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Der Deutsche Philologenverband DPhV ist ein gewerkschaftlicher Zusammenschluss von Lehrern an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen die auf das Abitur vorbereiten Er wurde 1903 in Halle gegrundet Hauptaufgabe des DPhV ist die Vertretung seiner Mitglieder in berufs und bildungspolitischen Fragen Als reiner Dachverband kennt der DPhV keine direkte Einzelmitgliedschaft die Lehrer sind ihm uber die 15 Landesverbande angeschlossen Dem DPhV gehoren 2010 nach eigenen Angaben rund 90 000 Lehrer im Beamten und im Angestelltenverhaltnis an Durch die Mitgliedschaft im DBB Beamtenbund und Tarifunion vertritt der DPhV seine Angehorigen auch in Fragen der Besoldung beziehungsweise der Tarifvertrage Die Verbandszeitschrift heisst Profil Das Magazin fur Gymnasium und Gesellschaft Sie loste 1994 Die Hohere Schule ab die seit 1947 erschien Deutscher Philologenverband DPhV Rechtsform eingetragener VereinGrundung 1903Sitz BerlinZweck GewerkschaftVorsitz Susanne Lin KlitzingMitglieder 90 000 2010 Website dphv de Inhaltsverzeichnis 1 Aufgaben und Ziele 2 Geschichte 2 1 Vorlaufer 2 2 Grundung der Philologenvereine im Kaiserreich 2 3 Weimarer Republik und Nationalsozialismus 2 4 Nach 1945 3 Bisherige und aktuelle Vorsitzende 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseAufgaben und Ziele BearbeitenAls seine wesentlichen Ziele nennt der DPhV die Beibehaltung des gegliederten Schulsystems die Qualitatssicherung in der gymnasialen Bildung die Zukunftssicherung des Beamtenverhaltnisses fur Lehrer die Schaffung leistungsgerechter Regelungen zu Besoldung und Beforderungen die Verbesserung der Einstellungsbedingungen fur den Lehrernachwuchs die Verbesserung des Arbeitsumfeldes in der Schule die Sicherung einer qualifizierten und schulartbezogenen Lehrerausbildung die als Voraussetzung fur einen leistungsorientierten und begabungsgerechten Unterricht gesehen wird Geschichte BearbeitenVorlaufer Bearbeiten Anlasslich des Jubilaums der Gottinger Universitat grundete sich am 20 September 1837 unter dem Vorsitz Alexander von Humboldts und auf Anregung von Valentin Rost und Friedrich Thiersch ein Verein deutscher Philologen und Schulmanner mit dem Zweck das Studium der Philologie zu fordern die Sprachen und die Sachen mit gleicher Grundlichkeit zu umfassen die Methode des Unterrichts mehr und mehr auszubilden die Wissenschaft aus dem Streit der Schulen zu ziehen 1 In diesem Sinne hielt der Verein seit 1838 in der Regel jahrliche Versammlungen ab Die dort gehaltenen Vortrage wurden anschliessend unter den mit Ort und Datum versehenen Verhandlungen publiziert 2 Auf der Hamburger Versammlung 1905 wurden zehn Sektionen gebildet die philologische padagogische archaologische germanistische historisch epigraphische romanistische englische indogermanische mathematisch naturwissenschaftliche und orientalische Die letzte Versammlung fand 1934 in Trier statt Weitere Vereine entstanden im letzten Viertel des 19 Jahrhunderts im Streit um die Ausrichtung des hoheren Schulwesens zwischen Humanisten und Realisten Als Interessenvertretung der Realschulen entstand 1876 der Deutsche Realschulmannerverein dessen Mitglieder nicht nur aus der Lehrerschaft stammten sondern auch aus dem stadtischen Wirtschaftsburgertum Zur Abwehr der Reformbestrebungen in Preussen entstand 1890 der Deutsche Gymnasialverein in dem Schulleiter und Lehrkrafte humanistischer Gymnasien organisiert waren den Vorsitz hatte Oskar Jager die Verbandszeitschrift war Das humanistische Gymnasium Grundung der Philologenvereine im Kaiserreich Bearbeiten Neben diesen fachlich und schulpolitisch orientierten Vereinigungen entstanden im letzten Drittel des 19 Jahrhunderts in allen Staaten des Deutschen Reiches Berufsverbande der Lehrer an hoheren Schulen Den Anfang machte 1863 Bayern Bayerischer Philologenverband In Preussen wo die akademisch gebildeten Lehrer amtlich Oberlehrer genannt wurden bildeten sie in den 1870 80er Jahren zur Wahrung ihrer beruflichen Interessen Provinzialvereine die bald in der Preussischen Delegiertenkonferenz zusammenarbeiteten Die Initiative ging in erster Linie von den Lehrern an hoheren Realschulen bzw an stadtischen Schulen aus die schlechter besoldet wurden als ihre Kollegen an staatlichen Gymnasien und daher auf eine effektive Interessenvertretung besonderen Wert legten Bis 1885 waren etwa zwei Drittel der akademisch gebildeten Lehrer an den hoheren Schulen Preussens den Philologenvereinen beigetreten Von den Direktoren allerdings gehorte bis zur Mitte der 1890er Jahre kaum einer der als Streikverein apostrophierten Organisation an Auf der unteren Ebene der schulischen Hierarchie wiederum entstand 1891 92 ein Verband der nicht fest angestellten Hilfslehrer die sich in ihrer materiellen Not auf dem Hohepunkt der damaligen Uberfullungskrise von den Philologenvereinen nicht hinreichend vertreten fuhlten Als die Uberfullung des hoheren Lehramtes nachliess gelang es dem Preussischen Philologenverband jedoch die Hilfslehrer ebenso zu integrieren wie auf der anderen Seite die Direktoren Schon bald nach der Jahrhundertwende waren etwa 95 aller Philologen Mitglieder der Standesorganisation und dies anderte sich bis zum Ende der Weimarer Republik kaum Auch in den ubrigen Staaten des Deutschen Reiches entstanden bis zur Jahrhundertwende solche Philologenvereine So konnte schliesslich am 6 Oktober 1903 in Halle Saale als Dachorganisation der Vereinsverband akademisch gebildeter Lehrer Deutschlands gegrundet werden der sich 1921 in Deutscher Philologenverband DPhV umbenannte Sein Presseorgan war das Deutsche Philologenblatt das bis 1911 den Titel Korrespondenzblatt fur den akademisch gebildeten Lehrerstand gefuhrt hatte 3 Sein ausserordentlich hoher Organisationsgrad trug dazu bei dass der Philologenverband seine wichtigsten Ziele im Wesentlichen noch im Kaiserreich zu erreichen vermochte Ihm ging es um die Schaffung eines uber die Schultypengrenzen hinweg nach Vorbildung Dienstbezeichnung und Rangstellung einheitlichen Berufsstandes und seine Gleichstellung mit den ubrigen akademischen Berufsgruppen Richter usw in Rang und Gehalt 1909 wurde in Preussen und bald darauf auch in anderen Landern die Gleichstellung mit den Richtern erreicht So kam der Historiker Otto Hintze 1911 zu dem Urteil Keiner von den hoheren Berufsstanden hat in dem letzten Menschenalter so viele Erfolge errungen wie der der Oberlehrer es ist zum guten Teil eine Folge ihrer kraftigen Organisation und der nachdrucklichen Vertretung ihrer Standesinteressen 4 Weimarer Republik und Nationalsozialismus Bearbeiten In der Weimarer Republik dagegen sahen sich die berufspolitisch vorher so erfolgreichen Philologen durch die aufstrebende Volksschullehrerschaft in die Defensive gedrangt Auf der Reichsschulkonferenz 1920 gelang es dem Verband unter dem Vorsitz des Berliner Realschulleiters Paul Mellmann immerhin Einheitsschulbestrebungen des Bundes Entschiedener Schulreformer sowie anderer Reformpadagogen und Bildungspolitiker zugunsten eines gegliederten Schulwesens zuruckzuweisen Mit der Einfuhrung der vierjahrigen Grundschule 1920 stand auch eine Verkurzung der hoheren Schule zur Diskussion die einen wegen der damaligen Inflation willkommenen Spareffekt gehabt hatte Dagegen hielt der Philologenverband erfolgreich an der uberkommenen neunjahrigen Dauer des Gymnasiums fest was eine Regelschulzeit bis zum Abitur von 13 Jahren bedeutete machte sich aber zugleich dafur stark dass begabte Schulerinnen und Schuler die Grundschule in drei Jahren absolvieren konnten In der Debatte uber die Struktur des hoheren Schulwesens pladierte der Verband dafur einem verbindlichen Kernbereich von Unterrichtsfachern ein System von Wahlfachern an die Seite zu stellen um so eine individuelle Schwerpunktbildung zu ermoglichen 5 Doch die Richertsche Gymnasialreform von 1924 25 in Preussen hielt an den historisch gewachsenen Typen der hoheren Schule fest und fugte sogar noch einen weiteren hinzu die Deutsche Oberschule deren inhaltlichen Schwerpunkt die deutschkundlichen Facher bildeten Als bildungstheoretische Grundlage der Reform diente die Idee einer deutschen Bildungseinheit 1930 verfolgte das preussische Finanzministerium vor dem Hintergrund der Weltwirtschaftskrise erneut den Plan die hohere Schule um ein Jahr zu verkurzen Dagegen wandten sich auf einer Grosskundgebung im November 1930 mehrere Berufsverbande von Akademikern unter Fuhrung des Philologenverbandes und konnten die Streichung eines Schuljahres abwehren 6 7 Im Gegenzug kam es aber im Jahr darauf zu einer drastischen Kurzung der Stundentafeln Das Ende des Philologenverbandes begann im Marz 1933 noch bevor mit dem Ermachtigungsgesetz vom 24 Marz 1933 die Grundlage der endgultigen nationalsozialistischen Machtergreifung geschaffen war Bereits eine Woche vorher wurde der Vorsitzende Felix Wilhelm Behrend wegen seiner judischen Herkunft von SA uberfallen und misshandelt und musste seinen Rucktritt erklaren Energisch betrieb nun der Vorsitzende des Nationalsozialistischen Lehrerbundes Hans Schemm die Gleichschaltung aller Lehrerverbande in einer von den Volksschullehrern dominierten Deutschen Erziehergemeinschaft die am 8 Juni 1933 in Magdeburg feierlich gegrundet wurde Dagegen straubten sich der Philologenverband unter seinem neuen Vorsitzenden sowie einige weitere Lehrervereine und bildeten im Dezember 1933 unter der Schirmherrschaft von Reichsinnenminister Wilhelm Frick eine zweite Erziehergemeinschaft Schemm setzte sich jedoch im innerparteilichen Machtkampf durch so dass der Philologenverband sich schliesslich im Juni 1936 selbst auflosen musste nachdem sein Verbandsorgan schon im Jahr zuvor verboten worden war Nach 1945 Bearbeiten nbsp Jahreskongress im Kieler Schloss zum Thema Gymnasium Abitur Zukunft 1981 Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es im Westen zur Wiederbelebung des DPhV im Osten unterblieb eine Neugrundung bis 1990 Mit der Einfuhrung des Begriffes Gymnasium fur alle zur Hochschulreife fuhrenden Schulen wurde der DPhV 1955 zur Interessensvertretung aller gymnasialen Lehrkrafte unabhangig von den von ihnen unterrichteten Fachern Die Bezeichnung Deutscher Philologenverband behielt er bis jetzt bei obwohl Philologen langst deutlich in der Minderheit sind Der Verband setzt sich fur eine Beibehaltung des dreigliedrigen Schulsystems ein besonders fur den Bestand des Gymnasiums ab der 5 Klasse Er halt auch an unterschiedlichen Stufen der Lehrerbesoldung fest 8 Bisherige und aktuelle Vorsitzende Bearbeiten1903 1904 Rudolf Block 1904 1906 Baetgen 1906 1908 Wernicke 1908 1910 Dir Callsen 1910 1912 Poland 1912 1914 Degenhardt 1914 1919 Buchrucker 1919 1929 Paul Mellmann 1929 1933 Felix Wilhelm Behrend 1933 1934 Rudolf Bohm 1934 1935 Kurt Schwedtke 9 1935 1936 Philipp 1936 Auflosung des Verbandes Wiedergrundung 1947 1947 1950 Jakob Erdmann 1950 1957 Robert Monje 10 1957 1961 Walter Dederich 1961 1980 Franz Ebner 11 1980 1992 Bernhard Fluck 1992 2002 Heinz Durner 12 2002 2003 Peter Heesen 12 2004 2017 Heinz Peter Meidinger 13 14 Seit 2017 Susanne Lin Klitzing 15 Literatur Bearbeiten80 Jahre Deutscher Philologenverband in Die hohere Schule 37 1984 S 217 226 und 282 292 Rainer Bolling Sozialgeschichte der deutschen Lehrer Ein Uberblick von 1800 bis zur Gegenwart Gottingen 1983 Bernhard Fluck Gymnasium Auftrag Fortschritt Deutscher Philologenverband und Gymnasium im 19 und 20 Jahrhundert Padagogik und Hochschul Verlag Dusseldorf 2003 Lothar Kunz Hohere Schule und Philologenverband Untersuchungen zur Geschichte der Hoheren Schule und ihrer Standesorganisation im 19 Jahrhundert und zur Zeit der Weimarer Republik Frankfurt Main 1984 Hans Christoph Laubach Die Politik des Philologenverbandes im Deutschen Reich und in Preussen wahrend der Weimarer Republik Die Lehrer an hoheren Schulen mit Universitatsausbildung im politischen und gesellschaftlichen Spannungsfeld der Schulpolitik von 1918 1933 Frankfurt a M Bern New York 1986 Paul Mellmann Geschichte des Deutschen Philologen Verbandes Vereinsverband akademisch gebildeter Lehrer Deutschlands bis zum Weltkrieg Leipzig 1929 Sebastian Muller Rolli Der hohere Lehrerstand im 19 Jahrhundert Der Grundungsprozess des Philologenverbandes Koln Weimar Wien 1992 Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Philologenversammlung Quellen und Volltexte Deutscher PhilologenverbandEinzelnachweise Bearbeiten Peter Aufgebauer Jubel Protest Philologie die Grundung des Vereins deutscher Philologen und Schulmanner 1837 in Gottingen In Niedersachsisches Jahrbuch fur Landesgeschichte Band 82 2010 S 95 110 ISSN 0078 0561 nbsp Wikisource Philologenversammlung Quellen und Volltexte https scripta bbf dipf de viewer object 027061086 0020 8 Otto Hintze Beamtentum und Burokratie hrsg von K Kruger Gottingen 1981 S 63 Felix Behrend Die Zukunft des deutschen hoheren Schulwesens Breslau 1925 https scripta bbf dipf de viewer object 027061086 0039 321 https scripta bbf dipf de viewer image 027061086 0039 305 LOG 0175 Flugblatt des DPhV zur Lehrerbesoldung PDF 1 9 MB Ekkehard Meier Wer immer strebend sich bemuht Kurt Schwedtke eine deutsche Beamtenkarriere in Gerd Radde u a Hg Schulreform Kontinuitaten und Bruche Das Versuchsfeld Berlin Neukolln Band I 1912 bis 1945 Opladen 1993 S 330 345 https arcinsys hessen de arcinsys detailAction detailid v3762688 Heinz Durner Ein Bildungsgestalter der Sorge In profil dphv de 1 Mai 2015 abgerufen am 1 Mai 2020 Seite 35 a b Peter Heesen zum neuen Vorsitzenden des Philologenverbandes gewahlt In profil dphv de Abgerufen am 1 Mai 2020 Vorsitzender des Deutschen Philologenverbands www br de 30 September 2014 abgerufen am 7 Marz 2020 DPhV Vorsitzender Heinz Peter Meidinger mit grosser Mehrheit zum Prasidenten des Deutschen Lehrerverbandes gewahlt www dphv de 17 Mai 2017 abgerufen am 7 Marz 2020 Vorstand www dphv de abgerufen am 7 Marz 2020 Gewerkschaften im DBB Beamtenbund und Tarifunion DVG VdLA komba gkl berlin NahVG VdB VBOB VBE BLBS DPhV VDR vhw VLW KEG DPolG BPOLG DPolG VAB VBB BDR BSBD DAAV DGVB DJG VBGR VRB BDZ DSTG GdS GdV vbba FWSV GDL VDStra VDL BDF BTB BTB GIS BTE DPVKOM VRFF BRH DBSH VPS Normdaten Korperschaft GND 2008785 8 lobid OGND AKS LCCN n84155635 VIAF 143717968 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Deutscher Philologenverband amp oldid 239231856