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De musica ist eine Schrift die Augustinus von Hippo nach seiner Taufe etwa 389 n Chr in Tagaste uber verschiedene Aspekte der Musik in lateinischer Sprache verfasste 1 Inhaltsverzeichnis 1 Zielsetzung und Quellen 2 Die sechs Bucher 2 1 Buch I 2 2 Buch II bis V 2 3 Buch VI 3 Uberlieferung und Weiterleben 4 Textausgaben und Ubersetzungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseZielsetzung und Quellen BearbeitenIn seiner fruhen Schrift De Ordine stellt Augustinus einen Katalog von Wissensgebieten lateinisch disciplina auf die dem Menschen die Vernunft ermoglichen und die zum Erfassen und Leben der christlichen Lehre wichtig seien 2 Einen solchen Katalog gibt es in ahnlicher Form bereits bei Marcus Terentius Varro aber auch bei weiteren antiken Schriftstellern Augustinus bringt ihn jetzt in Verbindung mit der Erziehung zum Christentum Von diesen disciplinae hat er wie er spater schreibt 3 die Grammatik und einen Teil der Musik fertiggestellt die anderen nur angefangen Lediglich die Schrift De musica hat uberdauert Das Werk gliedert sich in sechs Bucher von denen das letzte eine Sonderstellung einnimmt Buch 1 5 sind in der antiken Welt beheimatet Poesiezitate sind von romischen Autoren wie Horaz und Vergil gewahlt die musikalischen Definitionen ahneln denen von Censorinus und Aristeides Quintilianus wenn dieser als griechisch schreibender Autor auch nicht als direkte Quelle in Frage kommt In Buch 6 qualifiziert Augustinus jedoch seine vorhergehenden Bucher als Kindereien puerilia ab und entwickelt neue Gedanken in denen er die Musik mit der Philosophie der Metaphysik ja der vollkommenen Schonheit Gottes verbindet 4 Die Beispiele sind ausschliesslich dem christlichen Bereich entnommen Die sechs Bucher BearbeitenDie Bucher sind als Lehrer Schuler Dialog gestaltet Lediglich in Buch VI uberwiegen die Ausfuhrungen des Lehrers Im lebhaften Hin und Her von Frage Antwort und wieder darauf bezugnehmende Frage werden Sachverhalte herausgearbeitet Buch I Bearbeiten In Buch I wird zunachst die Definition der Musik als Wissenschaft gegen den Gesang der Nachtigall aber auch gegen die Kunstfertigkeit der Buhnenkunstler cantores theatricos abgegrenzt die als weniger wertvoll angesehen werden Augustinus mochte die Rhythmik auf die Arithmologie und die Schonheit der Zahlen zuruckfuhren 5 daher erarbeitet er einiges Wissen der Arithmetik wie die Definition der geraden und ungeraden Zahlen und mehrere unendliche Zahlenreihen Die Ausfuhrungen uber die Zahlenfolge 1 2 3 4 die Tetraktys sind pythagoraisches Gedankengut 6 Vergleicht man seine Ausfuhrungen mit mehreren Lehrbuchern aus der romischen Kaiserzeit wie etwa dem des Nikomachos von Gerasa so ist nur das Grundlegendste und Einfachste dargestellt Buch II bis V Bearbeiten In diesen Buchern finden sich die fachlichen Aussagen des Autors zum rhythmischen Teilbereich der Musik Augustinus unterscheidet zunachst zwischen Grammatik und Musik und postuliert fur die Musik die vernunftsmassige Betrachtung wahrend die Grammatik der Tradition folge Buch II Kap 1 Der kleinsten Einheit der Silbe syllaba gibt er in Musik und Grammatik das Eigenschaftspaar kurz lang Damit steht er im Gegensatz zu den hellenistischen Musiktheoretikern wie Aristeides Quintilianus aber auch zum zeitnahen Martianus Capella der bei Musik von Hebung Senkung arsin et thesin 7 spricht Einige wenige Male benutzt er allerdings das Begriffspaar Aufschlag Niederschlag levatio positio Buch II Kap 10 Die Silben werden zu Fussen pedes zusammengestellt und 28 Fusse vom zweizeitigen Pyrrhichius bis zum achtzeitigen Dispondeus von der hellenistischen Musiklehre und Grammatik ubernommen Buch II Kap 8 Zu Beginn des Buch III schreibt Augustinus noch dass der Rhythmus ein Teilgebiet der Musik sei Wenig spater definiert er aber den Rhythmus als eine Folge bestimmter Fusse das Metrum als eine Folge bestimmter Fusse in bestimmter Begrenzung und den Vers als ein Metrum in bestimmter Gliederung Buch III Kap 1 2 so dass jeder Vers ein Metrum und jedes Metrum ein Rhythmus ist aber nicht umgekehrt Hiermit verlasst Augustinus den Bereich der Musik und beschaftigt sich im Folgenden mit der kunstvollen Komposition der Sprache Eine wichtige Rolle spielt dabei die Pause certum atque dimensum intervalli silentium die gewisse abgemessene Pause des fehlenden Zwischenraums Buch III Kap 8 An vielen Beispielen antiker Dichter erlautert Augustinus in Buch II bis V die Regeln fur das Verbinden verschiedener Rhythmen und Metren Insbesondere der Beginn der Aeneis arma virumque cano wird immer wieder herangezogen Insgesamt schreibt Augustinus keine vollstandige Abhandlung der Rhythmik in der Musik sondern stutzt sich auf die Kenntnisse der Metrik die er aus seinem fruheren Beruf als Grammatiker und Redner gegenwartig hat 8 Eine ahnliche Abgrenzung Rhythmus Metrik konnte er schon bei dem romischen Grammatiker Quintilian finden ebenso die Namen und Beschreibung der Fusse und Gesetze fur die Mischung verschiedener Fusse und Metren 9 Buch VI Bearbeiten Buch VI geht nach heutigem Musikverstandnis uber die Form und den Anspruch eines musikalischen Fachbuches hinaus Es handelt sich vielmehr um eine philosophische ja religiose Abhandlung Moglicherweise ist der Grund hierfur dass Augustinus dieses Buch als einziges im Jahr 408 bis 409 uberarbeitet hat und zu diesem Zeitpunkt eine andere Grundhaltung gewonnen hatte 10 Von Kapitel 2 bis Kapitel 9 definiert Augustinus 5 Gattungen genera in Zusammenhang mit der Musik Klang Gehorsinn Akt des Ausfuhrenden Gedachtnis Urteil des Horenden Ihre Beschreibung fuhrt zu fundamentalen und neuen Erkenntnissen der Musikpsychologie 11 Bei seinen Vorstellungen von der Seele die diese Musikrezeption leistet Buch VI Kap 5 fliesst allerdings auch neuplatonisches Gedankengut ein 12 In den letzten Kapiteln verbindet Augustinus die Tonkunst mit theologischen Themen Er behandelt unter anderem die vier Tugenden die Uberwindung der zeitlichen Dinge die Hoffart als Hauptsunde den Sinn des Leidens und der Sunde 13 Uberlieferung und Weiterleben BearbeitenDer Traktat De musica war im Mittelalter weit verbreitet 34 Handschriften haben sich erhalten darunter als alteste aus dem 9 Jahrhundert der Bibl cap 52 in Ivrea Erst die dritte erweiterte Ausgabe des ersten Augustinusdrucks erschienen 1491 bei Dionysiua Bertochus in Venedig enthielt die Schrift 14 Cassiodorus verweist in seinen Institutiones divinarum et saecularium litterarum auf das Werk des Augustinus benutzt ihn allerdings inhaltlich nicht Die Definition in Buch 1 musica est scientia bene modulandi Musik ist die Kenntnis von der rechten Gestaltung wurde das ganze Mittelalter hindurch von zahlreichen Autoren verwendet und abgewandelt zunachst in lateinischer Sprache spater in verschiedenen Nationalsprachen Obwohl Augustinus nicht der Autor dieser Definition ist war sein Name und seine Autoritat doch mit ihr verbunden 15 Die Bucher 2 bis 5 wurden im Mittelalter kaum rezipiert Erst im 16 Jahrhundert bildeten sie eine Quelle fur das Buch De musica des Francisco de Salinas 16 1937 erst erschien schliesslich die erste Ubersetzung in die deutsche Sprache durch Carl Johann Perl Textausgaben und Ubersetzungen BearbeitenCarl Johann Perl Aurelius Augustinus MUSIK Heitz amp Cie Strassburg u a 1937 spatere Auflagen in der Deutschen Augustinus Ausgabe Schoningh Paderborn Aurelius Augustinus De musica Bucher I und VI Vom asthetischen Urteil zur metaphysischen Erkenntnis lateinisch deutsch Eingeleitet ubersetzt und mit Anmerkungen versehen von Frank Hentschel Meiner Hamburg 2002 Der lateinische Text steht online zur Verfugung Literatur BearbeitenHeinz Edelstein Die Musikanschauung Augustins nach seiner Schrift De musica Bonn 1929 Beat A Follmi Das Weiterwirken der Musikanschauung Augustins im 16 Jahrhundert Peter Lang Bern u a 1994 ISBN 3 906752 54 2 Adalbert Keller Aurelius Augustinus und die Musik Wurzburg 1993 Henri Irenee Marrou Augustinus und das Ende der antiken Bildung Schoningh Paderborn u a 1981 ISBN 3 506 75340 1 Christoph Riedweg Pythagoras Munchen 2002 Silke Wulf Zeit der Musik Vom Horen der Wahrheit in Augustinus De Musica Reihe Musikphilosophie Band 5 Freiburg Munchen Verlag Karl Alber 2013 ISBN 978 3 495 48576 7 Einzelnachweise Bearbeiten Adalbert Keller Aurelius Augustinus und die Musik Wurzburg 1993 S 149 ff Augustinus von Hippo De Ordine 2 XXXV XLIV Augustinus von Hippo Retractationes I 6 Henri Irenee Marrou Augustinus und das Ende der antiken Bildung Schoningh Paderborn u a 1981 ISBN 3 506 75340 1 S 250 Henri Irenee Marrou Augustinus und das Ende der antiken Bildung Schoningh Paderborn u a 1981 ISBN 3 506 75340 1 S 223 Christoph Riedweg Pythagoras Munchen 2002 S 110 ff Martianus Capella De nuptiis Philologiae et Mercurii IX 969 Henri Irenee Marrou Augustinus und das Ende der antiken Bildung Schoningh Paderborn u a 1981 ISBN 3 506 75340 1 S 234 Quintilianus De institutione oratoria 9 IV 50 ff Henri Irenee Marrou Augustinus und das Ende der antiken Bildung Schoningh Paderborn u a 1981 ISBN 3 506 75340 1 S 489 f Carl Johann Perl Aurelius Augustinus MUSIK Heitz amp Cie Strassburg u a 1937 Anmerkungen S 297 Heinz Edelstein Die Musikanschauung Augustins nach seiner Schrift De musica Bonn 1929 S 96 f Carl Johann Perl Aurelius Augustinus MUSIK Heitz amp Cie Strassburg u a 1937 Anmerkungen S 302 f Beat A Follmi Das Weiterwirken der Musikanschauung Augustins im 16 Jahrhundert Peter Lang Bern u a 1994 ISBN 3 906752 54 2 S 54 f Beat A Follmi Das Weiterwirken der Musikanschauung Augustins im 16 Jahrhundert Peter Lang Bern u a 1994 ISBN 3 906752 54 2 S 64 ff Beat A Follmi Das Weiterwirken der Musikanschauung Augustins im 16 Jahrhundert Peter Lang Bern u a 1994 ISBN 3 906752 54 2 S 87 Normdaten Werk GND 4268897 8 lobid OGND AKS LCCN nr96029282 VIAF 185015517 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title De musica Augustinus von Hippo amp oldid 234688365