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Die Deutschdemokratische Partei war eine Vereinigung deutschnationaler Parteien und des Karntner Bauernbundes in der Provisorischen Karntner Landesversammlung Sie war mit mehreren Mitgliedern in der bis 1921 amtierenden Landesregierung Lemisch I vertreten Mit anderen Parteien gleichen Namens die beispielsweise bei der Landtagswahl in der Steiermark 1919 antraten steht sie institutionell nicht in Verbindung Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 2 Entwicklung im Landtag 3 Positionen 4 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenIn den letzten Jahrzehnten des 19 Jahrhunderts entwickelte sich eine kleinteilige Landschaft politischer Vereine aus denen sich langsam das sogenannte Dritte Lager herauskristallisieren sollte Neben generell deutschnationalen Ansichten spielte auch der Bezug zur lokalen Bevolkerung eine grosse Rolle Viele Akteure waren gleichzeitig Mitglied einer deutschnationalen Partei und des in Karnten schon 1886 gegrundeten Bauernbundes Bei der Reichsratswahl 1911 trat der Bauernbund gemeinsam mit der Deutschen Volkspartei und kleineren deutschnationalen Splittergruppen unter dem Namen Deutscher Nationalverbund Deutsche Agrarpartei an und erreichte dabei acht der zehn in Karnten zu vergebenden Mandate 1 Eine bestandige Kooperation zwischen den einzelnen Gruppierungen wurde jedoch nicht erreicht Als sich am 11 November 1918 unter der Bezeichnung Provisorische Landesversammlung ein erster Karntner Landtag mit 58 Abgeordneten konstituierte waren neben dem Bauernbund mit 14 Abgeordneten gleich drei deutschnationale Gruppen vertreten die Deutsche Volkspartei auch Deutscher Volksverein fur Karnten sechs Abgeordnete der Verein der Alldeutschen 5 Abgeordnete und der Volkisch soziale Verband Deutsche Einheit eine Villacher Regionalpartei mit zwei Abgeordneten 2 Entwicklung im Landtag BearbeitenSitzverteilung in der Landesversammlung nach Fusion der Deutschdemokratischen Partei Insgesamt 58 Sitze SDAP 18 CS 11 Militarische Abgeordnete 2 DDP KBB 27 Am 19 November 1918 nur acht Tage nach Konstituierung der Landesversammlung beschlossen die Vertreter des Bauernbundes und der drei deutschnationalen Parteien sich unter dem Namen Deutschdemokratische Partei zusammenzuschliessen Zum Obmann dieses Parteienverbundes wurde Fritz Dorflinger von der Deutschen Volkspartei gewahlt 3 Der Bauernbund blieb vorlaufig als eigenstandige Organisationseinheit bestehen die deutschnationalen Parteien wurden hingegen vollstandig eingegliedert Im Verbund war man so mit 27 von 58 Abgeordneten starkste Kraft die Christlichsoziale Partei stellte elf Abgeordnete die SDAP 18 zwei weitere Abgeordnete waren parteifreie Vertreter des Militars 2 Als Obmann war es Dorflingers Aufgabe ein gemeinsames Parteiprogramm zu entwickeln 4 Im zehnkopfigen Landesausschuss ein Gremium das den Vorganger der Landresrate bildete jedoch auch den Landeshauptmann und seine Stellvertreter wahlte waren man durch Hans Angerer vormals Alldeutsche Partei sowie durch die Bauernbundler Alois Honlinger Franz Kirschner Vinzenz Schumy und den Landesverweser Landeshauptmann Arthur Lemisch vertreten Nach dem Tod Honlingers im Mai 1920 wurde seine Position durch Fritz Dorflinger nachbesetzt 5 Dorflinger der seine Obmannschaft in Zusammenhang mit dem Ereignissen rund um den Karntner Abwehrkampf offenbar ruhend gestellt hatte war auf einem Parteitag im April einstimmig wiedergewahlt worden 6 Wichtigstes Kommunikationsorgan der Partei war die Zeitung Freie Stimmen die etwa ab 1920 unmittelbar mit der Parteifuhrung verknupft war 7 Wie in den anderen Bundeslandern sollten 1919 auch in Karnten Wahlen stattfinden Aufgrund des Konfliktes mit Jugoslawien fanden diese letztlich erst 1921 statt Im Vorfeld dieser Landtagswahl 1921 zerbrach die Deutschdemokratische Partei schliesslich der Bauernbund hatte sich seiner vollstandigen Eingliederung widersetzt und trat stattdessen einem Wahlbundnis mit der inzwischen aufgekommenen Deutschen Nationalsozialistischen Arbeiterpartei bei Der verbliebene Rest der Deutschdemokratischen Partei kandidierte daraufhin mit Dorflinger als Spitzenkandidat fur die Grossdeutsche Volkspartei 8 Die Partei errang bei der Wahl 11 32 bzw 4 Mandate im nun 42 Sitze zahlenden Karntner Landtag Die hochste Zustimmung erhielt man mit 32 47 in Dorflingers Heimatstadt Klagenfurt 9 dieser bekleidete in der folgenden Landesregierung Groger weiterhin den Posten eines Landesrates Positionen BearbeitenDie Deutschdemokratische Partei vertrat eine konsequent deutschnationale d h gegen die Bedingungen des Vertrages von Saint Germain und auf den Anschluss Osterreichs an Deutschland ausgerichtete Position In der Vereinigung der beiden Staaten sah man den einzigen Ausweg aus den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen der Zeit Anders jedoch als Georg von Schonerers Alldeutsche Bewegung und spatere radikal deutschnationale Gruppierungen wie die Hitlerbewegung blieb die Deutschdemokratische Partei in der kurzen Zeit ihres Bestehens den demokratischen Prinzipien der jungen Republik verbunden Der Antisemitismus nahm jedoch bereits breiten Raum in der Partei ein In einer Erklarung ihres Programmes fur die 1919 geplante Wahl verlautbarte die DDP als ersten Punkt Folgendes 10 Die Deutschdemokratische Partei steht auf volkischer Grundlage sie will unser geliebtes deutsches Volkstum nicht nur nach aussenhin tatkraftig vertreten und es im friedlichen Wettstreite der Arbeit zu neuer Blute bringen sondern es auch im Inneren rein und unverfalscht erhalten und vor fremden schadigenden Einflussen bewahren vor allem vor dem alles zersetzenden Semitengeiste welcher heute gefahrlicher als je zuvor unser ganzes staatliches Leben in Politik Wirtschaft und Kultur zu beherrschen und zu vergiften sucht Die Deutschdemokratische Partei ist daher eine entschieden antisemitische und der Kampf gegen die Fremdherrschaft des Judentums in unserer jungen Republik bildet einen ihrer wichtigsten Programmpunkte Deutschdemokratische Partei An die Landtagswahler und Wahlerinnen in Freie Stimmen 4 Mai 1919Einzelnachweise Bearbeiten Dachs Herbert Dippelreiter Michael Schausberger Franz Radikale Phrase Wahlbundnisse und Kontinuitaten Landtagswahlkampfe in Osterreichs Bundeslandern 1919 bis 1932 Schriftenreihe des Forschungsinstitutes fur politisch historische Studien der Dr Wilfried Haslauer Bibliothek Nr 57 Bohlau Wien 2017 ISBN 978 3 205 20498 5 S 80 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Die Abgeordneten der provisorischen Landesversammlung fur Karnten In Arbeiterwille Graz Klagenfurt 22 November 1918 S 5 f onb ac at Tagesneuigkeiten Deutscher Zusammenschluss In Freie Stimmen Klagenfurt 20 November 1918 S 2 onb ac at Der Deutsche Volksverein fur Karnten In Freie Stimmen Klagenfurt 4 Dezember 1918 S 3 onb ac at Vorlaufige Landesversammlung In Freie Stimmen Klagenfurt 13 Juni 1920 S 3 f onb ac at Deutschdemokratischer Landesparteitag In Freie Stimmen Klagenfurt 1 Mai 1920 S 3 onb ac at Cerafin R Beitrage zur Geschichte des karntnerischen Tagesschrifttums Geschichte des Zeitungswesens in Karnten In Carinthia I 142 Jahrgang Klagenfurt 1952 S 557 Anm 16 onb ac at Dachs Herbert Dippelreiter Michael Schausberger Franz Radikale Phrase Wahlbundnisse und Kontinuitaten Landtagswahlkampfe in Osterreichs Bundeslandern 1919 bis 1932 Schriftenreihe des Forschungsinstitutes fur politisch historische Studien der Dr Wilfried Haslauer Bibliothek Nr 57 Bohlau Wien 2017 ISBN 978 3 205 20498 5 S 87 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Dachs Herbert Dippelreiter Michael Schausberger Franz Radikale Phrase Wahlbundnisse und Kontinuitaten Landtagswahlkampfe in Osterreichs Bundeslandern 1919 bis 1932 Schriftenreihe des Forschungsinstitutes fur politisch historische Studien der Dr Wilfried Haslauer Bibliothek Nr 57 Bohlau Wien 2017 ISBN 978 3 205 20498 5 S 97 f eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche An die Landtagswahler und Wahlerinnen In Freie Stimmen Klagenfurt 4 Mai 1919 S 11 onb ac at Abgerufen von https de wikipedia 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