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Unter Stricharten versteht man verschiedene Spieltechniken mit denen bei Streichinstrumenten der Bogen uber die Saiten gefuhrt wird Sie ermoglichen ganz wesentlich die musikalische Gestaltung von Artikulation und Phrasierung Auch die Klangfarbe und die Tonqualitat werden von der Strichart beeinflusst Inhaltsverzeichnis 1 Historische Entwicklung 2 Systematik der Stricharten 2 1 Die Bogenhaare bleiben an der Saite 2 1 1 Mit Bogenwechsel 2 1 1 1 Detache 2 1 1 2 Martele 2 1 1 3 Sautille 2 1 2 Ohne Bogenwechsel 2 1 2 1 Legato 2 1 2 2 Portato 2 1 2 3 Staccato 2 2 Die Bogenhaare verlassen die Saite 2 2 1 Mit Bogenwechsel 2 2 1 1 Spiccato 2 2 2 Ohne Bogenwechsel 2 2 2 1 Spiccato auf einen Bogen 2 2 2 2 Fliegendes Spiccato 2 2 2 3 Ricochet 2 3 Weitere Stricharten 3 Artikulation und Klanggestaltung 3 1 Konsonantischer Ansatz und Colle 3 2 Akzent 3 3 Messa di voce 3 4 Son file 3 5 Ondeggiando 4 Literatur 5 BelegeHistorische Entwicklung BearbeitenDie Theoretiker des 18 mehr noch die des 17 Jahrhunderts haben nur wenige und vergleichsweise unprazise Beschreibungen von Strichtechniken hinterlassen Terminologie wie auch die in den Notentexten verwendeten Symbole waren uneinheitlich die Autoren oft mehr am theoretischen System als an der Wirklichkeitsabbildung interessiert Erst das 19 Jahrhundert hat mit einer Fulle von padagogischen und theoretischen Ausserungen zu mehr begrifflicher Stringenz gefunden Dennoch sind die verwendeten Termini nicht durchgehend eindeutig Einigkeit besteht jedoch uber grundlegende Strichbenennungen nbsp Obergriff beim Violinbogen Beim Cellobogen wird der kleine Finger seitlich uber dem Perlmuttauge des Frosches aufgesetzt Das traditionelle Repertoire der Stricharten hat sich also wesentlich fur den Bedarf der Musik des 19 Jahrhunderts ausgepragt Erst die historisch informierte Auffuhrungspraxis hat im ausgehenden 20 Jahrhundert in Verbindung mit Instrumenten der Zeit fruhere Spieltechniken wiederentdeckt und belebt Die nachfolgend verwendeten Begrifflichkeiten gelten fur die Instrumente der Violinfamilie Violine Viola Violoncello und mit Einschrankungen Kontrabass andere Streichinstrumente insbesondere Gamben werden zunachst nicht einbezogen In jedem Fall wird der Obergriff vorausgesetzt bei dem die Finger von oben auf der Stange liegen und der Daumen sie von unten stutzt Immer wiederkehrende Grundbegriffe sind Abstrich Bogen vom Frosch zur Spitze ziehen Aufstrich Bogen von der Spitze Richtung Frosch schieben Bogenwechsel Wechsel zwischen Ab und Aufstrich auf einen Bogen spielen Tone ohne Wechsel der Strichrichtung spielen Das Werkzeug Bogen Bei den vorher ublichen Barock Bogen war die Stange nach aussen gebogen und aus relativ weichem Holz gefertigt Die Folge war eine geringere Spannung der Bogenhaare sehr sensibles Artikulieren und Sprechen sind die Starken dieser Bogen Die im Lauf des 19 Jahrhunderts zunehmende Vorliebe fur lange Melodiebogen und das zunehmende Musizieren in grosseren Konzertsalen unterstutzten die Entwicklung langerer und kraftigerer Bogen wie sie z B Francois Tourte baute Die Stange dieser heute meist gebrauchlichen modernen Bogen ist nach innen gekrummt und besteht aus Pernambukholz sie ist harter und erlaubt eine hohere Spannung der Bogenhaare Systematik der Stricharten BearbeitenDie Stricharten konnen in zwei Gruppen eingeteilt werden Die Bogenhaare bleiben an der Saite oder verlassen sie In beiden Fallen kann bei jedem Ton die Strichrichtung gewechselt oder beibehalten werden Die Bogenhaare bleiben an der Saite Bearbeiten Mit Bogenwechsel Bearbeiten Detache Bearbeiten nbsp Johann Sebastian Bach Seite aus Anna Magdalena Bachs Abschrift der Cellosuiten Getrennt oder gebunden waren die wichtigsten Stricharten des ausgehenden Barock Die Bezeichnungen setzen einen zeitgenossischen in Sachen Auffuhrungspraxis erfahrenen Spieler voraus Sie geben oft nur ein generelles Gestaltungsprinzip eines Motivs oder eine Abweichung vom Gangigen an Detache frz abgetrennt bedeutet dass bei jeder neuen Note ein Strichwechsel stattfindet dh zwischen Ab und Aufstrich changiert wird Im 18 Jahrhundert kann man detache haufig mit dem modernen Ausdruck non legato gleichsetzen Der Barockbogen fordert diese Klangwirkung Die historischen Autoren erwahnen vielfaltige Formen des Detache unterschieden nach Tonansatz harter mittlerer weicher Konsonant nach Entwicklung der Tone an oder abschwellend und ihrer klingenden Zeitdauer ohne oder mit Pause Am gebrauchlichsten ist das Detache bei kurzen Noten aber auch lange Noten ohne daruber gesetzten Legatobogen werden detache gespielt Die Strichart wird als Normalfall nicht zwingend eigens bezeichnet bzw speziell notiert Dennoch findet sich teils uber dem entsprechenden System die Angabe detache um deutlich zu machen dass die Passage eben nicht in einem Bogen gespielt werden soll Auch kann die Artikulationsart durch einen einfachen Wechsel aus Auf und Abstrichsymbolen angezeigt werden In Partituren des spaten 19 Jahrhunderts findet sich manchmal auch die Vorschrift sciolto ital abgetrennt Martele Bearbeiten Um die Grundform eines Martele franz gehammert hervorzubringen wird der Bogen mit Druck auf die Saite gelegt so dass bei der plotzlich einsetzenden Streichbewegung bereits der volle Bogendruck da ist Es entsteht ein leicht perkussiver Tonbeginn Carl Flesch schrieb Klingler vergleicht das im Marteleansatz entstehende Nebengerausch sehr treffend mit dem Ansatz der Konsonanten g d t k 1 Fleschs Formulierung Nebengerausch dokumentiert die Schwierigkeit einer klaren Beschreibung des Phanomens Tatsachlich handelt es sich nicht um ein Nebengerausch etwa ein Kratzen sondern um einen explosiv wirkenden Tonbeginn Die rhythmische Prazision des Marteleansatzes macht ihn einem Klavieranschlag vergleichbar Siehe dazu auch weiter unten konsonantischer Ansatz und Colle Ein bekanntes Stuck dessen Anfang von vielen Geigern im Martele gespielt wird ist Fritz Kreislers Praludium und Allegro 2 Sautille Bearbeiten Beim Sautille das nur in schnellerem Tempo moglich ist federt die Bogenstange durch ihr Eigengewicht und die Elastizitat der Bogenhaare auf und ab die Haare bleiben aber an der Saite Dies bewirkt eine Kurzung und knackige Artikulation der Tone Es wird an der Mitte oder am Schwerpunkt des Bogens gespielt Bei guter Bogenbeherrschung gelingt ein organischer Ubergang von langsamerem Spiccato zu schnellerem Sautille Ohne Bogenwechsel Bearbeiten Legato Bearbeiten Beim Legato ital gebunden werden mehrere Noten ohne Strichwechsel und ohne Unterbrechung des Strichs aneinandergehangt Es wird mit einem Bogen Legato oder Bindebogen bezeichnet der samtliche Noten zusammenfasst die auf einen Strich gespielt werden Das im 19 Jahrhundert entwickelte Ideal ist die vollkommene Gleichmassigkeit des Strichs der allenfalls durch ein ebenso gleichmassiges Crescendo oder Decrescendo variiert wird Galamian gibt folgendes Beispiel nbsp Er bemerkt dazu Bei diesen Bindungen im 3 und 4 Takt sollte das Gefuhl im rechten Arm der den Bogen fuhrt das gleiche sein wie bei den ganzen Noten 3 Der Instrumentalist reagiert nicht auf die metrische Ordnung der einzelnen Tone er unterscheidet nicht zwischen betonten und unbetonten Noten Folgende Gestalten sind fur den Horer daher nicht unterscheidbar nbsp Bereits in der zweiten Halfte des 18 Jahrhunderts wurden lange Bogen auch als Phrasierungszeichen eingesetzt Die scheinbar dadurch entstehenden uberlangen Legatolinien sind auf einen einzelnen Strich oft nicht ausfuhrbar Sie werden daher auf mehrere Striche aufgeteilt die nach Moglichkeit ohne horbare Pause aneinandergehangt werden Die Entscheidungen daruber trifft der Instrumentalist die Zahl der notwendigen Bogenwechsel hangt von vielen Bedingungen ab wie Dynamik Klangfarbe usw Portato Bearbeiten Seit dem 18 Jahrhundert wird zunehmend die Notierung von Staccatopunkten unter einen Bogen als Zeichen fur das Portato ital getragen oder Loure verstanden bei Wiederholung gleicher Tone spricht man auch vom Bogenvibrato Alternativ dazu existiert die Notierung mit waagerechten Tenuto Strichen statt Punkten Die Noten werden breit gespielt der Ansatz ist weich ihm folgt eine Anschwellung des Tons Staccato Bearbeiten Das heute unter Streichern ubliche Wortverstandnis von Staccato hat sich im Verlauf des 19 Jahrhunderts gebildet Gemeint ist eine Folge von Marteleansatzen in derselben Strichrichtung Das Staccato kann kurzer oder auch breiter sein und sich somit dem Portato annahern Es wird je nach Strichrichtung in das gebrauchliche Aufstrichstaccato und das selten zu sehende Abstrichstaccato unterschieden Der Bogen bleibt hauptsachlich an der Saite Verlasst er beim Spielen zwischen den Tonen die Saite heisst es fliegendes Staccato Die Bogenhaare verlassen die Saite Bearbeiten Mit Bogenwechsel Bearbeiten Spiccato Bearbeiten Im 18 Jahrhundert waren die Bezeichnungen staccato und spiccato beides ital losgelost gleichbedeutend Gemeint war unabhangig von der bogentechnischen Ausfuhrung eine deutliche Kurzung des Tons und eine daraus resultierende Pause vor dem nachsten Eine Unterscheidung zwischen den Zeichen Punkt Strich oder Keil Strich und Keil als scharferes Punkt als weicheres Staccato entwickelte sich erst von der Jahrhundertmitte an konsequent vollzogen war sie nicht vor dem 19 Jahrhundert Heute bedeutet spiccato eine Kurzung der Note die durch Entfernung des Bogens von der Saite zustande kommt In Folgen von Spiccatonoten verlasst der Bogen mit dem Ende einer Note die Saite und erreicht sie wieder beim Beginn der folgenden Spiccato tritt in der heute ublichen Terminologie fur das Phanomen ein das bei anderen Instrumenten staccato heisst wahrend staccato in der Streicherpraxis seine Bedeutung vollstandig gewandelt hat Wird also fur eine Streicherstelle von einem Nichtstreicher einem Komponisten Dirigenten Kammermusikpartner staccato vorgeschlagen so kann der Spieler des Streichinstruments das Wort fur sich in die Strichausfuhrung spiccato ubersetzen und die Noten bogentechnisch entsprechend ausfuhren Im Wesentlichen werden zwei Spiccatotechniken gelehrt Springendes SpiccatoAusgangspunkt dieser Technik ist das selbstandige Zuruckspringen des auf die Saite prallenden Bogens Dieses Aufprallen und Zuruckspringen wird mit Ab und Aufstrich des Bogens verbunden das den Ton hervorbringt Obertonstruktur Charakter und Geschwindigkeit der Tone lassen sich steuern durch Veranderung der Strichstelle Spiel naher am Frosch oder weiter in der Bogenmitte Lange von Ab und Aufstrich und Kantung des Bogens Drehung um die Bogenstange so dass mehr oder weniger Haare die Saite beruhren Das springende Spiccato ermoglicht eine elegante Tongebung Aufgehobenes SpiccatoDas aufgehobene Spiccato geht von Einzeltonen aus bei denen durch die Energie des Tonansatzes der Bogen vom Arm von der Saite weggetragen wird Der Bogen fallt nicht von selbst wieder zuruck jeder Ton wird kontrolliert von neuem angesetzt Das selbststandige Hochspringen des Bogens ist weitgehend unerwunscht es wird verhindert durch eine sehr flache horizontal dominierte Bogenfuhrung Diese Technik ist durch ihre weitergehende Kontrolle geeignet auch komplexe rhythmische Gestalten darzustellen Eine Passage wie die folgende gelingt gut mit aufgehobenem Spiccato auch Otakar Sevcik empfiehlt dies z B in den 40 Variationen op 3 nbsp Georg Philipp Telemann Pariser Quartett TWV 43 D1 1 Satz Takt 80 81 Die drei gebundenen Noten werden mit dem Bogen an der Saite im Abstrich gespielt der vierte Ton artikuliert mit einem kurzen liegenden Aufstrich angebunden dann wird der Bogen abgehoben und schnell und flach in der Luft an den Ausgangspunkt zuruckgefuhrt Ohne Bogenwechsel Bearbeiten Spiccato auf einen Bogen Bearbeiten Unterschiedliche Noten mit Staccatopunkten und Bogen daruber bezeichneten seit dem spaten 17 Jahrhundert Tone die zwar deutlich getrennt nach alter Terminologie spiccato aber in derselben Strichrichtung gespielt werden sollten Der Ursprung dieser Technik war die sogenannte Abstrichregel die vermutlich weit ins 17 Jahrhundert zuruckreicht aber erstmals 1698 durch Georg Muffat beschrieben wurde Die betonte Note im Takt auf Zahlzeit eins soll im Abstrich gespielt werden In einem Dreivierteltakt in dem drei Viertelnoten ohne Legatobindung auszufuhren sind werden somit die zweite und dritte mit je einem halb so schnellen Aufstrich gespielt Auch heute werden zur Korrektur der Strichrichtung haufig Striche in derselben Richtung hintereinandergesetzt geschieht das aus rein technischen und nicht aus interpretatorischen Grunden spricht man vom Anhangen der Noten Bis in die zweite Halfte des 18 Jahrhunderts verselbstandigte sich das Spiccato auf einen Bogen als Strichart die vor allem fur wiederholte Noten eingesetzt wurde Im Gegensatz zum hin und her gespielten Spiccato das ohne gezielte Korrektur des Spielers immer an derselben Bogenstelle bleibt neigt das Spiccato auf einen Bogen zu einer starken metrischen Gewichtung der Tone Da durch das Hintereinanderhangen die Bogenstelle wandert im Aufstrich zum Beispiel immer weiter zum Frosch hin verandert sich auch die Hebelwirkung und damit die Dynamik im Aufstrich also zu einem Crescendo Die unveranderte Notation aus Staccatopunkten unter einen Bogen wurde als Imitation der Streicherartikulation auch auf Blas und Tasteninstrumente ubertragen Gemeint waren in jedem Fall kurze Tone Erst in wesentlich spaterer Zeit wurde diese Notation als Portato s u missverstanden und entsprechend sehr weich gespielt Pianisten sehen darin bis heute ublicherweise eine Anweisung zur Pedalbenutzung Fliegendes Spiccato Bearbeiten Beim fliegenden Spiccato wird der Bogen zwischen den Einzeltonen aufgehoben Diese Strichart ist eine schnellere Variante des Spiccatos auf einen Bogen auch sie wird vorzugsweise im Aufstrich gespielt Wahrend des Momentes in dem der Bogen aufgehoben ist kann der Bogen wieder zur Ausgangsposition zuruckbewegt werden so dass beliebig lange Tonfolgen moglich werden die anders als beim Staccato nicht durch die Lange des Bogens begrenzt sind Ein bekanntes Beispiel hierfur findet sich im 3 Satz des Violinkonzertes von Mendelssohn Bartholdy Ricochet Bearbeiten Ricochet bedeutet dass der Bogen einige Male hintereinander in derselben Strichrichtung auf die Saite geworfen wird Diese durch Niccolo Paganini eingefuhrte Strichart findet sich vor allem im virtuosen Streicherspiel sie wird aber auch in der Kammer und der Orchestermusik gelegentlich gefordert Weitere Stricharten Bearbeiten Das Legato Strich fur Strich ist vom Prinzip her ein Detache die Tone werden aber so dicht hintereinandergehangt dass der Bogenwechsel unhorbar wird und fur den Zuhorer der Eindruck eines Legato entsteht Flautando Sul ponticello Tremolo Col legno Exkurs PizzicatoArtikulation und Klanggestaltung BearbeitenKonsonantischer Ansatz und Colle Bearbeiten Bei entsprechendem Verhaltnis von Bogendruck und Bogengeschwindigkeit kann der Marteleansatz auch im aussersten Pianissimo hervorgebracht werden Seit Ivan Galamian hat sich der Ausdruck konsonantischer Ansatz fur den perkussiven Tonbeginn eingeburgert der ohne vorherigen starken Druck und auf jeder dynamischen Stufe hervorgebracht wird 4 Er kann als Variante des Spiccatos auch mit aufgehobenem Bogen hervorgebracht werden das Colle Differenzierte konsonantische Ansatze t k b d w pragen durch ihren Einfluss auf die rhythmische Struktur die musikalische Aussage so tiefgreifend wie sonst nur noch das Vibrato Bezeichnenderweise kennt Flesch als konsonantische Ansatze nur Martele und Staccato s u dessen Wichtigkeit fur das Gesamtkonnen man aber nicht uberschatzen solle 5 wahrend Galamian fur die verschiedenen Varianten eine Vielzahl von Termini und ausfuhrliche technische Anweisungen bereithalt Akzent Bearbeiten Im Gegensatz zum Martele sinkt beim Akzent die Lautstarke des Tons sofort nach dem Martele Ansatz wieder ab Messa di voce Bearbeiten Messa di voce bezeichnet das langsame An und Abschwellen eines ausgehaltenen Tones Es hat seinen Ursprung in der Gesangstechnik Bereits 1601 beschrieb Giulio Caccini im Vorwort zu seinem Werk Le nuove Musiche il crescere e scemare della voce das Wachsen und Nachlassen der Stimme Bis ins 18 Jahrhundert hinein entwickelte sich das Messa di voce zu einem zentralen Element der Gesangskunst das durch die verschiedenen Theoretiker vielfach beschrieben ist Reflexe darauf finden sich auch in der Theorie der Instrumentaltechnik fur die Padagogik der Streichinstrumente in den Werken von Roger North The Musicall Grammarian 1728 und Joseph Barnabe Saint Sevin Principes du Violon pour apprendre le doigte de cet Instrument et les differens Agremens dont il est susceptible 1761 Francesco Geminiani schrieb in The Art of Playing on the Violin 1751 Of Swelling und Softening the Sound These two Elements may be used after each other they produce great Beauty und Variety in the Melody and employ d alternately they are proper for any Expression or Measure Vom Anschwellen und Zuruckgehen des Klangs Diese beiden Elemente konnen nacheinander benutzt werden sie geben der Melodie grosse Schonheit und Vielfalt und abwechselnd eingesetzt sind sie geeignet fur jeden Ausdruck und jedes Versmass d h jeden Rhythmus 6 7 In der Historischen Auffuhrungspraxis vor allem der 1970er und 1980er Jahre wurde das Messa di voce von vielen Ensembles auf die meisten ausgehaltenen Noten angewendet es diente als Ersatz fur das in dieser Zeit verponte Vibrato der modernen Auffuhrungspraxis Dieser konsequente Austausch hat den Klangunterschied zwischen historischer und moderner Interpretationsweise von Streichermusik fundamental gepragt Heute kennt man weitere Quellen aus dem 17 und 18 Jahrhundert historisch informierte Musiker setzen Vibrato wie Messa di voce gezielt als Verzierung ein Die Erkenntnisse haben auch die moderne Auffuhrungspraxis beeinflusst Son file Bearbeiten Das 19 Jahrhundert kannte statt des Messa di voce den Son file franz gesponnener Ton Gemeint ist der gleichmassig gezogene Bogenstrich auf gehaltenen Tonen der allerdings mit einem allmahlichen An oder Abschwellen und damit auch einem Messa di voce vereinbar ist Carl Flesch der meinte es sei Aufgabe der linken Hand den Son file durch Vibrato zu beleben und zu veredeln 8 beschrieb damit die in den Jahren nach 1900 aufgekommene Auffuhrungspraxis Fur das 19 Jahrhundert mindestens seit der Violinschule von Louis Spohr 1831 ist dagegen eine deutliche Reserviertheit gegenuber dem Vibrato bezeugt der Son file scheint in dieser Zeit im Allgemeinen ein vollkommen gerader Ton gewesen zu sein Ondeggiando Bearbeiten Ondeggiando ital schwankend angelehnt an onda Welle ist eine Steigerung des Portato und wird nur auf Tonwiederholungen angewendet Der Strich wird nicht unterbrochen sondern nur rhythmisch verstarkt und abgeschwacht Es wird durch einen Legatobogen gefordert Ein An und Abschwellen der Strichintensitat dessen Rhythmus dem Interpreten uberlassen bleibt wird manchmal Bogenvibrato genannt Erstmals wurde das Tremolo con l arco 1617 von Biagio Marini in der Sonata La Foscarina aus der Sammlung Affetti musicali gefordert 9 Literatur BearbeitenCarl Flesch Die Kunst des Violinspiels I Band Allgemeine und angewandte Technik 2 Auflage Ries amp Erler Berlin 1929 und Nachdrucke S 45 59 119 128 Hugo Becker Dago Rynar Mechanik und Asthetik des Violoncellspiels Wien 1929 Nachdruck Universal Edition Nr 8840 Wien 1971 ISBN 978 3 7024 0022 4 S 37 102 Hans Kunitz Die Instrumentation Ein Hand und Lehrbuch Daraus Teil XII Violine Bratsche VEB Breitkopf amp Hartel Leipzig 1956 S 1324 1337 Vor allem unter Komponisten weitverbreitetes sehr materialreiches Lehrbuch der Orchesterinstrumentation ausgesprochen fehlerhaft nicht nur in der Darstellung der Stricharten Kunitz vollkommene Ausrichtung auf den Orchesterstil Richard Wagners und Richard Strauss fuhren zudem zu starken Verzerrungen bei der Anwendung seiner Ausfuhrungen auf andere Stile Ivan Galamian Principles of Violin Playing amp Teaching Englewood Cliffs N Y 1962 Hier zitiert nach der deutschen Ubersetzung Grundlagen und Methoden des Violinspiels Edition Sven Erik Bergh in der Europabuch AG Unterageri 1983 S 75 94 Grundlegendes Buch des vielleicht einflussreichsten Violinpadagogen des 20 Jahrhunderts das sich vor allem an fortgeschrittene Geiger wendet Geht in vielen Einzelheiten eigene Wege gegenuber der Tradition Gerhard Mantel Cellotechnik Koln 1972 Uberarbeitete Auflage Schott Music Mainz u a 2011 ISBN 978 3 7957 8749 3 S 192 209 David D Boyden Werner Bachmann Artikel Bow englisch In The New Grove Dictionary of Music and Musicians ed Stanley Sadie Band 3 London Macmillan Publishers Limited 1980 S 125 135 In diesem Zusammenhang v a der von David D Boyden stammende II Teil des Artikels der Strichtechnik auch unter historischem Aspekt betrachtet mit Erlauterungen zu den besonderen Bedingungen des Barockbogens Simon Fischer Basics 300 exercises and practise routines for the violin Edition Peters 1997 EP 7440 ISBN 978 1 9015 0700 3 Klaus Eichholz Der kunstlerische Aspekt der Bogenfuhrung Universal Edition Wien 2002 Enthalt keine systematische Auflistung der Stricharten geht jedoch in den einzelnen Diskussionen von Interpretationsproblemen immer wieder darauf ein Greta Moens Haenen Deutsche Violintechnik im 17 Jahrhundert Akademische Druck und Verlags Anstalt Graz 2006 ISBN 3 201 01865 1 Belege BearbeitenDie vollstandige Bibliographie siehe unter Literatur Flesch 1929 S 49 Gemeint ist Karl Klingler Die Grundlagen der Geigentechnik Leipzig 1921 Angabe nach Flesch S III vgl etwa Aufnahmen von Rafael Druian oder Erick Friedman Galamian 1962 S 75 vgl Galamian 1962 S 95 Flesch 1929 S 49 Nur im modernen amerikanischen Englisch bedeutet measure Takt das traditionelle englische Wort ist bar Geminiani konnte mit dem Versmass jedoch ubergreifend die zeitlichen Bezuge der Komposition gemeint und dadurch den Takt eingeschlossen haben Franceso Geminiani The Art of Playing on the Violin London 1751 S 7 Flesch 1929 S 46 Hermann Danuser Hrsg Musikalische Interpretation Carl Dahlhaus Herrmann Danuser Hrsg Neues Handbuch der Musikwissenschaft Band 11 Laaber Verlag Laaber 1992 ISBN 3 89007 041 8 S 258 f Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stricharten amp oldid 232258097 Detache