www.wikidata.de-de.nina.az
Die Dampfmolkerei Fahrenwalde war eine bis ins Jahr 1988 existierende Dampfmolkerei in Fahrenwalde im heutigen Landkreis Vorpommern Greifswald im Osten Mecklenburg Vorpommerns Sie wurde 1892 als milchverarbeitender Betrieb gegrundet in dem die von der Bauernschaft angelieferte Rohmilch durch ein wenigstens aus Zentrifuge und Erhitzer bestehendes und von einer Dampfmaschine angetriebenes technisches System weiterverarbeitet wurde Im Allgemeinen schloss sich im selben Hause die Verarbeitung zu Butter manchmal zusatzlich auch die Produktion von Kase an Da ein Einblick in die Geschichte des Molkereiwesens gunstigerweise stets am konkreten typischen Beispiel erfolgt ist hier die dorfliche Entwicklung der Dampfmolkerei Fahrenwalde unter technologischen und kulturhistorischen Aspekten dargestellt Inhaltsverzeichnis 1 Kaiserzeit 2 Zwischen den Weltkriegen 3 Nachkriegsjahre 3 1 1950er 3 2 1960er 4 Auflosung 5 WeblinksKaiserzeit BearbeitenIm Jahre 1892 grundeten acht Grossbauern und Bauern im Dorf Fahrenwalde eine Genossenschaft zur gemeinschaftlichen Errichtung einer Dampfmolkerei und nahmen dafur vom Neuen Brandenburgischen Credit Institut uber Pfandbriefe 3 eine Kreditsumme von 8000 Mark auf Fur diesen Kredit hafteten die Genossenschaftler mit dem gesamten Vermogen ihrer Bauernwirtschaften welches zusammen 27 Hufen betrug Die Finanzierungs und also auch Stimmanteile waren unterschiedlich und lagen zwischen 5 und 1 Hufen Zur Deckung der Betriebskosten wurde beschlossen dass von jedem Liter Milch der an die Molkerei geliefert wird diese 1 Pfennig einbehalten darf Die Grundungsmitglieder verpflichteten sich ihre gesamte Milchmenge an diese Molkerei abzuliefern Der Fettgehalt der angelieferten Milch sollte wochentlich untersucht werden und durfte zumindest zwischen Oktober und Mai nicht unter 3 sinken Dabei wurde von einer durchschnittlichen taglichen Milchmenge von sechs Litern pro Kuh ausgegangen ergibt sich in der Jahresabrechnung dass jemand weniger geliefert hat muss er den Wert fur die fehlende Menge begleichen uber besondere Umstande wird mehrheitlich entschieden Nachdem im Marz 1892 die Genossenschaft gegrundet war und die Umbauten aus einer alten Stallanlage aus Feldsteinen der Molkerei Gestalt annahmen traten im Oktober weitere 24 Bauern des Dorfes bei allerdings ohne Eigenanteil und Mitbestimmung Man einigte sich darauf dass der gleiche Literpreis und eine Betriebskostenumlage gezahlt werden soll Je Milchkuh mussten nun auch von den Neueintretenden 2200 Liter jahrlich angeliefert und eventuelle Restsummen finanziell ausgeglichen werden Alle Milchlieferer verpflichteten sich auch keine Milch von kranken oder frisch milchenden Kuhen vor dem 5 Tag anzuliefern nbsp Die Dampfmaschine das Herzstuck der DampfmolkereiDas Grundstuck war fur 100 Reichsmark jahrlich gepachtet umgebaut und mit einer Dampfmaschine sowie weiteren notwendigen Geratschaften versehen Dazu gehorte auch die Milchzentrifuge denn durch diese Erfindung wurde die Butterherstellung praktisch revolutioniert Davor mussten die Bauern ihre Milch in flachen Wannen ggf in einem gemeinsamen Eiskeller aufstellen und warten bis es nach Tagen zu einer Abtrennung des fur die Butterherstellung notwendigen Rahms kam und sie diesen in kleinen Fassern zu Butter schlagen konnten Eine parallele Revolution war die Dampflok die auch den schnellen Butter oder Milchtransport zu den Grossstadten ermoglichte und fur die Bauernschaft lukrativ machte Die neugegrundete Genossenschaft setzte vertraglich einen Molkereiverwalter ein Dieser war unter anderem fur die Milchannahme und Ausgabe Butter und ggf Kaseherstellung und alle technischen Gerate verantwortlich Bis 1909 gab es in Fahrenwalde allein drei verschiedene Verwalter es kam dabei unter anderem vor dass durch eine fehlerhafte Kaseproduktion der Genossenschaft ein Schaden von uber 2000 Mark entstand Also musste ein Verwalter stets eine Kaution stellen Ihm wurde ein Jahresgehalt von 1000 Mark zugestanden und er durfte in der Betriebswohnung oberhalb der Molkerei wohnen Als Deputat gab es fur die Familie taglich einen Liter Vollmilch drei Liter Magermilch wochentlich 1 5 Pfund Butter und die Erlaubnis jahrlich ein Schwein futtern zu durfen Wichtig fur den Molkereibetrieb war auch die auf dem Grundstuck befindliche 36 Meter tiefe Wasserstelle bei der Wasser durch ein langes zusammengefugtes Rohr hochgepumpt wurde Zur 3 PS Dampfmaschine gehorte um 1900 eine relativ kleine eingemauerte Kesselanlage mit einem etwa drei Meter aus dem Dach ragenden Schornstein aus Metallrohr Neben dem Kesselraum befand sich an der anderen Seite ein uberdachter Kohlebunker mit entsprechenden Wandoffnungen Der Kohlebunker musste so gross sein dass er mehr als die Ladung eines kompletten Eisenbahnwaggons an Kohle also mehr als 25 Tonnen aufnehmen konnte Je nach Witterung reichte eine Ladung fur mehrere Monate Immer wenn ein Waggon Kohle eintraf hatte der von den Bauern gestellte Spanndienst einen ganzen Tag zu tun um die Kohle zur Molkerei zu bringen ansonsten mussten Standgebuhren gezahlt werden Im Winter durften alle Bauern ebenfalls Spanndienste leisten so aus nahe gelegenen Teichen Eisstucke heraushauen und sie in den neben der Molkerei befindlichen Eiskeller bringen Eine zwei Meter tiefe und mehrere Meter breite gut mit Ziegel und Torf isolierte Grube mit Schilfdach daruber fasste so viel Eis dass es bis zum nachsten Winter zur Kuhlung der Vorrate reichte nbsp Zweikammer Zeigerwaage zum Wiegen der MilchDie Bauern des Dorfes lieferten je nach Saison bis etwa 3000 Liter Milch taglich an also wurde in der Regel taglich auch Sonntags gebuttert im Sommer bei grosser Milchmenge sogar zweimal Unmittelbar vor der Molkerei befand sich eine grosse Holzrampe hier hielten die Pferde und auch Hundefuhrwerke und die Bauern konnten dort ihre Milchkannen abladen und aufladen Innen schloss sich der Annahmeraum an die Milch wurde gesiebt auf Verunreinigung untersucht gewogen und die Menge in ein Buch eingetragen Gleichzeitig erfolgte dort der Eintrag der zuruckgelieferten Magermilch Butter Buttermilch usw auch dafur war in der Regel die Ehefrau des Verwalters zustandig Das Gewicht wurde mit einer Balkenwaage ermittelt dahinter stand als Auffangbehalter eine Metallwanne Da die Annahme morgens und abends zu jeweils festgelegten Zeiten erfolgte und zu diesen Zeiten auch alle anderen Leute unter anderem frische Trinkmilch kaufen konnten entwickelte sich diese Annahme Rampe zu einem wichtigen sozialen Zentrum der Kommunikation innerhalb der Dorfgemeinschaft Seit Bestehen der Molkerei wurde nach Moglichkeit stets ein Lehrling mitausgebildet Eine spurbare Verbesserung brachte dann die Elektrifizierung des Dorfes im Jahre 1911 Fur die Beleuchtung gab es zwar nun elektrischen Strom statt Petroleumlampen aber der allgemeine Molkereibetrieb musste schon aus Kostengrunden weiter durch die Dampfmaschine aufrechterhalten werden nbsp Die Transmission nbsp Einzelaufnahme des TrommelerhitzersDie Dampfmaschine trieb uber eine etwa 10 m lange sich im Deckenbereich befindliche rotierende Eisenstange Transmissionswelle auf Schmierlagern und Riemen unter anderem das Butterfass die Zentrifuge und alle Erhitzer und Pumpen an Mit der Zentrifuge konnte man grosse Milchmengen kontinuierlich in den fur die Butterherstellung benotigten Rahm und fettarme Magermilch trennen In ihr wurde die Milch durch Rotation in ein System von vielen ubereinander liegenden Tellern gedruckt und so in millimeterbreite Schichten verteilt Der Rahm floss nach innen die schwerere Magermilch druckte nach aussen und in der Zentrifuge verblieb schliesslich als Rest der Zentrifugenschlamm Da die so gewonnene Magermilchmenge grosser war etwa 80 des Rohmilchvolumens als der Rahm war auch der Magermilch Trommelerhitzer etwa 85 Grad Celsius grosser als der Rahm Trommelerhitzer etwa 95 Grad Celsius Die Dampfmaschine lieferte fur beide den fur die Pasteurisierung notwendigen heissen Dampf und bewegte ausserdem uber den Riemenantrieb die jeweiligen Trommeln Durch diese Drehbewegungen erfolgte auch der Weitertransport in den Rohrleitungen nbsp Die beiden abschliessbaren ZentrifugenZu jener Zeit ist die anfallende Magermilch ohne anschliessende Kuhlung von den Bauern gleich zur Viehfutterung wieder mit zuruckgenommen worden Der Rahm floss nun beidseitig uber die waagerechten Rohrschlangen eines Kuhlers In den Kuhlrohren zirkulierte ebenfalls im Gegenstromverfahren zumeist kaltes Wasser Dann wurde er zur nachtlichen Reifung in eine grosse Wanne mit Doppelwand dem Rahmreifer gepumpt Sollte er gekuhlt werden gab man kaltes Wasser sollte er dagegen je nach Witterung erwarmt werden gab man heisses Wasser in die Doppelwand Bei der Kaltwasser Erzeugung konnte auch Eis aus dem Eiskeller eingesetzt werden Um den Rahm am nachsten Tag verbuttern zu konnen setzte man ihn ausserdem mit einem Saurewecker an Das konnte ein Eimer Restmilch vom Vortag aber auch ein Eimer gut verruhrte Buttermilch sein hier war die Erfahrung des Buttermeiers gefragt Nur wenn Sauregrad Temperatur usw stimmte abends konnte kontrolliert und nachgeholfen werden kam der Rahm morgens uber die Rahmrinne ins Butterfass Nachdem das Fass etwa 35 Minuten lief konnte man mit Erfahrung am Klang und auch durch das Schauglas erkennen wann die Butter gut war Da die alteren Butterfasser noch kein Knetwerk besassen musste die Butter nach dem Ablassen der Buttermilch und dem zweimaligen Waschen anschliessend mehrmals uber einen Trichter durch zwei sich auf einem Tisch befindliche Walzen gedruckt werden Beide Walzen hatten einen Abstand von etwa 1 cm und wurden solange beschickt bis die Konsistenz der Butter gut war Verpackt wurde entweder direkt mit der Holzform in Stucken zu einem halben Pfund oder in Fasser aus Holz Dabei musste die Butter stets in entsprechendes Pergamentpapier eingewickelt werden Es war Vorschrift von jeder Butterung eine Probe zu nehmen und eine gewisse Zeit aufzubewahren Zum Verkauf gelangte dann auch die anfallende Buttermilch sowie eine gewisse Menge Trinkvollmilch mit etwa 3 Fett fur die Versorgung der Bevolkerung sie wurde aus bestimmten Mengen von Magermilch und Rahm prozentual zusammengeruhrt Wahrend des Ersten Weltkrieges musste die Frau des Molkereiverwalters allein beziehungsweise mit Unterstutzung eines nicht eingezogenen Hilfsarbeiters den Betrieb aufrechterhalten Zwischen den Weltkriegen Bearbeiten nbsp Die Dampfmolkerei 1923Der Metallschornstein ist durch einen gemauerten Schornstein ersetzt worden Die allwinterliche Beschickung des Eiskellers erubrigte sich als 1926 die Molkereigenossenschaft eine Eismaschine kaufte die dann auch an die grosse Transmissionswelle der Dampfmaschine angeschlossen wurde Die Drehbewegung gelangte bei der Eismaschine per Pleuelstange in eine Pumpe Uberdruck 60 at die wiederum durch Druck Kalte erzeugte Die Kalte gelangte dann durch Metallrohre und Kuhlflussigkeit Salzwasser mit Minusgraden also Sole als Trager in den Kuhler beziehungsweise in einen etwa 2 4 Meter grossen Kuhlraum der als Isolierung besonders dicke Wande besass Hier konnte der gesamte in einer Woche produzierte Buttervorrat in Holzfassern zu je 50 kg lagern Gemass einem Vertrag von 1935 mit dem Grosshandler Trettin in Stettin brachte der Spanndienst diese Fasser wochentlich mit dem Pferdefuhrwerk zum nachsten Ort mit Bahnstation Sie gelangten mit Kuhlwagen in die Stadt wo sie sofort in Kleinportionen abgepackt und in die Geschafte weitertransportiert wurden Nach etwa 5 bis 6 Jahren schaffte sich die Molkerei eine neue leistungsfahigere Eismaschine Typ Linde 10 PS an die statt mit der Dampfmaschine direkt uber einen Elektroanschluss und mit Ammoniakflaschen betrieben wurde Kuhlmittel war weiterhin Sole durch Solepumpen konnte sie nun auch direkt in den Schwenkarm des neuen halbkreisformigen Rahmreifers geleitet werden nbsp Die Kesselanlage um 1933Zu Beginn der 30er Jahre erweiterte sich das Einzugsgebiet der Molkerei denn zu Fahrenwalde und Friedrichshof kamen Neunfeld Schonfeld und Karlshof Eine bessere Dampfmaschine 10 PS war notwendig und dazu gehorte auch eine neue Kesselanlage der Eisenwerke Hamburg Bergedorf Um 1933 wurde auch ein zusatzlicher Plattenerhitzer angeschafft Mit diesem universellen ebenfalls von der Kesselanlage betriebenen Erhitzer konnte durch verschiedene Plattenanschlusse sowohl die Magermilch als auch der Rahm auf verschiedene Temperaturen erhitzt werden um mogliche Tuberkulose Erreger sicher abzutoten Gleichzeitig besass der Erhitzer innerhalb der Platten einen Anschluss fur die zur Zentrifuge fuhrende Milch die dadurch im Gegenstromverfahren vorgewarmt wurde So kuhlte sich die pasteurisierte Milch hinterher schon etwas ab bevor im Kuhler zumeist mit Wasser weitere Kalte zugefuhrt wurde Eine zweite Zentrifuge stand nun zur Verfugung und sie war in der Lage den Fettgehalt der Magermilch auf 0 01 zu reduzieren Durch den Kauf eines Butterfertigers mit zwei integrierten Zwillingswalzen erubrigte sich das aufwandige separate Kneten und die Butter brauchte lediglich abgepackt werden Der neue Rahmreifer besass nun ein Ruhrwerk der die halbkreisformige Wanne in Abstanden durchruhrte Das Ruhrwerk war ein pendelndes Rohrsystem in dem auch Kuhlsole fliessen konnte Die aussere Doppelwand eignete sich dagegen fur eine Heisswasser Zugabe Die fur die Rahmreifung notwendigen Bakterienkulturen mussten nun ebenfalls nicht mehr taglich selbst hergestellt werden sondern kamen in Abstanden mit der Post Firma Friedel Dresden und so vereinfachte sich das Ansetzen Statt der Balkenwaage gab es nun die Zweikammer Zeigerwaage mit Hebelzug und es konnten so grossere Milchmengen angenommen werden Da im Molkereibetrieb viel Wasser gebraucht wurde pumpte die Transmission der Dampfmaschine uber ein Gestange mit Ledermanschetten und Ventile das Wasser aus dem Rohr etwa 8 cm Durchmesser in einen etwa 2 m grossen Vorratsbehalter auf dem Dach So genugte die Schwerkraft fur die Wasserentnahme Das Gebrauchtwasser gelangte in eine Klargrube und dann uber in die Kanalisation irgendwann in die Randow und das Oderhaff Ende der 30er Jahre montierte man einen grossen Wasserbehalter fur den Druckausgleich des gepumpten Wassers in den Betriebsraum Das war notwendig solange es noch keinen Anschluss an die zentrale Wasserversorgung gab Zu jener Zeit wurden je nach Jahreszeit etwa zwei bis drei Zentner Butter im Butterfertiger mit integriertem Knet Walzwerk hergestellt und verpackt Innerhalb dieser Zeit kam die genossenschaftliche Mitbestimmung der Bauern immer mehr zum Erliegen die Genossenschaft wurde dem staatlichen Milchwirtschaftsverbund unterstellt der wiederum dem Reichsnahrstand zu folgen hatte Jeder Molkereiverwalter der seine Anstellung behalten wollte musste Parteimitglied werden Zum Kriegsende fielen auf das Gebiet der Molkerei einige Bomben verfehlten jedoch die Gebaude Die Milchproduktion wurde bis zum Treck aufrechterhalten Alle dort nicht mitgenommene Tiere wurden von der Bevolkerung ausgesetzt Nachkriegsjahre BearbeitenNach Kriegsende unterstand das Molkereiwesen in den ostlichen Gebieten der russischen Kommandantur Im Jahr 1946 konnte ein provisorischer Betrieb wieder aufgenommen werden Die Milchversorgung war besonders in den grenznahen Bereichen schwierig da dort trotz der vielen Kriegsopfer alle Hauser wegen der vielen Fluchtlinge aus den ehemaligen Reichsgebieten extrem uberbelegt waren und sich die Einwohnerzahl so fast verdoppelt hatte Die unmittelbaren Nachkriegsjahre waren fur die Bevolkerung weit grossere Hungerjahre als die eigentliche Kriegszeit Die Versorgungsstrukturen und Bauernhofe waren zu grossen Teilen zerstort die Soldaten noch in Gefangenschaft Frauen und Kinder die fast alles unternahmen um nicht zu verhungern pragten das Bild Fur die Milchproduzenten stand die Selbstversorgung im Mittelpunkt Es bildeten sich Schwarzmarkte auf denen Lebensmittel einen sehr hohen Stellenwert besassen da Stadtbewohner versuchten ihren Besitztum moglichst in Essbares umzutauschen Deshalb wurde in den Dorfern mitunter versucht provisorisch selbst zu buttern und die Butter zu vermarkten Obwohl die Behorden ein hohes Milchliefersoll je Kuh festlegten bemuhten sich viele dennoch nicht die gesamte gemolkene Milch zu den Molkereien zu bringen Durch die auf DDR Gebiet durchgefuhrte Bodenreform wurden alle Besitztumer uber 100 ha enteignet Das Land und das Vieh verteilte man an Klein und Neubauern einige wurden zu volkseigenen Gutern Es kam aber auch vor dass Bauern die ihr Soll nicht erfullen konnten oder wollten fur einige Tage von den Staatsorganen inhaftiert wurden nbsp Tafel mit Angaben zur Milchabgabe Sollerfullung von funf Gemeinde 1952Der Fettgehalt der Milch wurde in unregelmassigen Abstanden wenigstens einmal in der Woche von einer Laborantin der Milchkontrollorganisation untersucht Dabei entnahm man von allen der bis etwa 100 Einzellieferanten Proben in Reagenzglaser und uberprufte sie im betriebseigenen Labor auf Fettgehalt Schmutz und Reduktase Bakterien und Keime Zur technischen Ausrustung gehorte dabei auch eine Handzentrifuge und ein Elektroerhitzer Die Dampfmaschine wurde zu Beginn der 50er Jahre ausser Betrieb gesetzt als alle Grossgerate auf Elektroantrieb umgestellt werden konnten Die Kesselanlage produzierte jetzt nur noch Heissdampf zur Milcherhitzung und zur Bereitstellung von Heisswasser fur die Reinigung Noch immer mussten alle Milchleitungen Wannen Fasser usw taglich moglichst heiss und mit Chemikalien Purin P3 grundlich ausgewaschen und desinfiziert werden Zur wochentlichen Generalreinigung wurden dabei alle Rohre bzw Maschinen auseinandergeschraubt 1950er Bearbeiten In den 1950er Jahren waren viele Dorfmolkereien wieder eigene Genossenschaften sie unterstanden aber der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe beziehungsweise dem jeweiligen Rat des Kreises der auch die komplette Lebensmittelversorgung regional und uberregional zu organisieren und dadurch dem Schwarzmarkt zu entreissen versuchte Um fur die Grossbauern gewisse Anreize zu schaffen gab es die sogenannten Freien Spitzen Wenn Bauern uber das Soll hinaus mehr Milch zur Molkerei lieferten bekamen sie dafur einen weit hoheren Literpreis verrechnet oder erhielten Gutscheine fur bestimmte Artikel So konnte man die kontrollierte Milch und Buttermenge etwas steigern und die Versorgungslage verbesserte sich langsam Die Einzugsgebiete wurden nach dem Krieg ebenfalls umorganisiert da es nur noch in einigen Dorfern und Stadten funktionierende Molkereien gab Die Dorfer Zusedom Broellin und Karlsruh kamen dazu und es waren zeitweise zehn Angestellte dort beschaftigt So gab es verschiedene Arbeitsbereiche wie den der Butterherstellung der Sauermilchquarkherstellung der Milchannahme der Magermilchausgabe das Buro und den Kasekeller Die anfallende Magermilch wurde jetzt weisungsgemass fur verschiedene Zwecke genutzt In grossen Wannen entstand durch Ruhren mit grossen holzernen Ruhrstaben und gewissen Zugaben ein weisser krumeliger Sauermilchquark der dann in Holzfasser zu 50 kg gefullt im Kuhlraum lagerte bis ihn sich die Firma Boekmann zur Herstellung von Harzer Kase nach Pasewalk holte Je nach Notwendigkeit und Vertrag diente die Magermilch bis in die 50er Jahre auch zur Herstellung von Kasein und sogenanntem Magermilchquadratkase fur die Bevolkerung Dafur ist der Molkereikeller einige Jahre als Kasekeller genutzt worden Die Kaseherstellung lag in der Obhut eines extra dafur ausgebildeten Spezialisten und zum Ansetzen bestimmter Kasekulturen nahm man unter anderem Lab gewonnen aus Rindermagen Bei der Kaseherstellung fiel als Abfallprodukt Molke an und diese machte volumenmassig etwa 60 der Magermilch aus In den ersten Nachkriegsjahren wurde die Molke nicht nur ans Vieh verfuttert sondern man gewann daraus auch Molkeeiweiss als eiweisshaltigen aber fettarmen Brotaufstrich In spateren Jahren hat man die Molke billig an Selbstabholer abgegeben oder nur ans Vieh verfuttert Das Butterfass ist bis zu zweimal gefullt und die Butter anschliessend dort zumeist per Holzform und Pergamentpapier in Stucken zu je einem halben Pfund versandfertig verpackt worden 1960er Bearbeiten Da um 1960 Fahrenwalde eine zentrale Wasserleitung bekam vereinfachte sich dadurch auch der Molkereibetrieb In der Molkerei gab es einen Verkauf von Trinkmilchflaschen und Sahne Ende der 50er Jahre gab es bedeutende Veranderungen da sich die Bauern zu Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften verschiedenen Typs zusammenschlossen bzw zusammenschliessen mussten Wahrend sich die Mehrzahl dem Typ 3 anschloss bei dem alles komplett vereinigt wurde entschieden sich einige Bauern fur den Typ 1 bei dem nur die Viehhaltung individuell erfolgte Diese wenigen Bauern brachten wie bisher ihre Milch taglich in den Sommermonaten auch zweimal mit ihren Pferdefuhrwerken per Milchkanne zur Molkerei Fur Bauern des Typ 3 entfiel nun diese Arbeit genauso wie das aufwandige tagliche Melken Die Viehbestande konzentrierten sich in einigen grossen Stallungen und es bildeten sich dafur komplette Melkerbrigaden Die nun grosseren Milchmengen brauchte man nicht mehr in Kannen transportieren man konnte nun grosse Milchboiler nutzen und alle Milch wurde von nur einer Person transportiert bzw gepumpt Das war fur alle eine zeitliche Einsparung und die Zahl der Lieferanten an die Molkerei verringerte sich durch die LPG Bildungen zunehmend Dieser Prozess nahm noch weiter zu als sich nach etwa einem Jahrzehnt in Fahrenwalde die LPG Typ 1 in den Typ 3 aufloste und diese LPG grosse Stallanlagen mit Hunderten von Kuhen errichteten sollte und konnte Laut LPG Statistik stieg die Milchleistung je Kuh allein von 1968 bis 1972 von 3093 auf 3400 kg und die Anzahl von 450 auf 600 Kuhe Auf je 100 Hektar bezogen bedeutete das statt 27 nun 35 Kuhe nbsp Milchtank vor der SammelstelleDer allgemeine Konzentrationsprozess zu immer grosseren Strukturen in der Landwirtschaft aus vielen LPGen wurde dann eine KAP wirkte sich auch auf das Molkereiwesen aus Die bis dahin selbststandige Molkereigenossenschaft musste ein Zweigbetrieb 1962 eine Sammelstelle der Molkereigenossenschaft der Stadt Pasewalk werden Dadurch entfiel auch die eigene Butterherstellung die naturlich in Grossbetrieben mit grosserer besserer Technik weit effektiver durchgefuhrt werden konnte Wahrend dieser Zeit sind bis zu 13 000 Liter Milch taglich angenommen worden Die Milchsammelstelle wurde allmahlich zum Einmann Betrieb der spater zur LPG gehorte Hier erfolgte lediglich die Sammlung und Kuhlung der LPG Milch deren Transport sich hier durch eine 1969 errichtete direkte Pipeline aus der Stallanlage noch vereinfachte Zu festgelegten Zeiten gab man erst Wasser dann Milch dann wieder Wasser dazwischen Gummiballe in die Pipeline und durch geeignete T Stucke erfolgte dabei eine Umschaltautomatik In der Sammelstelle wurde der jetzt nur fur die Rohmilch genutzte Kuhler und ein Aluminium Milchtank fur 20 000 Liter der damals 30 000 Mark kostete die wichtigste Geratschaft Der Hochdruckkessel wurde durch einen Niederdruckkessel ersetzt Der gemauerte Schornstein war nicht mehr notig Auflosung BearbeitenIm Jahr 1988 war das letzte Nutzungsjahr der Pipeline alle Milch wurde nun direkt mit Tankwagen vom Stall abgeholt Die politische Wende 1989 fuhrte zur Auflosung der LPG die Bauern erhielten ihr eingebrachtes Land zuruck und verpachteten es zumeist weiter Die Molkerei war nun Eigentum der Treuhandgesellschaft die es dann verkaufte anschliessend ist das komplette Gebaude zum Wohnhaus umgebaut worden Spatestens seit der Jahrtausendwende gibt es keine Kuhe mehr im Dorf Auch die Pasewalker Molkerei wurde kurz nach der Wende aufgelost im ganzen Bundesland existieren nur noch sehr wenige Molkereien Die Zahl der einheimischen Milchlieferanten reduziert sich ebenfalls standig Die EG hat ihre Milchquoten und der Literpreis den die Molkereien den Bauern zahlen konnen sinkt wahrend alle anderen Kosten steigen Die fettreduzierte Magermilch beziehungsweise Molke wurde inzwischen vom Viehfutter zum Diat Produkt und statt in Milchflaschen handelt man Milch jetzt grosstenteils ultrahocherhitzt und homogenisiert in Einwegverpackungen Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dampfmolkerei Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dampfmolkerei Fahrenwalde amp oldid 213885226