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Das Balkonzimmer ist ein Gemalde von Adolph von Menzel aus dem Jahr 1845 Es ist das Hauptwerk seines fruhen Schaffens und eins seiner bekanntesten Bilder Seit 1903 gehort es zur Sammlung der Berliner Alten Nationalgalerie Das BalkonzimmerAdolph von Menzel 1845Ol auf Leinwand58 47 cmAlte Nationalgalerie BerlinVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Hintergrund 3 Rezeption 4 Ausstellungen Auswahl 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenDas Gemalde hat die Masse 58 47 cm und ist in der Maltechnik Ol auf Pappe ausgefuhrt Menzels Signatur befindet sich unten rechts A M 45 Vom Kunstler gekauft hat es die Kunsthandlung R Wagner in Berlin Im Januar 1903 zwei Jahre vor Menzels Tod erwarb Hugo von Tschudi als damaliger Direktor der Nationalgalerie das Bild Seitdem tragt es die Inventarnummer A I 744 Das Bild erzeugt die Stimmung einer burgerlichen Wohnung an einem sommerlichen Nachmittag Die kuhle Behaglichkeit des Raumes steht im Gegensatz zur Hitze draussen Das Zimmer ist auffallend sparlich mobliert oder ausgeraumt und wird vom Sonnenlicht das durch eine weisse Gardine dringt durchflutet Die Gardine ist leicht geblaht was auf einen schwachen Windstoss schliessen lasst Der Raum wirkt in seiner Leere fast od Nur ein paar Alltagsmobel ein Spiegel zwei willkurlich platzierte voneinander abgewandte Stuhle ein bescheidener Teppich und am linken Bildrand ein schemenhaft angedeutetes Sofa das aber im Spiegel deutlicher erscheint stehen in dem Zimmer Der Raum wirkt vollig im Gegensatz zu den ublichen Zimmerbildern der Biedermeierzeit die Bequemlichkeit Wohlstand und Stilgefuhl vermitteln sollten unbequem Er ist menschenleer nachlassig eingerichtet und unspektakular alltaglich Hier wird nichts inszeniert oder erzahlt In Menzels gegenstandlich leerem Bild wirkt allein die zuruckhaltende Farbigkeit eigenstandig atmospharisch frisch und lebendig Besonders der Lichteinfall durch die geoffnete Balkontur gibt dem Bild seinen ratselhaften Reiz Der Lichtschein erhellt den polierten Holzfussboden und den Wandspiegel der ein nicht naher definierbares goldgerahmtes Bild im unsichtbaren Bereich des Zimmers oberhalb des Sofas halb reflektiert Die Wand die die ganze linke Halfte des Bildes einnimmt weist eine Flache in hellerer Farbgebung mit erkennbarer Struktur des Farbauftrags auf Betrachter stellten sich die Frage ob das Bild womoglich dort unfertig sei ob es sich um einen Lichtreflex handelt oder ob da ein neuer Anstrich der Wand unterbrochen wurde Doch die Komposition der linken Bildhalfte mit ihrem schattenhaften Sofa lasst nach Ansicht des Kunsthistorikers Claude Keisch keine Plastizitat zu Die Halfte des Bildes besteht aus einer unbestimmbaren Flache So steht es im Gegensatz zur traditionellen Auffassung von Perspektive denn es tauscht verschiedene Blickhohen vor wie das Auge das unterschiedlich je nach Distanz sich anpasst und am Rand liegende Gegenstande unscharf oder verwischt sieht Diese Fahigkeit des menschlichen Auges zur selektiven Wahrnehmung die Menzel in diesem Bild anspricht steht ausserdem einer ehernen Regel der Malerei seit der Renaissance entgegen namlich dem Stillstand der Zeit Das Balkonzimmer entstand in einer Zeit als das trugerische Idyll des Biedermeiers sich langsam auf eine Revolution hin bewegte 1 2 Hintergrund Bearbeiten nbsp Briefmarke mit dem Balkonzimmer nbsp Bibliothek im Schloss SanssoucisMenzel malte bis 1848 zahlreiche Bilder von Innenansichten Dieses Zimmer gehorte zur Wohnung der Familie Menzel in der Schoneberger Strasse damals am sudostlichen Stadtrand Berlins gelegen wo der Kunstler mit seiner Mutter und den Geschwistern lebte In der Zeit fertigte er auch die Illustrationen zur mehrbandigen Geschichte Friedrichs des Grossen von Franz Theodor Kugler bis 1842 an die seinen kunstlerischen Durchbruch bedeuteten In Kuglers Werk hatte Menzel bereits das Motiv einer das Licht durchlassenden Tur im 42 Kapitel verwandt Es ist ein Holzschnitt der runden Bibliothek im Schloss Sanssouci der die bis zum Boden reichenden Fenster lichtdurchflutet darstellt 3 Neben dem Bild aus dieser Wohnung fertigte Menzel weitere Bilder aus den Wohnungen in der Ritterstrasse und von der Marienstrasse 4 Rezeption BearbeitenHugo von Tschudi dem damaligen Direktor der Nationalgalerie und auch Julius Meier Graefe fiel es schwer dieses Bild zu beschreiben und zu deuten So sah Tschudi das Bild als unscheinbares Wunder das nicht durch plumpe Worte erfasst werden konne Meist bezogen sich die Deutungen dieses Bildes auf die Lichtfuhrung und seine farbige Umsetzung Doch hat es in spaterer Zeit eine Neubewertung gegeben die den Raum mit einbezieht Es ist der bereits erwahnte Gegensatz der Menzelschen Komposition zur uberlieferten Tradition einer perspektivisch einheitlichen Darstellung Es fehlt die vordere und seitliche Begrenzung die dem Auge Anhaltspunkte geben was das ungewohnlich Fremdartige Luftige und Reizvolle ausmacht 5 6 Der Kunsthistoriker Lucius Grisebach halt das Bild fur unvollendet obwohl es signiert ist und ist der Ansicht dass es sich um eine seiner privaten Studien handelt die nicht fur die Offentlichkeit gedacht waren Das Balkonzimmer ist als eine Art Ubung zur Verwendung des Lichts in seinen spateren offiziellen Bildern wie das Flotenkonzert Friedrichs des Grossen in Sanssouci aufzufassen Erst in Menzels letzten Lebensjahren sind diese Studien bekannt geworden Menzels private Malerei hatte das Ziel eine reizvolle Situation mit malerischen Mitteln festzuhalten Er hat damit im privaten Bereich das vorweggenommen was die franzosischen Impressionisten aber auch Max Liebermann erst spater offentlich vertraten 7 Die Journalistin Gabriela Walde findet den hellen Fleck an der Wand der viele Kunsthistoriker beschaftigt habe mysterios Sie sieht in dieser Unbestimmtheit die Qualitat und das Neuartige des Gemaldes Das Thema sei nicht mehr der Innenraum sondern das Immaterielle das Licht 8 Der Schweizer Schriftsteller Christoph Geiser behandelt das Bild in seinem Erzahlband Verfehlte Orte ISBN 978 3 906910 51 2 in einer Geschichte mit dem Titel Carlchen oder das Balkonzimmer 9 Im Juni 2012 wurde das Gemalde fur die Sondermarkenserie Deutsche Malerei als 260 Cent Briefmarke Adolph Menzel Das Balkonzimmer herausgegeben Ausgabetag war der 14 Juni 2012 10 Siehe auch Briefmarken Jahrgang 2012 der Bundesrepublik Deutschland Claude Keisch bis 2003 Kustos an der Berliner Alten Nationalgalerie sieht in dem Bild den Gegensatz zu zahllosen Zimmerbildern der Biedermeierzeit bei denen alle Stimmung der Beschreibung eines Inventars untergeordnet werden 11 Ausstellungen Auswahl Bearbeiten1 Mai bis 23 Oktober 1904 Internationale Kunstausstellung Stadtischer Kunstpalast in Dusseldorf Januar bis Mai 1906 Jahrhundert Ausstellung Ausstellung deutscher Kunst aus der Zeit von 1775 1875 Konigliche National Galerie in Berlin Februar bis Marz 1935 Adolph Menzel Zum 120 Geburtstag und 30 Todestag des Kunstlers Nationalgalerie in Zusammenarbeit mit der Preussischen Akademie der Kunste Berlin Juni bis August 1952 Ein Jahrtausend Deutscher Kunst Meisterwerke aus den Berliner Museen Neues Museum und Landesmuseum in Wiesbaden 1956 A Hundred Years of German Painting Tate Gallery London 14 Februar bis 20 April 1975 Deutsche Malerei im 19 Jahrhundert Eine Ausstellung fur Moskau und Leningrad Stadelsches Kunstinstitut und Stadtische Galerie Frankfurt am Main 15 April bis 28 Juli 1996 Menzel 1815 1905 la nevrose du vrai Musee d Orsay in Paris 24 September 1998 bis 10 Januar 1999 Innenleben Die Kunst des Interieurs Vermeer bis Kabakov Stadelsches Kunstinstitut und Stadtische Galerie Frankfurt am Main 22 Juni bis 2 September 2007 Blicke auf Europa Europa und die deutsche Malerei des 19 Jahrhunderts Bayerische Staatsgemaldesammlungen Neue Pinakothek Munchen Literatur BearbeitenGeorg Jacob Wolf Deutsche Bilder Gerber Munchen 1900 S 14 15 Textarchiv Internet Archive G J Kern Aus Menzels Jugend Zur hundertsten Wiederkehr seines Geburtstages am 8 Dezember 1915 In Die Kunst Monatsheft fur freie und angewandte Kunst Band 33 F Bruckmann Munchen 1916 S 84 Abbildung S 81 Textarchiv Internet Archive Ludwig Justi Adolph Menzel das Balkonzimmer In Deutsche Malkunst im 19 Jahrhundert Ein Fuhrer durch die Nationalgalerie Amtliche Veroffentlichung der National Galerie Bard Berlin 1924 4 S Werner Busch Adolph Menzel Das Balkonzimmer Ein Werk aus der Alten Nationalgalerie Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Berlin Mitte Museumsinsel Till Meinert Hrsg Der Kunstbrief Gebruder Mann Verlag Berlin 2002 ISBN 3 7861 2429 9 Reinhard Wegner Menzels Balkonzimmer ein Kabinettstuck In Lorenz Dittmann Klaus Guthlein Dethard von Winterfeld Hrsg Sprachen der Kunst Festschrift fur Klaus Guthlein zum 65 Geburtstag Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2007 ISBN 978 3 88462 259 9 S 241 248 Gabriela Walde Adolph Menzels Balkonzimmer von 1845 In Berliner Morgenpost 5 August 2018 morgenpost de Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Das Balkonzimmer von Adolph von Menzel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Beschreibung smb museum digital de Berliner Nationalgalerie ausfuhrliche Beschreibung smb digital de Menzel Adolf Friedrich Erdmann von Balkonzimmer auf zeno orgEinzelnachweise Bearbeiten Das Balkonzimmer SMB digital abgerufen am 20 November 2019 Internetseite der Berliner Nationalgalerie mit ausfuhrlicher Beschreibung Institut fur Museumsforschung Beatrice Miersch Die Marke Menzel Interdisziplinaritat als Schlussel einer publikumswirksamen Ausstellung in der Alten Nationalgalerie Berlin In Staatliche Museen zu Berlin Hrsg Mitteilungen und Berichte aus dem Institut fur Museumsforschung Nr 53 2014 ISSN 1436 4166 smb museum PDF Franz Kugler Geschichte Friedrichs des Grossen Leipzig 1856 S 471 Digitale Ausgabe der Universitatsbibliothek Trier Gustav Kirstein Das Leben Adolph Menzels E A Seemann Leipzig 1919 S 50 53 Textarchiv Internet Archive Werner Busch Die Notwendige Arabeske Wirklichkeitsaneignung und Stilisierung in der deutschen Kunst des 19 Jahrhunderts Gebruder Mann Verlag Berlin 1985 ISBN 3 7861 1417 X Claude Keisch in Adolph von Menzel 1815 1905 Das Labyrinth der Wirklichkeit Ausstellungskatalog DuMont Berlin Koln 1996 ISBN 3 7701 3960 7 S 90 f Lucius Grisebach in Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz Hrsg Kunst der Welt in den Berliner Museen Staatliche Museen Preussischer Kulturbesitz Stuttgart Zurich 1980 ISBN 3 76302007 1 S 36 Gabriela Walde Adolph Menzels Balkonzimmer von 1845 In Berliner Morgenpost 5 August 2018 morgenpost de literaturkritik de Programm 2012 Serie Deutsche Malerei Adolph Menzel Das Balkonzimmer Claude Keisch in Alte Nationalgalerie Kunst im langen 19 Jahrhundert Aus der Sammlung der Nationalgalerie Herausgegeben von Ralph Gleis Birgit Verwiebe Yvette Deseyve 7 Auflage E A Seemann Verlag Leipzig 2023 ISBN 978 3 86502 504 3 S 267 Normdaten Werk GND 4690990 4 lobid OGND AKS VIAF 201887902 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Das Balkonzimmer amp oldid 233987007