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Mit dem Begriff Zimmerbilder bezeichnet man ein Genre der Malerei das sich mit der Darstellung von meist privaten Innenraumen befasste und fast ausschliesslich in der Kulturepoche des Biedermeiers verbreitet war Eduard Gaertner Berlin 1849 Inhaltsverzeichnis 1 Voraussetzungen 2 Form Inhalt und Verwendung 3 Beginn und Ende 4 Galerie 5 Literatur 6 WeblinksVoraussetzungen BearbeitenEin Kennzeichen des Biedermeiers war die Entwicklung zu Einfachheit und Bescheidenheit nicht als ethische Haltung sondern als Stilfrage Statt uberbordender Formen und reichlicher Anwendung von Gold galten nun schlichte formal reduzierte Objekte und einfache aber meisterhaft bearbeitete Materialien als Ausweis asthetischer Qualitat Diese besondere Art von vornehmer Bescheidenheit war kostspielig Der Adel und zunehmend auch das wohlhabende Burgertum konnten sie sich leisten und sie liessen das Erreichte in Bildern festhalten Form Inhalt und Verwendung Bearbeiten nbsp Ferdinand Rothbart Coburg 1848Zimmerbilder gab es als Zeichnungen Aquarelle und Gouachen sowie in verschiedenen Mischtechniken Sie waren relativ klein ein durchschnittliches Querformat mass etwa 32 5 22 5 cm grossere Abweichungen nach oben oder unten kamen vor waren aber selten Die Darstellungen folgten in den meisten Fallen dem Prinzip der Guckkastenbuhne Der Blickpunkt war haufig leicht aus der Mitte nach links versetzt Diese Arbeiten waren nicht das Werk von Amateuren sondern von professionellen Kunstlern zum Teil von spezialisierten Zimmermalern allerdings gibt es durchaus auch Exemplare die von Laien gefertigt wurden da Malen und Zeichnen zur Freizeitbeschaftigung wohlhabenderer Familien gehorten Ein deutlicher Beleg fur die Wertschatzung die das Genre zeitweilig genoss ist eine Serie von neun Aquarellen die der beruhmte Architekturmaler Eduard Gaertner im Auftrag der koniglichen Familie von Innenraumen des Berliner Stadtschlosses anfertigte Mit grosser Genauigkeit wurde der Zustand eines bestimmten Innenraums zu einer bestimmten Zeit geschildert Aussehen und Platzierung von Mobelstucken die Farben und Muster von Tapeten Vorhangen und Teppichen die Ausgestaltung der Raume mit Kunstwerken Alltagsgegenstanden oder Zierobjekten Diese detaillierte Wiedergabe der Inneneinrichtungen lasst erkennen wie intensiv sich die Zeitgenossen mit den Gegenstanden ihres privaten Umfeldes beschaftigten und macht zugleich deutlich dass man dies auch dokumentieren wollte Personen wurden auf diesen Bildern selten gezeigt und wenn dann kaum mit ihren individuellen Zugen sondern kleinformig und in einer Tatigkeit begriffen die der Zweckbestimmung des jeweiligen Raumes entsprach Das Individuum war vor allem indirekt prasent durch die genaue Beschreibung seiner privaten Umgebung Zimmerbilder wurden ublicherweise als personliche Geschenke zu bestimmten Anlassen in Auftrag gegeben Der preussischen Prinzessin Elisabeth schenkten ihre Eltern ein Bild ihres Berliner Kinderzimmers als sie jung verheiratet nach Darmstadt ging Und ein Aquarell des Arbeitszimmers von Grossherzog Ludwig II von Hessen Darmstadt entstand als Kopie noch nach dessen Tod und wurde posthum verschenkt Die Blatter wurden allenfalls weitervererbt jedenfalls nicht offentlich ausgestellt und nicht verkauft Man stellte sie zu Alben zusammen eine damals bei Damen der Gesellschaft beliebte Beschaftigung und betrachtete sie in hauslicher Umgebung Uber ihre emotionale Bedeutung hinaus wurden diese Sammelbande damit auch zu Abbildern des Kunstverstandnisses der Bildungsstufe und des sozialen Status ihrer Besitzerinnen Beginn und Ende BearbeitenDie fruhesten erhaltenen Zimmerbilder stammen aus Wien 1815 und Munchen 1820 aus Berlin gibt es Beispiele seit 1828 Sicher lassen sich altere halbwegs vergleichbare Darstellungen finden etwa Stillleben und die Wiedergabe von Innenraumen in der hollandischen Malerei auch sonst vereinzelt Interieurschilderungen und Architekturentwurfe Aber nur im Biedermeier also in der ersten Halfte des 19 Jh und in einem begrenzten geografischen Raum in den deutschen Landern und in Osterreich waren Zimmerbilder ein etabliertes autonomes Genre der Malerei In den unmittelbar folgenden historischen Abschnitten behielten die Bilder zwar noch eine Zeit lang ihren privaten Erinnerungswert verloren aber an Bedeutung durch den Wandel der asthetischen Anschauungen und der individuellen Gewohnheiten Der Wunsch die eigenen vier Wande auf diese spezielle Art zu dokumentieren war nicht mehr so verbreitet wie zuvor Wer dies dennoch wunschte bediente sich des modernen Mediums der Fotografie Mit grosserem Abstand zu ihrer Entstehung allerdings wurden die Zimmerbilder des Biedermeiers wieder wichtig als Quellen spezieller Informationen zur Kulturgeschichte Sie uberliefern kaum im Original erhaltene Details der Raumausstattung wie Textilien Vorhange Gardinen Teppiche usw oder vollig vergangliche wie Pflanzenschmuck Auch die tatsachliche Aufstellung und Nutzung des an sich haufig erhaltenen zeitgenossischen Mobiliars oder kleinerer Gebrauchs und Dekorationsgegenstande lasst sich an Zimmerbildern ablesen Ist ein Bild mit Ortsangabe versehen kann man daran die individuellen Merkmale des jeweils regionalen Mobelstils studieren da die genaue Herkunft von Mobeln im Museumsbesitz oftmals nicht dokumentiert wurde So lassen sich Aussagen uber bestimmte regionale oder gar lokale Besonderheiten treffen und erhaltene Mobel deren Herkunft unbekannt ist entsprechend einordnen Galerie Bearbeiten nbsp Johann Erdmann Hummel Berlin ca 1820 Studienblatt nbsp anonym E W Wien ca 1820 nbsp Leopold Zielcke Berlin ca 1825 nbsp Adolph von Menzel Das Balkonzimmer 1845 nbsp Ferdinand Rothbart Balkonzimmer Winterpalais Gotha 1848Literatur BearbeitenInterieurs der Biedermeierzeit Zimmeraquarelle aus furstlichen Schlossern im Besitz des Hauses Hessen Bestandskatalog und Katalog zur Sonderausstellung Imhof Petersberg 2004 ISBN 3 937251 69 3 mit u a 96 ganzseitigen farbigen Abbildungen ausfuhrlich beschriebener Zimmerbilder 272 S Katharina Kuster Heise Zeitzeugnis und Erinnerung In Schlosser Baden Wurttemberg ISSN 0943 5298 Heft 4 2017 S 36 40 insbesondere uber das Massenbach Album im Bestand des Landesmuseums Wurttemberg Laurie A Stein Zimmerbilder Sektion IV in Biedermeier Die Erfindung der Einfachheit Ausstellungskatalog Hatje Cantz Ostfildern 2006 ISBN 978 3 7757 1795 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Zimmerbilder Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Michael Horling Eine Loge im Welttheater Interieurbilder des 19 Jahrhunderts aus der Graphischen Sammlung des Museums Georg Schafer inundumSW de news 4 Januar 2013 abgerufen am 26 September 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Zimmerbilder amp oldid 224345427