nachempfunden Die Autorin liess sich bei Fragen uber Tiere und Pflanzen von ihrem Bruder Rudolf beraten der ein Studium der Forstwissenschaft abgeschlossen hatte Das Setzen von Interpunktionszeichen und Absatzen im Typoskript uberliess sie ihrem Mentor Hans Weigel Fur die Publikation wechselte Haushofer vom osterreichischen Zsolnay Verlag zu S Mohn Gutersloh 3 Rezeption BearbeitenHaushofers Roman kann in vielfaltiger Weise rezipiert werden Er kann als radikale Zivilisationskritik verstanden werden die den Menschen wieder in die Natur zuruckversetzt und ihm Kulturguter wie den am Haus langsam zuwachsenden Mercedes als ebenso unsinnig wie uberflussig entzieht Positiv betrachtet sichert sie dem Menschen dadurch das Uberleben und die Moglichkeit sich zu lautern Andererseits fordert sie durch die solipsistische und isolierte Lebensweise der Erzahlerin einen hohen Tribut Der einzige weitere Uberlebende erweist sich als so aggressiv dass er kaum eingefuhrt von der Protagonistin erschossen wird Eine darauf Bezug nehmende Lesart ist den Roman als Kritik am Patriarchat aufzufassen Zwar wird der verstorbene Ehemann der Erzahlerin in ihren Erinnerungen nicht angeprangert doch er spielt eine Nebenrolle und immer wieder fallt auf wie unzufrieden sie mit ihrem bisherigen Leben gewesen sein musste 4 Die Protagonistin erwahnt dass sie ihre Situation nur mit einer alten Frau teilen wolle und dass sie lieber alleine als mit einem Mann zu zweit eingeschlossen sei 5 Dieses Detail stutzt die Aussage der Kritik am Patriarchat und zeigt gleichzeitig wie sie sich langsam mit ihrer Situation abfindet Deutlich sind die Eigenschaften einer Robinsonade zu erkennen Ein Mensch wird unversehens und unverschuldet zu einem einsamen Inseldasein gezwungen und muss sich die notwendigen Kulturtechniken erst wieder aneignen um uberleben zu konnen Auch die zutiefst verunsichernde Begegnung mit dem lange verborgen gebliebenen anderen Menschen gibt es in Die Wand im Unterschied zu Robinson Crusoe endet hier allerdings das Zusammentreffen sofort in einer Katastrophe Nochmals erscheint das Motiv der Wand im 1966 erschienenen stark autobiografisch gepragten Kindheitsroman Himmel der nirgendwo endet Dort heisst es Ganz langsam wachst eine Wand zwischen Mutter und Tochter auf Eine Wand die Meta nur in wildem Anlauf uberspringen kann kopfuber in die blaue Schurze in eine Umarmung die Mama fast den Hals verrenkt und ihr das Haar aus dem Knoten reisst 6 Von dieser Warte aus lasst sich die Lage der Wand Erzahlerin auch als Metapher fur die Einsamkeit des Menschen verstehen als Gefangenschaft im Ich Diesen Blickwinkel nimmt Henner Reitmeier in seinem Relaxikon Artikel uber Haushofer ein 7 Nebenbei macht Reitmeier auf eine bedenkliche Schwachstelle in der Romankonstruktion aufmerksam Zu Beginn nach dem Zusammenstoss mit der unsichtbaren Sperre am Ausgang der Schlucht kann die Ich Erzahlerin gar nicht wissen welches Ausmass das Verhangnis haben wird Eine kurze Untersuchung des Verlaufs der ratselhaften Wand bricht sie ab um sich um eine mitgefangene Kuh zu kummern Gleichwohl geht sie sofort davon aus im Gebirgskessel isoliert zu sein Das bestatigt sich erst Wochen spater bei einer Wanderung zur Alm Hier liegt der Verdacht nahe trotz der Tragik unserer Verloren und Verlassenheit begrusse sie diese auch Die Wand zwingt sie dazu sich ihrer Angst zu stellen Sie kann nicht mehr vor sich selber weglaufen Oskar Jan Tauschinski ordnet den Roman dem magischen Realismus zu Habe man die unerklarliche Existenz der Wand erst einmal akzeptiert ergebe sich alles Weitere mit der Unerbittlichkeit einer antiken Schicksalstragodie Die Spannung liege in der sachlich trockenen und exakten Schilderung dieser Ereignisse Themen seien nicht nur der matriarchalisch regierte Mikrokosmos den sich die Icherzahlerin schafft sondern auch die Isolation die ab der Lebensmitte die meisten denkenden Menschen betreffe Tauschinski fasst die Hoffnungs und Zukunftslosigkeit oder auch Weltraumkalte des Romans folgendermassen zusammen Erwarte nichts und trachte dennoch mit allen deinen Kraften zu bestehen Du bist allein Keinem Menschen bist du nutze Und fande sich auch ein Mensch in deiner Nahe sei uberzeugt er ware dein Todfeind 8 Uber die vorangegangenen Rezeptionsansatze hinaus lasst sich Haushofers Roman auch als Geschichte eines letztlich harmonischen Zusammenlebens von Mensch und Tier in einer grosstenteils unberuhrten Natur lesen In manchen Passagen erscheinen sogar Zuge einer Katzengeschichte welche die Autorin wiederum im Kinderbuch Bartls Abenteuer 1964 aufnimmt Insgesamt bleibt Haushofers Roman eine in schlichter wenn auch sehr genauer Sprache dargebotene Utopie die zwischen Aufbegehren und Versohnlichkeit zu schwanken scheint und vielleicht gerade darum das beliebteste Werk der Autorin ist Soziale Medien BearbeitenIm Jahr 2019 entdeckte die franzosische Bloggerin Diglee zufallig das ihr bis dahin unbekannte Buch in einer Buchhandlung Sie war so beeindruckt dass sie ihre Empfindungen bei Instagram postete Dies fuhrte zu einem solchen Kauferansturm auf das Buch dass der Verlag Actes Sud es in einer Notaktion nachdrucken musste Seither boomt der Roman in ganz Frankreich im Zeichen eines neuen Oko Feminismus 9 Ausgaben Auswahl Bearbeiten1963 im Mohn Verlag 1968 im Claassen Verlag als Taschenbuch dtv Munchen 1999 ISBN 3 423 12597 7 1986 im Ernst Klett Verlag Stuttgart mit Materialien fur den Literaturunterricht ISBN 3 12 351960 0 2004 im List Taschenbuch Verlag Berlin mit einem Nachwort von Klaus Antes ISBN 978 3 548 60867 9 ISBN 978 3 548 61066 5 Sonderausgabe 2012 2010 im Verlag Buchergilde Gutenberg ISBN 978 3 7632 6300 4 ISBN 978 3 7632 6301 1 Horbuch Bearbeiten Marlen Haushofer Die Wand gekurzte Lesung Sprecherin Elisabeth Schwarz Horbuch Hamburg 2007 ISBN 978 3 89903 753 1 Marlen Haushofer Die Wand ungekurzte Lesung von Julia Stemberger Doppel CD 2002 Preiser NaxosVerfilmung Bearbeiten In den Jahren 2010 und 2011 verfilmte der osterreichische Regisseur Julian Polsler den Roman mit Martina Gedeck in der Hauptrolle Der gleichnamige Film wurde von Coop99 und Starhaus Filmproduktion produziert und hatte seine Premiere zur Berlinale 2012 10 Kinostart war im Oktober 2012 1 Literatur BearbeitenUlf Abraham Topos und Utopie Die Romane der Marlen Haushofer In Vierteljahresschrift des Adalbert Stifter Instituts des Landes Oberosterreich Heft 1 2 1986 S 53 83 Anke Bosse Clemens Ruthner Hrsg Eine geheime Welt aus diesem Splitterwerk entratseln Marlen Haushofers Werk im Kontext Francke Tubingen Basel 2000 ISBN 978 3 7720 2747 5 Jorg Kaiser Marlen Haushofers Roman Die Wand als Darstellung eines psychischen Ausnahmezustands Diplomarbeit Graz 2003 Gertrud Schanzlin Lebensversuche von Frauen Klett Stuttgart 1989 ISBN 3 12 399250 0 Ansgar Skoda Isolation als Selbstentwurf Das dialektische Verhaltnis von Utopie und Restriktion am Beispiel von Marlen Haushofers Die Wand und Ingeborg Bachmanns Malina Magisterarbeit Bonn 2010 Celia Torke Die Robinsonin Reprasentationen von Weiblichkeit in deutsch und englischsprachigen Robinsonaden des 20 Jahrhunderts V amp R Unipress Gottingen 2011 ISBN 978 3 89971 667 2 Zugleich Dissertation an der Universitat Gottingen 2008 Weblinks BearbeitenDie Wand Klappentext Webarchiv Daniela Strigl Die Wand Webarchiv Einzelnachweise Bearbeiten a b Die Wand Abgerufen am 16 Oktober 2022 Marlen Haushofer Die Wand 14 Auflage Claassen Verlag Hamburg und Dusseldorf 2004 S 275 Daniela Strigl Wahrscheinlich bin ich verruckt List Verlag 2008 ISBN 978 3 548 60784 9 S 242 ff Kapitel 1960 Flucht durch die Wand und Vom richtigen Leben im falschen Die Wand Marlen Haushofer Die Wand 26 Auflage Ullstein Buchverlag GmbH Berlin 2020 S 71 Mitte S 83 oben sowie S 222 Marlen Haushofer Die Wand 26 Auflage Ullstein Buchverlag GmbH Berlin 2020 S 66 Marlen Haushofer Himmel der nirgendwo endet Ullstein Verlag Berlin 2005 S 15 Der Grosse Stockraus Berlin 2009 S 80 der Artikel ist auch online nachlesbar abgerufen am 4 Juli 2012 Oskar Jan Tauschinski Die geheimen Tapetenturen in Marlen Haushofers Prosa In Oder war da manchmal noch etwas anderes Texte zu Marlen Haushofer Frankfurt am Main Verlag Neue Kritik 1986 2 Auflage 1995 S 141 166 Erstmals erschienen 1966 als Vorwort zum Haushofer Erzahlband Lebenslanglich fur die Neuveroffentlichung leicht gekurzt und mit einem Titel versehen Joseph Hanimann Bestseller Maschine Instagram In Suddeutsche Zeitung 19 Marz 2019 aufgerufen am 6 Januar 2020 Berlinale Programm Programm 9 Februar 2012 archiviert vom Original am 9 Februar 2012 abgerufen am 16 Oktober 2022 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und 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